Freitag, 11. Oktober 2024

Buchrezension: Stefanie Hansen - Für immer und ein Jahr

Inhalt: 

Als Kaya stirbt, steht ihr Ehemann Jan plötzlich allein mit zwei Kindern da. Vor ihrem Tod hat Kaya ihm das Versprechen abgenommen, ein Jahr lang allen Menschen zum Geburtstag zu gratulieren, die in ihrem Geburtstagskalender stehen. Jan redet nicht gern, vor allem nicht über seinen Verlust. Doch sein Versprechen zwingt ihn, sein Leben umzukrempeln. Er kämpft sich durch den Kalender, die Geburtstage und seine Trauer. Und dann steht sein Leben ganz unerwartet Kopf – so sehr er sich auch dagegen wehrt. 

Rezension: 

Kaya stirbt mit Anfang 40 an Krebs und hinterlässt ihren Ehemann Jan und die zwei Kinder Finn und Lina. Vor ihrem Tod musste Jan ihr versprechen, ihren Geburtstagskalender zu verwenden, um den Menschen zu gratulieren, die ihr wichtig waren. Jan sträubt sich vor der Aufgabe, da er selbst verschlossen ist und in seiner Trauer am liebsten in Ruhe gelassen möchte. Dennoch greift er ein Jahr lang viele Male zum Telefon, um selbst ihm unbekannte Personen anzurufen. 

"Für immer und ein Jahr" ist ein Buch über Trauerbewältigung, das fiktional ist, wobei die Idee des Geburtstagskalender auf einer wahren Geschichte beruht. 
Der Roman ist aus der Perspektive des Witwers Jan geschildert. Daneben gibt es einige Gedanken Kayas, die aus dem Jenseits sind, aber nicht zu mystisch erscheinen. Für alle, die daran glauben, ist es sicher eine tröstliche Vorstellung, dass ein Toter nicht ganz aus der Welt ist.  

Der Tod von Kaya ist allgegenwärtig, die Trauer in der Familie ist zentral. Die eigenwilligen Nebenfiguren, insbesondere Jans Schwiegermutter, sorgen jedoch für etwas Leichtigkeit und komische Szenen, so dass die Geschichte nicht nur bedrückende Momente hat. 

Sehr authentisch ist der Umgang mit der Trauer dargestellt. Jan ist hilflos und in sich zurückgezogen. Kaya fehlt und er fühlt sich unzulänglich und mit seinen Aufgaben als Familienvater überfordert. Es findet deshalb nur sehr eingeschränkt eine Kommunikation in der Kleinfamilie statt. Das passt zwar zu der Lethargie, die sich durch den Tod Kayas entwickelt hat, ist aber als Roman zu lesen etwas unbefriedigend, wie lange die drei nur nebeneinanderher leben. Auch liegt der Fokus dabei allein auf Jan, weshalb kaum oder nur indirekt die Auswirkungen des Verlusts der Mutter bei den Kindern zu spüren sind. 

Die Telefonate, die Jan unfreiwillig führt, haben unterschiedliche Auswirkungen. Manche sind belanglos und bleiben nicht lange im Gedächtnis, andere setzen Impulse und in Jan etwas frei, dass ihn zum Handeln anregt. 

"Für immer und ein Jahr" zeigt glaubwürdig und ehrlich den Trauerprozess einer Familie, die mit Ehefrau und Mutter einen Angelpunkt verloren hat. Das Verhalten der Charaktere und ihre Entwicklung sind anschaulich beschrieben und nachvollziehbar. 
Berührender hätte ich den Roman empfunden, wenn man Kaya vor ihrem Tod noch kennengelernt oder mehr Rückblicke dafür gesorgt hätten, ein umfassenderes Bild von ihr zu erhalten. Auch fehlten mir Konflikte zwischen Jan und seinen Kindern, denn Potential war am Ende in jedem Fall vorhanden. So war das Ende lebensbejahend, aber auch etwas sehr harmonisch. 

Die Geschichte zeigt, wie wichtig Gesellschaft und Freundschaft ist und dass Alleinsein nicht nur für Trauernde Gift ist. Sie entwickelt sich nicht weiter überraschend, ist aber dennoch nicht langweilig.  

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