Mittwoch, 25. November 2015

Buchrezension: Volker Surmann - Mami, warum sind hier nur Männer?

Inhalt:

Verkehrte Welt im Gay-Resort auf Sardinien: Hotelier Helmer Klotz, selbst schwul, verachtet seine homosexuelle Klientel aus tiefstem Herzen. Dann gewährt er in einer Notsituation Ilka, einer frisch verlassenen Mutter mit ihren zwei Kindern, Unterkunft. Damit treffen zwei Welten aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein können. Denn auf eine Konfrontation mit so viel Heterosexualität sind Helmers Hotelgäste nicht vorbereitet, die aufgeweckte Kleinfamilie stiftet ordentlich Unruhe und Chaos. Und doch sind es am Ende ausgerechnet die von der Liebe enttäuschte Heterofrau und ihre Kinder, die dem bärbeißigen Hotelchef vor Augen führen, dass es unter Homosexuellen durchaus auch liebenswerte Exemplare gibt.

Rezension:

Ilka trennt sich von ihrem Ehemann Dennis, den sie während des Urlaubs auf Sardinien in flagranti mit einer Engländerin im Ferienhaus erwischt hat. Mit ihren beiden Kindern Felix, 5, und Thea, 10, strandet sie nach einer Autopanne in einem Schwulenhotel.

Hotelier Helmer Klotz, homosexuell, aber selbst ernannter Schwulenhasser, lässt die Kleinfamilie entgegen der Grundsätze des Gayresorts unterkommen. Die homosexuellen Hotelgäste, die von Kindern angewidert sind und vor Frauen Angst zu haben scheinen, sind alles andere als amused von Ilka und ihren Kindern. Einzig Transvestit Olga DiValdfee nimmt sich der Familie an und auch Einsiedler Helmer freundet sich zunehmend mit der ungewohnten Situation an und findet offenbar Gefallen daran, seine übrigen zimperlichen Hotelgäste zu irritieren.

Ilka beschließt während des Aufenthalts und des Konsums der ein oder anderen Flasche Wein, die endgültige Trennung von ihrem treulosen Ehemann. Die Kinder versuchen, in der Zwischenzeit Brummbär Helmer und Transe Olga miteinander zu verkuppeln.

Aufgrund des Klappentextes und der ausschließlich positiven Rezensionen hatte ich einen unterhaltsamen und humorvollen Roman erwartet. Leider traf der Humor des Autors weniger meinen Geschmack.
Der Roman ist wechselweise aus Sicht verschiedenster auftretender Protagonisten geschrieben, so dass man sich aufgrund der Vielzahl der Akteure auf keinen wirklich einlassen konnte.
Einzelne Situationen, in welchen vor allem die Kinder auf die Schwulen treffen, waren zum Schmunzeln, aber dennoch zog sich mir der kurze Roman aufgrund der an und für sich spannungslosen Handlung in die Länge. Verschiedenste Schwulenklischees werden penetrant aneinander gereiht, mit denen Volker Surmann Schwule und Schwulenhasser auf die Schippe zu nehmen versucht, um für Unterhaltung zu sorgen.

Daneben wird der Beschluss der Trennung Ilkas von ihrem Ehemann geschildert, der am Ende des Romans auch selbst auftritt und damit für den unterhaltsamsten Höhepunkt des Romans sorgt.

Fazit: Man muss den satirischen Schreibstil von Surmann mögen. Wer dann noch in Form eines locker geschriebenen Romans etwas über die Schwulenszene lernen möchte, und den Sarkasmus des Autors richtig einzuordnen weiß, mag Gefallen an dem Buch empfinden. Für mich war es zu vorhersehbar und belanglos. Darüber hinaus empfand ich das offene Ende als unpassend, das eigentlich eine Fortsetzung verlangt.


Freitag, 13. November 2015

Buchrezension: Åsa Hellberg - Sommerfreundinnen

Inhalt:

Mehr als dreißig Jahre lang waren die vier beste Freundinnen. Dann stirbt Sonja ganz überraschend. Ein letztes Mal verblüfft sie ihre Freundinnen Susanne, Maggan und Rebecka: Mit dem Wunsch »Ich will, dass ihr glücklich werdet« schickt sie die drei auf eine abenteuerliche Reise zu ihren ganz privaten Orten des Glücks. Zunächst zögern die drei. Sollen sie ihr bequemes Leben wirklich so einfach für einen mutigen Neuanfang hinter sich lassen? Doch Sonja hat nichts dem Zufall überlassen und zeigt den Freundinnen, wie viel das Leben an Freundschaft, Glück und Liebe noch zu bieten hat.

Rezension:

Die Idee des Romans hatte mir eigentlich ganz gut gefallen: Eine von vier Freundinnen stirbt und hinterlässt den drei Verbliebenen ein Vermächtnis, dass sie glücklich machen soll. Sonja hat offensichtlich schon zu Lebzeiten gewusst, was für ihre Freundinnen das Beste ist und vor ihrem Tod zusammen mit einer Anwaltskanzlei geplant, wer was erben soll und was sie dafür tun muss. Die Freundinnen ahnten bisher nichts von dem milliardenschweren Vermögen, was die kinderlose Sonja hinterließ und dass sich nach ihrem Tod das Leben von allen dreien verändern würde.

Die Karrierefrau Rebecka gibt ihren Beruf als erfolgreiche Geschäftsführerin einer Firma auf, Stewardess Susanne muss ihren Beruf und damit verbundene amouröse Abenteuer mit Piloten an den Nagel hängen und Meggan, die liebevolle Vollzeit-Omi und Glucke muss ihrer Tochter ihr eigenes Leben lassen. Die Pummelige soll abnehmen, die Dünnen zunehmen. Zudem wird jede noch die Liebe ihres Lebens finden.

Vielleicht hätte ich den Roman in 20 Jahren lesen sollen? Das Buch ist meiner Ansicht nach für die Generation 50+ geschrieben, die von einer Sexualität jenseits der Wechseljahre träumt. Zu Beginn war der Roman um die drei Freundinnen in Schweden und das unverhoffte Erbe wirklich nett, aber von Seite zu Seite wurden die Dialoge platter und die Handlung vorhersehbarer, unrealistischer und trivial. Von mir erhält "Sommerfreundinnen" deshalb keine Leseempfehlung.


Freitag, 6. November 2015

Buchrezension: Kyra Groh - Halb drei bei den Elefanten

Inhalt:

Die Zwillingsschwestern Max und Jo sind sich gar nicht ähnlich. Max hat nur die Gene abbekommen, die keinen interessieren... Sie ist rothaarig, klein – und ihre BHs sind von der Marke Zauberflöte: Zieht man sie aus, geht der ganze Zauber flöten. Sie ist auch klug und musikalisch – aber wen interessiert's? Auch Moritz hat sein Päckchen zu tragen. Er ist klug, aber ohne Ausbildung, wäre gerne Fotograf, versauert aber als Fahrradkurier. Und er ist für jemanden verantwortlich – seinen vierjährigen Sohn... Doch als sich Max und Moritz um halb drei bei den Elefanten im Opel Zoo treffen, ändert sich ihr Leben für immer...

Rezension:

Max ist seit ihrer Pubertät in ihren besten Freund Jonas verliebt. Gerade er ist allerdings der einzige, der davon nichts mitbekommt und Max wie einen seiner Kumpels behandelt. Max(ime) ist im Gegensatz zu ihrer Schwester Jo weniger ladylike und klischeehaft frauentypisch. Neben ihrem Geschichtsstudium verbringt sie ihre Zeit am liebsten mit Jonas, seinen Bandproben und der Bier trinkenden Clique oder trifft sich mit ihrer besten Freundin Kim. Max und Jo stammen aus reichem Elternhaus, weshalb sie ohne finanzielle Sorgen gemeinsam in einem großzügigen Loft wohnen.

Als Max Liebeskummer geplagt und traurig vor einem Elefantengehege im Zoo sitzt, lernt sie den Hobbyfotografen Moritz kennen, der sich auf den ersten Blick zu ihr hingezogen fühlt und auch nach einer ersten holprigen Kontaktaufnahme nicht locker lässt.

Wie es das Schicksal so will, finden die beiden zueinander und plötzlich ist Jonas schnell vergessen. Moritz ist auf den ersten Anschein DER Traumtyp schlechthin - er sagt, was er fühlt, ist witzig, liebevoll, verständnisvoll,... Max schwebt zum ersten Mal auf Wolke sieben und wird von Jo und Kim um ihren Freund beneidet, bis sie Moritz' ganze Biographie kennt, die nicht ganz so makellos und perfekt ist. Max, die die Scheidung ihrer Eltern nicht wirklich überwunden hat und unter Bindungsängsten leidet, beginnt daraufhin zu zweifeln und fragt sich, ob sie für diese Beziehung schon reif ist.

"Halb drei bei den Elefanten" bietet keinen wesentlich neuen Plot unter den Liebesromanen. Der Roman besticht nicht durch die eigentliche Geschichte vom Suchen und Finden der Liebe und den ersten Schwierigkeiten und dem Auf und Ab in einer Beziehung, sondern durch einen erfrischenden Schreibstil, der das Buch durch witzige Situationen und humorvolle Dialoge zu einem sehr unterhaltsamen Lesevergnügen macht. Schon die einzelnen Überschriften der Kapitel, die den Inhalt in einem knackigen Satz zusammenfassen, sind originell.

Das Buch ist aus Sicht der unsicheren, aber sehr sympathischen Max geschrieben, wodurch man ihre Gefühlswelt gut nachvollziehen kann und nach und nach auch Moritz besser kennenlernt. Jeder einzelne weitere Charakter ist bis in die Nebenfiguren mit Liebe zum Detail herausgearbeitet - von Max' bester Freundin Kim, über die biestige Exfreundin oder den herrlich bekloppten Mitbewohner Kai von Moritz.

Wer Romane wie "Lieblingsmomente" oder "Lieblingsgefühle" von Adriana Popescu mag, wird auch seine Freude an den Büchern von Kyra Groh haben.