Samstag, 27. Februar 2016

Buchrezension: Kyra Groh - Pinguine lieben nur einmal

Inhalt:

Felicitas (nur ihre Mutter nennt sie so, ihre Freunde sagen Feli zu ihr) ist kompliziert. Ordnung findet sie überbewertet. Deshalb hat sie auch kein Bücherregal. Und sie schämt sich nicht dafür, dass sie süchtig nach dem Sat1 „Family Movie” am Dienstag ist, der so schön vorhersehbar ist – Happyend garantiert! Denn leider passiert es nicht oft, dass die Dinge so laufen, wie sie das gerne hätte. Lange dachte Feli, dass es Prinzessinnen-und-Prinz-auf-weißem-Ross-Beziehungen nur im Fernsehen gibt – bis sie Janosch vor die Füße fällt... Und so fangen doch die großen Liebesgeschichten an oder etwa nicht?

Rezension:

Feli ist 20 Jahre alt, Studentin für Anglistik, Single und lebt mit dem homosexuellen Cem zusammen in einer WG. Dienstags gucken die beiden gemeinsam den Sat1-Film zur Primetime, deren Liebesfilme alle nach dem selben Prinzip aufgebaut sind. Männer und Frauen, die scheinbar nicht zusammen passen, verlieben sich in einander bis es dann nach zwei Dritteln des Films zu einem großen Missverständnis oder Streit kommt und sie am Ende doch wieder in einem Happyend vereint werden.

Als im Erdgeschoss ein neuer Mieter einzieht, sind Cem und Feli neugierig und versuchen, an der Tür zu lauschen. Es kommt, wie es kommen muss: Als die Tür aufgeht, liegt Feli dem neuen Mieter zu Füßen. Peinlich berührt und aufgeregt, da es sich auch noch um einen ziemlich gut aussehenden jungen Mann handelt, verhaspelt sich die ohnehin tollpatschige Feli und merkt nicht gleich, dass der neue Mieter blind ist.

Feli lernt Janosch als einen sarkastischen, mürrischen Menschen kennen, der unnahbar erscheint, aber dennoch ein weiches Herz hat. Eines abends, als beide keine Lust auf eine Party einer Hausbewohnerin haben, lernen sie sich näher kennen und merken, dass sie trotz ihrer unterschiedlichen Art, viele Gemeinsamkeiten haben - sei es Literatur oder der Musikgeschmack.

Trotzdem landet Feli immer wieder in Fettnäpfchen, die natürlich oft auch im Zusammenhang mit Janoschs Behinderung stehen. Aber auch Janosch macht ihr das Leben nicht leicht und kann durch seine übertrieben selbstbewusste und ruppige Art, mit der er seine Schwäche, für die er nichts kann, vielleicht zu überspielen versucht, sehr verletzend sein. Als dann auch noch seine Exfreundin ins Spiel kommt, ist Feli noch verunsicherter, als sie ohnehin schon war.

Nach der Struktur eines typischen Sat1-Dienstags-Liebesfilm hat auch Kyra Groh ihren Roman aufgebaut. Das Buch ist in fünf Abschnitte untergliedert, die wiederum in Szenen unterteilt sind. Vor jedem Abschnitt werden die auftretenden Personen von Feli kurz erläutert.

Von der Autorin habe ich bereits den Roman "Halb drei bei den Elefanten" gelesen, weshalb ich mit dem spritzig-lebendigen und sehr unterhaltsamen Schreibstil von Kyra Groh bereits vertraut war.
Auch dieser Roman ist wieder eine Liebesgeschichte von jungen Protagonisten, die ganz aus der Sicht von Feli erzählt wird. Diese ist sehr echt und lebensnah beschrieben, ein sympathischer Charakter, so dass es Spaß macht ihren Gedanken zu folgen.

Die Autorin schafft es zudem, ein ernstes Thema in eine spritzige Geschichte einzubauen, die mit den Klischees eines Liebesfilms spielt. Auch wenn Feli rund zehn Jahre jünger ist als ich, konnte ich mich - nicht nur aufgrund des gleichen Musikgeschmacks - in sie hineinversetzen. "Pinguine lieben nur einmal" ist wie das Cover ein süßer und witziger Liebesroman, in dem das Thema Behinderung mit all den Berührungsängsten im Alltag und Problemen, die damit verbunden sind, einfühlsam verarbeitet ist.



Samstag, 20. Februar 2016

Buchrezension: Ursula Poznanski - Blinde Vögel (Kaspary & Wenninger ermitteln, Band 2)

Inhalt:

Status: Ermordet
Zwei Tote bei einem Salzburger Campingplatz. Sie stranguliert, er erschossen. Zwischen beiden scheint zu Lebzeiten keinerlei Verbindung bestanden zu haben. Oder täuscht der erste Blick?
Die Salzburger Ermittler Beatrice Kaspary und Florin Wenninger finden eine überraschende Gemeinsamkeit: Beide waren Mitglieder in einem Internetforum. Ein Forum für Dichtung. Harmloser geht es nicht.
Beatrice Kaspary folgt ihrem Instinkt und schleust sich als vorgebliche Lyrik-Liebhaberin in die Gruppe ein. Kurz darauf gibt es einen dritten Todesfall...

Rezension:

Nach dem Thriller "Fünf" ist "Blinde Vögel" der zweite Fall des Ermittlerduos Beatrice Kaspary und Florin Wenninger. Für das Verständnis des Fallkomplexes stellt es allerdings kein Hindernis dar, wenn man den Vorgänger nicht gelesen hat.

In Salzburg werden bei einem Campingplatz zwei Leichen aufgefunden. Der junge Mann scheint seine Begleiterin erwürgt zu haben, bevor er sich anschließend mit einer Schusswaffe selbst das Leben nahm. Die Ermittlungen ergeben bald, dass die beiden Personen sich nur aus einer Facebook-Gruppe kannten, die sich mit Gedichten beschäftigt, und die junge Frau aus Deutschland den Germanistikstudenten erstmalig in Salzburg besuchte.

Zur Aufklärung der Todesumstände wird Ermittlerin Kaspary unter Pseudonym Mitglied dieser Facebook-Gruppe und beteiligt sich selbst auch aktiv an den Diskussionen. So wird Kaspary auch Zeuge, wie ein weiteres Mitglied der Gruppe, die wenig sympathische Ira, einen scheinbar angekündigten Selbstmord begeht. Kaspary bezweifelt allerdings in beiden Fällen die Suizidabsicht und vermutet eine noch unbekannte Person hinter den Todesfällen. Sie verbleibt so lange in der Facebook-Gruppe bis ihr eigens angelegtes Profil gehackt wird. Handelt es sich dabei um den vermeintlichen Mörder?

Kaspary und der leitende Ermittler Wenninger, der allerdings mehr durch seine private Entscheidungsfähigkeit in Bezug auf seine Beziehung auffällt, fischen lange im Trüben, auch wenn sie die Kommentare auf Facebook weiterverfolgen. Im Rahmen der Trauerfeier von Ira können Angehörige der Facebook-Gruppe, die bisher nur virtuell bekannt waren, durch die Polizei befragt werden. Kaspary trifft sich auch unter ihrem Pseudonym mit einem Verdächtigen, um Informationen aus der Gruppe zu gewinnen.

Am nächsten Morgen wird auch er tot in Salzburg aufgefunden und dieses Mal ist es Mord. Nun nimmt der Krimi endlich an Fahrt auf und erst dann werden nach und nach die Zusammenhänge der Personen klar, die so rein gar nichts mit Gedichten und der Facebook-Lyrik-Gruppe zu tun haben.

Der Krimi ist durch die Thematik rund um Facebook sehr modern, wird aber durch die virtuellen Dialoge und das Zitieren von Gedichtpassagen stellenweise langatmig. Spannend wurde der Krimi erst gegen Ende, als auch die Ermittler endlich aktiver ins Geschehen eingriffen. Die Auflösung kam dann so ad hoc und durch die Beschreibung vieler weiterer Personen und Geschehnisse während des Balkankonflikts in den 90er-Jahren so komplex, dass ich am Ende eher verwirrt war und dem Handlungsstrang nicht mehr in Gänze folgen konnte. Insgesamt kam mir der Fall dann arg konstruiert vor.



Montag, 15. Februar 2016

Buchrezension: Julie Cohen - Das Gefühl, das man Liebe nennt

Inhalt:

Felicity ist glücklich. Sollte sie zumindest sein, denn sie hat den besten Ehemann der Welt, lebt in einem bezaubernden Cottage, und ihre Kinderbücher sind ein Riesenerfolg. Doch in letzter Zeit kommen immer häufiger Erinnerungen an ihre erste große Liebe Ewan zurück, der ihr vor vielen Jahren das Herz gebrochen hat. Warum verspürt sie plötzlich solche Sehnsucht nach ihm? Felicity kann nicht anders und folgt diesen Gefühlen, die sie selbst nicht versteht. Ist sie dabei, sich zu finden – oder zu verlieren? Fast zu spät erkennt sie, was wirklich mit ihr los ist...

Rezension:

Felicity ist seit einem guten Jahr mit Quinn verheiratet, den sie kurz nach dem Tod ihrer Mutter kennengelernt hatte. Gemeinsam leben sie in einem Cottage im Heimatort ihres Ehemanns, wo der Dorfgemeinschaft und insbesondere den Schwiegereltern nichts zu entgehen scheint. Quinn arbeitet als Chefredakteur der lokalen Zeitung, Felicity ist Kinderbuchautorin - mit derzeitiger Schaffenskrise und kann von Zuhause aus arbeiten. Während Quinn geradlinig und durchstrukturiert ist, ist Felicity die verträumte Künstlerin, die mit ihrer Mutter nie sesshaft war.

Als Quinn das Thema Nachwuchs zur Sprache bringt, fühlt sich Felicity überfordert. Zeitglich wird sie von Gefühlen übermannt, die sie nicht einordnen kann. Sie riecht intensiv den Duft von Frangipani, der sie an ihre Liebe zu Ewan erinnert, mit dem sie vor ungefähr zehn Jahren zusammen war, bevor er ihr das Herz gebrochen hatte und zu seiner schwangeren Freundin zurückgekehrt ist. Felicity ist sich plötzlich ihrer Liebe zu Quinn nicht mehr so sicher. Liebt sie ihn wirklich so, wie sie Ewan geliebt hat? Felicity nimmt sich eine Auszeit um ihrer Gefühlswelt klar zu werden und zieht vorübergehend nach London, wo sie vorgibt, in Ruhe an ihrem Kinderbuch arbeiten zu wollen. Dort trifft sie auf Ewan und die unerklärlichen Gefühle, die ihr Arzt als Migräne abtat, kommen häufiger und intensiver wieder. Damit das der inzwischen ziemlich fertige Ewan - trotz gemeinsamer Tochter - von seiner Freundin getrennt ist, hatte sie nicht gerechnet und treibt sie schon fast in seine Arme.

Von Julie Cohen hatte ich bereits den Roman "All unsere Träume" gelesen, der mich auf weitere Romane der Autorin neugierig gemacht hatte.

Auch der Roman "Das Gefühl, das man Liebe nennt", der wieder von der Beziehung eines jungen Paares handelt, das eine Krise durchlebt, konnte mich rundum überzeugen.
Der Titel klingt zwar schwülstig, aber es handelt sich definitiv um keinen einfältigen Liebesroman.
Zentrales Thema ist die Gefühlswelt der zurückhaltenden Felicity, die so zart und zerbrechlich erscheint und offensichtlich den frühen Krebstod ihrer Mutter noch nicht verarbeitet hat. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt und so wurde sie von Quinns Familie herzlich aufgenommen und quasi adoptiert. Quinn ist ein fürsorglicher Ehemann und überschüttet Felicity mit seiner Liebe. Kein Wunder zweifelt Felicity an sich selbst und ob sie Quinn genügend Liebe geben kann und benötigt Abstand von seiner Obhut.

Julie Cohen hat erneut einen wunderschönen, besonderen Roman mit Tiefgang und überzeugenden Charakteren geschaffen, der flüssig zu lesen ist, der zu Herzen geht. Ein Roman, der ohne spektakuläre Ereignisse ein Lesevergnügen bis zum Schluss ist.



Montag, 8. Februar 2016

Buchrezension: Susanne Leinemann - Sommer mit Nebenwirkungen

Inhalt:

Sophies Leben scheint perfekt. Toller Mann, cooler Job, und ziemlich gut sieht sie auch noch aus. Nur eines gelingt ihr nicht. Sie wird nicht schwanger. Wäre sie aber gern. Als sie von einem geheimnisvollen Ort in Südtirol hört, wo man ihr helfen kann, macht sie sich auf die Reise. Tatsächlich findet sie dort oben in den Bergen Hilfe – aber die verändert ihr Leben.

Rezension:

Sophie ist 38 Jahre alt, und arbeitet als Wirtschaftspsychologin bei einem Assessment Center in Berlin. Beruflich ist sie erfolgreich und lockt viele Bewerber mit raffinierten "Psychospielchen" aus der Reserve. Privat ist sie seit anderthalb Jahren mit Johann verlobt, mit dem sie eher eine Zweckgemeinschaft als eine Beziehung führt. Dennoch versuchen die beiden alles, ein Kind in die Welt zu setzen. Sophie hat bereits eine Fehlgeburt erlitten und unterzieht sich derzeit einer Hormonbehandlung.

Als sie während einer Bewerberauswahl für eine Kosmetikfirma, unter denen sich der Journalist Paul eingeschlichen hat, um die Machenschaften eines Assessment Center darzustellen, etwas entgleist ist, wird Sophie zu einem Zwangsurlaub verdonnert.

Sophie fliegt zunächst nach Wien zu Johann, der beruflich in Wien ist und lernt auf dem Flug eine ältere Dame kennen, die ihr von Sigmund Freud und seiner kinderlosen Tochter Mathilde erzählt. Neugierig geworden, besucht Sophie in Wien das Sigmund Freud-Museum und wird auf ein Sanatorium in Marienbrunn in Südtirol aufmerksam, das Mathilde Freud einst besuchte. Heute ist es ein abgelegenes Hotel, in welchem Sophie eincheckt. Dort soll es eine Quelle geben, deren Wasser gegen allerlei Frauenleiden helfen soll. Da Sophie ohnehin der Hormonbehandlung eher negativ gegenüber stand, erhofft sie sich durch das "Wunderwasser" die Lösung ihres Problems.

"Sommer" mit Nebenwirkungen" ist eine sehr unterhaltsame Lektüre, die nicht nur ein amüsanter Frauenroman ist, sondern durch ein paar raffinierte Wendungen abwechslungsreich und nicht vorhersehbar.

Sophie, die bislang weitgehend nur auf ihre Karriere fokussiert war und die laute Stadt Berlin gewöhnt war, kommt in Marienbrunn und dem kleinen charmanten Hotel zur Ruhe und lernt dort kauzige und liebenswerte Einheimische sowie skurrile Gäste und nette Frauen kennen, die ihre innere Uhr ticken hören und auch die Sorgen der Kinderlosigkeit teilen.

Das Buch hat mir knapp bis zum Ende wirklich sehr gut gefallen, dann passiert allerdings ziemlich viel auf einmal und wird sogar ein bisschen kitschig. Sophie macht eine bemerkenswerte Wandlung durch und krempelt letztendlich ihr gesamtes Leben um.
Trotzdem - eine klare Leseempfehlung - nicht nur für Leserinnen, die offen für "alternative Heilmethoden" sind.


Freitag, 5. Februar 2016

Buchrezension: Claudia Beinert & Nadja Beinert - Die Kathedrale der Ewigkeit

Inhalt:
Naumburg im 11. Jahrhundert. Uta ist überglücklich: Ihr Traum ist in Erfüllung gegangen und die Kathedrale von Naumburg vollendet worden. Nun darf sie sich auch Hoffnungen machen, endlich mit ihrem geliebten Hermann vereint zu leben. Schließlich hat ihr die Kaiserin selbst die Zusage gegeben, ihre Eheauflösung mit dem ungeliebten Ekkehard zu unterstützen. Doch dann verschwindet Hermann spurlos. Kurz darauf wird eine unkenntliche Leiche auf den Burghof gebracht, die seine Kleider trägt. Uta kann nicht glauben, dass Hermann für immer verloren ist, und macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Videolink zum Buchinhalt

Buchrezension:

"Die Kathedrale der Ewigkeit" ist der zweite Teil der Kathedralen-Trilogie der Zwillingsschwestern Claudia und Nadja Beinert uns spielt in den Jahren 1038/1039 in Naumburg und Umgebung. Ich hatte den ersten Teil "Die Herrin der Kathedrale" nicht gelesen, konnte mich aber dennoch gut in die Geschichte um Markgräfin Uta von Ballenstedt einfinden. Gefehlt hat mir allerdings die Vorgeschichte der Liebe zwischen ihr und dem Bruder ihres Ehemannes Hermann, der mir die Charaktere näher gebracht hätte.

Der Bau der Naumburger Kathedrale ist vollendet, die Maler beginnen nun mit den Wandmalereien, um Szenen der Bibel für die Einwohner und Pilger, die nicht lesen und schreiben können, bildlich darzustellen und die Kathedrale von Innen zu verzieren.

Markgräfin Uta versucht unterdessen, die für das Mittelalter unübliche Scheidung von ihrem Ehemann Ekkehard voranzutreiben, damit ihrer Liebe zu dessen Bruder Hermann nichts mehr im Wege steht. Da die Ehe der beiden bislang kinderlos blieb, wäre auch Ekkehard frei, mit einer anderen Ehefrau für Nachwuchs zu sorgen. Auf Grundlage eines beiderseitigen Einvernehmens ist eine Scheidung - auch durch die Fürsprache der Kaiserin Gisela, die Uta persönlich kennt - theoretisch möglich.

Am Abend als sich Uta mit Ekkehard einigen möchte, verschwindet Hermann spurlos. Wenig später wird eine Leiche aufgefunden, die die Kleidung von Hermann trägt, aber aufgrund der Bissspuren der Wölfe nicht zu identifizieren ist. Uta kann nicht glauben, dass sich Hermann ausgerechnet jetzt unbewaffnet in den Wald begeben haben soll, um sich selbst zu töten. Sie überredet daraufhin ihre Freundin und medizinisch sehr versierte, wissbegierige Benediktinerin Alwine, eine Leichenschau vorzunehmen. Beide verstoßen damit gegen das Exhumierungsverbot des Kaisers.

Anschließend geschehen mysteriöse Dinge in der Kathedrale bis hin zum Einsturz des Glockenturms. Gerüchte um einen Fluch rund um die Naumburger Kathedrale kommen auf, Pilger und Kaufleute meiden den Ort. Naumburg verliert damit an wirtschaftlicher Größe und Einfluss. Die Bürger sind schnell der Ansicht, dass Uta den Zorn Gottes über Naumburg gebracht hat.

Dann taucht der tot geglaubte Hermann in verwirrtem Zustand auf...

Das Autorinnen-Duo hat um und über Uta von Ballenstedt, von der historisch nur wenig überliefert ist, drei chronologisch aufeinander folgende Romane verfasst. Erklärungen zum geschichtlichen Hintergrund findet man auch im Nachwort der Beinert-Schwestern.

Grundsätzlich lese ich lieber Romane der Gegenwartsliteratur, dennoch fand ich es interessant, mich in das Mittelalter nach Naumburg versetzen zu lassen. Durch die sehr detaillierten Beschreibungen, die allerdings auch den Lesefluss etwas bremsten, konnte man sich in das Leben der damaligen Zeit gut einfinden.

Der Roman ist einerseits eine Fortsetzung der Liebesgeschichte um Uta und Hermann, enthält aber durchaus kriminalistische, spannende Züge sowie Intrigen von Utas Gegenspielerin Bebette.

"Die Kathedrale der Ewigkeit" ist ein Historienschmöker mit viel "Gut gegen Böse", den ich mir auch als SAT 1-Mehrteiler verfilmt vorstellen könnte. Da ich mich aber nicht wirklich für Uta und Hermann erwärmen konnte und mir der Roman insgesamt zu langatmig war und bei mir nur wenig Interesse für ihr weiteres Schicksal geweckt hat, werde ich es beim Lesen des einen Teils belassen. 

Der Naumburger Dom wurde im Übrigen 2014 von Deutschland neben der Hamburger Speicherstadt zur Einschreibung in die Welterbeliste der Vereinten Nationen benannt. Im Sommer 2015 hat das UNESCO-Komitee die Aufnahme allerdings abgelehnt. Ein überarbeiteter Antrag wurde ganz aktuell eingebracht. Vielleicht kann dieser die Jury in Paris überzeugen und der Dom doch noch den Titel einer UNESCO-Welterbestätte tragen.


Montag, 1. Februar 2016

Buchrezension: Nicola Förg - Platzhirsch

Inhalt:

Eine ermordete Biologin und ein Elch als einziger Zeuge – nicht die besten Voraussetzungen für die Ermittlungen von Irmi Mangold und Kathi Reindl, doch schon bald tauchen erste Verdächtige auf. Hatte sich die Jägerin, die Rehe lieber im Wald als auf dem Teller sieht, mit den falschen Leuten angelegt? Vielleicht mit einem Wilderer? Und was hat das mit einem Tagebuch zu tun, das sich auf dem gut versteckten Laptop der Ermordeten befindet?

Rezension:

Bei "Platzhirsch" handelt es sich bereits um den fünften Alpen-Krimi von Nicola Förg um das Kommissarinnenduo Irmi Mangold und Kathi Reindl - und mein erster Alpen--Krimi. Da sich das Buch um einen eigenständigen Fall dreht, muss man die Vorgängerromane zum Verständnis nicht gelesen haben. Mir fehlte allerdings an mancher Stelle Informationen zum privaten Hintergrund von Irmi.

Die Biologin und Besitzerin eines Wilderlebnistierparks Regina von Braun wird erschossen auf ihrem Hof aufgefunden. Die beiden Ermittlerinnen Irmi und Kathi ermitteln zunächst in Richtung Wilderer, da Regina sich mit ihrer offenen Ablehnung von Jägern, Wilderern und ihren fragwürdigen Jagdmethoden Feinde gemacht haben könnte. Die Veröffentlichung eines Buches zu diesem Thema - und damit die Diffamierung einiger hochrangiger Personen stand unmittelbar bevor.

Ihr geistig behinderter Bruder Robbie gibt dann Hinweis auf Notizen, die "Gina" in ihrem "Klap" gemacht habe. Tatsächlich werden auf dem Laptop Dateien mit Entwürfen für zwei Bücher aufgefunden. Darunter sind auch Tagebucheinträge eines "Schwabenmädchen" aus den Jahren 1936/1937. Von nun an sind die Ermittlungen wieder offen...

Der Alpen-Krimi ist durch die zum Teil humorige Schreibweise, die eigensinnigen Charaktere und die in Dialogen verwendete bayerische Mundart unterhaltsam und lebendig zu lesen. Einen interessanten historischen Aspekt bildet auch die Geschichte um die "Schwabenkinder", die noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts als billige Arbeitskräfte an landwirtschaftliche Betriebe im süddeutschen Raum vermittelt worden sind.

Fesselnde Spannung kommt beim Lesen dieses Krimis nicht auf, da für mich das Thema Jagd einen zu großen Raum eingenommen hat. Dennoch ist man bis zum Ende interessiert zu erfahren, wie sich der Fall auflösen wird und wie Irmi und Kathi, während der Aufklärung des Falles selbst in einen heftigen Streit geraten sind, dem Täter auf die Spur kommen werden.
"Platzhirsch" ist deshalb vor allem Freunden von regionalen Kriminalromanen (aus dem Voralpenland) zu empfehlen.