Samstag, 26. März 2016

Buchrezension: Kristin Harmel: Über uns der Himmel

Inhalt:

Die junge Kate Waithman lebt mit ihrer großen Liebe Patrick in Manhattan. Eines Morgens geht sie am Hudson River joggen, als plötzlich ein Flugzeug den Himmel durchbricht. Momente später ist das World Trade Center in Rauch gehüllt. Es ist das Gebäude, in dem Patrick arbeitet.
Dreizehn Jahre später fühlt sich Kate endlich bereit, ihr Herz wieder zu öffnen. Doch dann hat sie einen Traum, der realer scheint als alles, was sie umgibt – von dem Leben, das sie mit Patrick gehabt haben könnte. Während sie versucht, an der Vergangenheit festzuhalten, beginnt Kate zu ahnen, dass es für sie einen zweiten Weg zum Glück geben könnte.

Rezension:

Ich fand das Thema Verlust eines Menschen bei den Terroranschlägen am 11. September 2001 sehr reizvoll, weshalb ich "Über uns der Himmel" schon länger lesen wollte.

Die knapp 30-jährige Kate verliert am 11. September 2001 ihren Ehemann Patrick, mit dem sie seit 15 Monaten verheiratet ist und der in einem Büro des Nordturms der Twin Towers gearbeitet hat. Sie denkt zurück an den letzten Abend, den sie zum Teil im Streit verbrachten und an den Morgen, an dem sie sich zum letzten Mal sahen.

Patrick war ihre große Liebe, er war derjenige, der sie ermutigt hat, zu studieren, um ihren Traum, Musiktherapeutin für benachteiligte Kinder zu werden, verwirklichen zu können.
Sein Tod ist inzwischen 13 Jahre her und Kate mit Dan zusammen, den sie immer wieder mit Patrick vergleicht.
Als Kate von ihrem Arzt erfährt, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann und Dan ihr wenig später einen Heiratsantrag macht, beginnt Kate Nacht für Nacht intensiv zu träumen. Die Träume handeln von einem Leben mit Patrick, zusammen mit der gemeinsamen Tochter Hannah, das sie jetzt hätte. Die Träume sind so realistisch und stellen ihren Herzenswunsch dar. Kate flüchtet sich regelrecht in diese Träume, so dass sich Freunde und Familie bald Sorgen um sie machen, da sie den Bezug zur Realität zu verlieren scheint.

Die imaginäre Tochter Hannah ist in Kates Träumen gehörlos, weshalb Kate in ihrem realen Leben einen Kurs in Gebärdensprache besucht, um sich besser mit ihr verständigen zu können. Kurleiter Andrew findet sie auf Anhieb sympathisch, nicht nur weil er selbst im Kindesalter seinen Bruder verloren hat und ihre andauernde Trauer nachvollziehen kann.

Mit Dan kommt es dagegen immer wieder zu Auseinandersetzungen, da er selbst spürt, dass er Kate Patrick nicht ersetzen kann und will und auch ihren späten und für ihn plötzlichen Kinderwunsch nicht nachvollziehen kann.

Kate stürzt sich in ihrer Eigenschaft als Musiktherapeutin in die ehrenamtliche Arbeit mit gehörlosen Kindern in Pflegefamilien und kann sich auch selbst vorstellen, ein Pflegekind aufzunehmen. Durch ihr Engagement kommt sie auch Andrew näher. Ihre Träume, deren Details sich zum Teil sogar bewahrheiten, verblassen wieder und Kate beginnt, Patrick so langsam loszulassen.

Der Roman ist gefühlvoll, lebendig und sehr flüssig geschrieben, so dass ich ihn schnell verschlungen habe. Kate ist eine sympathische Protagonistin, mit deren Leid man mitfühlt, auch wenn sie ihren verstorbenen Ehemann stark verglorifiziert, so dass Dan nie wirklich eine Chance bei ihr haben konnte. Man begleitet Kate auf ihrem Weg der Trauer, wobei ihr die Träume, in die sie selbst auch viel hineininterpretiert, eine Stütze sind. Wünscht sie sich anfangs noch, dass Traum und Wirklichkeit tauschen könnten, beginnt sie, durch ihre neue Aufgabe mit den Kindern und der Auseinandersetzung mit der Entscheidung, ob sie Dan wirklich heiraten möchte, wieder Boden unter den Füßen und nimmt ihr Leben in die eigene Hand.

"Über uns der Himmel" ist ein Herz-Schmerz-Roman über das Suchen nach Glück, in dem nicht nur Kates Gefühle, sondern auch ihre Träume einen sehr großen Raum einnehmen. Für die ein oder andere Leserin könnte dieser Aspekt zu realitätsfern sein. Ich fand es schön, Kate auf ihrer Suche nach dem Glück ein Stück zu begleiten. Dennoch hat mir der Roman "Als ich erwachte" von Cynthia Swanson, der ebenfalls von intensiven Träumen handelt, besser gefallen, da der Roman packender und der Bezug zur Realität klarer vorhanden war.

Mittwoch, 23. März 2016

Buchrezension: Tammara Webber - Einfach. Liebe

Inhalt:

Als Jacqueline sich von einer Party davonstiehlt, ahnt sie nicht, dass die Ereignisse der Nacht ihr Leben für immer verändern werden. Kaum versucht ein Verehrer, der ihr gefolgt ist, sie zu bedrängen, liegt er schon am Boden. Ihr Retter? Ausgerechnet Lucas, der stille Einzelgänger, der nicht nur sehr sexy und geheimnisvoll, sondern auch vollkommen unnahbar ist. Und während Jacqueline versucht, sich auf ihre Abschlussprüfungen vorzubereiten, taucht Lucas plötzlich überall dort auf, wo sie auch ist. Er scheint etwas zu verbergen. Doch sein Blick brennt sich in ihr Herz...

Rezension:

Jacqueline ist College-Studentin und wurde gerade von ihrem langjährigen Freund aus Highscholzeiten, Kennedy, verlassen. Am Abend der Halloweenfeier auf dem Campus geht Jacqueline allein zu ihrem Wagen zurück und wird dabei von Mitstudent Buck überfallen, der sie versucht zu vergewaltigen. Lucas, der bereits seit Längerem ein Auge auf Jacqueline geworfen hatte, kann rechtzeitig einschreiten und verprügelt Buck.

Jacqueline, die bisher nur Augen für Kennedy hatte, war Lucas bisher nie aufgefallen, aber ab sofort sieht sie ihn überall: als Kellner bei Starbucks, in ihrem Wirtschaftsseminar, im Selbstverteidigungskurs, ... Sie wird zunehmend neugierig auf ihren geheimnisvollen Retter.

Auf der anderen Seite ist ihr Tutor Landon, der ihr Nachhilfe gibt, da sie aufgrund ihres Liebeskummers um Kennedy die Wirtschaftsseminarstunden zwei Wochen verpasst hat. Sie kennt ihn allerdings ausschließlich per E-Mail, die er professionell distanziert, aber zunehmend auch persönlicher beantwortet.

Zumindest Kennedy ist schneller abgehakt als ihm dann selbst lieb ist und Jacqueline beginnt sich in Lucas zu verlieben, der einerseits eine sensible Künstlerseele in sich trägt und andererseits aber auch von einer dunklen Vergangenheit gequält wird, die er Jacqueline nicht offenbaren möchte. Sie beginnt daraufhin selbst mit Nachforschungen.

"Einfach. Liebe." ist eine sehr unterhaltsame Erzählung aus dem Genre der New Adult-Romane. Die Geschichte um das Verlassenwerden und Neuverlieben unter College-Studenten ist nichts Neues, aber durch die interessanten Charaktere, die ernsten Themen wie Vergewaltigung und Traumata, die daneben behandelt werden, und den flüssigen Schreibstil der Autorin sehr lesenswert. Ich habe den Roman als gute, wenn auch zum Teil vorhersehbare Unterhaltung für zwischendurch sehr schnell verschlungen. Einfach Liebe? Einfach lesen!

Wer dann noch mehr über Lucas erfahren möchte, sollte unbedingt den Nachfolgeroman von Tammara Webber "Einfach. Für Dich." lesen, in der die Liebesgeschichte aus der Sicht von Lucas dargestellt wird, wodurch man mehr über sein Inneres und seine Vergangenheit erfährt.




Freitag, 18. März 2016

Buchrezension: Tracy Guzeman - Das Gewicht des Himmels

Inhalt:

Ein langer Sommer in Neuengland. Die Schwestern Alice und Natalie begegnen dem geheimnisvollen Maler Thomas Bayber. In jenen Tagen entsteht ein Porträt, dessen tragische Bedeutung erst Jahrzehnte später ans Licht kommen wird. Denn die Begegnung zwischen Alice und Thomas ist der Beginn einer tiefen Liebe und zugleich einer Lüge, die mehr als ein Leben zerstört...

Rezension:

Die beiden ungleichen Schwestern Alice und Natalie verbringen zusammen mit ihren Eltern im Sommer 1963 ihre Ferien in einem Ferienhaus am See. Die 13-jährige Alice ist ein pfelgeleichtes Kind, interessiert sich für die Natur und zeichnet am liebsten Vögel. Vor allem nachts wird sie aber zeitweise von starken Schmerzen geplagt, worüber sie aber nicht spricht. Die ältere Schwester Natalie ist aufsässig, lässt sich von ihren Eltern nicht mehr viel sagen und versucht lieber ihre weiblichen Reize ins Spiel zu bringen.

In einem Haus nebenan wohnt der junge, noch unentdeckte Maler Thomas Bayber, der die Familie während des Urlaubs zeichnet.

Acht Jahre später, als ihre Eltern bereits tot sind, kehrt Alice, die inzwischen an schwerer rheumatischer Arthritis leidet, an den Urlaubsort zurück und trifft dort wieder auf Thomas. Sie verbringt ein paar Tage bei ihm, bevor sie schwer von ihm enttäuscht abreist und zu ihrer Schwester zurückkehrt. Dort lebt sie, eingeschränkt durch ihre Erkrankung, die ihr das weitere Studium unmöglich macht, zurückgezogen.

Im Jahr 2007 kontaktiert Thomas Bayber, der inzwischen seit Jahren kein Bild mehr gemalt hat, seinen Vertrauten Dennis Finch und möchte ihm ein Werk zeigen, dass er bisher unter Verschluss gehalten hat. Finch ist zunächst misstrauisch, da er eigentlich gedacht hat, das gesamte Schaffenswerk von Thomas zu kennen. An der Echtheit der Zeichnung besteht kein Zweifel, allerdings ist das Bild nur ein Teil eines Triptychons. Thomas möchte das Bild nur in seiner Gesamtheit verkaufen, weshalb Finch gezwungen ist, die beiden weiteren Teile ausfindig zu machen. Als Bayber einen Schlaganfall erleidet, wird Finch klar, dass dieser nicht unbedingt auf der Suche nach den weiteren Bestandteilen des Triptychons, sondern vielmehr nach den Inhabern ist.

Die Geschichte spielt 2007 wird aber immer wieder durch Rückblenden unterbrochen, wodurch man den Hintergrund der Bildersuche erfährt und die Charaktere kennenlernt, die damit in Zusammenhang stehen.

Die Autorin legt dabei viel Wert aufs Detail. So werden die Gemälde Baybers und so mancher Vogel ausufernd beschrieben. Die eigentliche, tragische Familiengeschichte um die beiden Schwestern, die eine Hassliebe zu verbinden scheint, kam mir dabei zu kurz bzw. trat fast in den Hintergrund. Die weitschweifenden Erklärungen zu Kunst und Ornithologie haben mir dabei die Spannung und Freude am Lesen genommen. Ich musste mich anstrengen, um noch am Ball zu bleiben, um die einzelnen Fragmente der Geschichte um Alice, Natalie und Thomas Bayber zusammensetzen zu können. Erst nach über zwei Dritteln des Romans nahm die Erzählung ein bisschen an Fahrt auf, als Alice die Augen geöffnet wurden und sie das Handeln ihrer Schwester endlich reflektierte.

Der Klappentext hatte mich neugierig auf die Erzählung gemacht, aber "Das Gewicht des Himmels" blieb dann leider hinter meinen Erwartungen zurück. Selten blieben mit die Protagonisten eines Romans so fremd, dass ich für keinen eine Sympathie empfinden konnte.



Montag, 14. März 2016

Buchrezension: Karen Swan - Ein Geschenk von Tiffany

Inhalt:

Cassie Fraser wollte eigentlich ihren zehnten Hochzeitstag feiern, als sie herausfindet, dass ihr Mann sie betrügt. Hals über Kopf flieht sie aus Schottland und findet Unterschlupf bei ihrer Freundin Kelly, die in der New Yorker Modeszene arbeitet. Dies ist für Cassie die erste Station eines Plans, den sich ihre drei besten Freundinnen für sie ausgedacht haben. Ein Jahr lang soll Cassie bei jeder von ihnen ein paar Monate verbringen: bei Kelly in New York, bei Anoukh in Paris und schließlich bei Suzy in London. Und Suzys Bruder Henry schickt sie auf eine Schnitzeljagd, die Cassie an Weihnachten zu Tiffany‘s führt – und zu einem Geschenk, das ihr Leben verändern wird...

Rezension:

Ich hatte bereits den Roman "Ein Geschenk zum Verlieben" von Karen Swan gelesen, den ich ganz unterhaltsam fand und war deshalb auch dem Buch "Ein Geschenk von Tiffany" nicht abgeneigt, das von der Aufmachung des Covers zumindest schon sehr ähnlich wirkt. Auch die Handlung dreht sich erneut um das Ende der alten Liebe und das Finden einer neuen.

Protagonistin ist Cassie Fraser, die in Schottland lebt und seit bereits zehn Jahren mit Gil verheiratet ist, der offensichtlich gut betucht ist. Während der Feier ihres zehnten Hochzeitstages erfährt Cassie per Zufall, dass ihr Ehemann Vater des Sohnes ihrer besten Freundin in Schottland ist. Kurzerhand verlässt sie ihn Hals über Kopf und nimmt das Angebot von ihren drei Schulfreundinnen an, jeweils bei einer von ihnen ein paar Monate zu verbringen, um zu erkennen, wie ihr Leben nun weitergehen soll. Cassie hat zumindest bis jetzt nur für ihren Mann gelebt, die junge Gemahlin gespielt und sich um das Anwesen gekümmert. 


Ihr erster Flug führt sie nach New York zu ihrer Freundin Kelly. Diese lebt in ihrer eigenen Glamour- und Fashion-Welt, in der sie auch Cassie als ungelernter Kraft einen Job besorgen kann. Das Leben dreht sich dort - neben Fashion, Styling - um körperliche Fitness und allabendliche Dates und Cocktails. Cassie lernt dort in Bas, dem tuntigen Friseur, einen guten Freund kennen, trifft auf den Bruder ihrer Freundin Suzy, Henry, der zum einem gutaussehenden jungen Mann gereift ist und ihr New York und später auch Paris und London auf seine Art näher bringt, und hat eine Affaire mit Fotograf Luke.

In Paris bei Anouk, wird Cassie immerhin nicht wieder auf Diät gesetzt, aber erneut umgestylt. Abends gibt es statt Cocktails die tägliche Dosis Wein in Anouks Wohnung. Anouk hält sich im Gegensatz zu Kelly aber mehr aus Cassies Alltagsleben heraus und ist auf den ersten Blick weniger abgehoben, aber deutlich eingebildeter. Sie vermittelt Cassie aber immerhin einen Job im Marketing bei Dior.

Im Rahmen eines Kochkurses, den Henry Cassie vermittelt hat, lernt sie den brummigen Sternekoch Claude kennen und entdeckt ihre Leidenschaft für die große Kochkunst. Cassies Aufenthalt in Paris endet jedoch tragisch und auch ihre Freundschaft zu Anouk wird auf eine harte Probe gestellt.

In London wird Cassie zunächst wieder blondiert und kommt erneut Suzys Bruder Henry näher, der jedoch in den Vorbereitungen seiner eigenen Hochzeit steckt. Suzy selbst ist hochschwanger mit Baby "Cupcake" und insofern mehr mit sich selbst als mit Cassie beschäftigt. Diese verbringt insofern mehr Zeit mit Henry, der gerade wieder von einer aufregenden Expedition am Nordpol zurückgekehrt ist. Nebenbei wird Kellys Hochzeit geplant, die im Sommer in England stattfinden soll. Am Tag der Trauung taucht dann plötzlich Cassies Noch-Ehemann auf, "Cupcake" wird geboren und Cassie findet endlich heraus, wen sie wirklich liebt.

"Ein Geschenk von Tiffany" fand ich sehr anstrengend zu lesen, da ich bereits im Abschnitt "New York" wirklich genervt von dieser Tussiwelt war, mit der ich zu wenig gemeinsam habe. Cover und Titel führen meiner Meinung nach zudem in die Irre, sie passen nicht wirklich zur Handlung des Buches, sondern deuten eher eine weihnachtliche Liebesgeschichte an.

Cassie blieb im gesamten Roman relativ farblos und besonders Kelly und Anouk fand ich einfach wenig sympathisch. Mir war deren Welt und Ansichten zu abgehoben und weithergeholt und die Lovestory, die sich über die zähen 600 Seiten mit Überflieger Henry anbandelte, zu vorhersehbar. Gefallen haben mir weniger die Szenarien, aber zumindest das Kennenlernen der einzelnen Städte. Man konnte sich gut in die Vorweihnachtszeit in New York und den beginnenden Frühling in Paris versetzen lassen.


Freitag, 11. März 2016

Buchrezension: Ciara Geraghty - Einmal und für immer

Inhalt:

Kat, 39, ist nicht verliebt. Sie hat eine Menge Freunde, einen gewöhnlichen Job, und sie denkt niemals über ihre Vergangenheit nach. Das ist Kats Geschichte. Nichts davon ist wahr. Milo, 9, liebt seine Mum, Bananenmuffins und seinen Erste-Hilfe-Kurs. Er denkt nie über seine Zukunft nach. Das ist Milos Geschichte. Alles davon ist wahr. Und es gibt noch eine andere Geschichte, eine, bei der die Lebenswege eines Jungen aus Brighton und einer Frau aus Dublin sich durch eine Laune des Schicksals kreuzen und alles auf den Kopf stellen. Dies ist die Geschichte, die gerade erst beginnt...

Rezension:

Katherine, genannt Kat, ist 39 Jahre alt, erfolgreiche Buchautorin mehrerer Kriminalromane und liebt ihr unabhängiges, eigenständiges Leben in Dublin. Die Bücher verfasst sie unter einem Pseudonym und gibt sich selbst Freunden gegenüber als "Technische Redakteurin" aus. Beziehungen hielten bei ihr nie lange, in der Regel macht sie nach dem dritten Daten mit den Worten "Es liegt nicht an dir" Schluss. Mit Thomas, Mitte 40, Journalist, und mehr noch leidenschaftlicher Farmer, ist sie dennoch seit einigen Monaten zusammen, was Kat selbst wundert.

Dann passiert ein durch einen übermüdeten Lkw-Fahrer verschuldeter Unfall, den Kat "wie durch ein Wunder" überlebt. Thomas macht ihr daraufhin noch im Krankenhaus einen Heiratsantrag und gibt ihr zu verstehen, dass er ein Kind mit ihr haben möchte. Kat ist mit diesem Liebesgeständnis völlig überfordert und lehnt Hochzeit und Nachwuchs kategorisch ab. Für Thomas hat die Beziehung damit keine Zukunft mehr, er wendet sich von Katherine ab.
Kat haben die Ereignisse mehr mitgenommen als sie sich selbst eingestehen kann. Sie entwickelt sogar eine Schreibblockade und zieht sich mehr und mehr in ihre einsame Wohnung zurück. Engen Kontakt pflegt sie nur noch zu ihrem Bruder Ed, der das Down-Syndrom hat. Doch plötzlich wird Kat von ihrer Vergangenheit eingeholt, die sie bisher erfolgreich verdrängt hatte.

Eine andere Frau, die in den Unfall verwickelt war, überlebt diesen nicht. Sie ist vierfache Mutter u.a. des neunjährigen Milo. Milo lebt nun zusammen mit seiner älteren Schwester Faith in Brighton. Die beiden älteren Zwillingsbrüder sind bereits ausgezogen und studieren in London. Der Vater hat die Familie vor zwei Jahren verlassen und lebt zusammen mit einer jüngeren Frau, die gerade schwanger ist, in Schottland. Milo hat von nun an Angst, dass er jetzt bei seinem Vater leben und nach Schottland ziehen muss. Dabei hat er hier in Brighton seine Freunde und seinen Rettungsschwimmkurs, zu dem er leidenschaftlich gerne geht.
Faith ist mit der Situation als Ersatzmutter leicht überfordert, würde ihren kleinen Bruder aber nie im Stich lassen. Sie gibt sich alle Mühe bis sie beim Ausmisten der Sachen ihrer Mutter und auf der Suche nach einem Rosenkranz Dokumente findet, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen.

Ab diesem Zeitpunkt verbinden sich die beiden bislang parallel laufenden Lebensgeschichten miteinander. Nicht nur der folgenschwere Verkehrsunfall, sondern auch die Vergangenheit eint die beiden Familien.

"Einmal und für immer" ist einer der Romane, bei denen es schade ist, wenn sie sich dem Ende neigen. Das Buch ist abwechselnd aus den Perspektiven von Kat und Milo beschrieben. Diese nach jedem Kapitel wechselnden Perspektiven gestalten das Lesen sehr unterhaltsam, vor allem weil die beiden schon aufgrund ihres Alters das Leben um sie herum grundverschieden wahrnehmen. Dabei ist Milo keinesfalls eines dieser nervigen Kinder, die anderen Romanen naseweiß und altklug erscheinen.

Es wird für den Leser zunehmend interessant zu erfahren, was die beiden Familien in England und Irland über den Unfall hinaus vereint. 

Titel und Cover des Buches lassen auf einen Liebesgeschichte einer jungen Frau schließen, weshalb ich beide vom Verlag als eher unpassend gewählt empfinde. "Einmal und für immer" ist dagegen ein wirklich hinreißender, zunächst ein trauriger, aber durchaus lebensbejahender Roman, den ich aufgrund der Geheimnisse in den Familien, die nach und nach aufgedeckt werden, neugierig verschlungen habe. Die berührende Geschichte hinter den Figuren und der abwechslungsreiche Schreibstil machten den Roman für mich zu einem echten Lesehighlight!


Freitag, 4. März 2016

Buchrezension: Claire Winter - Die verbotene Zeit

Inhalt:

1975: Nach einem schweren Autounfall sind Carlas Erinnerungen wie ausgelöscht, und sie setzt alles daran, die verlorene Zeit zu rekonstruieren. Der Journalist David Grant behauptet, sie sei auf der Suche nach ihrer Schwester gewesen, die vor sechzehn Jahren spurlos an der Küste von Cornwall verschwand. Doch kann sie ihm vertrauen? Lügen ihre Eltern sie an? Die Wahrheit führt Carla weit zurück in die Vergangenheit, in das Berlin der Dreißigerjahre, zu einer ungewöhnlichen Freundschaft und einer verbotenen Liebe, aber auch einer schrecklichen Schuld ...

Berlin, 1922: Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft verbindet Edith und Dora von Kindheit an eine so enge und treue Freundschaft, als wären sie Schwestern. Dora ist die Tochter eines einfachen Hausmädchens, Edith die eines reichen Papierfabrikanten. Die beiden wachsen im schillernden Treiben der Großstadt heran, und ihre Verbundenheit bleibt ihnen auch als Erwachsene erhalten. Dora findet ihr Glück mit dem ehemaligen Sportler Paul Behringer, und Edith heiratet den Adeligen Maximilian von Stettenheim. Doch wahre Liebe begegnet Edith erst mit dem charismatischen Violinisten Jules Cohn. In den gefährlichen politischen Zeiten der Dreißigerjahre lässt Edith sich auf ein gewagtes Spiel ein, denn Jules ist Jude und im Widerstand aktiv. Dora bleibt der einzige Mensch, dem sie vertrauen kann. Und Edith wird schließlich gezwungen, die Freundin um etwas zu bitten, das ihrer aller Leben auf dramatische Weise für immer verändern wird...

Rezension:

Der Roman schildert eine Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen.

Die Gegenwart ist im Jahr 1975 angesiedelt und handelt von Carla, einer jungen Frau um die 30 Jahre, die nach einem Autounfall unter einer partiellen Amnesie leidet und sich an die sechs Monate zuvor nicht erinnern kann. Sie ist mit Tom verheiratet, der erfolgreicher Rechtsanwalt ist und sie bei ihren Versuchen, sich an die Zeit vor ihrem Unfall zu erinnern nicht unterstützt. Carla verliert zunehmend das Vertrauen in ihren Ehemann und vermutet, dass er und auch ihr Vater etwas verheimlichen. Sie beginnt auf eigene Faust und zusammen mit einem Journalisten mit Nachforschungen, die sie noch weiter in die Vergangenheit zurückversetzen. Offensichtlich gibt es in ihrer Familie noch weitere Geheimnisse, die sowohl mit dem Verschwinden ihrer älteren Schwester Anastasia als auch mit der Vergangenheit ihrer Mutter Dora, die in einer psychiatrischen Einrichtung in Cornwall untergebracht ist, im Dritten Reich zusammenhängen.

Die Vergangenheit beschreibt die Jahre von 1922 bis nach dem Zweiten Weltkrieg und handelt von Dora und ihrer besten Freundin Edith - von ihrer Kindheit bis zur Heirat ihrer jeweiligen Ehemänner und der Judenverfolgung während des Naziregimes. Dieser Handlungsstrang, der immer wieder durch die Nachforschungen von Clara 1975 unterbrochen wird, machen den größeren Umfang des Romans aus. Dora nimmt dabei eher einen passiven Part ein. Sie stammt im Gegensatz zu Edith aus ärmeren Verhältnissen, ist gelernte Krankenschwester, wünscht sich aber nichts sehnlicher als mit ihrem Mann Paul eine Familie zu gründen. Edith ist die leidenschaftlichere Frau von beiden. Sie heiratet Maximilian, verliebt sich aber in den Juden Jules. Gemeinsam mit ihm verhilft sie mehreren jüdischen Familien zur Ausreise und bringen sich damit selbst in Gefahr. Als Edith von Jules schwanger wird und sie sich für eine Flucht aus Deutschland entschließen, ist es bereits zu spät. Jules gefälschter Pass wird enttarnt und er selbst ins KZ Sachsenhausen gebracht.

"Die verbotene Zeit" ist eine spannende Familiengeschichte, in der nach und nach einige Ungereimtheiten und Geheimnisse von Claras Vorfahren gelüftet werden. Es ist einerseits spannend zu erfahren, weshalb niemand aus ihrer Familie ihr behilflich ist, die Zeit vor ihrem Unfall zu erklären und zu versuchen, ihre Erinnerungslücken zu füllen. Zurecht ist Clara völlig verunsichert und beginnt auf eigene Faust mit Nachforschungen.

Die Vergangenheit und Historie ihrer Familie wird dabei noch eindringlicher und emotionaler geschildert, was aber auch dem Terrorregime unter Adolf Hitler geschuldet ist. Alle drei Frauen sind auf ihre Weise interessante und sympathische Charaktere, die den Roman zu einem vielschichtigen und flüssigen Leseerlebnis machen - tragisch und spannend zugleich.