Montag, 20. Januar 2025

Buchrezension: Ashley Poston - Seven Years From Now

Inhalt:

Als Clementine die Wohnung ihrer Tante erbt, ist ihr bereits klar, dass es sich um einen ganz besonderen Ort handelt. Und das nicht nur, weil Analea einer der exzentrischsten Menschen war, die Clementine kannte. Denn die Wohnung ist verzaubert und bringt ihre Bewohnerin ohne Vorwarnung sieben Jahre in die Vergangenheit. Daher weiß Clementine sofort, dass sie nicht in der falschen Wohnung, sondern in der falschen Zeit gelandet ist, als in ihrer Küche plötzlich ein Mann steht. Ein Mann mit einer Vorliebe für Zitronenkuchen und umwerfenden Augen. Das klingt gar nicht so schlecht? Ist es aber – denn Tante Analeas wichtigste Regel lautete immer: Verliebe dich niemals in dieser Wohnung! 

Rezension: 

Clementine arbeitet in der PR-Abteilung eines Buchverlags in New York. Sie liebt ihren Job und hat sich nach dem Tod ihrer Tante Analea noch mehr in die Arbeit gestürzt und eine emotionale Mauer um sich gebaut. Ihre beiden besten Freundinnen möchten sie wieder ins Leben zurückholen und arrangieren Dates für sie, die Clementine widerwillig durchsteht.
Sie lebt in der Wohnung, die sie von ihrer Tante geerbt hat und die sie davor gewarnt hat, sich nicht in dieser Wohnung zu verlieben. Analea hat sich dort selbst unglücklich verliebt, denn die Wohnung hat ein Eigenleben. Sie kann die Bewohner um sieben Jahre in der Zeit versetzen. Als das tatsächlich Clementine passiert, lernt sie Iwan kennen, der vor sieben Jahren als Untermieter einen Sommer in Analeas Wohnung verbrachte. Nach zwei Abenden ist Clementine in den charmanten Koch verliebt, weiß aber nicht, wie sie in der Gegenwart eine Verbindung zu ihm aufbauen und ob ihre Liebe eine Zukunft haben könnte. 

"Seven Years from now" handelt von einer jungen Frau, die um ihre freiheitsliebende Tante trauert, der sie sehr nahe stand und die sie mit ihrer mitreißenden Art auf Reisen um die ganze Welt genommen hat. Seit ihrem Tod lebt Clementine nur noch für die Arbeit und verkriecht sich in der Wohnung. Iwan, der so unvermittelt dort auftaucht, ist die erste Person, die mit seiner Leidenschaft und seinem Enthusiasmus wieder etwas in Clementine berührt und unbewusst an das Mantra ihrer Tante erinnert, dem Mond hinterherzujagen. 

Die Geschichte ist magisch, wobei der Aspekt der Zeitreise aus dem Buch keinen Fantasy-Roman macht, sondern eine Hürde zwischen zwei Liebenden darstellt, die es zu überwinden gilt.
Anschaulich und lebendig ist der Alltag von Clementine in NYC geschildert. Man gelangt an verschiedenste Schauplätze und hat die Stadt bildhaft vor Augen. Auch Clementine ist als Hauptfigur leicht vorstellbar und nahbar. Sie ist verletzlich und zeigt am Anfang nur wenig Selbstliebe. Erst Iwan bewirkt, dass sie nicht nur beruflich, sondern auch privat für eine Sache brennt und kämpft.

"Seven Years from now" ist ein modernes Märchen voller Magie und einem Hauch Romantik, das neben Liebe und Freundschaft aber auch von den Schattenseiten des Lebens, von Verlust und Trauer, handelt.
Die originelle Geschichte ist so bittersüß wie Iwans Zitronenkuchen und ist neben der Geschichte über Selbstfindung und Liebe auch eine Liebeserklärung an den Wert des Essens und die Erinnerungen, die damit einhergehen.


Freitag, 17. Januar 2025

Buchrezension: Eva Björg Ægisdóttir - Verlassen (Mörderisches Island, Band 4)

Inhalt:

Der reiche und mächtige Snæberg-Clan trifft sich zu einem Familienfest in einem futuristischen Hotel inmitten der Lavafelder Westislands. Petra Snæberg, eine erfolgreiche Innenarchitektin, macht sich Sorgen um ihre Tochter Lea, deren Social-Media-Präsenz die falschen Follower angesprochen hat. Tryggvi, der Außenseiter der Familie, gibt sich große Mühe, dem Alkohol aus dem Weg zu gehen, weil er genau weiß, was sonst passieren kann. 
Die Hotelangestellte Irma ist aufgeregt, dass sie diese berühmte Familie im Hotel betreuen kann. Doch im Verlauf des Wochenendes verschlechtert sich das Wetter immer mehr, ein Schneesturm zieht auf, und der Alkohol fließt in Strömen. Plötzlich verschwindet einer der Gäste, und es verdichten sich die Anzeichen, dass sich draußen auf dem Hotelgelände jemand herumtreibt. 

Rezension: 

Die gut betuchte Familie Snæberg trifft sich in einem exklusiven Smart-Hotel auf der Halbinsel Snæfellsnes, um den 100. Geburtstag des verstorbenen Familienpatriarchen zu feiern. Einzelne Familienmitglieder sind dem Alkohol stark zugeneigt oder greifen zu härteren Drogen. So manch einen plagt die Vergangenheit, andere haben mit gegenwärtigen Problemen zu kämpfen, die sie mit den anderen nicht teilen möchten. Das Familiengefüge ist geprägt von Eifersüchteleien, Misstrauen, Übergriffen und Geheimnissen. 

"Verlassen" ist Band 4 der Reihe "Mörderisches Island". Auch wenn sich das Cover optisch bestens in die Krimireihe einfügt, passt der Band inhaltlich weniger dazu. In der Chronologie handelt Band 4 vor den drei anderen Teilen und kann deshalb problemlos als Standalone gelesen werden. Vorkenntnisse aus den anderen Bänden sind nicht nötig, da die Hauptfigur, Polizistin Elma, zu dem Zeitpunkt noch gar nicht in ihre Heimatstadt Akranes zurückgekehrt ist, um den Dienst dort aufzunehmen. 

Der vierte Band ist aus wechselnden Perspektiven einiger Familienmitglieder geschrieben, wobei der Partner der Enkelin, die Urenkelin und die Ur-Urenkelin des Patriarchen in den Vordergrund rücken. Daneben gibt es Kapitel aus Sicht der Polizei, die den Fund einer Leiche in der Nähe des Hotels untersuchen. Indizien sprechen dafür, dass es sich bei der abgestürzten Person um keinen Unfall oder Selbstmord, sondern um Mord handelt. 

Statt dem Todesfall oder den Ermittlungen der Polizei steht die Familie mit ihren kleineren oder größeren Geheimnissen im Vordergrund. Tryggvi macht sich Gedanken um den Alkoholkonsum seiner Frau, während er selbst versucht, trocken zu bleiben. Petra muss sich mit ihren Cousine und ihrem Cousin auseinandersetzen, zu denen sie früher ein sehr enges Verhältnis hatte und Lea ist besorgt über ihre Social Media-Kontakte, denen sie möglicherweise zu viel von sich offenbart hat. Beobachtet wird die Familie von der Hotelangestellten Irma, die die Prominenten aus dem Internet kennt.  

Die Atmosphäre ist von skandinavischer Melancholie geprägt. Das Novemberwetter ist kalt und stürmisch und niemand scheint das Familientreffen an dem verlängerten Wochenende wirklich zu genießen. Probleme werden mit Alkohol oder mit anderen Rauschmitteln betäubt. Selbst als eine Person vorzeitig abreist und vermisst wird, findet keine wesentliche Kommunikation unter den Familienmitgliedern statt. 

Die Kapitel sind kurz, die Perspektiven wechseln häufig. Trotz der überwiegend inneren Einsichten und wenig äußerer Handlung bleiben die Figuren undurchsichtig. Es passiert wenig und auch die wenigen Kapitel, die kurze Ausschnitte der polizeilichen Ermittlungen zeigen, können keine Art von Spannung erzeugen. Interessant wird die Geschichte erst auf den letzten 50 Seiten, als die Bedrohung zunimmt und kompromittierende Details der Vergangenheit enthüllt werden. 

Band 4 ist ein Prequel und der mit Abstand langweiligste Teil der Reihe. Es ist die Schilderung eines Familientreffens problembehafteter Personen, die Geheimnisse bergen und in der eine Tat aus der Vergangenheit plötzlich enthüllt wird und die handelnden Personen zufällig enger verbindet, als gedacht. Es ist kein raffiniertes Konstrukt und kein Kriminalroman, der einen Mordfall und die Ermittlungen dazu spannend in Szene setzt. 

Mittwoch, 15. Januar 2025

Buchrezension: Jojo Moyes - Über uns der Himmel, unter uns das Meer

Inhalt:

Australien 1946. Sechshundert Frauen machen sich auf eine Reise ins Ungewisse. Ein Flugzeugträger soll sie nach England bringen, dort erwartet die Frauen ihre Zukunft: ihre Verlobten, ihre Ehemänner – englische Soldaten, mit denen sie oft nur wenige Tage verbracht hatten, bevor der Krieg sie wieder trennte. Unter den Frauen ist auch die Krankenschwester Frances. Während die anderen zu Schicksalsgenossinnen werden, ihre Hoffnungen und Ängste miteinander teilen, bleibt sie verschlossen. Nur in Marinesoldat Henry Nicol, der jede Nacht vor ihrer Kabine Wache steht und wie sie Schreckliches erlebt hat im Krieg, findet sie einen Vertrauten. Eines Tages jedoch holt Frances ausgerechnet der Teil ihrer Vergangenheit ein, vor dem sie ans andere Ende der Welt fliehen wollte. 

Rezension: 

Im Jahr 1946 werden 600 Kriegsbräute mit einem Flugzeugträger der britischen Marine nach England gebracht, um mit ihren Ehemännern wieder vereint zu werden. Es ist ein mutiger Weg in die Fremde und Ungewissheit fernab von Zuhause. Die Ehen wurden oftmals kurzfristig geschlossen, weshalb die Frauen ihre Männer kaum kennen und seit Monaten oder sogar Jahren nicht mehr gesehen haben.
An Bord ist Krankenschwester Frances, die verschlossen ist und ihre Gefühle zurückhält, Avice, die hochnäsige Tochter aus gutem Hause, die auf eine Überfahrt auf einem Flugzeugträger nicht vorbereitet war, Margaret, die schwangere Bauerstochter, die noch nicht bereit ist, Mutter zu sein und die 16-jährige Jean, die froh ist, ihrem lieblosen Elternhaus zu entkommen. 
Die vier unterschiedlichen Frauen bergen ihre Geheimnisse und teilen sich eine Kabine, die von einem Marinesoldat bewacht wird, den keine Wiedervereinigung mit seiner Frau erwartet. Kapitän Highfield, der seine wohl schwierigste Fracht nach Plymouth bringen muss, hadert damit, dass die Überfahrt seine letzte sein wird.

Inspiriert von der Lebensgeschichte ihrer Großmutter, beschreibt Jojo Moyes anhand fiktiver Schicksale die historische Überfahrt der Victorious.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, wobei es zu Beginn etwas unübersichtlich ist, sich zurechtzufinden. Nicht jede Figur gibt gleichviel von sich preis, so dass Platz für Spekulationen bleibt und die Geschichte nicht ohne Spannung erzählt ist.

Lebendig wird der Schiffsalltag der zähen, sechswöchigen Überfahrt mit all seinen Problemen, Sorgen und allzu menschlichen Befindlichkeiten beschrieben, wenn Hunderte Fremde auf engstem Raum aufeinandertreffen. Sowohl Passagiere als auch Teile der Besatzung haben mit ihren ganz eigenen Herausforderungen zu kämpfen. 

Die Geschichte wirkt real, auch wenn die persönlichen Schicksale fiktiv sind. Eingeleitet werden die Kapitel hingegen durch Zitate aus historischen Überlieferungen, die der Geschichte noch mehr Authentizität verleihen.
"Über uns der Himmel, unter uns das Meer" beruht auf wahren Begebenheiten und ist eine berührende Geschichte über mutige Frauen und ihre Hoffnungen auf ihrem abenteuerlichen Weg zu einem Neuanfang.