Mittwoch, 13. Juli 2022

Buchrezension: Jens Lubbadeh - Der Klon

Inhalt:

Berlin im Jahr 2033. Die Journalistin Mara Erhardt hat herausgefunden, dass ein koreanischer Biologe jahrelang illegal Menschen geklont hat. Eine Spur führt nach Berlin, zu zwei Studenten. Doch als sie die jungen Männer ausfindig macht, überstürzen sich die Ereignisse. Denn es gibt noch eine Spur nach Deutschland – zu einem Klon des größten Verbrechers der Geschichte: Adolf Hitler. Und die Auftraggeber wollen nicht, dass dessen Identität zu früh enttarnt wird. Für Mara beginnt ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit – und gegen eine verhängnisvolle Wiederholung der deutschen Vergangenheit. 

Rezension: 

Von einer Informantin erhält die Journalistin Mara Erhardt den Hinweis, dass der koreanische Wissenschaftler Moon Dong-soo über Jahre hinweg Hunde und Menschen geklont hat. Ihre Recherchen führen zu Zwillingen nach Berlin, deren Eltern sich aus Verzweiflung über den Unfalltod ihrer ersten Zwillinge im Jahr 2010 an den Wissenschaftler gewandt hatten. Gemeinsam reist sie mit den Zwillingen nach Südkorea, um die Informantin zu treffen und mehr herauszufinden. Diese fühlt sich am Leben bedroht, nachdem ihr Vorgesetzter vermutlich getötet wurde. Offenbar hat er in der Vergangenheit jemanden geklont, was aufgrund seiner Brisanz nicht publik werden soll. Mara stößt bei ihren Recherchen auf Bernd Sörensen, einen deutschen Politiker, dessen rechtspopulistische Partei im Jahr 2033 auf einem gefährlichen Aufwärtstrend ist. Dieser hatte 2007 Moon den Auftrag erteilt, aus einem ungefähr 60 Jahre alten Zahn einen Menschen zu klonen. Adolf Hitler. 
Mara ahnt den Scoop ihres Lebens und veröffentlicht ihre Informationen, um zu verhindern, dass sich die deutsche Geschichte wiederholt. Was sie damit anstößt, hat sie nicht berechnet. 

"Der Klon" ist ein spannender Thriller um ein bizarres, aber sehr interessantes Gedankenexperiment. Kann es in Deutschland einen Hitler 2.0 geben? Ist ein Klon ein Opfer seiner Gene oder kann er sich individuell entwickeln? Was ist prägender: das Erbgut oder die Erziehung und Umwelteinflüsse? 

Die Geschichte, die nur gut zehn Jahre in der Zukunft handelt, erscheint dabei erschreckend real. Nicht nur, dass in einem Labor illegal Menschen geklont werden, sondern auch das politische und wirtschaftliche Szenario, das in Deutschland erschaffen wird, wirkt plausibel. Aus Unzufriedenheit über die Volksparteien und aus Angst vor der wirtschaftlichen Existenz finden die Parolen rechtsgerichteter Parteien, die Nationalismus predigen, ein starkes Deutschland fordern und gegen Überfremdung und die Ausbeutung des kleinen Mannes hetzen, Gehör. 
Ob damit eine rechtspopulistische Partei Regierungsverantwortung übernimmt, ein zweiter Hitler an die Macht kommt und es ein Viertes Reich geben wird, ist spannend und wendungsreich inszeniert. Wissenschaftliche, historische und politische Fakten werden dabei nahtlos mit einer fiktiven Geschichte verbunden, was den besonderen Reiz ausmacht. Verschiedene Perspektiven in der Gegenwart im Jahr 2033 und Rückblenden in das Jahr 2007 geben dem Leser einen umfassenden Überblick ohne Spannung einzubußen. Besonders interessant erscheint dabei die Reaktion der Bevölkerung und der Medien, als der Hitler-Klon, ein bekannter Instatuber, öffentlich geoutet wird.   

Trotz vieler Fakten überfordert "Der Klon" nicht. Es ist ein Unterhaltungsroman mit einer originellen Idee, die spannend und wendungsreich umgesetzt ist und dabei so authentisch wirkt, dass beängstigend real erscheint, dass ein Viertes Reich durch Manipulation und geschickte Demagogie errichtet werden kann, wenn der entsprechende Nährboden gegeben ist. 

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