Auf einer irischen Insel bereitet sich die Familie Moone auf gemeinsame Feiertage vor. Keiner ahnt, dass ihre Mutter Maeve im Sturm aufs Meer gerudert ist, um nicht zurückzukehren. Zehn Jahre sind seither vergangen, doch die Moones haben den Verlust nie verwunden. Ihr Vater Murtagh arbeitet noch immer als Töpfer auf Inis Óg, während die vier Geschwister damit ringen, Frieden mit der Vergangenheit und Maeves Tod zu schließen. Dazu müssen sie die Geschichte enthüllen, die sich hinter der großen Liebe ihrer Eltern verbarg. Gleichzeitig fließt mit den Jahren neue Liebe in die Risse der zerbrochenen Familie. Aus den Scherben erwächst schließlich für Murtagh ein unerwartetes Glück, das nur Maeve einst erahnt hatte.
Rezension:
1978 lernen sich die Amerikanerin Maeve Morelli und Murtagh Moone im Trinity College in Dublin kennen und verlieben sich ineinander. Murtagh ist ein talentierter Töpferstudent und erhält nach dem Studium das Angebot, eine Töpferei auf der kleinen Insel Inis Óg vor der Westküste Irlands zu übernehmen. Murtagh und Maeve lassen sich dort nieder und werden in kurzer Abfolge Eltern von vier Kindern. Trotz der Verbundenheit zu ihrem Mann und der Liebe zu ihren Kindern ist Maeve von einer Schwermut gepackt, die im Lauf der Jahre immer erdrückender wird. Als es immer mehr dunkle statt helle Tage gibt und sie sich selbst als Last für ihre Familie empfindet, die sich seit jeher Sorgen um sie macht, beschließt Maeve Weihnachten 2005 sich das Leben zu nehmen. Für Murtagh und die gerade erwachsenen Kinder ist es trotz der jahrelangen Depression, der sie nur hilflos zusehen konnten, ein Schock. Jedes Familienmitglied geht anders mit der Trauer um und muss auf seine eigene Weise Trost finden. Fast zehn Jahre später ist der Verlust noch allgegenwärtig und doch macht sich Hoffnung breit, als die Familie endlich gemeinsam beginnt, den Verlust zu verarbeiten, Murtagh ein unerwartetes Geheimnis enthüllt und wieder Liebe und Licht in die Risse der Moones dringt.
Der Roman beginnt mit dem schockierenden Weihnachtsabend im Jahr 2005 und blickt sodann zurück auf das Kennenlernen von Murtagh und Maeve, die ihre große Liebe fanden und erzählt chronologisch die tragische Familiengeschichte der Moones über vierzig Jahre hinweg.
Die Liebesgeschichte ist euphorisch und optimistisch. Maeve und Murtagh scheinen trotz ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten ihren Seelenverwandten gefunden zu haben und so scheint es auch nur folgerichtig, dass sie gemeinsam auf einer kleinen Insel neu anfangen und eine Familie gründen. Für beide war es nicht der aufrichtige Wunsch, das urbane Leben hinter sich zu lassen, aber vor allem Maeve gibt ihr bisheriges Leben auf, lässt ihre Heimat Amerika hinter sich und verfolgt die Schauspielerei nicht weiter. Nach Startschwierigkeiten ist sie eine liebevolle Mutter, kämpft aber mit inneren Dämonen, die sie daran hindern, Glück zu empfinden. Ihre Familie sorgt sich um sie, zeigt sich verständnisvoll, wenn sie sich in ihr Schlafzimmer zurückzieht, die Vorhänge zuzieht und nicht gestört werden will. Es sind vor allem die sensiblen Töchter, die darunter leiden - Nollaig, die Zeit ihres Lebens Schwierigkeiten hat, Vertrauen zu haben und Beziehungen einzugehen und Sive, die ihren seelischen Schmerz an ihrem Körper auslässt.
Die Geschichte ist sehr empathisch und mitunter poetisch erzählt. Durch die bildhaften Beschreibungen kann man das Leben auf der Insel unter wenigen Menschen, wo jeder jeden kennt und wo man von den Fahrzeiten der Fähre abhängig ist, sehr gut nachempfinden. Auch die Charaktere sind so liebevoll und individuell gezeichnet, dass man sich in jeden der "Moonies" hineinversetzen kann. So fällt es auch nicht schwer, Verständnis für Maeve aufzubringen, die mit Depressionen kämpft und am Ende den Kampf verliert. Für sie ist es allerdings keine Niederlage. Sie bedauert am Ende nichts, empfindet ihren Gang ins Meer als Zeichen ihrer Liebe für ihre Familie.
Wie Maeve wirken auch die übrigen Charaktere authentisch und so ist auch ihr Umgang mit dem Verlust und der Trauer um einen geliebten Menschen individuell.
Der Schmerz der Depression und der Preis, der für diese Krankheit gezahlt wird, sind wie die zu Beginn geschilderte Geschichte einer großen Liebe sehr eindringlich und berührend beschrieben. Während die ersten Jahre der Familie detaillierter erzählt werden, sind es nach dem Tod von Maeve nur einzelne Episoden in den Jahren danach, die der/ dem Leser/in die weiteren Lebenswege der Hinterbliebenen, geprägt von einem tragischen Verlust, aber von einer Aufbruchstimmung und Zeichen von Hoffnung, aufzeigen.
"Der Riss, durch den das Licht eindringt" ist eine bittersüße Geschichte über Liebe und Verlust, menschliche Dispositionen, die Herausforderungen von Elternschaft und die Komplexität von Beziehungen. Es ist ein fesselndes Familiendrama mit lebensechten, originellen Charakteren, das das Leben mit psychischen Erkrankungen und den Umgang mit Verlusten sensibel und empathisch beleuchtet ohne zu schwermütig zu sein.
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