Mittwoch, 2. Oktober 2024

Buchrezension: Anna McPartlin - Irgendwo im Glück

Inhalt:

Dublin, 1995: Maisie Bean ist eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. Ihr erstes Date vor siebzehn Jahren endete so schlimm, dass es ihr für den Rest des Lebens den Appetit auf Pommes verdarb. Die Ehe, die folgte, war die Hölle für Maisie, doch sie gab ihr zwei wundervolle Kinder: den sensiblen, humorvollen Jeremy und die starrsinnige, schlaue Valerie. Mit Hilfe der beiden schafft es Maisie sogar, ihre demente Mutter zu Hause zu pflegen. Alle packen mit an.
Als Maisie denkt, ihr Leben läuft endlich rund, geschieht das Unfassbare: Jeremy verschwindet eines Tages spurlos. Sie steht einem neuen Kampf gegenüber, dem Kampf ihres Lebens - für die Wahrheit über Jeremy, gegen Vorurteile und Ablehnung. Doch Aufgeben kommt für Maisie niemals in Frage. 

Rezension: 

Maisie Bean hat es nach einer überstürzt eingegangenen Ehe vor sieben Jahren geschafft, ihren gewalttätigen Ehemann zu verlassen. Seitdem kümmert die alleinerziehende Mutter sich liebevoll um ihre beiden Kinder und seit Kurzem auch um ihre demente Mutter. Der Alltag ist nicht einfach, oftmals chaotisch, aber wenn es darauf ankommt, halten alle zusammen.
Als Maisie an Neujahr spontan von Fred Brennan zum Essen eingeladen wird, dem Polizisten, der ihr gegenüber ihrem Ehemann zur Seite gestanden hat, willigt sie ein, denn auch sie hat doch schließlich ein wenig privates Glück verdient.
Was sie zu dem Zeitpunkt nicht ahnen kann, ist dass an diesem Abend ihr sonst so zuverlässiger Sohn Jeremy nicht nach Hause kommen wird. Maisie macht sich Vorwürfe, zu sehr an sich selbst gedacht zu haben, versucht jedoch, die Hoffnung nicht aufzugeben, da auch Jeremys bester Freund verschwunden ist und offenbar ein paar seiner Sachen mitgenommen hat. 
Jahre später hat Maisie ein Buch geschrieben, steht auf dem Podium und erzählt ihre Geschichte.

Der Roman ist aus den Perspektiven verschiedener Akteure geschrieben, die im schnellen Wechsel erfolgen. Einer kurzen Sequenz im Jahr 2015 erfolgt ein Rückblick in das Jahr 1995 und die Ereignisse nach Neujahr. Der Beginn nimmt einen Spannungsmoment vorweg, aber dennoch weiß die Geschichte zu fesseln.

"Irgendwo im Glück" ist warmherzig und lebendig geschrieben, so dass man anschaulich in den turbulenten Familienalltag der Beans eintauchen kann. Maisie hat in ihrem Leben viel durchgemacht, aber nie aufgegeben. Als ihr Sohn nicht auffindbar ist, quält sie sich mit Schuldgefühlen und kann die reißerische Berichterstattung der Medien kaum ertragen, als diese sich auf ein Gerücht um Jeremy und seinen besten Freund stürzen. Maisie stößt selbst den Mann, der sie liebt, von sich, bleibt jedoch kämpferisch und zuversichtlich.
Durch die unterschiedlichen Sichtweisen ist klar nachzuvollziehen, wie die Protagonisten die Situation empfinden und welche Geheimnisse sie bergen. Jeremys Perspektive und die parallele Erzählweise seines Neujahrsabends ist aufschlussreich und gibt der/ dem LeserIn einen Wissensvorsprung. 

Es ist ein Roman, der trotz aller Tragik humorvolle Szenen und Dialoge beinhaltet. Die Geschichte bewegt, macht traurig und wütend. Sie zeigt den Zusammenhalt einer traumatisierten Familie, das enge Band von Freundschaft, eine unerschütterliche Solidarität und die Kraft von Liebe. Mit viel Empathie werden problematische Themen wie Gewalt in Familien, Drogensucht oder Homophobie behandelt. Zudem wir das Zusammenleben mit einer dementen Frau, die sich langsam selbst verliert, authentisch dargestellt.

Der Zeitgeist der 1990er Jahre wird nicht nur durch die Musik spürbar, mit der jedes Kapitel eingeleitet wird. Erschreckend ist geradezu, wie rückständig Irland im Jahr 1995 war, als Scheidungen gesetzlich noch nicht erlaubt waren. Auch wenn sich diesbezüglich einiges getan hat, sind andere Dinge wie Intoleranz und Diskriminierung, die der Roman problematisiert, leider noch immer aktuell. Am Ende zeigt der Roman unheimlich ergreifend, wie wichtig und notwendig es ist, für Gleichheit zu kämpfen, andere nicht für ihr Anderssein zu verurteilen und damit Ängste zu schüren. 


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