Mittwoch, 29. Juni 2016

Buchrezension: Judy Blume - Im unwahrscheinlichen Fall

Inhalt:

1952: Die 15-jährige Miri Ammermann wächst wohlbehütet im Städtchen Elizabeth, New Jersey, auf. Ihr Vater hat sich zwar früh aus dem Staub gemacht, aber ihre liebevolle und kämpferische Mutter, ihre weise Oma, ihre beste Freundin Natalie und all die anderen Menschen in ihrem Umfeld stehen ihr bei ihren Schritten ins Erwachsenenleben zur Seite. Als sie ihre erste große Liebe Mason kennenlernt, scheint das Glück perfekt zu sein. Doch dann stürzt ein Flugzeug ab, und nichts ist mehr, wie es war.

Rezension:

"Im unwahrscheinlichen Fall" beruht auf realen Ereignissen. Im Winter 1951/ 1952 ereigneten sich innerhalb eines Zeitraums von 28 Wochen drei Flugzeugabstürze in der amerikanischen Kleinstadt Elizabeth/ New Jersey. Die Autorin Judy Blume stammt von dort und hat die Katastrophen und das Leid der Menschen als Teenager miterlebt.

Der Roman ist möglicherweise aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen zu einem Großteil aus der Perspektive der 15-jährigen Miri geschrieben, die den ersten Flugzeugabsturz unmittelbar auf ihrem Weg vom Kino nach Hause miterlebte. Ihr Onkel Henry ist Journalist der örtlichen Tageszeitung und berichtet fortlaufend von den Unglücken und den Folgen für Opfer, deren Angehörige und den nun umstrittenen Airport Newark. In der Bevölkerung werden Verschwörungstheorien und Forderungen nach der Schließung des Flughafens laut, da man sich eine derartige Häufung der Vorfälle an einem Ort nur schwer erklären kann.

Neben den eigentlichen Unglücken handelt der Roman im Kern zwar von Miri, ihren nächsten Angehörigen und Freunden sowie ihrer ersten Liebe zu Mason, darüber hinaus werden jedoch die Schicksale so vieler Personen der Kleinstadt thematisiert, dass ich vor allem beim Einstieg in den Roman aufgrund der Vielzahl der Namen fast den Überblick verloren habe. Vom Verlag liegt der Romanausgabe als Hilfestellung ein Lesezeichen mit einer Übersicht der 23 Protagonisten bei, auf die man während des Lesens spicken kann, um die Verbindungen der Personen untereinander besser vor Augen zu behalten. Im Verlauf des Romans kamen allerdings stetig weitere Personen dazu, die man aber kaum näher kennenlernte und deshalb eher zur Verwirrung als zur Unterhaltung beitrugen.

Aufgrund der sachlichen Schreibweise wirkt der Roman authentisch, aber auch wenig lebendig. Innerhalb der einzelnen Kapitel wechselt die Autorin zwischen den verschiedenen Charakteren und erzählt die Geschichte aus deren Sicht. Bis auf Miri, die die zentrale Rolle im Roman innehat und bei der das Personengeflecht zusammenläuft, kommt der Leser keiner Person wirklich nahe. Opfer und Angehörige bleiben fremd und auch das Leid der Menschen wird nur aus der Distanz wahrgenommen.

Das Buch wirkte auf mich wie ein Tatsachenbericht über drei tragische, historische Ereignisse, die anhand fiktiver Charaktere einer Kleinstadt beschrieben werden. Für einen Roman haben mir trotz einiger emotionaler Szenen und der Verarbeitung von Themen wie der ersten Liebe und der Emanzipation bzw. die Rolle der Frau in den 50er-Jahren, Lebendigkeit, Spannung und Drama gefehlt.



Samstag, 25. Juni 2016

Buchrezension: Annabel Pitcher - Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims

Inhalt:

Seit der zehnjährige Jamie das Spider-Man-T-Shirt von seiner Mutter geschenkt bekommen hat, wartet er nur darauf, dass sie ihn besucht und ihn darin bewundert. Schließlich hat sie das versprochen. Aber wie so vieles, was Erwachsene sagen, war auch das eine Lüge. Genauso wie jeder nach dem Tod seiner Schwester Rose beteuert hat, dass alles wieder gut werden würde. Stattdessen ist es eigentlich nur schlimmer geworden. Sein Vater trinkt und versinkt in Trauer. Seine Mutter ist verschwunden und meldet sich nicht mehr. Und seine Schwester hat beschlossen, nicht mehr zu essen. Dabei will Jamie nur, dass seine Familie wieder zueinander findet. Doch dann freundet er sich in der Schule mit Sunya an, und plötzlich nimmt sein Leben eine ganz andere Wendung.

Rezension:

Der zehnjährige Jamie ist mit seinem Vater und seine 15-jährigen Schwester Jas aus London weggezogen, als die Mutter, die in einer Trauergruppe einen anderen Mann kennengelernt hat, die Familie verlassen hat. Vor fünf Jahren wurde Jas' Zwillingsschwester Rose bei einem islamistischen Anschlag getötet. Niemand in der Familie hat den Verlust der Tochter bzw. Schwester verarbeitet, weshalb ihre Überreste in einer Urne im Wohnzimmer auf dem Kaminsims gehütet werden. Der Vater tröstet sich mit Alkohol und ist nach dem Umzug kaum mehr in der Lage, seine Kinder zu versorgen. Schwester Jas vermisst ihre Zwillingsschwester, fühlte sich nach deren Tod aber zunehmend von ihren Eltern vernachlässigt und beginnt zu rebellieren. Jamie kann die Trauer in der Familie nicht verstehen, da er sich kaum an seine Schwester Rose erinnern kann und nie um sie geweint hat.

In der neuen Schule, in der Jamie der Außenseiter ist, der Tag für Tag dasselbe Spider-Man-T-Shirt trägt, dass er von seiner Mutter zum Geburtstag bekommen hat, lernt er Sunya kennen. Sie ist die einzige, die ihn gegen seine Mitschüler verteidigt und keinen Streich gegen diese und die Lehrerin Mrs. Farmer auslässt. Sunya ist aber Muslima und Jamie weiß, dass sein Vater durchdrehen würde, wenn er von seiner Freundschaft zu ihr wüsste. Für ihn sind alle Muslime pauschal Terroristen.

Jamie wünscht sich so sehr, dass alles wieder ist wie früher, dass sein Vater aufhört zu trinken und vor allem, dass seine Mutter wieder zurückkommt. Nach einem traurigen Weihnachtsfest, das Jas und Jamie ohne Eltern feierten, beschließt Jamie, sie und seine Schwester bei einer Talentshow zu bewerben, um die Familie durch einen Auftritt im Fernsehen wieder zusammenzuführen.

Der Roman ist aus der Sicht eines 10-jährigen Jungen geschrieben, der die traurige Situation, in der er lebt, auf eine kindlich ehrliche Art beschreibt. Im Gegensatz zu den Erwachsenen und seiner fünf Jahre älteren Schwester geht er mit dem Verlust und der Trauer um die Schwester viel nüchterner um. Er vermisst Rose schlichtweg nicht, was er aber nicht aussprechen darf. Stattdessen vermisst er eine "normale" Familie. Mutter und Vater, die sich beide um die Kinder kümmern, sich nicht streiten und einer geregelten Arbeit nachgehen sowie eine Schwester, die genügend isst.

"Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims" behandelt ein tragisches Thema, ist aber durch die Schilderungen des Jungen keinesfalls deprimierend, sondern stellenweise richtig lustig zu lesen.

Annabel Pitcher ist ein sehr bewegendes Buch über den Verlust eines Familienmitglieds und dessen Folgen gelungen. Es ist ein Buch über Trauerbewältigung und den Zusammenbruch einer Familie, aber auch über Freundschaft un den Mut zur Vergebung und für einen Neuanfang. Traurig, aber herzerfrischend schön!



Mittwoch, 22. Juni 2016

Buchrezension: Ka Hancock - Tanz auf Glas

Inhalt:

Vielleicht hätten Lucy Houston und Mickey Chandler sich nie verlieben dürfen. Und erst recht nicht heiraten. Denn beide haben ein schweres Schicksal zu tragen. Doch die Liebe geht ihre eigenen Wege, und so führen Lucy und Mickey eine ungewöhnliche, aber glückliche Ehe. Vor vielen Jahren haben sie sich das Versprechen gegeben, keine Kinder in ihre unsichere Welt zu setzen. Als Lucy plötzlich doch schwanger wird, steht nicht nur das Fundament ihrer Beziehung auf dem Prüfstand, sondern auch die Kraft ihrer Liebe.

Rezension:

Mit Anfang 20 verliebt sich Lucy in den acht Jahre älteren Mickey. Er ist Inhaber mehrerer Clubs und Bars in der Umgebung und steht abends als Comedian auch selbst auf der Bühne. Was die junge Lehramtsstudentin Lucy zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt, ist dass sie nur eine Seite von Mickey kennengelernt hat.

Das zufällige Wiedersehen der beiden findet in einem Krankenhaus statt. Lucy besucht ihre ältere Schwester Lily, die operiert worden ist. Die Frauen der Familie Houston sind in Bezug auf Krebserkrankungen erblich vorbelastet. Die Mutter ist dem Krebsleiden erlegen, als Lucy 17 Jahre alt war. Der Vater war zuvor bereits als Polizist bei einem Einsatz erschossen worden.
In der Krankenhaus-Cafeteria erfährt Lucy von Mickey, dass er zur Behandlung seiner bipolaren Störung in der Psychiatrie untergebracht ist. Durch die Neueinstellung seiner Medikamente ist er stabil und auf dem Weg der Besserung. Er ist sich jedoch bewusst, dass auch dieser nicht sein letzter Klinikaufenthalt gewesen sein wird. Mickey ist mit einer manisch-depressiven Mutter aufgewachsen, die sich in einer ihrer depressiven Phasen das Leben genommen hat.

Sowohl Lucy als auch Mickey haben schon viel in ihren jungen Leben erlitten und sind sich bewusst, dass eine Beziehung zueinander aufgrund der Erkrankung Mickeys nicht einfach sein wird. Dennoch beschließen sie, ihrer Liebe eine Chance zu geben und stellen, zusammen mit Mickeys Psychiater als Hilfe, schriftlich Regeln für ihre Beziehung auf. Auch wenn insbesondere Lucys älteste Schwester Priss sie vor einer Beziehung mit einem "Geisteskranken" warnt, heiraten die beiden wenige Jahre später. Lucy und Mickey lieben sich heiß und innig, aber trotz allem muss Mickey während ihrer Ehe einige Male stationär zur Behandlung in die Psychiatrie. Vor allem Lucys Krebserkrankung, fünf Jahre nach der Hochzeit, hatte Mickey den Boden unter den Füßen weggerissen.

Als Lucy bei einer Vorsorgeuntersuchung bei ihrer Frauenärztin erfährt, dass sie ungewollt schwanger ist, befindet sich Mickey erneut in der Klinik. Das Paar hatte sich in seinen Beziehungsregeln eigentlich darauf geeinigt aufgrund der Krebsgefahr in Lucys Familie und der psychischen Erkrankung Mickeys keine Kinder zu bekommen. Auch wenn Mickey mit der Situation zunächst überfordert ist, schaffen sie es nicht, die Regel einzuhalten und sich für eine Abtreibung zu entscheiden. Damit nimmt das Schicksal seinen Lauf...

Der Roman ist überwiegend aus der Sicht Lucys geschrieben, wobei am Anfang eines jeden Kapitels Mickey durch eine Art von Tagebucheinträge zu Wort kommt und man deshalb auch einen guten Einblick in sein komplexes Seelenleben erhält. "Tanz auf Glas" beschreibt die Beziehung von Lucy und Mickey als ein Tanz auf Glasscherben, wobei sie stets darum kämpfen, wieder festen Boden unter den Füßen zu erhalten.
Lucy hat trotz des frühen Verlusts ihrer Eltern ein starkes Familienband, auf das sie sich verlassen kann. Ihre beiden ungleichen Schwestern Priss und Lily sind ihr ein starker Halt und auch Freunde ihrer Eltern sind weiterhin als Ersatzmütter und -väter für sie da.

Das Buch ist traurig, aber gleichzeitig wunderschön und man ahnt es bereits sehr früh, dass es für Lucy und Mickey kein Happy End geben wird. Es beschreibt eine sehr emotionale Liebesgeschichte mit Tiefgang, bei der der Leser gar nicht anders kann, als mit den Protagonisten mitzuleiden. Ka Hancock ist Krankenschwester im Bereich der Psychiatrie und schafft es vermutlich deshalb, die Charaktere so authentisch und glaubhaft darzustellen. "Tanz auf Glas" ist eine mitreißende Geschichte über Liebe, Familie und Hoffnung, aber auch Angst, Wut und Schmerz, die zu Tränen rührt und keinen Leser kaltlässt.



Samstag, 18. Juni 2016

Buchrezension: Clara Römer - Der Wahnsinn, den man Liebe nennt

Inhalt:

Ein Spediteur ruft bei Susa Bergmann an und will einen Kühlschrank abliefern. Der Name ihres Mannes steht auf dem Auftrag – allerdings mit einer falschen Adresse. Als sie nachfragt, hat Wolf eine einfache Erklärung, doch bald tauchen weitere Ungereimtheiten auf. Susa fährt zu der Adresse, eine junge Frau öffnet die Tür. In der Küche: der Kühlschrank. Auf der Kommode: Kinderfotos von Josie, dem Mädchen aus der Nachbarschaft, das ihrem Mann so ähnelt und den Namen seiner Großmutter trägt. Alle Puzzleteile passen zusammen, und Susas Welt zerbricht. 

Rezension:

Susa Bergmann ist Anfang 40 und seit über zehn Jahren mit ihrem Mann Wolf verheiratet. Susa hat ihren geliebten Vater früh verloren und seine Papeterie in München übernommen. Das Geschäft befindet sich in einem Mehrfamilienhaus in München, das ihre Mutter Romy von einer Tante geerbt hat und in dem sie eine Wohnung bewohnt.

Durch Zufälle erfährt Susa, dass ihr Mann sie seit Jahren mit mehreren Frauen betrügt und mit eine von ihnen sogar eine inzwischen fünfjährige Tochter hat. Für Susa bedeutet dies das Ende ihrer Ehe, sie zieht sofort aus und findet auch bald eine eigene kleine Wohnung in München. Die Scheidung ist eingereicht und Susa hat gute Chancen auf eine Bestätigung der Härtefallregelung, so dass das obligatorische Trennungsjahr nicht eingehalten werden muss. Trost findet sie bei ihrer besten Freundin Bille, die - wie ihre Mutter - schon vor der Heirat gewusst hatte, dass Wolf nicht der Richtige für Susa ist. Zudem lernt Susa den attraktiven Mieter der Dachgeschosswohnung im Haus ihrer Mutter näher kennen und erfährt gleichzeitig Erschütterndes über ihren Vater.

Der Roman erzählt eine altbekannte Geschichte: Ehefrau wird betrogen, verlässt ihren Mann, beginnt ein neues selbstbestimmtes Leben und lernt, wenn sie Glück hat, noch einmal einen Mann kennen, der viel besser zu ihr passt.
Auch "Der Wahnsinn, den man Liebe nennt" enthält zu diesem Thema nicht viel Neues oder Überraschendes, verarbeitet daneben aber noch die Betrugsgeschichten von Freunden und den eigenen Eltern. In dem Buch wimmelte es plötzlich von betrogenen Partnern und unehelichen Kindern. Meiner Meinung nach wäre der Ehebruch von Wolf und die Aufarbeitung der Lebensgeschichte der Eltern genügend Stoff für einen Roman gewesen. Der behinderte Bruder von Wolf, die Krebserkrankung von Romy, die Ehe von Freundin Ruth,... überfrachteten den Roman. Die Autorin hat versucht viele Ideen zu verarbeiten, aber keine zündete dabei so wirklich. Susa war unheimlich naiv und blieb mir fremd. Ihr Ehemann nervte mit unehrlichen und selten dämlichen Annäherungsversuchen.
Der Hintergrund der Geliebten von Wolf und das kitschige Ende gaben dem Roman den krönen Abschluss.



Mittwoch, 15. Juni 2016

Buchrezension: Kristina Ohlsson - Himmelschlüssel (Fredrika Bergman / Stockholm Requiem, Band 4)

Inhalt:

Eine vollbesetzte Boeing 747 hebt in Stockholm ab und fliegt in Richtung New York. Kurz nach dem Start wird ein Drohbrief an Bord gefunden, laut dem das Leben von über 400 Passagieren in Gefahr ist. Kriminalkommissar Alex Recht muss das Flugzeug vor der Explosion bewahren, doch dazu benötigt er die Hilfe und den Scharfsinn von Fredrika Bergman. Und allzu bald wird den beiden klar, dass die Flugzeugentführung einen teuflischeren Grund hat, als sich die Ermittler vorzustellen vermögen. Denn der Kopilot des Flugzeugs ist niemand anderes als Alex’ Sohn Erik.

Rezension:

Himmelschlüssel ist Band 4 einer Krimireihe um Fredrika Bergmann und der erste Thriller, den ich von Kristina Ohlsson gelesen habe.
Auf den ersten Seite musste ich mich deshalb zunächst anstrengen, den Überblick über die handelnden Personen und deren familiären Hintergründe zu bekommen, die vermutlich alle bereits aus den drei vorangegangen Büchern bekannt waren.

Fredrika Bergmann arbeitet nun nicht mehr bei der Landeskriminalpolizei, sondern im schwedischen Justizministerium und ist gerade mit einem Fall aus dem Ausländerrecht beschäftigt, in dem es um die Abschiebung eines vermeintlichen Islamisten in den Libanon geht, der von der SÄPO als Sicherheitsrisiko eingestuft wird.
Zeitgleich mit dem Beschluss der Abschiebung sieht sich Stockholm mit vier Bombendrohungen konfrontiert. Diese waren offensichtlich nur ein Bluff, da einen Tag später in einem Flugzeug, das auf dem Weg nach New York ist, ein Drohbrief gefunden wird. In diesem wird die Aufhebung der Abschiebung von Khelifi gefordert sowie die Auflösung eines geheimen Gefangenenlagers der Amerikaner in Afghanistan.
SÄPO mit der Chefin der Anti-Terroreinheit Eden Lundell sowie die Landeskriminalpolizei um den Ermittler Alex Recht versuchen, die Szenarien in einen Zusammenhang zu bringen. Doch ihnen rinnt die Zeit davon, da das Kerosin in wenigen Stunden aufgebraucht sein wird und Flug 537 wird von den USA keine Landeerlaubnis erhalten. Die Position der Amerikaner ist klar: Mit Terroristen wird nicht verhandelt, berührt der Jumboyet amerikanischen Luftraum wird er abgeschossen.

Ein spannender Thriller, der in Zeiten von Terrorbedrohungen durch Islamisten und sich in der letzten Zeit häufenden Flugzeugabstürzen noch nie so aktuell war. Auch ergeben sich erschreckende Parallelen zum Absturz des Germanwings-Flugs 9525 im März 2015. Interessant war das Zusammenspiel zwischen Polizei, Nachrichtendienst und Ministerien sowie die schwierige Zusammenarbeit mit den Sicherheitsdiensten anderer Staaten, allen voran die USA, aber auch Deutschland, zu lesen. Einerseits galt es die über 400 Passagiere zu retten, andererseits war man intensiv bemüht, die Drahtzieher zu ermitteln, von denen es nur einen einzigen Drohbrief gab.

Hat man sich erst einmal eingelesen und sich mit den Protagonisten vertraut gemacht, ist es nicht nötig, die drei Bände zuvor gelesen zu haben und so blieb "Himmelschlüssel" auch für mich packend bis zum Schluss.



Samstag, 11. Juni 2016

Buchrezension: Andreas Izquierdo - Romeo und Romy

Inhalt:

Romy könnte eine große Schauspielerin sein, aber niemand sieht sie, denn sie ist nur die Souffleuse. Aber auch das nicht lange, denn nach einem harmlosen Flirt mit Hauptdarsteller Ben, dessen einzige schauspielerische Glanzleistung sein Auftritt als »Frischedoktor« in einem Waschmittelspot ist, wird sie gefeuert. Und Ben kurz nach ihr.
Romy kehrt zurück in ihr winziges Dorf, um dort ihr Erbe anzutreten. Hier leben nur noch Alte. Und die haben sich in den Kopf gesetzt, rasch das Zeitliche zu segnen, denn auf dem Friedhof sind nur noch zwei Plätze frei. Wer da zu spät kommt, muss auf den Friedhof ins Nachbardorf. Und da gibt es – wie jeder weiß – nur Idioten.
Romy schmiedet einen tollkühnen Plan: Sie will mit den Alten ein elisabethanisches Theater bauen. Aus der gammeligen Scheune hinter ihrem Hof. Und mit ihnen Romeo und Julia auf die Bühne bringen. Sie haben kein Geld, keine Erfahrung, aber einen Star: Der »Frischedoktor« soll Regie führen! Ben ist begeistert: Regisseur! Das könnte unter Umständen der erste Job werden, den er nicht voll gegen die Wand fährt ..

Rezension:

Romy hat gerade ihren Job als Souffleuse an einem Theater verloren und kehrt anlässlich der Beerdigung ihrer Großmutter Lene in ihren Heimatort Großzerlitsch im Erzgebirge zurück. Nach dem frühen Krebstod ihrer Mutter als Romy sechs Jahre alt war, ist sie von ihrer Oma und allen übrigen Dorfbewohnern groß gezogen worden.

Großzerlitsch liegt abgelegen in Sachsen an der Grenze zu Tschechien und wird ausschließlich von Senioren bewohnt. Da der Platz auf dem Friedhof begrenzt ist, und nach dem Tod von Oma Lene nur noch zwei Grabstätten frei sind, werden die alten Leute nervös und v sich klammheimlich umzubringen.
Romy durchschaut die zum Teil dilettantischen Selbstmordversuche und möchte den alten Menschen, die sie in ihr Herz geschlossen hat, eine Aufgabe geben. Nicht ganz uneigennützig beschließt sie, aus der alten Scheune auf dem Grundstück ihrer Großmutter ein elisabethanisches Theater zu bauen. Ohne Erfahrung und ausreichend Kapital wagt sich die gesamte Dorfgemeinschaft an das Projekt und möchte nach Fertigstellung "Romeo und Julia" aufführen.

Romy träumt davon, endlich nicht mehr als Souffleuse in den Katakomben zu sitzen, sondern die Hauptrolle zu spielen. Romeo soll ihr ehemaliger Kollege Ben sein, für den sie schwärmt, es sich aber nicht eingestehen kann. Ben findet allerdings das Spiel von Bella und Karl als "Römeö und Julia" so charmant, dass sie die Hauptrollen erhalten.

Überraschend taucht Romys Vater aus Russland auf, den sie nie kennengelernt hat und dann gilt es auch noch die DDR-Vergangenheit anhand des seit über 40 Jahre währenden Streits zwischen Hilde und Bertha aufzuklären. Viele weitere Hürden warten nur darauf umschifft zu werden, bis endlich das Theater steht und die Premiere des Stücks bevorsteht.

Andreas Izquierdo hat ein großes erzählerisches Talent und schafft es nach "Der Club der Traumtänzer" erneut, eine liebenswerte Geschichte zu erzählen.
Solche nahezu ausgestorbenen Orte wie das fiktive Großzerlitsch dürfte es in ländlichen Regionen angesichts der Landflucht junger Menschen immer häufiger geben. Die Alten in "Romeo und Romy" sind eine Gemeinschaft aber doch allein. Sie sind zum Teil verwitwet, kinderlos oder die erwachsenen Kinder samt Enkelkinder weit weg. Das hat sie über die Jahre schrullig werden lassen und sie erwarten nichts mehr vom Leben. Durch den Theaterbau ändert sich dies schlagartig, sie entwickeln einen neuen Ehrgeiz, beweisen sich in ihren erlernten Handwerksberufen und sind sogar in der Lage, ein Theaterstück einzustudieren. Leider überfordert sich der ein oder andere ohne Rücksicht auf seine Gesundheit und Konstitution zu nehmen. Romy aber wieder frischen Wind in das Dorf und erhält nach ihrer Entlassung selbst wieder eine Aufgabe, die sie herausfordert.

Izquierdo lässt in seinem Roman wieder Träume wahrwerden - da muss man über die ein oder andere weniger realistische Wendung oder überzogene Verhaltensweisen der Protagonisten hinwegsehen. "Romeo und Romy" ist keine Liebesgeschichte, wie der Titel vermuten lässt, sondern ein tragi-komischer Roman über ein Projekt, das letztlich nur entstehen konnte, da alle in der Gemeinschaft für einander eingestanden sind.



Mittwoch, 8. Juni 2016

Buchrezension: Taylor Jenkins Reid - Zwei auf Umwegen

Inhalt:

Elfeinhalb Jahre lang waren Lauren und Ryan das perfekte Paar. Doch seit Lauren mit dem Hund häufiger spricht als mit ihrem Mann, kann sie die Wahrheit nicht mehr leugnen: Ihre Ehe steckt in einer tiefen Krise. Ein Jahr Trennung soll die Liebe zurückbringen. Sie vereinbaren nur eine Regel: kein Kontakt. Alles andere ist erlaubt. Unsicher, aber auch aufgeregt stürzt Lauren sich ins Leben … doch wird es sie wieder zu Ryan führen?

Rezension:

Lauren und Ryan haben sich zu College-Zeiten kennengelernt und sind seit sechs Jahren verheiratet. Die euphorische Verliebtheitsphase ist schon lange vorbei nd der graue Beziehungsalltag ist in die Ehe eingekehrt. Sie streiten sich immer häufiger über Belangloses, schon Kleinigkeiten reichen aus, um auf den anderen wütend zu werden und darüber hinaus haben sie sich scheinbar nichts mehr zu sagen. Sie stellen fest, dass sie einander lieben, sich aber einfach nicht mehr glücklich machen können. Ryan fasst als erster den Mut, ein Trennungsjahr vorzuschlagen ohne sofort an Scheidung zu denken. Als er aus dem gemeinsamen Haus auszieht, bricht für beide eine Welt zusammen. Lauren fühlt sich gescheitert, beginnt aber nach ein paar Monaten des Grübelns die verbleibende Zeit der Trennung für sich zu nutzen und stellt fest, dass sie auch ohne ihren Ehemann leben kann. Aber möchte sie das auch? Wird Ryan nach einem Jahr ohne Kontakt der Ehe mit Lauren noch eine Chance geben?

Taylor Jenkins Reid hat mit der Geschichte um Lauren und Ryan einen wunderschönen und vor allem erfrischend ehrlichen Roman geschrieben. Der Leser wird zu Beginn direkt mit der schwierigen Situation des Ehepaars konfrontiert, indem der Roman mit einem handfesten Streit der beiden über eine Banalität beginnt, bei dem Außenstehende nur den Kopf schütteln, aber wie ihn jedes Paar - ob verheiratet oder nicht - kennt. Anschließend folgt ein Rückblick vom Kennenlernen der beiden und die ungezwungene Phase der Verliebtheit bis zum ersehnten Heiratsantrag.

Der Hauptteil des Romans ist dann aus der Sicht von Lauren beschreiben, mit der ich mich gut identifizieren konnte. Nach der Trennung ist sie zunächst völlig fertig und hofft, dass Ryan jeden Augenblick zurückkehren wird und kann sich kaum davon abhalten, ihn zu kontaktieren. Ohne Ehemann hat sie plötzlich irre viel Zeit für sich, die sie erst einmal nicht zu füllen weiß. Ihre liebevolle, aber auch seltsam witzige Familie, zu der sie schon immer einen sehr engen Kontakt pflegte, fängt sie bei aller Unsicherheit auf. Oma, Mutter, Schwester Rachel und Bruder Charlie - alle haben ganz unterschiedliche Vorstellungen von der Liebe oder der Ehe, die sie Lauren vorleben.

Als Lauen die Trennung von Ryan akzeptiert hat und sich selbst neu kennenlernt, geht sie eine neue Beziehung zu einem Mann ein, von der sie aber weiß, dass diese nicht auf Dauer sein wird. Sie nutzt die Zeit aber für sich und lernt, wie wichtig es ist, sich seiner eigenen Wünsche und Bedürfnisse bewusst zu werden und diese auch formulieren zu können.

Mir hat der Roman von Taylor Jenkins Reid außerordentlich gut gefallen. Er ist sprachlich witzig geschrieben und inhaltlich aus dem Leben gegriffen. Mit großer Wahrscheinlichkeit kann sich jeder Leser, der in einer Beziehung steckt, in der ein oder anderen Situation wiedererkennen. Beziehungen entwickeln sich weiter und jede wird früher oder später an den Punkt kommen, wenn das Verliebtsein vorbei ist. Wie schafft man es dennoch die Liebe zu erhalten? Eine Trennung (auf Zeit) mag drastisch sein, aber für Lauren und Ryan, die schon in so jungen Jahren zusammengekommen sind, war es eine Möglichkeit, ihre Ehe, die sie nicht aufgeben wollten, noch retten zu können.
Bis zum Ende bleibt der Leser im Unklaren, ob Lauren und Ryan wieder zueinander finden, oder ob nach einem Jahr der völligen Funkstille, in dem sich beide weiterentwickelt haben und andere Beziehungen eingegangen sind, überhaupt noch eine Chance für ein gemeinsames Leben besteht.

Fazit: "Zwei auf Umwegen" ist eine wunderschöne, emotionale Liebesgeschichte, die bis in die Nebenrollen mit sympathischen Charakteren besetzt ist, die abseits der Geschichte um Lauren und Ryan für gute Unterhaltung sorgen. Ein Roman, der bis zum kitschfreien Ende auf hohen Niveau unterhält und auf vielen Seiten zum Nachdenken anregt.
Absolute Leseempfehlung - mehr von dieser Autorin!



Samstag, 4. Juni 2016

Buchrezension: Cassandra Day - Umweg ins Glück

Inhalt:

Für Laura stand stets fest: nie wieder Landluft!
Nur verläuft das Leben selten geradlinig. Zehn Jahre nach ihrem Verschwinden treiben Geldsorgen sie zurück in ihr Heimatdorf, in dem Laura als Sexualtherapeutin nicht unerwünschter sein könnte. Offen über Sex reden? Zugeben, dass es in einer Ehe auch mal kriselt? Nicht in Neunkirchen.
Aber auch Laura verschweigt, dass sie sturzbetrunken mit ihrem alten Schulfreund Max im Bett gelandet ist. Andernfalls würde der konservative Frauenbund sie wohl gleich zum Teufel jagen. Dabei ist es nicht Lauras Vergangenheit, die einen Neuanfang gefährdet, sondern Max‘ Zuneigung und die Geheimnisse, die er verbirgt.

Rezension:


Laura ist Ende 20 und kehrt nach zehn Jahren des Aufenthalts in München wieder in ihren Heimatort Neunkirchen in die Provinz von Bayern zurück. Dort jobbt die studierte Psychologin übergangsweise bei ihrem Vater Andreas als Kellnerin in den Neunkirchener Stuben und trifft sukzessive auf alte Schulfreunde und Bewohner des Dorfs, die sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Laura möchte deshalb schnellstens ein bisschen Geld verdienen und dann wieder weg. Während des Studiums hat sie sich auf Sexualtherapie spezialisiert und betreibt online einen Ratgeber-Blog, veröffentlicht diesbezüglich youtube-Videos und verdient sich ein paar Euro bei der Telefonseelsorge dazu.

Auch wenn Laura im Dorf ganz offen von der Vorsitzenden des Frauenbundes Desiree tyrannisiert wird, weil sie angeblich "verrucht" sei und den "guten Ruf des Dorfes" schädigen würde, bleibt sie wegen ihres Schulfreundes Max letztlich doch länger als geplant. Zahlreiche Heimlichtuereien müssen geklärt und von ihr wie zufällig aufgedeckt werden, bis Laura über Umwege zu ihrem Glück findet.

Trotz der sehr einfachen Schreibweise (abgesehen von den Rechtschreib- und Layoutfehlern) konnte ich dem Roman nicht immer folgen. Mir war bis zum Ende nicht klar, warum Laura ausgerechnet jetzt nach Neunkrichen zurückgekehrt ist und warum sie vor zehn Jahren Hals über Kopf geflohen ist. Wie hat sie sich zehn Jahre in München über Wasser gehalten, wenn sie jetzt völlig abgebrannt ist? Ist sie nur vor dem Fußfetischisten geflohen? War die Scheidung und das daraus resultierende vermeintliche Mobbing der Dorfbewohner der Grund für die Flucht aus Neunkirchen?

Ich musste mir einige Folgerungen zusammenreimen und empfand die Geschichte insgesamt als sehr konstruiert. Die kleinen Andeutungen, die der Unterhaltung des Lesers dienen sollten sowie die Anspielungen auf "50 Shades of Grey" (oder eher den Vorgängerroman der Autorin? - ich habe beide Romane nicht gelesen) fand ich zu penetrant.

Prüde oder erzkatholische Dörfer, dessen Einwohner noch gedanklich im letzten Jahrhundert leben, mag es sicher geben, aber in diesem Roman waren mir die Verhaltensweisen so überspitzt dargestellt, dass sie schon absurd wirkten. Ein ganzes Dorf steht unter der Fuchtel einer cholerischen (unverheirateten) Frauenbunds-Vorsitzenden, um den Schein eines Dorfes mit der niedrigsten Scheidungsquote zu wahren?! Deshalb wagen es Paare nicht, sich scheiden zu lassen oder müssen im Gegenzug erst andere Paare heiraten, damit die Scheidungsquote nicht steigt?
Gut, dass am Ende Sexualtherapeutin Laura ihre Praxis eröffnet, die mit klugen Ratschlägen die Ehen retten und zum Erhalt der Quote beitragen kann!


Freitag, 3. Juni 2016

Buchrezension: Helene Weinold-Leipold - Brot - So schmeckt Heimat

Inhalt:

Nichts geht über den unvergleichlichen Geschmack eines würzigen fränkischen Bauernlaibs, knuspriger Brötchen oder süßer Butterhörnchen, die frisch aus dem eigenen Backofen auf den Tisch kommen! Helene Weinold-Leipold hat in diesem reizend gestalteten Buch ihre bewährten Lieblingsrezepte aus deutschen Landen zusammengestellt und erklärt genau die einzelnen Schritte der Zubereitung. So gelingen die köstlichen Spezialitäten auch unerfahrenen BäckerInnen ganz leicht. Zusätzlich gibt es Rezepte für leckere Brotaufstriche, Ideen für die Verwertung von Brotresten und Tipps für feine Varianten.

Rezension:

Das Buch beginnt mit einem theoretischen Teil zum Thema Brotbacken. In aller Kürze erläutert die Autorin wie Hefeteig und Sauerteig hergestellt werden. Anschließend erhält der Leser einen Überblick über die unterschiedlichen Mehltypen und Getreidearten.



Dieser Abschnitt nach dem Vorwort konzentriert sich auf die wesentlichen Grundkenntnisse, die man fürs Brotbacken benötigt, was gerade ich als Anfängern angenehm empfinde, da man sich nicht erst durch lange Anleitungen lesen muss, die mich eher abschrecken würden.

Im Anschluss folgt eine Vielzahl von Rezepten für Brote auf Hefeteig- oder Sauerteigbasis sowie Brötchen und süße Stückchen. Vor jedem Rezept erklärt die Autorin auch kurz ihren persönlichen Hintergrund, woher sie das Rezept hat oder bzw. welche Erinnerungen sie mit dem Brot verbindet.

Die beiden Rezepte, die ich - mit kleinen Änderungen - ausprobiert habe, waren leicht zu verstehen und nicht zeitintensiv, so dass man als Backanfänger schnell ein Erfolgserlebnis hat. Die Resultate waren nicht perfekt, aber essbar!
Meine Roggenbrötchen sind trotz Hefe wenig aufgegangen und sahen ein bisschen grau aus, aber unterschieden sich äußerlich nicht sehr von den "Schusterjungen" im Rezeptbuch. Außen waren sie knusprig und keinesfalls hart und innen kompakter als Brötchen vom Bäcker, aber weich.



Meine Rosinenbrötchen ohne Rosinen sind im Vergleich dazu durch das leichtere Weizenmehl schön aufgegangen. Innen und außen waren sie schön weich wie klassische Milchbrötchen und schmeckten angenehm süß ohne einen vorherrschenden Hefegeschmack. Als kleines Frühstückchen fürs Büro werde ich diese definitiv regelmäßig backen.


"Brot - So schmeckt Heimat" ist ein Buch mit klassischen Brotrezepten, die auch für Anfänger nicht zu kompliziert und mit ein bisschen Geschick einfach nachzubacken sind. Wenn ich ein bisschen Backroutine gesammelt habe, werde ich mich auch einmal an ein Sauerteigrezept wagen.