Freitag, 30. Juni 2017

Buchrezension: Christel Noir - Der Engel von Paris

Inhalt:

Marie hat sich bisher meist um andere gekümmert: um den Buchladen im Pariser Stadtteil Montmartre, den sie von ihrem Großvater erbte, um den kauzigen Émile und die vorlaute Schülerin Noémie. Doch dann taucht plötzlich Éloïse auf, die behauptet, Maries Schutzengel zu sein. Und Éloïse hat eine Mission: Sie will Marie helfen, sich von der Vergangenheit zu lösen und eigene Träume zu verwirklichen - und am besten auch gleich den charmanten Josh anzurufen, den sie gerade erst kennengelernt hat. Der jungen Buchhändlerin bleibt nichts anderes übrig, als sich ihrem Schicksal zu fügen - doch dabei hat sie nicht mit dem himmlischen Ungeschick ihres Schutzengels gerechnet.

Rezension:

Marie ist 38 Jahre alt und Inhaberin einer Buchhandlung in Paris, die sie von ihrem Großvater Samuel geerbt hat. Ihre Eltern hatten sich kaum um Marie bemüht, weshalb sie ein umso engeres Verhältnis zu ihrem Großvater hatte. Indem sie seine Buchhandlung übernommen hat, in welcher Samuels bester Freund, der verstummte Émile, sich wie zu Hause fühlt, setzt Marie den Lebenstraum ihres Großvaters fort.

Marie ist ein Mensch, der sich rührend um andere kümmert und dabei ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahrnimmt. Beim Geburtstag ihrer besten Freundin Margaux in der Normandie lernt sie den verwitweten Josh kennen und hofft auf ein Wiedersehen.

Zurück in Paris wacht Marie eines morgens neben ihrem Schutzengel Éloïse auf. Éloïse bringt Marie dazu, ihr Leben zu hinterfragen, insbesondere ob die Buchhandlung auch ihr Lebenstraum ist. Zudem ermutigt sie Marie, sich wieder zu verlieben und warum sollte nicht Josh der Richtige sein?

Josh hat den Tod seiner Ehefrau Hélène nicht verwunden. Er träumt nachts von ihr und macht sich Vorwürfe, damals zu spät zum Unfallort gekommen zu sein. Er bestraft sich selbst damit, keine Gefühle für andere Frauen zuzulassen.
Nach dem Wochenende in der Normandie ist er beruflich ein paar Tage in L.A., wo er allerdings, auch auf Drängen seines Freundes Martin, ins Grübeln gerät. Er wagt es und ruft Marie an, um sich zu einem Treffen in Paris zu verabreden...

"Der Engel von Paris" ist ein ruhiger Roman, der das Seelenleben der beiden Protagonisten, aus deren Perspektive der Roman wechselnd geschrieben ist, beleuchtet. Durch den Schutzengel Éloïse nimmt Marie ihre unterdrückten Wünsche wahr. Sie versucht Marie davon zu überzeugen, sich auf sich selbst zu besinnen, die Schatten der Vergangenheit abzulegen, für die Zukunft offen zu sein und ihre eignen Träume zu leben.
Éloïse hat keine Erfahrung als Schutzengel und so lernt sie selbst erst durch Marie, sich auf einen Menschen einzulassen und diesen zu verstehen.

Während mir der Beginn des Romans mit der Geburtstagsfeier in der Normandie gut gefallen hat, empfand ich den anschließenden Teil, als Marie und Josh getrennt voneinander betrachtet werden und sich beide in ihre Gedanken- und Gefühlswelt verlieren, als zäh zu lesen. Die Grundstimmung des Romans ist traurig bis melancholisch, auch wenn diese durch das etwa laienhafte Verhalten des Schutzengels etwas aufgelockert wird.

Es ist ein feinfühliger, etwas fantastischer Roman mit sehr sensiblen Charakteren, deren Schicksale berühren, die aber für sich allein diesen recht ereignislosen Roman nicht tragen können.
Das Buch ist eine Empfehlung für all diejenigen, die ein Faible für philosophische Romane haben oder die selbst einen Verlust zu betrauern haben oder nicht Loslassen können. "Der Engel von Paris" macht Mut, sich der Realität zu stellen, sich aus der Schockstarre zu befreien, Liebe und Gefühle zuzulassen, um zu seinem persönlichen Glück zu finden.
So auch das Fazit von Éloïse : "Gutes zu tun, ist ziemlich simpel und macht einfach nur glücklich. Diese Erkenntnis sollte allgemein bekannt gemacht werden."



Mittwoch, 28. Juni 2017

Buchrezension: Marie Vareille - Manchmal ist es schön, dass du mich liebst

Inhalt:

Die Freundinnen Chloé und Constance sind so unterschiedlich, wie sie nur sein könnten. Doch in einem sind sie sich einig: Es muss sich endlich etwas ändern in ihrem Leben. Für die nächsten sechs Monate schließen sie einen Pakt – während die schüchterne Constance in Paris versucht, die Liebe zu finden, will Chloé in einem kleinen Dorf im Bordeaux einen Roman schreiben und sich um ihre kranke Großmutter kümmern. Und endlich ihren Exfreund vergessen! Aber die idyllischen Weinberge halten so manche Überraschung für Chloé bereit. Denn manchmal muss man nur aufhören zu suchen, um endlich das Glück zu finden...

Rezension:

Chloé und Constance sind beide Ende 20 und wohnen in Paris. Sie kennen sich bislang nur oberflächlich aus einem Literaturkreis, in welchem sie regelmäßig Bücher gemeinsam lesen und anschließend diskutieren. Während die schüchterne Constance, die seit 29 Monaten im "No-Sex-Land" wohnt, für Romane á la Jane Austen schwärmt und von ihrem Mr. Darcy träumt, tröstet sich Chloé nach der Trennung von Guillaume mit One-Night-Stands hinweg und bespricht lieber Bücher wie "American Psycho".

Chloé hängt immer noch an ihrem Ex Guillaume, der zugleich auch noch ihr Chef ist und schläft regelmäßig mit ihm. In den Augen ihrer besten Freundin Charlotte quält sie sich nur damit, vor allem da Guillaume in den nächsten Monaten seine Verlobte heiraten wird.

Sowohl Constance als auch Chloé beschließen, ihr Leben in die Hand zu nehmen und es von Grund auf zu ändern.
Während Chloé fristlos kündigt und zu Constances Onkel nach Marinzac, einem kleinen Dorf in der Weingegend Bordeaux, zieht, um ihren Traum als Schriftstellerin zu leben und sich um ihre Großmutter zu kümmern, die dort in einem Altenheim wohnt, nimmt Constance an einem Kurs teil, der sie zur perfekten Liebhaberin machen soll, um endlich wieder Schwung in ihr Liebesleben zu bekommen.

Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Chloé bzw. Constance über einen Zeitraum von sechs Monaten erzählt, wobei die Autorin in Bezug auf Constance die Form von Tagebucheinträgen gewählt hat.

Von dem Roman hatte ich mir gar nicht so viel erwartet und bin mehr als positiv überrascht. "Manchmal ist es schön, dass du mich liebst" ist wirklich ein sehr unterhaltsamer, erfrischend-witziger Roman über zwei junge Frauen, die ihr Liebesleben und in der Konsequenz ihr gesamtes Leben umkrempeln.
Constance hat bislang sehr zurückhaltend in ihrer Ein-Zimmerwohnung in Paris gewohnt, ist geflissentlich ihrer Arbeit nachgegangen, ohne von ihrem Chef Hans Schmidt, der in ihren Augen ein humorloser Deutscher, "Neonazi", ist entsprechend für ihre Leistungen honoriert zu werden und hat zu Hause vor dem Fernseher von ihrem Traummann geträumt. Auch wenn sie in dem Roman die etwas altmodische Romantikerin mimt, hat sie einen höchst amüsanten trockenen Humor, der sich in ihren Tagebucheinträgen wiederspiegelt. Auch die Lektionen, die sie im Rahmen des Kurses als "Icequeen" meistert, bringen sie immer wieder in aberwitzige Situationen zum Fremdschämen.

Chloé ist das charakterliche Gegenteil von Constance, eine Frau, die bildhübsch und immer perfekt gestylt ist und sehr selbstbewusst auftritt. Sie kann jeden Mann haben, was durch ihre zahlreichen Affären belegt wird, nur ihre große Liebe Guillaume, den sie selbst betrogen hat und der sich daraufhin von ihr trennte, kann sie nicht mehr haben. In Marinzac und dem wenig komfortablen Leben auf einem Weingut, verändert sie sich und spielt nicht mehr die Femme fatale. Dort lernt sie auch den brummigen Vincent des benachbarten Weinguts kennen, der ganz allein das verfallene Schloss bewohnt und schon früh ist vorhersehbar, dass sich zwischen den beiden charakterstarken Protagonisten noch mehr entwickeln wird...

Es ist der erste Roman von Marie Vareille, der in Deutschland erschienen ist und der nicht nur für Leserinnen geeignet ist, die eine romantische Liebesgeschichte lesen möchten, sondern auch für all diejenigen geeignet, die sich durch diese herrlich amüsante Komödie unterhalten lassen und dabei in das französische Flair von Paris und Bordeaux eintauchen möchten.


Montag, 26. Juni 2017

Buchrezension: Nava Ebrahimi - Sechzehn Wörter

Inhalt:

Als ihre Großmutter stirbt, diese eigenwillige Frau, die stets einen unpassenden Witz auf den Lippen hatte, beschließt Mona, ein letztes Mal in den Iran zu fliegen. Gemeinsam mit ihrer Mutter wagt sie die Reise in die trügerische Heimat. Der Rückflug in ihr Kölner Leben zwischen Coworking und Clubszene ist schon gebucht. Doch dann überredet sie ihr iranischer Langzeitliebhaber Ramin zu einem Abschiedstrip nach Bam, in jene Stadt, die fünf Jahre zuvor von einem Erdbeben komplett zerstört wurde. Und Monas Mutter schließt sich den beiden an. Die Fahrt wird für Mona zu einer Konfrontation mit ihrer eigenen Identität und ihrer Herkunft, über die so vieles im Ungewissen ist. Aber manchmal wird uns das Fremde zum heimlichen Vertrauten. Und über das, was uns vertraut schien, wissen wir so gut wie nichts.

Rezension:

Mona ist 34 Jahre alt, eine Journalistin aus dem Iran, die in Köln wohnt. Sie ist in Deutschland aufgewachsen und westlich sozialisiert. Als ihre Maman-Bozorg (Großmutter) stirbt, reist sie zusammen mit ihrer Mutter anlässlich der Beerdigung in den Iran.

Dort lebt auch ihre On-Off-Affäre Ramin, der selbst auch Journalist ist und sie einlädt, mit nach Bam zu kommen. Da sich ihre Mutter im Kreis der trauernden Cousinen nicht wohl fühlt, beschließt sie, mit Mona mitzukommen, schließlich bräuchten die beiden als unverheiratetes Paar - auch wenn sie nur Kollegen seien - eine Begleitung wegen der streng islamischen Sittenwächter.
Mona kann dagegen keine Einwände erheben und so wird die Fahrt nach Bam zu einer Art "Familienausflug", bei dem sie sich des Nachts zu Ramin ins Hotelzimmer schleicht.

Auf ihrer Reise bzw. ihrem Aufenthalt im Iran schwelgt Mona in Erinnerungen, natürlich an ihre Großmutter, die eine sehr selbstbewusste und eigenwillige Frau war, aber auch an ihren Vater, der viel älter als ihre Mutter war und diese im zarten Kindesalter von 13 Jahren geheiratet hat. Auch Monas Vater, der sehr sparsam an Emotionen war und von dem sich ihre Mutter nach wenigen Ehejahren scheiden ließ, ist bereits verstorben.

Der Roman ist in 16 Kapitel untergliedert, deren Aufhänger jeweils ein persisches Wort - von Maman-Bozorg bis Azadi (Freiheit) ist, das näher erklärt wird und das auf irgendeine Art und Weise einen bleibenden Eindruck auf Mona hinterlassen hat oder sie an ihre Besuche im Iran und insbesondere ihre Großmutter erinnert. Die Kapitel sind weder chronologisch aufgebaut, noch stehen sie inhaltlich in einem Zusammenhang.
Für mich waren ihre Gedankensprünge schwer nachvollziehbar, da weder Zeiten noch Orte angeführt waren, mit denen sich innerlich beschäftigte. Auch aus dem Kontext war kaum zu eruieren, ob die Szenen aus der Vergangenheit oder der Gegenwart bzw. von welchen Bekannten oder Verwandten handelten.
Auch wenn die Episoden an und für sich einen Eindruck von Mona und ihrem Leben als Iranerin, die sich weder in Deutschland, aber noch viel weniger im Iran zugehörig fühlt, vermittelten, hatte der Roman für mich keinen roten Faden.

"Sechzehn Wörter" ist einerseits eine Reise in die Vergangenheit und die Suche nach den eigenen familiären Wurzeln, andererseits auch die Darstellung einer jungen Migrantin, die zwar in Deutschland aufgewachsen ist, dort aber als "Muslima" bzw. Iranerin/ Perserin gilt und im Iran als eine Frau aus Deutschland, der die iranischen Sitten und Rituale, angefangen von der Körperpflege, über die Wirkung der heimischen Lebensmittel, nicht geläufig sind.

Was mir in dem Roman zu kurz kam, war die Rolle der Sittenwächter, die Situation der Frau in einem streng religiösen Land, die mit so vielen Einschränkungen verbunden ist und die politische Situation in einer islamischen Republik, die vom einem autoritären, religiösen Führungssystem und einem starken Wächterrat geprägt ist.

Zu viel des Guten empfand ich dagegen die schon fast penetrante Wiederholung des obszönen Schimpfwortes "Kos".



Samstag, 24. Juni 2017

Buchrezension: Sue Monk Kidd - Die Erfindung der Flügel

Inhalt:

Die elfjährige Sarah, wohlbehütete Tochter reicher Gutsbesitzer, erhält in Charleston ein ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk, versehen mit einer violettfarbenen Schleife – die zehnjährige Hetty "Handful", die ihr als Dienstmädchen zur Seite stehen soll. Dass Sarah dem schwarzen Mädchen allerdings das Lesen beibringt, hatten ihre Eltern nicht erwartet. Und dass sowohl Sarah als auch Hetty sich befreien wollen aus den Zwängen ihrer Zeit, natürlich auch nicht. Doch Sarah ahnt: Auf sie wartet eine besondere Aufgabe im Leben. Obwohl sie eine Frau ist. Handful ihrerseits sehnt sich nach einem Stück Freiheit. Denn sie weiß aus den märchenhaften Geschichten ihrer Mutter: Einst haben alle Menschen Flügel gehabt.

Rezension:

Sarah Grimké, Tochter eines Plantagenbesitzers in den Südstaaten der USA, bekommt zu ihrem elften Geburtstag im Jahr 1803 eine fast gleichaltrige Sklavin als Kammerzofe geschenkt. Sie möchte dieses Privileg gar nicht haben, kann sich aber aufgrund ihres Standes nicht dagegen wehren und beschließt, dieser eines Tages die Freiheit zu schenken. Hetty "Handful" schläft von nun an vor der Tür von Sarahs Zimmer, die ihr verbotenerweise das Lesen und Schreiben beibringt, bis ihr selbst die Bücher aus der Bibliothek des Vaters verboten werden.
Handful ist die Tochter einer Näherin im Haushalt der Grimkés, die mit Tricks klammheimlich gegen das Sklaventum aufbegehrt. Handful lernt von ihrer Mutter und erhält von Sarah Passierscheine, so dass sie den Hof verlassen kann und, nachdem ihre Mutter fliehen konnte, an Treffen von aufständischen Sklaven teilnehmen kann und diese unterstützt.

Sarah träumt seit ihrer Kindheit davon, wie ihr ältere Bruder Thomas Rechtsanwalt zu werden und äußert sich schon früh kritisch gegen die Sklavenhaltung. Gerade von ihrem Vater wird sie für ihr Engagement als Frau nur belächelt. Sie begleitet ihn, als ihm wegen einer Lungenerkrankung ein Aufenthalt im Nordern der USA empfohlen wird.
Als Sarah nach seinem Tod allein auf der Rückreise nach Charleston ist, lernt sie auf dem Schiff den Quäkerprediger Israel kennen. Sie fühlt sich zu dem verheirateten Mann hingezogen, der ihr ein Buch über die Quäkerbewegung schenkt.
Zurück bei ihrer Mutter ist sie erschrocken darüber, wie es Handful ohne sie ergangen ist. Nach einer Bestrafung ist sie körperlich massiv gezeichnet und muss am Stock gehen.
Sarah schafft es lange nicht, in Briefkontakt mit Israel zu treten, fühlt sich aber berufen, selbst Predigerin zu werden.
1827 schreibt sie einen Brief an Handful

"Nun drängt es mich, Predigerin bei den Quäkern zu werden. Dies wird mir zumindest einen Weg aufzeigen, das zu tun, was ich an meinem elften Geburtstag versucht habe, als Du mir so grausam übereignet wurdest. Es wird mir gestatten, alle, die es hören wollen, zu sagen, dass ich so etwas nicht hinnehmen kann, dass wir die Sklaverei nicht hinnehmen dürfen, dass sie ein Ende haben muss. Dafür bin ich geboren - nicht für das Amt der Predigerin, auch nicht für das Rechtswesen, sondern für die Abschaffung der Sklaverei."
Als Israels Frau verstorben ist, zieht Sarah in seinen Haushalt, um die Kinder zu unterrichten. Aufgrund Israels Schwester Catherine und der streng gläubigen Gemeinde der Quäker hat ihre Liebe aber trotz der räumlichen Nähe keine Chance. Später lehnt sie einen Heiratsantrag von Israel ab, um sich ganz für ihre Ideale einzusetzen. Zusammen mit ihrer kleinen Schwester Nina engagiert sie sich für die Abschaffung der Sklaverei und geht sogar noch einen Schritt weiter, für die Gleichstellung der Sklaven und der Frauen mit den Männern. Sie nimmt dafür in Kauf, dass sie nie eine eigene Familie gründen kann und auch aus ihrem Heimatort Charleston verstoßen wird. Die Bewegung ist allerdings nicht aufzuhalten. Bei öffentlichen Auftritten, zunächst in Krichen, später unter freiem Himmel, haben die beiden Schwestern bei ihren Reden einen massiven Zulauf von Frauen und dann selbst von Männern.

Der Roman "Die Erfindung der Flügel" handelt von zwei Schwestern, die tatsächlich im 19. Jahrhundert existierten. Die Grimké-Schwestern, Sarah und Nina, lebten in Charleston im Bundesstaat South Carolina und waren die ersten offiziellen Rednerinnen der Anti-Sklaverei-Bewegung und zählten in den USA in den 1830er-Jahren zu den bedeutendsten Frauenrechtlerinnen.

Es ist eine Biographie, die nicht nur die Geschichte von Sarah Grimké im Zeitraum von 1803 bis 1838 erzählt, sondern auch die Situation der schwarzen Sklaven in den Südstaaten der USA und die ungerechte Ausbeutung und Herabwertung vermeintlich minderwertiger Menschen sehr eindrucksvoll verschreibt.

Als Roman werden die Lebensgeschichten von Sarah und Handful verknüpft und jeweils abwechselnd aus deren Sicht erzählt, wobei Handful eine fiktive Figur ist, die die Autorin bewusst gewählt hat, um die Situation der Sklaven noch lebensnaher und brutaler darzustellen.

"Die Erfindung der Flügel" ist eine gelungene Mischung aus Biographie und Fiktion und in Bezug auf die Anti-Sklavereibewegung sehr lehrreich. In dem Buch werden zwei (nimmt man Sarahs zwölf Jahre jüngere Schwester Angelina, "Nina", noch dazu, drei) starke Frauen porträtiert, die sich allen Widrigkeiten zum Trotz für ihre Ideale einsetzen und für ihre persönliche Freiheit, aber auch für eine ganze Freiheitsbewegung einsetzen und Vorbildcharakter haben.

Als (Unterhaltungs-)roman fand ich es schade, dass der Roman bereits im Jahr 1838 endete und nicht noch bis zum Tod von Sarah weitererzählt wurde. Im Gegensatz zu Handful fehlte mir bei ihr ein Abschluss ihrer Geschichte, die dann aber zumindest im Nachwort von Sue Monk Kidd nachzulesen ist


Freitag, 23. Juni 2017

Buchrezension: Mark Watson - Die Stadt im Nichts

Inhalt:

Ein etwas undurchsichtiger Auftrag führt den Werbetexter Tim Callaghan nach Dubai. Bevor er weiß, wie ihm geschieht, steht er zwischen Wolkenkratzern, die inmitten der Wüste erbaut wurden, und fährt bei 45 Grad in vollklimatisierten SUVs über achtspurige Highways. Doch kaum hat er sich an seine neue Umgebung gewöhnt, wird ein Mitarbeiter seines Teams tot aufgefunden. Das Merkwürdige daran ist, dass es niemanden so recht zu stören scheint...

Rezension:

Tim Callaghan ist Ende 20 und arbeitet als Texter für die Werbeagentur Vertox in London. Als der Werbespot für die Hilfsorganisation "WorldWise" gedreht werden soll, für den er den Slogan erstellt hat, darf er mit zur Produktion nach Dubai reisen.

In Dubai wird die Delegation der Werbeagentur in dem feudalen Hotel "The Village" untergebracht, wo sie den Emiraten entsprechend dekadent residieren.
Am ersten Drehtag passiert noch nicht viel, aber zum Abschluss des Tages wird dennoch exzessiv gefeiert.
Am nächsten Morgen wird der Produktionsleiter Raf Kavanagh, der nicht nur Tim unsympathisch war, tot im Whirlpool seines Hotelzimmers aufgefunden. Der Angestellte des Hotels, der ihn gefunden hat, wird daraufhin entlassen.
Trotz des überraschenden Todesfalls mit noch unklarer Todesursache beschließt das Produktionsteam, die Dreharbeiten nicht abzubrechen, sondern in Dubai zu bleiben. Tims Meinung nach geht man zu schnell zur Tagesordnung über. Verdächtigungen werden ausgesprochen und wilde Verschwörungstheorien entwickelt, warum Raf gestorben ist.
Tim und seine Kollegen zählen schon bald zu den Verdächtigen, die Raf getötet haben könnten und auch die Hilfsorganisation "WorldWise" wird verdächtigt, ihre Finger im Spiel zu haben.

Tim fühlt sich in Dubai und dem Fünf-Sterne-Hotel nicht wohl, er fühlt sich fremd, trotz all der Aufmerksamkeiten nicht willkommen und der Delegation der Werbeagentur nicht zugehörig. Der Todesfall erschüttert ihn, auch wenn er den arroganten Produktionsleiter, der ihn wie einen Untergebenen behandelt hat, nicht leiden konnte. Er würde am liebsten nach London zurückkehren, traut sich aber nicht, da er Angst hat, sich durch eine abrupte Abreise tatverdächtig zu machen. Später kann er nicht mehr abreisen, da ihm nicht nur der Zugang zum Internet verwehrt wird, sondern auch noch seine Kreditkarte gesperrt ist.

In Dubai, aber auch in England wird spekuliert, was mit dem Tod von Raf Kavanagh auf sich hat. Auch wenn die Ergebnisse der Obduktion auf Tod durch einen Drogen- und Medikamentencocktail schließen lassen, wird gemutmaßt, dass in Dubai, wo man mit Geld alles erreich könne, ein Mord vertuscht werden soll.
Die Medien, darunter Journalisten und Blogger sehen im Gegensatz zu Tim nicht die Tragödie über den Tod eines Menschen, sondern schlachten den Unterhaltungswert der Meldung aus.

Für Tim wird die Situation vor Ort unerträglich, regelrecht beklemmend. Allein kann er sich in der Stadt nicht fortbewegen und kann von seinem Hotelzimmer lediglich in Shopping Malls ausweichen. Er entwickelt eine Paranoia und befürchtet, dass er als Schlafwandler Raf getötet haben könnte, auch wenn es dafür keinen Anhaltspunkt gibt.

Mark Watson ist Kolumnist und Stand-up-Comedian, von dem ich einzig den Roman "Ich könnte am Samstag" gelesen habe, der witzig und unterhaltsam war. "Die Stadt im Nichts" wurde als Satire über die Werbeindustrie angekündigt - mir kam der Humor darin allerdings zu kurz.
Spannend ist zwar zu erfahren, wer, wie, warum den Produktionsleiter getötet hat, darüber hinaus war der Unterhaltungswert des Romans allerdings gering, die Charaktere zu emotionslos und unnahbar.

"Die Stadt im Nichts" ist eine Mischung aus Kriminalroman und einer Gesellschaftskritik, die ich nicht gelungen empfand.
Meiner Meinung nach wird in dem Roman weniger die Oberflächlichkeit der Werbung in Form einer Mediensatire kritisiert, sondern vielmehr Kritik an Dubai und dem dort vorherrschenden Luxus sowie der Dekadenz und der Korruption in den Vereinigten Arabischen Emiraten geübt. Den Wechsel der Perspektive im vorletzten Kapitel zur Erklärung des Todesfalls empfand ich zudem als etwas bemühtes, hilfloses Stilmittel.




Montag, 19. Juni 2017

Buchrezension: Lucy Clarke - Die Bucht, die im Mondlicht versank

Inhalt:

Als Jacob sich von seiner Mutter Sarah verabschiedet, um zu einer Strandparty zu gehen, ist alles wie immer. Am nächsten Morgen ist nichts mehr, wie es war: Jacob ist verschwunden. Vor genau sieben Jahren verschwand auch Marley an diesem Strand, der Sohn von Sarahs bester Freundin Isla. Später wurde er tot geborgen. Verzweifelt sucht Sarah nach Spuren und stößt dabei auf viele Fragen: Wo war ihr Mann in der Nacht, als Jacob verschwand? Warum sind Jacobs Klamotten in Islas Haus? Und was verschweigt der Fischer, der damals Marleys Leiche fand? Stück für Stück setzt sich ein Bild der Ereignisse zusammen, das Sarah dazu zwingt, sich endlich einer Wahrheit zu stellen, vor der sie so viele Jahre lang die Augen verschlossen hat.

Rezension:

Sarah und Isla waren seit ihrer Kindheit beste Freundinnen. Sie teilten gemeinsame Interessen, hatten in jungen Jahren beide mit Schicksalsschlägen innerhalb ihrer Familien zu kämpfen, als sie ihre Mutter bzw. ihre Schwester verloren haben. Sie wurden fast zeitgleich schwanger und erfüllten sie beiden den Traum einer Strandhütte, in denen sie auch heute noch die Sommer verbringen.

Nach Abschluss der Schule ging Isla auf Weltreise und trennte sich vor ihrer Abreise von ihrem Freund Nick, mit dem sich Sarah während Islas Abwesenheit verlobte. Die Freundschaft zwischen den beiden hatte jedoch weiter Bestand. Zu einem Riss kam es erst zehn Jahre später, als Islas Sohn Marley beim Spielen mit Sarahs Sohn Jacob im Meer ertrank.

Sieben Jahre später verschwindet Sarahs Sohn am Todestag von Marley spurlos. Sarah macht sich Vorwürfe, da sie sich am Abend noch mit Jacob heftig gestritten hatte. Auch von Isla hatte sie sich zuvor im Streit getrennt. Es beginnt eine Zeit des Hoffens und Bangens und einer Suche, bei der so manche Ungereimtheiten und Halbwahrheiten zutage kommen. Während die Polizei auch ohne Leiche von einem Selbstmord ausgeht, verdächtigt Sarah den Vater von Jacobs Freundin Caz, ihren Sohn getötet zu haben. Caz war von Jacob schwanger und die letzte, die ihn lebend gesehen hat.

"Die Bucht, die im Mondlicht versank" ist der vierte Roman von Lucy Clarke und besticht wie die Romane zuvor durch eine gefühlvolle, ruhige und sehr bildhafte Sprache, dass man sich problemlos in die Charaktere hineinversetzen kann uns sich selbst im Setting der Sandbank von Longstone einfindet.

Der Roman ist abwechselnd aus der Sicht von Sarah bzw. Isla geschrieben, wobei beide immer wieder Bezug auf die gemeinsame Vergangenheit nehmen und in Rückblenden von ihrer Freundschaft ab 1991 und den tragischen Ereignissen, die sie durchlebten, erzählen.
Aus Isla hört man eine Bitterkeit und eine Enttäuschung über Sarah heraus. Sarah selbst schein ein dunkles Geheimnis zu hüten und ist ihrerseits enttäuscht von Isla, die nach der Abreise in diesem Sommer nicht auf ihre Anrufe reagiert.

"Aber der Traum von Perfektion ist ein Drahtseilakt in immensen Höhen - und darunter lauert nichts als der Abgrund..."

Dieses tiefgehende Familiendrama ist durch die unterschwelligen Geheimnisse und Lügen, die vor allem Sarahs Seele belasten, ein wenig nebulös, unvorhersehbar und deshalb unheimlich spannend zu lesen. Man bangt einerseits mit Sarah als Mutter, die einen Sohn vermisst, weiß aber nie genau, wie viel Schuld sie möglicherweise selbst an der Situation hat. Zudem wird immer wieder Bezug auf die Ereignisse im Jahr 2000, als Marley ertrunken ist Isla nach all den Jahren nach Erklärungen sucht, warum der Fischer Isaac Jacob retten konnte, nicht aber ihren Sohn Marley, der zudem auch noch ein guter Schwimmer war.

Lange wird man im Dunkeln gelassen, was es mit dem ominösen Verschwinden von Jacob auf sich hat. Als Leser ahnt man nur, dass er nicht tot sein kann, sondern dass sich in der Nacht etwas Einschneidendes ereignet haben muss, dass dazu geführt hat, dass er nicht mehr auf der Sandbank bleiben konnte.
Ganz am Schluss klären sich auch die Ereignisse um den Tod Marley auf, die der Leser so nicht hat ahnen können.

"Die Bucht, die im Mondlicht versank" ist erneut ein spannender Roman von Lucy Clarke, der sich um (Mutter-)liebe, Freundschaft und Vertrauen handelt sowie Ereignisse erzählt, die diese nachhaltig erschüttern können und erst Jahre später aus einem Geflecht aus Lügen, Schuld und Vertuschung aufgeklärt werden. Und am Ende gelangt man immer wieder zu der Frage: Wie viel Wahrheit verträgt eine Freundschaft?



Freitag, 16. Juni 2017

Buchrezension: Lucy Clarke - Das Haus, das in den Wellen verschwand

Inhalt:

Lana und Kitty wagen das große Abenteuer und gehen auf Weltreise. Unterwegs treffen sie auf eine Gruppe junger Globetrotter, die mit ihrer Jacht von den Philippinen nach Neuseeland segelt. Schnell werden die Frauen Teil der Crew, und es beginnt eine Zeit voller neuer Erfahrungen vor der traumhaften Kulisse der Südsee. Doch auch das Paradies hat seine Schattenseiten. Denn die Freundinnen merken bald, dass an Bord nichts ist, wie es scheint. Und als ein Crewmitglied spurlos verschwindet, kommen nach und nach die Gründe ans Licht, weshalb ihre Mitreisenden die Fahrt wirklich angetreten haben.

Rezension:

Lana und Kitty sind beste Freundinnen aus England und befinden sich gerade auf den Philippinen als sich zufällig auf die Crew der Jacht "Blue" treffen und von ihnen als Besatzungsmitglieder aufgenommen werden.

Lana hatte die Reise angetreten nachdem sie erfahren hatte, dass ihre Mutter gar nicht bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, als Lana drei Jahre alt war, sondern dass diese die Familie wegen eines anderen Mannes verlassen hat und mit diesem nach Griechenland gegangen ist. Tief enttäusch von ihrem Vater musste sie raus aus England. Kitty, die einen Alkoholiker als Vater hat und als angehende Schauspielerin von mehr träumt, als in der Provinz einem alltäglichen Job nachzugehen, war sofort Feuer und Flamme für diese Auszeit.

Sie verbringen einige entspannte, ungezwungene Woche ohne Sorgen und mit einem Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit.
Auf der Jacht herrschen einige wenige Regeln unter anderem, dass Beziehungen zwischen den Crew-Mitgliedern untersagt sind. Lana verliebt sich dennoch in Denny, der die Beziehung allerdings nicht gegenüber Skipper Aaron offenbaren möchte. Kitty flirtet sowohl mit Shell als auch mit Heinrich. Als dann auch noch bei der langen Überfahrt nach Palau Joseph als blinder Passagier an Bord ist, kommen immer mehr Spannungen zwischen den Crew-Mitgliedern zutage, die auch in körperlichen Auseinandersetzungen münden. Und dann ist Joseph plötzlich verschunden - über Bord gegangen und es scheint, als wären die Crew-Mitglieder nicht nur wegen einer kleinen Auszeit an Bord der "Blue", sondern um ihren Problemen aus der Vergangenheit, von denen die anderen nichts ahnen, davon zu segeln.

Die Geschichte ist aus der Perspektive von Lana erzählt, die inzwischen alleine in Neuseeland ist und als Künstlerin arbeitet, nachdem sie die Jacht vor acht Monaten verlassen hat. Aus den Nachrichten erfährt sie, dass die "Blue" gesunken ist und die Besatzung vermisst wird.
Lana ist voller Sorge um Kitty, von der sie sich offenbar im Streit getrennt hat und begibt sich in das Rescue Center um mehr zu erfahren. Dort trifft sie auf die Verwandten der anderen Crew-Mitglieder und erfährt so noch mehr von deren Geheimnissen.

"Das Haus, das in den Wellen verschwand" ist der dritte Roman von Lucy Clarke nach "Die Landkarte der Liebe" und "Der Sommer, in dem es zu schneien begann" und wie die beiden Romane zuvor, spielt auch dieser an exotischen Orten und handelt von einer jungen Frau, die eine Todesnachricht erhält und nach und nach die Rätsel um den vermeintlich toten geliebten Menschen aufdeckt. Auch wird erneut in zwei Zeitebenen erzählt, wobei die Vergangenheit im Mittelpunkt der Erzählung steht.

Durch die sehr bildhafte Erzählung fühlt man sich selbst in die Hitze versetzt und kann die bunten Inseln, das glitzernde Meer und die kühle Brise auf der Jacht, die kühlen Nächte und den Tau des Morgens spüren.
Lucy Clarke hat eine Gabe, Geschichten so dicht und atmosphärisch zu erzählen, dass man sich das Setting - auch an diesen fremden Orten - sehr gut vorstellen kann. Durch die vielen kleinen Geheimnisse, die jedes Crew-Mitglied umgeben und die nur sehr zögerlich aufgedeckt werden, ist der Roman sehr spannend zu lesen.
Dadurch, dass man sich als Leser in der Zukunft befindet und weiß, dass irgendetwas auf der Jacht vorgefallen sein muss, dass Lana diese verlassen und keinen Kontakt mehr zu ihrer ehemaligen besten Freundin hat, die sie schon seit ihrem elften Lebensjahr kennt.

Der Roman wird damit zu einem wahren Pageturner, um zu erfahren, was vor acht Monaten vorgefallen ist und ob es nach dem Sinken der Jacht gegenwärtig, noch Überlebende gibt.
Es ist ein Roman über Freundschaft und Vertrauen, um Verrat und Problembewältigung sowie das Ausleben von Sehnsuchtsgefühlen, einer Sinnsuche und dem Traum von einem einfachen Leben fernab von allen Sorgen.
Bislang der beste Roman von Lucy Clarke, den ich geradezu verschlungen habe!



Mittwoch, 14. Juni 2017

Buchrezension: Mia March - Sommerblau

Inhalt:

Blaues Meer, der Himmel in azur und der beste Blaubeerkuchen von Maine: Der Sommer in Boothbay Harbor könnte nicht schöner sein. Doch Veronica, die in einem kleinen Diner arbeitet, kann keinen Sommer mehr genießen, seit sie vor vielen Jahren ihre neugeborene Tochter zur Adoption freigeben musste. Erst die Begegnung mit zwei Besucherinnen des kleinen Küstenstädtchens hilft ihr, wieder nach vorn zu blicken: Gemma, ungewollt schwanger, und Bea, auf der Suche nach ihrer Mutter. Im Laufe des Sommers werden die drei Frauen zu Freundinnen. Und entdecken, dass das große Glück manchmal nur einen kleinen Augenblick entfernt liegt.

Rezension:

Der zweite Roman nach "Der Sommer der Frauen" von Mia March spielt erneut in der Kleinstadt Boothbay Harbor.
Im Vordergrund de Handlung steht dieses Mal allerdings nicht die Pension um die beiden Schwestern Isabel und June, die in diesem Roman nur in Nebenrollen in Erscheinung treten.

Der Roman handelt dennoch wieder um drei Frauen, die sich in dem Ort treffen.
Veronica ist in Boothbay Harbor aufgewachsen, war dort als Teenager schwanger und hat ihr Baby damals zur Adoption freigegeben. Nun ist sie zurückgekehrt, um mit der Vergangenheit abzuschließen. Sie arbeitet als Kellnerin im örtlichen Diner und ist leidenschaftliche Kuchenbäckerin. Sie träumt von einem eigenen kleinen Laden, in welchem sie ihre "Glückskuchen", "Heilskuchen" oder "Schicksalskuchen" anbieten kann.

Die 22-jährige Bea erfährt ein Jahr, nachdem ihre Mutter verstorben ist, dass sie adoptiert ist. Ihre leibliche Mutter hat ihre persönlichen Daten bei der Adoptionsbehörde immer wieder aktualisiert, weshalb Bea ihre Mutter kontaktieren könnte und auch davon ausgeht, dass ihre Mutter selbst gefunden werden möchte. Sie begibt sich also nach Boothbay Harbor, um mit Veronica in Kontakt zu treten.

Gemma ist ungewollt schwanger und weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Sie ist mit Alex verheiratet, der sich riesig über diese Nachricht freuen würde, hat allerdings Angst, dass sie als Mutter ihre Karriere als Journalistin aufgeben muss. Sie nimmt sich zum Nachdenken eine Auszeit und begibt sich nach Boothbay Harbor in die Frühstückspension. Von der örtlichen Zeitung erhält sie den Auftrag über das "Heim der guten Hoffnung" zu schreiben, in welchem werdende Mütter Zuflucht finden können.

Zentrales Thema des Romans ist Schwangerschaft bzw. Mutter-sein, mit dem sich alle drei Frauen in unterschiedlichen Perspektiven konfrontiert sehen.

Während "Der Sommer der Frauen" auch eine Homage an die Schauspielerin Meryl Streep ist, schwärmt Veronica in "Sommerblau" für den britischen Schauspieler Colin Firth, der in Boothbay Harbor seinen neuesten Film dreht.

"Sommerblau" ist ein durch drei unterschiedliche Schicksale, die in der kleinen Küstenstadt aufeinander treffen, unterhaltsamer Frauenroman.
Wie schon in "Der Sommer der Frauen" störte mich auch an diesem Roman das etwas antiquierte Frauenbild, das die Autorin beschreibt. Die Befürchtung, dass eine Mutterschaft mit einem Dasein als kochende und backende Hausfrau gleichzusetzen ist, während der Mann genügend Einkommen für die ganze Familie nach Hause bringt, ist allgegenwärtig. Auch die Situation der Mädchen im "Heim der guten Hoffnung" ist nach 22 Jahren als aus der Familie verstoßene Schwangere anscheinend unverändert.

"Sommerblau" ist ein Roman über Selbstfindung und Vergangenheitsbewältigung mit der Option auf ein versöhnliches Ende für alle Beteiligten - leichte Lesekost für die Sommerliege mit Happy-End-Garantie.




Montag, 12. Juni 2017

Buchrezension: Christiane Neudecker - Sommernovelle

Inhalt:

Es ist der Sommer, den sie nie vergessen werden. In ihren Ferien arbeiten zwei 15-jährige Schülerinnen auf einer Vogelstation direkt am Meer. Bei flirrender Hitze streifen sie über die Insel und lauschen den Trillergesängen der Austernfischer, sie trinken eisgekühlte Limonade, zählen Silbermöwen am Himmel und führen Kurgäste durch das schillernde Watt. Doch dann holt eine Realität sie ein, mit der sie nicht gerechnet hatten. Denn was geschieht, wenn man sich mitten in der Lebenslüge eines anderen Menschen befindet? Mit leuchtender Erzählkraft entführt Christiane Neudecker ihre Leser an die stürmische Nordsee, hinein in die Turbulenzen des Erwachsenwerdens – und in die Magie des Sommers von 1989.

Rezension:

Die beiden 15-jährigen Mädchen Panda und Lotte verbringen ihre Pfingstferien an der Nordsee auf einer Vogelstation. Sie sind voller Enthusiasmus und Engagement für die Umwelt und hatten sich vorgestellt, sich dort um kranke und verletzte Vögel kümmern zu können. Stattdessen ist es aber eine reine Forschungsstation, so dass ihre Aufgabe darin besteht, Vögel zu zählen oder Besucherführungen durch die Dünen zu machen.

Es ist der Sommer 1989, aber dennoch ist Panda noch gedanklich mit den Auswirkungen der Katastrophe von Tschernobyl beschäftigt. Sie wollte eigentlich Vegetarierin werden, wüsste aber dann gar nicht, was sie noch essen soll, da sich sich kaum mehr an Salat und Beeren herantraut. Vor allem bei dem tiefgefrorenen Gemüse, das neuerdings sogar bis zur Haustür geliefert wird, ist sie skeptisch.

Lotte und Panda sind in ihrem jugendlichen Leichtsinn naiv, aber gleichzeitig auch so vorbildhaft engagiert, wenn sie sich vorstellen, die Welt retten oder zumindest ein Stückchen besser machen zu wollen. Themen wie der Kalte Krieg, Umweltzerstörung oder Neonazismus belasten sie. Sie wollen sich dagegen stark machen - Müll einsammeln, gegen den Verkauf von Pelzen vorgehen oder sich bei der Antifa engagieren.

Panda bewundert Hiller, den vogelkundigen Rentner, der wie Panda die Leidenschaft für Bücher teilt, während Lotte für den etwas älteren Julian schwärmt, der auch auf der Vogelstation arbeitet, allerdings ein Auge auf die Studentin Melanie geworfen hat.

Als nach einigen Tagen des Aufenthalts vor Ort der Leiter der Vogelstation, der Forscher und Prof. Dr. Hansjörg Kupfer eintrifft, ändert sich die Stimmung schlagartig durch seine rüde Präsenz. Sein Befehlston und seine Art mit den Vögel umzugehen, lösen bei Panda ein Misstrauen aus, weshalb sie beginnt, seine Forschungsarbeit zu hinterfragen.

Der Coming-of-Age-Roman von Christiane Neudecker hat zwar nicht viele Seiten, ist aber sehr dicht mit vielen klugen und nachdenklich machenden Sätzen aus der Sicht der Ich-Erzählerin Panda geschrieben. Trotz des Alters der Protagonisten ist es kein Jugendroman, sondern eher ein Roman, für diejenigen, die auch in den 80er-Jahren großgeworden sind und die Sorgen und Nöte von Panda und Lotte geteilt haben.

"Sommernovelle" ist per Definition eine kurze Erzählung über zwei Wochen im Sommer, die die beiden Mädchen prägen und in welchem Panda und Lotte ein wenig ernüchtert von der Erwachsenenwelt reifer werde und erwachsener nach Hause zurückkehren.


Freitag, 9. Juni 2017

Buchrezension: Jenna Evans Welch - Love & Gelato

Inhalt:

Das Land von Gelato und Amore! Doch Lina ist nicht in Urlaubsstimmung. Sie ist nur in die Toskana gereist, um ihrer Mutter den letzten Wunsch zu erfüllen. Aber dann findet sie das alte Tagebuch ihrer Mom, das von deren Zeit in Italien erzählt. Plötzlich erschließt sich Lina eine Welt aus romantischen Kunstwerken, magischen Konditoreien – und heimlichen Affären. Dabei stößt sie auf eine tragische Liebesgeschichte und ein Geheimnis, das nicht nur ihr Leben verändern wird.

Rezension:

Linas Mutter Hadley ist nach kurzem Krankheitsverlauf an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Kurz vor ihrem Tod hat ihre Mutter ihr von ihrer Vergangenheit und einem Howard berichtet, den sie noch vor Linas Geburt in Italien kennengelernt hat. Aufgrund eines Stipendiums hatte sie ein Jahre in Florenz gewohnt und zwei Semester an einer Universität für Fotografie studiert.

Lina ist von der Trauer über den Tod der Mutter noch völlig überwältigt und möchte am liebsten bei ihrer besten Freundin Abbie und deren Eltern wohnen bleiben. Auf Anraten ihrer Großmutter fährt sie dann allerdings in den Sommerferien nach Florenz, um ihren Vater - Howard - kennenzulernen und zukünftig bei ihm zu leben.

Bei der Ankunft in der Toskana ist Lina zunächst schockiert: Howard wohnt auf einem Friedhof, zumindest im Wohnhaus einer Gedenkstätte für gefallene amerikanische Soldaten des Zweiten Weltkriegs. Er nimmt sie jedoch sehr liebevoll auf, drängt sie zu keinen Gesprächen über ihre Mutter und Lina lernt über den Nachbarsjungen Lorenzo, der selbst Halbamerikaner neue Freunde kennen.

Sonia, eine Angestellte der Gedenkstätte und Freundin von Hadley übergibt Lina ein Tagebuch ihrer Mutter, das diese vor ihrem Tod nach Italien geschickt hatte. Nach und nach beginnt Lina in dem Tagebuch zu lesen und erfährt so mehr von der Studienzeit ihrer Mutter in Italien. Sie war damals schwer in einen Universitätsdozenten verliebt, den Hadley nur als X bezeichnet. Lina geht zunächst davon aus, dass es sich bei X um Howard handelt, fragt sich jedoch weiterhin, warum ihre Mutter so abrupt aus Italien abgereist ist, warum sich Howard nie gemeldet hat und warum ihre Mutter ihr bisher auch nie von Howard erzählt hat, obwohl sie sogar bis kurz vor ihrem Tod noch einen Ring getragen hat, den sie von ihm geschenkt bekommen hatte.

"Love & Gelato" ist ein tragikomisches Jugendbuch um eine sympathische 16-Jährige, die ihre Mutter verloren hat und sich sodann auf die Suche nach ihrer Herkunft begibt. Mit Hilfe des Tagebuches ihrer Mutter erfährt sie mehr über Hadley und die Zeit vor ihrer Geburt. Sie deckt lang gehütete Geheimnisse auf und entdeckt Orte in der Toskana, an denen ihre Mutter glücklich war.

Wer selbst schon einmal in Florenz war, wird sich durch die Lektüre dieses Romans wieder dahin versetzt fühlen. Zusammen mit Lina und ihrem neu gewonnenen Freund Lorenzo besucht man den Duomo, Ponte Vecchio oder reibt an der goldenen Schnauze des berühmten Wildschweines im Brunnen am Neuen Markt.

"Love & Gelato" sind die beiden Gründe, weshalb man wieder nach Italien zurückkehrt und da Lina während des Romans nur einmal in einer Eisdiele war, spielt natürlich auch die Liebe in diesem Roman eine nicht ganz untergeordnete Rolle...

"Love & Gelato" ist - nicht nur für Jugendliche - ein herzerfrischender Sommerroman, der durch die ein oder andere unerwartete Wendung für Spannung und gute Unterhaltung bis zum Schluss sorgt.


Mittwoch, 7. Juni 2017

Buchrezension: Lucy Clarke - Der Sommer, in dem es zu schneien begann

Inhalt:

Eva wollte immer gemeinsam mit ihrem Mann dessen Heimat Tasmanien besuchen. Doch als Jackson nach einem Bootsausflug nicht mehr zurückkehrt, beschließt sie, allein dorthin zu reisen. Sie hofft, in dieser schweren Zeit bei seinen Verwandten Trost zu finden. Doch so bezaubernd die australische Insel ist, so abweisend verhält sich Jacksons Familie. Warum nur wollen sein Vater und sein Bruder partout nicht über ihn sprechen? Auf Eva warten schockierende Wahrheiten, die sie zu einem schicksalhaften Sommer in der Vergangenheit führen – dem Sommer, in dem es zu schneien begann.

Rezension:

Am Strand von Dorset wird Evas Ehemann Jackson morgens beim Angeln von den Wellen erfasst und ertrinkt in der eiskalten See. Mit 29 Jahren und nur einem Jahr Ehe ist Eva Witwe. Nachdem keiner von Jacksons Familie zur Trauerfeier nach England gekommen ist, beschließt Eva, in die Heimat ihres Ehemanns Tasmanien zu reisen, um seinen Vater Dirk und seinen Bruder Saul, mit dem sich Jackson vor vier Jahren überworfen hatte, kennenzulernen.

In Tasmanien wird Eva kühl und abweisend in Empfang genommen. Dirk konfrontiert sie mit der Tatsache, dass er gegen eine Ehe zwischen ihr und Jackson war und auch Saul zeigt deutlich, dass Eva in Tasmanien nicht erwünscht ist. Als sie dort eine Fehlgeburt erleidet, kaum dass sie gemerkt hatte, schwanger zu sein, stellt Saul ihr für einen Aufenthalt eine Hütte am Strand zur Verfügung. Distanziert kümmert er sich um sie und lehrt ihr das Freitauchen. Im Meer fühlt sich Eva unbeschwert und kann sich von ihrem Schmerz der Trauer ablenken. In Gesprächen mit Saul wird ihr bald klar, dass ihr die Familie etwas bewusst verschweigt und dass sie Jackson - ihre Liebe auf den ersten Blick - gar nicht kannte. Nach und nach werden ihr Details aus Jacksons Vergangenheit bekannt, die so gar nichts mit dem Mann zu tun haben, den sie geheiratet hat.

"Der Sommer, in dem es zu schneien begann" ist ein sehr atmosphärischer Roman, der den Leser auf die Insel Tasmanien im Indischen Ozean vor Australien versetzt. Die Stimmung des Romans ist sehr melancholisch, was einerseits an der Fassungslosigkeit und Traurigkeit Evas über den Tod ihres Mannes rührt, aber auch des unterkühlten Empfangs von Jacksons Angehörigen und der schroffen Charaktere geschuldet ist.

De Autorin schenkt tiefe Einblicke in die Gefühlswelt und Empfindungen von Eva, die mit der Absicht Tasmanien gekommen war, ihren Mann, den sie nur zwei Jahre kannte, in Gesprächen mit Freunden und der Familie besser kennenzulernen und mit ihnen gemeinsam zu trauern. Stattdessen passiert das genaue Gegenteil: Niemand möchte zunächst mit ihr über Jackson sprechen und was Eva dann doch bei ihren Begegnungen mit den Menschen vor Ort erfährt, wirft mehr Fragen als Antworten auf. Auch die sich in ihr entwickelnden Gefühle für Saul bringen sie durcheinander. Sie kann nicht einordnen, ob sie nur etwas für ihn empfindet, weil er sie an Jackson erinnert.

Nach "Die Landkarte der Liebe" ist auch der zweite Roman, den ich von Lucy Clarke gelesen habe, ein sehr stimmungsvoller und einfühlsam geschriebener Roman über eine junge Frau, die auf der Suche ist. Neben der Verarbeitung des Tods eines geliebten Menschen ist der Roman eine Reise in die Vergangenheit eines Menschen, den man gelaubt hatte, zu kennen.
Neben dem Liebesdrama verfolgt man mit Spannung an diesem exotischen Schauplatz, wie die Hintergründe von Jackson sukzessive aufgeklärt werden und wie Eva mit dieser Wahrheit umgehen und Jackson am am Ende noch verzeihen kann.



Montag, 5. Juni 2017

Buchrezension: Benne Schröder - In der Liebe ist die Hölle los

Inhalt:

Catalea Morgenstern will eigentlich nur eins: so wenig wie möglich mit ihrer Familie zu tun haben. Denn ihr Vater ist der Teufel und die Hölle seine Firma. Als dann aber ihr Freund wegen ihrer ständigen Geheimniskrämerei Schluss macht, muss Catalea einsehen, dass sie sich ihrer Bestimmung vielleicht doch nicht entziehen kann. Widerwillig steigt sie in das Familienunternehmen ein, doch schon ihr erster Auftrag geht gewaltig schief - und sofort ist die halbe Hölle hinter ihr her. Mithilfe des teuflisch gutaussehenden Totenanwalts Timur gelingt ihr die Flucht, und plötzlich ist nicht nur Cataleas Leben, sondern auch ihr Herz in Gefahr.

Rezension:

Catalea Morgenstern ist ein Halbblut, eine Tochter des Teufels. Im Gegensatz zu ihrem Vater muss sie ihr Dasein allerdings im Diesseits fristen und ist gezwungen, für ihn als Seelenhändlerin zu arbeiten. In Zeiten von Kriegen, Terror, Fremdenhass und skrupellosen Bankern floriert die Firma des Teufels, weshalb jeder Mitarbeiter gebraucht wird.

Catakea ist 24 Jahre alt und möchte einfach nur ein "normaler" Mensch sein, sie geht ihrer Tätigkeit deshalb nur halbherzig nach und kann mit der Schickeria der anderen Seelenhändler und überheblichen Totenarbeitern nur wenig anfangen. All ihre Beziehungen zu Männern sind in die Brüche gegangen, da ihre Familie ihre Partner massiv eingeschüchtert und bedroht hat. Ihr letzter Freund Jan musste die Beziehung mit seinem Leben lassen.

Als Catalea einen neune Auftrag für eine Seele erhält, ist ihr nicht bewusst, dass es sich bei dem Toten um einen Nachkommen aus einem konkurrierenden Haus ihres Vaters handelt. Nach dem Mord, bei dem sie nur zugucken konnte, wird sie nicht nur von der irdischen Polizei verfolgt.
Unerwartete Hilfe erhält sie vom dem sehr attraktiven Totenanwalt Timur Vargas, zu dem sich Catalea magisch hingezogen fühlt, obwohl er sie zunächst nur herablassend behandelt. Als ihr Beschützer kommt er ihr jedoch unweigerlich näher...

"In der Liebe ist die Hölle los" hatte mich vor allem aufgrund der ungewöhnlichen, aber sehr vielversprechenden Geschichte rund um das Familienunternehmen des Teufels angesprochen. Ich hatte mir einen etwas skurrilen Roman voller eigenwilliger Charaktere und schwarzem Humor versprochen. Während der Beginn auch ganz nach meinem Geschmack sehr kurzweilig und mit einem Augenzwinkern zu lesen war, war der Roman nach dem ersten Auftreten des Totenanwalts Timur seitenweise etwas langatmig zu lesen. Mir waren viele Fakten zu den "sieben Häusern" im Jenseits, den Fürsten, Wächtern, Totenarbeitern, Aposteln und Gefallenen zu detailliert beschrieben, die Kampfszenen zu ausufernd dargestellt.

Auch wenn es sich um einen fantastischen Plot handelt, der auf humorvolle Weise unterhalten soll, empfand ich die sich abzeichnende Liebesgeschichte zwischen Catalea und Timur als übertrieben klischeebehaftet. Timur ist das sexy "Arschloch" mit einer harten Schale, aber weichem Kern, der sich als allwissender Beschützer in Szene setzt. Catalea ist dagegen die etwas naive, fast schon kindlich wirkende Zicke, die sich in ihren Helden verknallt, es sich aber partout nicht eingestehen möchte. Die sich zwischen beiden entwickelnden Emotionen kamen bei mir nicht wirklich an.

Der Roman entwickelte sich im weiteren Verlauf zu einem Krimi um die Frage, wer und vor allem warum Alessandro Cabianca umgebracht hat. Die Aufklärung des Mordkomplotts sorgt im letzten Drittel des Romans zwar für Spannung, ich hätte mir jedoch einen stärkeren Fokus auf die Familienverhältnisse und die Firma des Teufels sowie vertiefte Auseinandersetzungen zwischen Catalea und ihrem Vater gewünscht, was ich aufgrund des Klappentextes erwartet hatte.

Sehr kreativ fand ich die Einschübe "Ratgeber für die Toten. 783. Auflage. Verlag der Finsternis", die einigen Kapiteln vorangestellt waren. 

"In der Liebe ist die Hölle los" überzeugt durch einen ungewöhnlichen Plot und durchdachte Informationen zur Höllenstruktur und einen lebhaften, unterhaltsamen Schreibstil. Weniger gefallen hat mir der eher zähe Mittelteil rund um die Flucht von Catalea vor ihren Verfolgern und die in meinen Augen emotionslose, vorhersehbare Liebesgeschichte zwischen Catalea und ihrem Totenanwalt.

Wer noch mehr über Catalea Morgenstern lesen möchte, kann auf den späten Herbst gespannt sein, wenn Band 2 der Reihe "Zum Teufel mit der Liebe" erscheint. 


Freitag, 2. Juni 2017

Buchrezension: Annie Darling - Der kleine Laden der einsamen Herzen

Inhalt:

Posy Morland hatte es immer schwer im Leben. Als sie einen kleinen, heruntergekommenen Buchladen in Bloomsbury erbt, scheint sich ihr Glück endlich zu wenden. Sie plant, den Laden neu zu eröffnen und dort nur Liebesromane mit Happy Ends zu verkaufen. Denn traurige Geschichten gibt es im wahren Leben ja genug. Doch Sebastian, der Enkel der verstorbenen Besitzerin, hat andere Pläne für den Laden und legt Posy Steine in den Weg, wo er nur kann. Dummerweise ist Sebastian auch schrecklich attraktiv – und der unverschämteste Kerl in ganz London. Findet zumindest Posy. Und rächt sich auf ihre Weise: Sie schreibt selbst einen Roman namens Der Wüstling, der mein Herz stahl – mit Sebastian als Held zum Verlieben.

Rezension:

Als die Buchhändlerin Lavinia Thorndyke mit 84 Jahren stirbt, erbt Posy ihren Buchladen "Bookends" und soll diesen aus den roten Zahlen führen.
Posy ist 28 Jahre alt, leidenschaftliche Liebesromanleserin und ist in der Buchhandlung, in der ihr Vater der Geschäftsführer war und ihre Mutter das Café betrieb, aufgewachsen. Seitdem ihre Eltern vor sieben Jahren verstorben sind, kümmert sie sich um ihren jüngeren Bruder Sam.

Die chaotische Posy ist mit der Last des Erbes zunächst überfordert, mit Hilfe der Angestellten des Buchladens, die alle ihre Freunde sind, motivieren sich jedoch gegenseitig und möchten aus "Bookends" eine reine Buchhandlung für Liebesromane machen, in der auch Geschenkartikel zu erhalten sein sollen.

Der Enkel von Lavinia, der "unverschämteste Kerl Londons", Sebastian, hat allerdings ganz andere Ideen und traut Posy ohnehin nicht zu, dass sie den Laden lange halten wird. Ständig kreuzt er ungebeten in der Buchhandlung auf und macht Posy das Leben schwer. Andererseits kümmert er sich aber auch um ihren 15-jährigen Bruder, dem eine Vaterfigur fehlt und plötzlich entwickelt Posy romantische Gefühle für Sebastian, die sie nach Feierabend in einer "Schmonzette" à la Jane Austen verewigt.

"Der kleine Laden der einsamen Herzen" ist eine Liebesgeschichte, die überwiegend in einer Buchhandlung in London handelt. Wer Bücher liebt und vielleicht selbst schon einmal davon geträumt hat, eine Buchhandlung zu eröffnen, wird sich auch im "Bookends" wohlfühlen und die Zankereien von Posy und Sebastian mit einem Schmunzeln verfolgen.

Man erlebt, wie Posy für ihren Traum einer eigenen Buchhandlung mit dem Namen "Happy Ends" im Vintage-Stil voller Liebesromane kämpft und ohne die Unterstützung ihrer etwas eigenwilligen Angestellten völlig hilflos wäre.

Es mag kein Roman mit Tiefgang und vielen überraschenden Wendungen sein, aber es ist ein Roman, der kurzweilig und ein wenig ironisch geschrieben ist und auf leichte Art unterhält.

Der "Kleine Laden der einsamen Herzen" ist das Erstlingswerk von Annie Darling und der Auftakt einer Reihe um die Buchhandlung in Bloomsbury/ London, insofern darf man gespannt sein, wie es mit "Happy Ends" weitergeht.