Montag, 31. Juli 2017

Buchrezension: Andrew Kaufmann - Geborene Freaks

Inhalt:

Die Freaks waren immer schon ein bisschen merkwürdig, aber niemand ahnt, dass sie von ihrer eigenen Großmutter verflucht wurden. Eigentlich hatte Oma nur vorgehabt, jedem ihrer Enkelkinder bei der Geburt eine spezielle Gabe mit auf den Weg zu geben. Diese »Geschenke« ihrer Großmutter stellen sich jedoch bald als Flüche heraus, die das Leben der jungen Freaks ruinieren. Als Großmutter im Sterben liegt, hat sie einen letzten Wunsch: Ihre Enkelin Angie soll ihr helfen, alle Geschwister in ihrem Krankenhauszimmer zu versammeln, um das Geheimnis um die gutgemeinten Flüche zu lüften...

Rezension:

Durch einen Ablesefehler von Frenk in Freak umbenannt, war die Familie Freak seit der Einwanderung von England nach Kanada von jeher anders als die Durchschnittsfamilie. Kurz vor ihrem Tod eröffnet Großmutter Annie Freak ihrer jüngsten Enkelin Angie, dass sie Angie und ihre vier Geschwister zur Geburt jeweils mit einer gut gemeinten Eigenschaft ausgestattet hat, die sich als "Flegen" (Fluch + Segen) herausgestellt hat. Oma Freak möchte dies rückgängig machen und bittet deshalb Angie, bis zu ihrem Tod in knapp zwei Wochen die Geschwister bei ihr am Krankenbett zu versammeln. Die hochschwangere Angie ist skeptisch, wird von ihrer Großmutter aber derart unter Druck gesetzt, dass sie dieser glaubt. Knapp einem Flugzeugabsturz entkommen, macht sie sich auf den Weg, ihre Geschwister einzusammeln, die in Kanada bzw. dem fiktiven Königreich Uplifta verstreut leben und zu denen sie zum Teil seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. 

Angies Fluch ist, dass sie jedem verzeihen muss, was sich vor allem negativ auf ihr Liebesleben auswirkt. Männer nehmen sie nicht wirklich ernst und betrügen sie, das sie ihnen ohnehin vergeben wird. Schwester Lucy hat einen ausgeprägten Orientierungssinn, Abba verliert  nie die Hoffnung, Richard wittert jegliche Gefahr für sch und Kent ist eine Kämpfernatur - alles Eigenschaften, die eigentlich positiv sind und hilfreich sein sollten, das Leben der Geschwister bislang allerdings stark beeinträchtigt und negativ beeinflusst haben. 
Lucy hat Angst sich zu verlieren und stürzt sich von einem Sexabenteuer ins nächstem um sie emotional nicht binden zu müssen, Abba lebt als Königin von Uplifta in ihrem rosa Schloss in einer eigenen Traumwelt, Richard scheut jedes Risiko und kann deshalb keine Beziehungen aufbauen und Kent neigt zu gewalttätigen Ausbrüchen. 

Der Roman ist ein Roadtrip, auf dem der Leser die Familienmitglieder der Freaks mit all ihren unterschiedlichen Spleens kennenlernt. Dabei erfährt man in Rückblenden einiges über die Kindheit der fünf Geschwister und ihre Eltern. Während Mutter Nicola nach dem Tod ihres Ehemanns jeglichen Bezug zur Realität verloren zu haben scheint und in einem Pflegeheim die Vorstellung lebt, Friseurin zu sein, wurde die Leiche von Papa Freak nach einem Unfall mit seinem geliebten Maserati nie gefunden. 
Die Geschwister waren seit diesem tragischen Ereignis auf sich allein gestellt und umso schöner ist es zu lesen, dass sich die fünf durch die gemeinsame Reise zur Oma wieder annähern. 

"Geborene Freaks" ist so liebenswürdig absurd geschrieben, dass man als Leser zwischen Kopfschütteln und Lachanfällen schwankt und unweigerlich weiterlesen muss. Es ist nicht nur eine Abfolge skurriler Situationen aufgrund der exzentrischen, schrulligen Charaktere, sondern eine Art modernes Märchen mit einer tiefer gehenden Botschaft über die Notwendigkeit des Zusammenhalts innerhalb der Familie und Geschwisterliebe, die nicht mit dem Ende der Kindheit aufhört sowie mit der Erkenntnis, dass man auch auf seltsame Weise glücklich sein kann. 


Samstag, 29. Juli 2017

Buchrezension: Jo Watson - Kopf aus, Herz an (Destination Love, Band 1)

Inhalt:

Lillys schlimmster Albtraum wird wahr, als ihr Verlobter sie vor dem Traualtar stehen lässt. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, beschließt sie, die Hochzeitsreise nach Thailand trotzdem anzutreten - und zwar allein. Noch im Flugzeug lernt sie den attraktiven Damien kennen, der mit seinen Tattoos und der spontanen Art eigentlich genau die Art Mann ist, um die Lilly sonst einen großen Bogen machen würde. Doch jetzt, wo es nichts gibt, was sie zurückhält, lässt sie es zu, dass er sie auf eine Reise entführt - eine Reise, die ihr zeigt, was es bedeutet, auf sein Herz und nicht auf seinen Kopf zu hören.

Rezension:

Lilly Swanson ist 24 Jahre alt, als sie am Tag ihrer Hochzeit von ihrem Verlobten Michael ohne eine Begründung vor dem Altar stehengelassen wird. Wut und Verzweiflung machen sich in ihr breit und sie beschließt trotzig, die Hochzeitsreise nach Thailand alleine anzutreten.

Bereits auf dem Flug, auf dem sie aufgrund ihrer überstürzten Abreise zerzaust, mit verschmiertem Make-up und im Schlafanzug sitzt, lernt sie den hilfsbereiten Damien kennen, der als Gothic-Typ" so rein äußerlich gar nicht ihr Fall ist und ihr sogar ein bisschen Angst macht

Den Sicherheitsbeamten am Flughafen in Bangkok kommen die beiden verdächtig vor, weshalb sie kurzzeitig wegen des Verdachts des Drogenschmuggels festgenommen werden. Da Damien nach der Bestechung der Polizei pleite ist, bietet Lilly ihm spontan an, die Nacht bei ihr in der Honeymoon-Suite zu verbringen.

Eine Reihe an Missgeschicken, zahlreiche Fettnäpfchen, in die Lilly springt und kuriose Situationen schweißen das ungleiche Paar zusammen. Schon am ersten Tag sind sie sich so vertraut, dass sie sich gegenseitig traumatische Dinge aus ihrer Vergangenheit erzählen, über die sie sonst nicht sprechen.

Bevor die beiden aber letztendlich zueinander finden, muss noch das ein oder andere Missverständnis an dem exotischen Schauplatz in Thailand umschifft werden.

"Kopf aus, Herz an" ist der erste Band der "Destination Love"-Reihe von Jo Watson und beschreibt die persönliche Entwicklung von Lilly, die bislang immer auf ihre Vernunft gehört hat und ein geordnetes, (spieß-)bürgerliches Leben geführt hat. Dass ihr Verlobter sie einfach so unvermittelt vor dem Traualtar und 500 geladenen Gästen stehen lässt, wirft sie verständlicherweise komplett aus der Bahn. Kopflos flüchtet sie auf ihre Hochzeitsreise nach Thailand, wo ihr der unkonventionelle Backpacker Damien vorlebt, spontan zu sein und auf sein Herz zu hören.

Von dem Roman hatte ich mir wahrlich keine tiefgründige oder berührende Liebesgeschichte, sondern ein lockere, amüsante Chick Lit erwartet, die eine Wende in Lillys bisher streng getaktetes Leben bringt.

Zu Beginn besteht "Kopf aus, Herz an" fast ausschließlich aus einer Aneinanderreihung aberwitziger Situationen, in die sich die offensichtlich sehr tollpatschige Lilly immer wieder im Beisein von Damien bringt. Was mir auf den ersten Seiten noch ein Schmunzeln ins Gesicht zauberte, nervte im weiteren Verlauf des Romans eher, als dass es unterhielt, da man auf jeder Seite nur auf das nächste abstruse Ereignis gewartet hat.
Lilly gebärdete sich so hysterisch überdreht, dass mir nicht wirklich nachvollziehbar war, wie sich innerhalb der Kürze der Zeit eine so vertrauensvolle Nähe zwischen ihr und "Badboy" Damien ergeben konnte. Die körperliche Anziehungskraft zwischen beiden stand dann später im Vordergrund, womit ich gemerkt habe, dass ich mit bei dem Buch im Genre vergriffen habe. Der Sex mit dem Höhepunkt zur Mondfinsternis, Damien als Lillys Lehrmeister, der die Sexualität erst in ihr erweckt, war mir zu explizit.

Der Roman ist - "Kopf aus" - schnell zu lesen, aber keine Geschichte, für die ich mich begeistern konnte und die mir länger im Gedächtnis bleiben wird. Dafür wirkte die Situationskomik zu erzwungen und stellenweise sogar unrealistisch überzogen, die Protagonisten zu einfältig und stereotyp und die ganze Geschichte zu platt und vorhersehbar. Mir fehlte das gewisse Herzblut der Autorin für ihre Figuren und kreative Highlights, die der einfach strukturierten Handlung mehr Leben eingehaucht hätten. Dass es zwischen Lilly und Damien zum Happy End kommt, empfand ich als aufgrund der Trennungsphase zwischen zwei Thailand-Aufenthalten zu unrealistisch bzw. zumindest zu abrupt.

Band 2 der "Destination Love"-Serie "Herz auf Anfang" erscheint im Dezember 2017 und handelt wieder von einer Urlaubsliebe, jedoch mit anderen Protagonisten. Jo Watson konnte mich aber mit Band 1 nicht für weitere Teile von "Destination Love" begeistern.


Freitag, 28. Juli 2017

Buchrezension: Forrest Leo - Der Gentleman

Inhalt:

London, Pocklington Place, um 1850: Lionel Savage, Dichter, gerade einmal 22 Jahre alt, hat beschlossen, Selbstmord zu begehen, da er des Geldes wegen geheiratet hat und danach feststellen musste, dass er seitdem keine Zeile mehr zu Papier bringen kann. Er zieht seinen Butler Simmons zurate, weil er nicht weiß, wie er den Selbstmord genau angehen soll. Der einfachste Weg scheint ihm der Tod durch Kopfschuss zu sein. Doch Simmons gibt zu bedenken, dass dabei allerlei Körperflüssigkeiten austreten würden, die jemand aufwischen müsste. Da Savage seinem treuen Butler eine solche Schweinerei nicht zumuten will, muss er eine andere Lösung für sein Problem finden. Just in dem Moment spaziert ein freundlicher Gentleman in sein Arbeitszimmer, der sich als der Teufel höchstpersönlich entpuppt. Und bevor er sich versieht, hat Savage seine Ehefrau an ihn verkauft. So glaubt er zumindest. Doch kaum ist die Ehefrau verschwunden, stellt Savage fest, dass sie die Liebe seines Lebens ist. Er muss sie wiederfinden. Nur wo zum Teufel soll die Hölle sein?

Rezension:


Lionel Savage hat seine Frau Vivien nur aufgrund ihres Vermögens geheiratet, um sich und seiner sechs Jahre jüngeren Schwester, für die er nach dem Tod der Eltern verantwortlich ist, versorgen zu können.
Savage ist Dichter, seit der Hochzeit vor einigen Monaten befindet er sich allerdings in einer Schaffenskrise und ist inzwischen so verzweifelt, dass er sich umbringen möchte. Da er aber nicht so richtig weiß, wie er seinem Leben ein Ende setzen könnte und er auch seinem Butler nicht mit der Beseitigung seiner sterblichen Überreste behelligen möchte, kommt es Savage ganz gelegen, dass während der Party seiner Ehefrau ein Gentleman in seinem Arbeitszimmer erscheint, mit dem er einen Pakt schließt. Noch am selben Abend ist Vivien verschwunden und Savage verspürt wieder die nötige Kreativität für seine Dichtkunst.

Als wenig später der Bruder von Vivien von seiner Afrika-Expedition nach London zurückkehrt und Savage erfährt, dass Vivien diesem in Briefen begeistert und scheinbar schwer verliebt von ihrem Ehemann berichtet hat, bekommt Lionel nicht nur ein schlechtes Gewissen, er merkt auch, dass er seine Ehefrau tatsächlich liebt. Er möchte sie wieder aus den Händen des Teufels befreien und so beginnt die abenteuerliche Suche nach seiner Frau und dem Eingang zur Hölle.

"Der Gentleman" erinnert ein wenig an Goethes Faust und ist auch so geschrieben, dass ich mir den Roman gut als ein Theaterstück hätte vorstellen können. Tatsächlich gibt der Autor in seiner Danksagung an, dass das Buch als Komödie für das Theater konzipiert war. Das fällt vor allem am Ende des Romans auf, als alle Protagonisten zum Finale in einem Raum versammelt sind und das Verschwinden von Vivien aufgeklärt werden kann.

Der Roman ist voller Ironie und stark übertreibender Dialoge geschrieben, so dass man weder Lionel Savage noch die ganze Handlung allzu ernst nehmen kann. Der Roman ist von einem imaginären Herausgeber verfasst, der von Savage gezwungen wurde, sein Werk zu veröffentlichen. Dieser "pünktliche Hubert" gibt in unzähligen Fußnoten (abwertend) an, was er von Lionel, seiner Dichtkunst und dem Roman hält.

"Der Gentleman" ist eine etwas absurde Geschichte über einen etwas einfältigen Dichter, der ohne seinen Butler völlig hilflos wäre und bei dem immer erst zuletzt der Groschen zu fallen scheint. Letztlich findet er jedoch aufgrund einer gut gemeinten Finte seiner Ehefrau, die aberwitziger Weise ein größeres Talent zur Dichtkunst zu haben scheint als Lionel selbst, zu seinem Glück.

Das Buch überzeugt durch seinen kreativen, ungewöhnlichen Schreibstil und ganz amüsante Szenen um den Antiheld Savage, ist aber nicht ganz so unterhaltsam und abenteuerlich wie ich es mir gewünscht hätte. So hatte der Roman doch einige Längen bis es zur etwas ernüchterndem Aufklärung des Verschwindens von Vivien kam.



Mittwoch, 26. Juli 2017

Buchrezension: Luisa Valentin - Jeder neue Tag mit dir

Inhalt:

Als der Kameramann Markus überraschend früher von Dreharbeiten nach Hause kommt, muss er bestürzt feststellen, dass seine Frau Kathrin kurz davor ist, ihn zu betrügen. Ihre Ehe steht vor dem Aus. Doch dann fällt ihnen ein alter Koffer voller Geschenke in die Hände, den sie vor dreizehn Jahren zur Hochzeit bekommen haben. Mit jedem Päckchen, das sie öffnen, und jeder Nachricht, die sie lesen, teilen die beiden immer mehr Erinnerungen. Doch kann diese emotionale und prickelnde Reise in die Vergangenheit sie nicht nur an einen besonderen Urlaubsort, sondern wieder auf einen gemeinsamen Weg bringen?

Rezension:


Kathrin und Markus Killian sind seit 13 Jahren verheiratet und wohnen un München. Kathrin ist im vergangenen Jahr Partnerin in einer Werbeagentur geworden ud auch Markus ist als erfolgreicher Kameramann für Filmproduktionen gefragt und sehr oft unterwegs. Oft sieht sich das Paar tagelang nicht und so beschließt Markus, seine Frau zu ihrem Geburtstag zu überraschen und erscheint frühe als angekündigt zu Hause. Dort trifft er auf Kathrin, die eng umschlungen mit ihrem Arbeitskollegen im Wohnzimmer tanzt und offensichtlich gerade dabei ist, Markus zu betrügen.

Für Markus ist die Situation unerträglich, er packt seine Tasche und flieht über Nacht zu seinem besten Freund Jan. Bei seinem Aufbruch entdecken Kathrin und Markus auf dem Dachboden einen Koffer, den sie zu ihrer Hochzeit als Geschenk von allen Gästen bekommen haben und erst zu ihrem 15. Hochzeitstag öffnen sollen bzw. dann wenn ihre Ehr vor dem Aus steht.

Schon bei Jan auf der Couch beginnt Markus in Erinnerungen an Kathrin und die Anfangszeit ihrer Ehe zu schwelgen. Am nächsten Morgen fährt er zurück, um sich mit Kathrin auszusprechen. Trotz der Bedenken mit dem Öffnen des Koffers das Ende ihrer Ehe zu zementieren, werfen sie einen Blick hinein und entdecken im Verlauf des Osterwochenendes liebe, witzige oder hilfreich gemeinte Geschenke, die man nach 15 Jahren Ehe gebrauchen kann.

Durch das Spiel zu erraten, von wem das jeweilige Präsent sein könnte bzw. der Bedeutung, die damit verbunden ist, kommen sich Markus und Kathrin wieder näher und nutzen die gemeinsame Zeit, offen miteinander zu sprechen.
Beide haben den Ansporn, ihre Ehe zu retten, aber neben dem aktuellen Fehltritt Kathrins gibt es noch eine weitere unausgesprochene Wahrheit, die den Glauben an eine gemeinsame Zukunft erschüttern lassen.

"Jeder neue Tag mit dir" ist ein berührender Roman über eine Ehe, die aufgrund eines Fehlers, der nur ein Symptom dafür zu sein scheint, dass zwischen Kathrin und Markus schon seit Längerem mehr im Argen ist, kurz vor dem Scheitern steht.

Das Ehepaar hat sich, abgelenkt von Beruf und Alltag, zu wenig Zeit für sich genommen und auseinandergelebt. Fraglich ist, ob der Betrug, zu dem es ohne das vorzeitige Eintreffen von Markus unweigerliche gekommen wäre, so schwer wiegt, dass jegliches Vertrauen zwischen Markus und Kathrin zerstört ist und ihre Liebe keine Chance mehr hat.

Auch wenn er Leser sich auf die Seite von Markus schlägt, ist Kathrin keine unsympathische Protagonistin. Ich konnte mich in beide Ehepartner gut hineinversetzen und es war mit jedem kleinen Geschenk aufs Neue interessant zu erfahren, was sich dahinter verbirgt, welche Erinnerungen es bei Markus und Kathrin hervorruft oder welche Bedeutung es jetzt im Moment für sie hat.
In Rückblenden erfährt man viel von der Anfangszeit der Beziehung und den glücklichen Tagen ihrer Ehe und umso mehr hofft man selbst, dass die beiden sich wieder emotional annähern und einen Neuanfang wagen.

Der Roman beschreibt eine Situation bzw. einen Zustand der Ehe, in die/ den jedes Paar gelangen kann. Luisa Valentin schafft es, das Gefühlschaos, die Hilflosigkeit, Unsicherheit und Hoffnung sehr authentisch darzustellen, dass man die Situation auf sich selbst übertragen könnte und mit beiden in dem Wechselbad der Gefühle mitbangt.
Da Buch zeigt, dass man den (Ehe-)partner gerade in langjährigen Beziehungen nicht zu selbstverständliche nehmen darf und dass man sich kontinuierlich um den anderen bemühen und Respekt zollen muss. Gleichzeitig macht es nachdenklich, ob es die richtige Entscheidung ist, der Liebe eine zweite Chance zu geben oder ob man den Mut haben muss, ein Ende zu akzeptieren, um sich nicht weiter gegenseitig zu verletzen.

"Jeder neue Tage mit dir" ist keine seichte Liebesgeschichte, sondern ein sehr kurzweiliger Roman mit Tiefgang, auch wenn Titel und rosa Cover auf den ersten Eindruck etwas anderes suggerieren.


Montag, 24. Juli 2017

Buchrezension: Monika Held - Sommerkind

Inhalt:

Ein einsamer Junge auf einer Bank, seine Hand ruht auf einem Kleiderbündel - auf dem Grund eines Schwimmbads liegt ein Mädchen mit offenen Augen: Woher kommen plötzlich diese Erinnerungen? Die vierzigjährige Wissenschaftlerin Ragna fürchtet, verrückt zu werden. Denn die Bilder, die plötzlich in ihrem Kopf auftauchen, kann sie keiner Erinnerung zuordnen. Das Gedächtnis ist keine Bibliothek, man kann dort nicht stöbern wie nach einem verlegten Buch. Ganz langsam setzt sie Puzzleteil für Puzzleteil zusammen und macht sich auf die Suche nach dem - heute erwachsenen - Jungen auf der Bank und seiner Schwester, die nach dem Schwimmunfall zum Sommerkind wurde.

Rezension:

Ragna ist Mitte 40 und arbeitet als Gedächtnisforscherin derzeit an einem Projekt, bei dem sie die Biografien verschiedener Personen untersucht. Bei ihren Nachforschungen stellt sie fest, dass es in ihrem Leben ein weißen Fleck gibt und sie unter Erinnerungslücken an eine Zeit in ihrer Jugend leidet. Einzelne Erinnerungsfetzen dringen immer wieder an ihr Bewusstsein: Da ist ein weißblonder Junge auf einer Bank und ein jüngeres Mädchen, dass sie auf dem Grund eines Swimmingpools liegen sieht.

Kolja ist 15 Jahre alt, als seine Schwester in seinem Beisein ertrinkt. Er ist mit ihr gemeinsam in einem Schwimmbad und abgelenkt mit seiner Mitschülerin Ragna, die jedoch geistesgegenwärtig als gelernte Rettungsschwimmerin Malu aus dem Wasser ziehen kann.
Malu liegt nun im Wachkoma in einer Klinik in Süddeutschland, wo die Familie aus dem Norden hingezogen ist, und Kolja ist gezwungen, sie mindestens zweimal wöchentlich im Krankenhaus zu besuchen. Da liegt sie wie Dornröschen und er weiß nichts mit ihr anzufangen. Er fühlt sich schuldig und wird darin noch von seinen Eltern unterstützt, die ihn Zuhause mit eisigem Schweigen bestrafen. Sie besuchen Malu getrennt von ihm und bald trennen sich auch die Wege der Eltern.

"Sommerkind" erzählt einerseits den Badeunfall von Malu und die tragischen Konsequenzen für die gesamte Familie, insbesondere in der Person von Kolja und andererseits die Gegenwart, in welcher Ragna, die Lebensretterin von Malu, sich nur bruchstückhaft an den Unfall erinnert und sich auf die Suche nach ihrer Jugendliebe Kolja macht.

Während die Passagen, die Koljas Geschichte beschreiben, sehr eingängig sind und das Schicksal des Jungen, der von seinen Eltern stillschweigend verstoßen wird und sich lieber jeden Tag in eine Klink flüchtet, wo er sich mit den Mitpatienten seiner Schwester beschäftigt, tief berührt, empfand ich die Erzählung Ragnas aus der Ich-Perspektive anstrengend zu lesen. Bei ihr reihen sich oft nur einzelne Sätze scheinbar unzusammenhängend aneinander, einzelne Passagen aus Büchern, Gedichten oder Liedern, die in ihrem Kopf herumschwirren und ihre Verwirrtheit belegen.

Es ist traurig, wie die Familie Tönning mit dem Unglück umgeht und ihrem Sohn die Schuld an den Unglück und letztlich der Retterin die Schuld an der Situation Malus mit all ihren Folgen für die Familie gibt. Statt sich gegenseitig Halt zu geben, bricht die Familie in zwei Teile und Kolja hat noch als Erwachsener darunter zu leiden, flieht in die Einsamkeit.

In beide Protagonisten kann man sich gut hineinversetzen und umso enttäuschender fand ich dann das Ende der Romans, der für mich unbefriedigend aufhörte. Auch wenn Ragna ihre Erinnerungslücken durch Fahrten in ihre alte Heimat sowie nach Süddeutschland und die dort geführten Gespräche wieder füllen konnte, fehlte mir bei ihrer Suche letztendlich das Erfolgserlebnis und ein runder Abschluss des Romans. Darüber hinaus fehlte mir eine logische Erklärung für ihre partielle Amnesie (?), wie ihre Jugendliebe so in Vergessenheit geraten konnte und warum sie 30 Jahre später mit einer Suche nach ihm beginnt.

Kolja erschien mir sehr authentisch, weshalb ich sein Schicksal eines traumatisierten Jungen als besonders bewegend empfand, gerade weil es schien, als würde er als selbstauferlegte Strafe auch als Erwachsener kein Glück für sich zulassen.

Der Roman thematisiert Menschen im Wachkoma und welche Folgen das apallische Syndrom für die Patienten, aber vor allem auch die Familienangehörigen hat und wie belastend die lebenslange Pflege eines leblos wirkenden Menschen für die Angehörigen ist. Gleichzeitig wird auch die Frage nach der Schuld gestellt und ob es für das Kind tatsächlich ein Glück war, gerettet werden zu können und was ein Leben lebenswert macht. Auf der anderen Seite wird aber auch dargestellt, welchen Halt Freunde geben können und wie wichtig es ist, in solchen Situationen nicht allein gelassen zu werden.


Samstag, 22. Juli 2017

Buchrezension: Carina Bartsch - Nachtblumen

Inhalt:

Das Leben könnte so einfach sein. Wäre es manchmal nicht so verdammt schwer. Jana schläft am liebsten unter dem Bett. Collin friert gerne. Jana wünscht sich vertraute Menschen um sich herum. Collin möchte mit anderen Leuten nichts zu tun haben. Auf Sylt begegnen sich die beiden in einem Wohnprojekt und leben für die nächsten zwei Jahre Zimmer an Zimmer. Da ist eine Mauer, die sie trennt. Und eine Tür, die sie verbindet.

Rezension:

Jana ist 19 Jahre alt und gerade nach Westerland auf Sylt gezogen, um dort eine Ausbildung als Bauzeichnerin zu beginnen. Am Bahnhof wurde sie von ihrer neuen Psychotherapeutin Dr. Thea Flick abgeholt, die Jana ihr neues Zuhause, eine Art betreute Wohngemeinschaft, bringt. Das Ehepaar Völkner nimmt "besondere" Jugendliche und Heranwachsende bei sich auf, die im Leben Hilfe benötigen und dort eine zweite Chance bekommen, um nicht (weiter) abzudriften. Vier Jugendliche im Alter bis 23 Jahren wohnen bei den Völkners und absolvieren jeweils eine Ausbildung in deren Architekturbüro.

Jana fühlt sich in ihrer Ersatzfamilie zwar wohler als in ihrer letzten Einrichtung in Hannover, ist aber dennoch sehr still, ängstlich und hält sich im Umgang mit den anderen Jugendlichen zurück. Gegenüber Anke und Klaas Völkner hat sie geradezu ein schlechtes Gewissen, dass sie so bedingungslos und liebevoll aufgenommen wird, In der Berufsschule sind ihr zu viele Menschen und als Auszubildende hat sie Angst, Fehler zu machen. Auch in den Therapiesitzungen, in denen die unkonventionelle Thea Flick Jana vermitteln möchte, wieder Freude am Leben zu finden und aus sich herauszugehen, ist Jana sehr verschlossen.

Sie fühlt sich nur geborgen, wenn sie heimlich versteckt unter dem Bett schlafen kann und zieht sich ansonsten am liebsten allein an den Strand zurück, wo sie ihren Gedanken nachhängt. Dort wird sie neugierig auf ihren Mitbewohner Collin, der bereits im dritten Lehrjahr als Bauzeichner ist, sich von den anderen abschottet und nur mit Klaas zu kommunizieren scheint. Er zieht sich ans Meer zurück, um zu zeichnen.
Ganz langsam kommen die beiden sich näher und helfen sich dabei gegenseitig, aus ihrer Melancholie herauszufinden.

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive von Jana geschrieben, weshalb man als Leser einen guten Einblick in die Sorgen und Nöte erhält, die sie im Augenblick bewegen. Lange bleibt im Verborgenen, aus welchem Grund Jana Patientin bei Thea Flick ist und was sie in der Vergangenheit durchgemacht haben mag. Man erfährt zunächst nur, dass ihre Mutter schon früh an einer unheilbaren Form der Demenz erkrankt ist.
Die offenen Fragen, die sich zwangsläufig beim Lesen ergeben, werden erst gegen Ende des Romans gelöst, weshalb trotz der Ruhe und Melancholie der Handlung Spannung aufgebaut wird und man als Leser unbedingt mehr von Jana, aber auch von den anderen Protagonisten erfahren möchte.

Währenddessen zeichnet sich durch die Annäherung zwischen Jana und Collin eine zarte Liebesgeschichte ab, wobei diese nicht vergleichbar mit Emelys und Elyas Romanze aus "Kirschroter Sommer" bzw. "Türkisgrüner Winter" ist. Es fehlen die Leidenschaft und die tiefen Gefühle, die überspringen und den Leser fesseln könnten.

"Nachtblumen" ist ein sehr feinfühliger Roman, der überwiegend vom Seelenleben der lange so traurig un hilfsbedürftig wirkenden Jana handelt, die gar nicht den Eindruck erweckt, schon 19 Jahre alt zu sein, das es zu ergründen gilt. Wer vom lang ersehnten Nachfolger der beiden Bestseller von Carina Bartsch einen (Liebes-)roman mit einer aufregenden Handlung oder sich überschlagenden Ereignissen erwartet, wird insofern enttäuscht sein.

Mir hat dieser berührende Roman dennoch - vor allem aufgrund des sehr sensiblen und bildhaften Schreibstils der Autorin - gut gefallen und zu keinem Zeitpunkt gelangweilt, auch wen die rein äußerliche Handlung überschaubar ist und mir zwischen Jana und Collin das Prickeln gefehlt hat.
Im Hinblick auf die Therapie und Janas Gesundung blieb mir die Geschichte zu sehr an der Oberfläche, um das Handeln der Protagonisten und die Weiterentwicklung von Jana nachvollziehen zu können. Wie Jana und Collin am Ende dann doch noch zueinander finden, fand ich im Gegensatz zum Rest der Geschichte nicht ganz so authentisch.
Nichtsdestotrotz ist "Nachtblumen" eine berührende Geschichte, die Hoffnung macht und zeigt, dass man die Dämonen der Vergangenheit bezwingen kann und auf eine positive Zukunft vertrauen darf, wenn man nur bereit ist, Hilfe anzunehmen und zuzulassen.


Freitag, 21. Juli 2017

Buchrezension: Sophie Hart - Risiken und Nebenwirkungen der Liebe

Inhalt:

Beziehungen zu neuem Glück zu verhelfen – das hat sich die Romantikerin Annie vorgenommen. Die Therapeutin hilft Nick und Julia, deren Sexleben am unerfüllten Kinderwunsch zu scheitern droht. Sie hilft Zoe und Simon, die ihr erstes Mal für ihre Hochzeitsnacht aufheben möchten, die Finger aber nicht voneinander lassen können. Und sie hilft Ray und Linda, die seit 30 Jahren eine solide Ehe führen, sich aber völlig entfremdet haben. Während all diese Paare wieder zueinanderfinden, hat Annie in Sachen Liebe eher Pech – höchste Zeit also, ihre guten Ratschläge einmal selbst zu befolgen!

Rezension:

Annie ist Paartherapeutin und verdient ihr Geld damit, angeknacksten Beziehungen wieder auf die Sprünge zu helfen.
Ihr eigenes Liebesleben liegt seit der Scheidung von ihrem Mann vor knapp zehn Jahren brach und ihre jüngere Schwester Holly versucht sie deshalb immer wieder mit den in ihren Augen geeigneten Single-Männern zu verkuppeln. Dabei bemerkt Annie lange nicht, dass ihr Liebesglück gar nicht so weit von ihr entfernt ist - auch wenn es sich "bloß um [Büronachbar] Jamie" handelt...

Was mir vor der Entscheidung, das Buch zu lesen nicht aufgefallen war ist, dass der Roman als Paperback bereits vor über einem Jahr unter dem Titel "Verliebte Frauen ticken anders" erschienen ist und nun mit einem ganz anderen offensichtlich weniger anzüglichen und eher romantisch gestaltetem Cover neu aufgelegt wurde.

In "Risiken und Nebenwirkungen der Liebe" wird der Leser mit Pärchen konfrontiert, bei denen mindestens ein Partner in der Beziehung unzufrieden ist und Hilfe bei Annie sucht. "Witzigerweise" vermuten die Patienten, dass es sich bei Annie um eine Sexpertin handelt, die ihnen anschauliche Ratschläge erteilt und diese auch noch praktisch demonstriert oder mit ihnen einübt.
Ist erst einmal geklärt, dass Annie die jeweilige Beziehung analysiert und die Paare durch ihre Tipps und Hausaufgaben selbst zu einer Problemlösung finden müssen, kommen die mitunter schwierigen und einer Paartherapie skeptisch gegenüberstehenden Partner ins Spiel. Wie im Klappentext beschrieben geht es hauptsächlich um drei Paare verschiedenen Alters und in unterschiedlichen Stadien der Beziehung, die sich hilfesuchend an Annie richten.

Dabei reihen sich zahlreiche Klischees aneinander, wobei in der Regel die eher romantisch veranlagten, liebesbedürftigen Männer unter ihren dominanten, egoistischen Frauen zu leiden haben und offensichtlich bisher nicht das Gespräch mit ihren (Ehe-)frauen gesucht haben.
Die Geschichte der 34-jährigen Annie kommt dabei leider sehr kurz und ist sehr früh vorhersehbar, dass nur wenig Spannung aufgebaut wird. Bei ihren Patienten sind die Probleme eher trivial und die Protagonisten so eindimensional, dass deren Geschichten weder besonders einfallsreich amüsant und noch weniger emotional berührend sind.
Auch wenn Annie das Klischee der hoffnungslosen britischen Romantikerin verkörpert, die sich lieber in romantischen Liebesschnulzen verliert und ihren Beruf auch deshalb ergriffen hat, um Pärchen zu ihrem persönlichen Happy End zu verhelfen, hatte ich mir bei der Entscheidung für das Buch vorgestellt, mehr über sie zu lesen und mir bei dem Roman einen anderen Schwerpunkt gewünscht.


Mittwoch, 19. Juli 2017

Buchrezension: Jessica Khoury - Ein Kuss aus Sternenstaub

Inhalt:

SIE ist die mächtigste aller Dschinnys. ER ist ein gewitzter Dieb. Gemeinsam sind sie unschlagbar. Doch zunächst sind sie ein Dreamteam wider Willen, denn ER möchte alles aus seinen drei Wünschen rausholen, SIE schnellstmöglich ihre Freiheit zurückgewinnen. Aber nach und nach erkennen die beiden, dass alles Glück dieser Welt bereits an ihrer Seite ist. Doch wenn eine Dschinny und ein Mensch sich verlieben, erwartet sie beide der Tod. Also müssen die beiden, um ihr Glück UND die Freiheit zu gewinnen, alle Regeln brechen.

Rezension:

Zahra von Ambadyen ist über 4.000 Jahre alt, eine der mächtigsten Dschinnys und seit fast 500 Jahren in ihrer Lampe gefangen. Als der Dieb Aladdin dem Prinzen Darian einen Ring stiehlt, wird er von diesem durch die Wüste zu Zahra geführt und erweckt sie wieder zum Leben. Er hat von nun an drei Wünsche frei und einer von ihnen ist, dass er selbst der Prinz des Königreichs Parthenien wird. Er möchte damit auch seine Eltern rächen, die von König Malek als Aufständische getötet worden sind. Mit Hilfe von Zahra kann er sich unter einer falschen Identität als Prinz Rahzad von Istayen in den Hof einschleichen und Prinzessin Caspida, die um das Königreich ihres gerade verstorbenen Vaters zu übernehmen, einen Prinzen heiraten muss, für sich gewinnen.
Gleichzeitig entwickelt er aber Gefühle für Zahra, die am Hof als treue Dienerin an seiner Seite ist und die er liebevoll "Rauchwölkchen" nennt, aber ihrerseits versucht, ihre Freiheit zu erlangen. Dafür muss sie Zhian, den Sohn des übermächtigen Dschinns Nardukha befreien, um als Dschinny erlöst zu werden.
Eine Liebe zwischen beiden darf nicht sein und würde zu schrecklichen Konsequenzen führen, die schon einmal vor 500 Jahren dafür gesorgt haben, dass Zahra verbannt wurde.

"Ein Kuss aus Sternenstaub" ist wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht, eine tragische Liebesgeschichte, aber viel mehr auch ein Abenteuerroman in der orientalischen Welt.

Zu Beginn prasseln sehr viele Informationen auf den Leser ein: die Vorgeschichte der Dschinny, das Schicksal Aladdins und vor allem viele orientalische Namen der unzähligen Protagonisten, die man erst einmal sortieren muss. Hat man sich aber an das fremdartige Setting gewöhnt, kann man in die märchenhafte Erzählung eintauchen.
Der Roman ist aus Sicht von Zahra geschrieben, so dass man ihre widersprüchlichen Gefühle gut nachvollziehen kann. Einerseits ist sie eine mächtige Dschinny, die für Tod und Zerstörung sorgen kann, aber andererseits ein Wesen, das menschliche Gefühle wie Liebe empfinden kann. Sie ist aber auch abhängig von der Lampe und dem jeweiligen Besitzer, dem sie so lange dienen muss, bis dessen Wünsche erfüllt sind und sie wieder zurück in ihre Lampe muss. Sie befindet sich insofern in dem Zwiespalt, ob sie egoistisch ihr eigenes Ziel verfolgen soll, nämlich Z zu befreien, der am Königshaus zusammen mit vielen weiteren Dschinnys gefangen gehalten wird oder ergeben Aladdin zu dienen.

"Ein Kuss aus Sternenstaub" magischer Roman über eine Liebe, die nicht sein darf, der einerseits das Flair aus Tausendundeiner Nacht einfängt, andererseits aber auch die melancholische Stimmung der Dschinny und ihrer schicksalhaften Gefangenschaft einfängt und durch einen gewitzten Dieb in Form des mittellosen jungen Aladdin überzeugt.
Es ist ein Roman, der vor allem Jugendliche begeistern dürfte, die sich in diese Traumwelt um die Machtkämpfe um Königreiche und Nationen und zwischen Mensch und Dschinns versetzen lassen möchten, aber auch für junggebliebene Erwachsene geeignet ist, die eine etwas andersartige Liebesgeschichte lesen möchten.


Montag, 17. Juli 2017

Buchrezension: Mark Lamprell - Via dell'Amore - Jede Liebe führt nach Rom

Inhalt:
Rom ist die Stadt der Liebe. Das hofft auch Alice, als sie nach Italien reist, um endlich etwas Verrücktes zu erleben. Meg und Alec sind seit Jahren verheiratet, doch im Alltag ist ihnen die Liebe abhandengekommen. In Rom verliebten sie sich einst unsterblich, kann diese Stadt sie auch wieder zueinander führen? Die beiden älteren Damen Constance und Lizzie möchten Constances verstorbenem Ehemann Henry seinen Herzenswunsch erfüllen. Lizzie ahnt jedoch nichts von Constances und Henrys wahrer Geschichte, die vor Jahrzehnten genau hier begann. Am Ende ist für jeden von ihnen nichts mehr, wie es war. Denn alle Wege führen nach Rom – und der ein oder andere vielleicht direkt ins Glück...

Rezension:

Der Roman wird aus der Sicht der "ewigen Stadt" Rom erzählt und handelt von drei Beziehungskonstellationen. Das Ehepaar Alec und Megan Schack ist seit knapp 20 Jahren verheiratet, lebt mit zwei gemeinsamen Kindern in Los Angeles und streitet sich die meiste Zeit nur noch. Als Entschädigung dafür, dass Alec sowohl ihren Geburtstag als auch den gemeinsamen Jahrestag vergessen hat, zwingt Meg ihn, mit ihr für einen Tag nach Rom zu reisen, wo sie sich vor 19 Jahren ineinander verliebt haben. Für die Renovierung ihres Hauses möchte Meg eine Fliese besorgen, die ihr damals auf dem Fußboden eines Hotels aufgefallen war und von der sie ein "muster" mitgenommen und solange aufbewahrt hatte. Alec findet Megs "Mission" als dekadent, begleitet seine exzentrische Ehefrau aber dennoch. Meg möchte keine Scheidung und versucht durch die Reise die Gefühle von damals zu reaktivieren.

Constances Ehemann Henry ist verstorben. Die Engländerin reist zusammen mit ihrer Schwägerin Lizzie nach Rom, um auch Wunsch ihres Mannes seine Asche auf einer Brücke über dem Tiber zu verstreuen. Das Ehepaar hatte sich vor 38 Jahren in Rom kennengelernt.

Die junge Künstlerin Alice reist wie Alec und Meg aus den USA nach Italien, um Inspiration und neue Impulse für ihre Skulpturen zu erhalten, Ihr Weg führt sie zunächst nach Rom, um von dort weiter nach Florenz zu fahre, wo sie ihren Verlobten Daniel treffen möchte. Am Flughafen lernt sie eine Gruppe Architekturstudenten kenne, die sie dazu überreden, die Zeit bis zu ihrer Zugabfahrt gemeinsam zu verbringen. August verliebt sich auf den ersten Blick in die hübsche Amerikanerin, die ihre Gefühle selbst nicht richtig einzuordnen weiß.

Es sind alles Geschichten, die am weitesten Sinn von der Liebe handeln und sich an einem ereignisreichen Tag in Rom abspielen. Der "Geist der Stadt" versucht dabei, den Paaren zu ihrem Glück zu verhelfen.

"Via dell'Amore ist ein wirklich süßer Sommerroman, der schon durch den Aufhänger der Stadt Rom als Erzähler kreativ wirk und sich damit von den anderen Romanen des Genres abhebt. Da der Roman von drei Paaren handelt und man als Leser nur einen Tag mit ihnen erlebt, kann man aber keine tiefgründige Handlung erwarten.

Der Roman ist allerdings so lebendig geschrieben, die zum Teil etwas schrulligen Charaktere so eingängig und unterhaltsam, dass man unmittelbar in die Geschichten eintaucht und die einzelnen Episoden in Rom amüsiert verfolgt.

"Via dell'Amore ist wunderbar leicht zu lesen, ein richtiger Wohlfühlroman für den Sommer, der das Flair der Stadt Rom einfängt und der durch die bissigen Dialoge zwischen Alec und Meg, die zarten Anfänge der Liebesgeschichte von Alice und August und dem Geheimnis um die Ehe von Constance und Henry, das sie gegenüber ihrer Schwägerin lüftet, herzerfrischend unterhält.


Samstag, 15. Juli 2017

Buchrezension: Petra Hülsmann - Das Leben fällt, wohin es will

Inhalt:

Wenn dir das Wasser bis zum Hals steht, solltest du besser nicht den Kopf hängen lassen.

Party, Spaß und Freiheit - das ist für Marie das Allerwichtigste, und sie liebt ihr sorgenfreies Dasein. Das ändert sich jedoch schlagartig, als ihre Schwester Christine schwer erkrankt und sie darum bittet, sich während der Behandlung um ihre Kinder zu kümmern. Und nicht nur das - Marie soll auch noch Christines Posten in der familieneigenen Werft für Segelboote übernehmen. Darauf hat Marie ja mal so überhaupt keinen Bock, und auf ihren neuen "Chef", den oberspießigen Daniel, erst recht nicht. Während sie von einem Chaos ins nächste stolpert, wird ihr jedoch klar, dass es Dinge im Leben gibt, für die es sich zu kämpfen lohnt. Und dass manches einen ausgerechnet dann erwischt, wenn man es am wenigsten erwartet - zum Beispiel die Liebe...

Rezension:

Marie ist 29 Jahre alt, lebt in Hamburg und jobbt, obwohl sie Betriebswirtschaftslehre studiert hat und ihr Vater Inhaber einer familiengeführten Werft ist, in einem Café im Kiez. Sie wohnt zusammen mit ihrer Freundin Hanna in einer WG und lebt mehr oder weniger in den Tag hinein, um an den Wochenenden Party im Schanzenviertel zu machen.
Sie mag ihr unbeschwertes Leben, ohne Verantwortung übernehmen zu müssen, bis die Krebsdiagnose ihrer Schwester Christine ihr Leben komplett durcheinander wirft.

Christine ist Mutter zweier Kinder und frisch von ihrem Ehemann Robert getrennt, der nach Frankfurt/ Main gezogen ist. Um ihrer Schwester unter die Arme zu greifen, während diese ihre Chemotherapie beginnt, zieht Marie bei ihr ein und wird auch noch gezwungen, Christines Position in der Werft zu übernehmen. Marie ist zunächst völlig überfordert, lässt den Kindern ihren Willen, möchte in der Firma nur gut aussehen und den Anschein eines Familienbetriebs wahren und möglichst wenig mit Daniel zu tun haben, der Streber, der in Vertretung für Christine die Geschäfte übernommen hat.

Unter dem Druck der schweren Erkrankung der Schwester, die von den Nebenwirkungen der Chemotherapie völlig ausgelaugt ist, kann Marie ihre Fassade als schönes Dummchen nicht lange aufrechterhalten. Sie sagt sich von ihrem oberflächlichen Partyleben los, übernimmt Verantwortung in der Werft, entwickelt sogar eigene Ideen und hat beim Anblick von Daniel plötzlich Schmetterlinge im Bauch.

Ich hatte bereits "Glück ist, wenn man trotzdem liebt" von Petra Hülsmann gelesen und auch bei "Das Leben fällt, wohin es will" bleibt die Autorin ihrem Stil treu. Wieder geht es um eine junge Frau, die Single ist und in Hamburg wohnt und ihren Platz im Leben noch finden muss. Und wieder verwendet die Autorin kreative Sprachbilder und in Teilen der Dialoge das norddeutsche Platt, das das Buch sehr eingängig und unterhaltsam zu lesen macht. Zudem begegnet man dem Taxifahrer Knut und seiner Freundin, der Kiezkneipenkönigin Irina wieder.

Marie hat sich das Image eines oberflächlichen Partymädchens gegeben, das nicht an die Liebe glaubt und sich gern darauf beruft, die jüngere Tochter zu sein, die bloß keine Verantwortung in dem Familienunternehmen übernehmen möchte.
Tatsächlich hat Marie nach wie vor eine versteckte Leidenschaft für das Segeln und ist ganz und gar nicht so einfältig wie sie sich aus Schutz vor Enttäuschung gibt. Als 17-Jährige wurde sie von ihrer großen Liebe sitzengelassen und auch der Vater hat seiner jüngeren Tochter nicht so viel wie der Ältesten zugetraut. Jetzt hat sie Angst, wieder verletzt zu werden und Probleme damit, anderen Menschen Vertrauen entgegenzubringen.
Nachdem nun die Rollen getauscht werden und die beruflich erfolgreiche Vorzeige-Mutter Christine durch die Krebserkrankung außer Gefecht ist, kann Marie endlich zeigen, was in ihr steckt und damit auch noch das Herz von Daniel erobern bzw. ihres endlich verschenken.

Trotz des ernsten Themas der Brustkrebserkrankung ist der neue Roman von Petra Hülsmann wieder eine sehr abwechslungsreiche, amüsante Geschichte, auch wenn das Ende von Anbeginn vorhersehbar ist. Die Erzählung und die Protagonisten sind dabei aber so authentisch und aus dem Leben gegriffen, das man als Leser gerne in das chaotische Leben von Marie eintaucht und ihre Entwicklung gespannt mitverfolgt.
Es ist eine Geschichte über Familie und Zusammenhalt, über Freundschaft und Verantwortung und das Erwachsenwerden, wobei die Liebe nicht zu kurz kommt und man locker-leicht unterhalten wird, da die Erkrankung selbst nur den Rahmen für die Veränderung Maries gibt.



Freitag, 14. Juli 2017

Buchrezension: Deborah Feldman - Unorthodox

Inhalt:

Am Tag seines Erscheinens führte "Unorthodox" schlagartig die Bestsellerliste der New York Times an und war sofort ausverkauft. Wenige Monate später durchbrach die Auflage die Millionengrenze. In der chassidischen Satmar-Gemeinde in Williamsburg, New York, herrschen die strengsten Regeln einer ultraorthodoxen jüdischen Gruppe weltweit. Deborah Feldman führt uns bis an die Grenzen des Erträglichen, wenn sie von der strikten Unterwerfung unter die strengen Lebensgesetze erzählt, von Ausgrenzung, Armut, von der Unterdrückung der Frau, von ihrer Zwangsehe. Und von der alltäglichen Angst, bei Verbotenem entdeckt und bestraft zu werden. Sie erzählt, wie sie den beispiellosen Mut und die ungeheure Kraft zum Verlassen der Gemeinde findet – um ihrem Sohn ein Leben in Freiheit zu ermöglichen. Noch nie hat eine Autorin ihre Befreiung aus den Fesseln religiöser Extremisten so lebensnah, so ehrlich, so analytisch klug und dabei literarisch so anspruchsvoll erzählt.

Rezension:

"Unorthodox" ist ein autobiographischer Roman, der aus Sicht des Mädchens Devoiri das Leben innerhalb der chassidischen Satmar-Gemeinde, einer ultraorthodoxen jüdischen Sekte, in Williamsburg/ New York erzählt.

Devoiri lebt bei ihren streng religiösen Großeltern Bubby und Zeidi, die auch von ihrer Enkelin erwarten, dass diese sich an die Regeln der Gemeinde hält. Das Leben ist für die Teenagerin, die schon früh im Kleinen gegen die scheinbar absurden Regel aufbegehrt, voller Einschränkungen. Bücher lesen und Fernsehen sind verboten, das Tragen von Kleidung nur nach bestimmten Regeln erlaubt, Frauen müssen sich die Haare abrasieren und tragen stattdessen Perücken, Sexualität ist ein Tabuthema und Zwangsehen sind an der Tagesordnung. Wer die Regeln bricht, löse unweigerlich einen neuen Holocaust aus, wird schon den Kindern eingebläut, weshalb es auch für Devoiri ein Leben voller Verunsicherung und ständiger Angst ist, etwas falsch zu machen.

Devoiri leiht sich trotzdem in der Bibliothek verbotene Bücher, am liebste schmale Taschenbücher, die sie zwischen Bett und Matratze verstecken kann. Sie ist dann auch die Schülerin, die fast als einzige in der Lage ist, auf Englisch zu lesen und zu schreiben und entwickelt so viel Ehrgeiz, Grundschullehrerin zu werden.
Schon früh wird sie verheiratet und nachdem es zu Beginn der arrangierten Ehe enorme Schwierigkeiten in ihrem Sexualleben gegeben hat, da beiden jegliches Wissen über den Körper fehlte, degradiert sie Eli wenig später zum Objekt seiner Befriedigung. Einerseits ist Devoiri froh, den Akt schnell über sich ergehen lassen zu können und dass Eli immer seltener zu Hause ist, andererseits hat sie sich ihr Eheleben anders vorgestellt. Sie dachte irrtümlicherweise, dass sie als verheiratete Grau mehr Freiheiten haben würde, als bei ihren Großeltern, fühlt sich nun aber durch ihre Schwiegermutter, Schwägerin und den Rest der Gemeinde unter ständiger Beobachtung.

Die strenge Glaubensgemeinschaft der chassidischen Juden war mir bisher nicht bekannt, aber auch ohne (religiöses) Vorwissen fällt es einem nicht schwer, in diesen autobiographischen Roman einzutauchen.
Deborah Feldmann beschreibt ihr Leben als Teenager und junger frau innerhalb der Satmar-Gemeinde, das völlig abgeschottet von der Außenwelt ist. Es ist kaum zu begreifen, wie eine solche Parallelgesellschaft in einer Stadt wie New York möglich ist und dass es Menschen gibt, die dieses Leben voller Einschränkungen über Generationen hinweg aufrechterhalten, das einzig dazu zu dienen scheint, sich Gott unterzuordnen und seine Regeln kompromisslos zu befolgen. Die Satmar-Gemeinde geht sogar so weit, Zionismus und den Staat Israel abzulehnen, da dieser von Menschen errichtet wurde.

"Unorthodox" ist ein Bestseller, der die Befreiung von Deborah Feldman aus den Fesseln der Satmar-Gemeinde feiert. Ich fand diesen autobiographischen Roman aufgrund der mir fremden Thematik interessant zu lesen und in Teilen wirklich erschütternd zu erfahren, was Frauen dort über sich ergehen lassen müssen.
Dennoch kommt der Roman meiner Meinung nach nicht dem Hype gerecht. Ich fand den hochgelobten Roman nicht so überragend, da ich mir mehr von dem Befreiungskampf erhofft hatte. Letztlich ist die Satmar-Gemeinde aber eine nach Außen hin friedliche, gewaltfreie Glaubensgemeinschaft, in der eine Scheidung vom ungewollten Ehepartner und ein Austritt aus der Gemeinde nicht unmöglich ist - solange man mit einem Bruch mit der eigenen Familie leben kann.



Mittwoch, 12. Juli 2017

Buchrezension: Emily St. John Mandel - Das Licht der letzten Tage

Inhalt:

Ein Wimpernschlag, und die Welt ging unter. Eine Pandemie hat fast die gesamte Menschheit dahingerafft, doch selbst zwanzig Jahre danach, geben die Überlebenden nicht auf. Obwohl Tod und Verfall ihre ständigen Begleiter sind, haben sie nicht vergessen, wie wunderschön die Welt war. Sie erinnern sich an all das, was einst so selbstverständlich war, und sie weigern sich zu akzeptieren, dass es für immer verloren sein soll. Auf ihrem Weg durch eine leere Welt werden sie von unerschütterlicher Hoffnung geleitet, denn sie wissen: Selbst das schwächste Licht erhellt die Dunkelheit.

Rezension:

In Georgien bricht eine tödliche Grippeerkrankung aus, die sich als Pandemie schnell bis nach Nordamerika und die ganze Welt ausbreitet. Innerhalb kürzester Zeit sterben die Menschen, die mit den Erkrankten in Kontakt kommen.

Den Ausbruch der Katastrophe erlebt der Leser mit Jeevan, einem ehemaligen Paparazzi und Journalist, der gerade noch als Zuschauer im Theaterstück "König Lear" sitzt und miterlebt, wie König Lear, gespielt von Arthur Leander, während der Aufführung an einem Herzinfarkt stirbt. Noch am selben Abend wird ihm von einem befreundeten Arzt empfohlen wegen des Ausbruchs der georgischen Grippe, die Stadt zu verlassen, weshalb er damit beginnt, Lebensmittel zu bevorraten und bei seinem gehbehinderten Bruder einzuziehen. In den Nachrichten erfahren sie, wie sich die Pandemie ausbreitet und letztlich muss sich Jeevan allein auf den Weg in Richtung Süden machen, als die Vorräte zu neige gehen.

19 Jahre später ist die "Symphonie" unterwegs und zieht als Theater-/ Musikergruppe durch verlassene Städte an der Küste der USA. Dort haben sich vereinzelt autarke Gruppen von Menschen zusammengeschlossen, die das Zusammenleben neu organisieren mussten. Ohne die Annehmlichkeiten, an die man sich in der Gegenwart gewöhnt hatte, leben die Menschen jetzt ohne Benzin, Strom etc. wie in vergangenen Jahrhunderten - mit dem Unterschied, dass sie ein anderes, komfortableres, sicheres Leben kennengelernt hatten.

Der Roman wechselt zwischen Vergangenheit (vor der Katastrophe) und der gegenwärtigen Situation (knapp 20 Jahre nach der Katastrophe) ab. Beide Erzählstränge sind durch den Comic "Station Eleven", eine Grafic Novel, die die Künstlerin Miranda, die die Ex-Ehefrau von Arthur ist, gezeichnet hat und die Lebensgeschichte des Schauspielers miteinander verknüpft.
In den verlassenen Häusern, in denen das Symphonie-Mitglied Kristen einbricht, macht sie sich auf die Suche nach Veröffentlichungen des Comics und nach Presseartikeln über Arthur Leander, mit dem sie als Kinderschauspielerin auf der Bühne stand.

Auf dem Flughafen Severn City in Michigan sind kurz nach dem Ausbruch der Katastrophe, als die Grundversorgung zusammengebrochen ist, die Passagiere mehrere Flugzeuge, darunter auch eine der Ex-Ehefrauen von Arthur und sein Sohn Tyler, gestrandet. Sie harren mehrere Tage am Flughafen aus, bis es an Tag 29 ein Pilot wagt, nach Los Angeles abzufliegen. Die restlichen Menschen verbleiben am Flughafen, ernähren sich vom Wild, das sie in den Wäldern jagen und beginnen sich wieder ein zivilisiertes Leben aufzubauen. Es entsteht sogar ein eigenes kleines Museum, wo sie Dinge sammeln, die sie an ihr altes Leben erinnern, aber nun nutzlos geworden sind. Severn City wird die größte Menschenansammlung in Nordamerika werden.

Ich hatte mich auf den interessanten Plot dieses Katastrophenromans gefreut, fand die Umsetzung der Erzählung aber unnötig kompliziert und verwirrend und vor allem den Alltag nach der Katastrophe nicht ganz schlüssig nachvollziehbar.

Durch die georgische Grippe wurde ein Großteil der Menschheit ausgelöscht. Die Überlebenden werden in Form der "Symphonie" beschrieben, eine Gruppe von (Laien-)schauspielern und Musikern, die durch die USA ziehen und den verbliebenen Bewohnern der Städte ein Stück Vergangenheit durch die Aufführung von Shakespeare-Stücken zurückbringen.

Ich habe nicht ganz nachvollziehen können, warum die Menschen es nicht schaffen bzw. gar nicht erst versuchen, wieder eine Infrastruktur aufzubauen und sich damit abfinden, dass sie sich per Pferd fortbewegen und ohne Stromversorgung auskommen. Auch war mir schleierhaft, warum sie sich in Kleingruppen in Tankstellen und Restaurants zusammentun und nicht in ihre Wohnhäuser zurückkehren.

Ich musste mich wirklich lange in "Das Licht der letzten Tage" einlesen und ab Seite 200 ziehen sich die Fäden dann auch zusammen, der Roman wird runder und spannender zu lesen. Erst dann kann man auch die große Anzahl von Protagonisten unterscheiden und wie sie miteinander zusammenhängen und mit ihren Schicksalen mitfühlen.

Die offenen Fragen und eine Handlung, die nach der Katastrophe immer wieder durch Rückblicken in Arthurs Leben unterbrochen wird und darüber hinaus sich etwas ereignislos in die Länge zieht, störten mich lange in meinem Lesefluss, wobei der Roman in der zweiten Hälfte deutlich an Spannung und Emotionen gewinnen konnte. Der postapokalyptische Plot und die unterschiedlichen Charaktere zusammen mit der melancholische Stimmung hätten durchaus mehr Potenzial gehabt, das die Autorin nicht ganz ausgeschöpft hat.



Montag, 10. Juli 2017

Buchrezension: B.C. Schiller - Targa - Der Moment, bevor du stirbst

Inhalt:

Targa Hendricks hat keine Freunde, keine Liebe, nichts zu verlieren. Doch vor allem hat sie keine Angst – und genau das macht sie so verdammt gut in ihrem Job. Denn als Undercover-Ermittlerin einer Sondereinheit des BKA ist es ihre Aufgabe, Serienkiller auf frischer Tat zu überführen, und dazu gibt es nur zwei Wege: Targa muss sich einem Mörder ausliefern – oder ihn glauben lassen, sie sei wie er.
Falk Sandman ist Hochschuldozent, charismatisch, clever und besessen von den letzten Worten Sterbender – seiner Opfer. Eines Tages trifft er eine junge Frau, die sich für seine dunkle Seite interessiert. Sie will von ihm lernen, und Sandman fasziniert ihr gefühlloses Verhalten. Zunächst ist er skeptisch, doch allmählich vertraut er ihr.

Ein tödliches Spiel beginnt. Wer wird gewinnen?

Rezension:

Targa Hendricks ist 30 Jahre alt, Ermittlerin bei der Sondereinheit K2 beim Bundeskriminalamt und wohnt zusammen mit ihrem Hund, genannt "Hund", in einem Wohnwagen am Rande Berlins. Schwer in der frühen Kindheit traumatisiert und immer noch unter dem Verlust der Zwillingsschwester Yella leidend, ist Targa ein emotionsloser, egozentrischer Mensch, der keine Freunde hat oder Bindungen zulässt.

Vielleicht ist sie gerade deshalb die perfekte Undercover-Agentin, die auf Falk Sandman angesetzt wird, einem Hochschulprofessor, den das BKA in Verdacht hat,für die Morde mehrer Frauen, bevorzugt Studentinnen, verantwortlich zu sein. Er ist leidenschaftlicher Apnoe-Taucher und betreibt den Blog "Famous Last Words", der sich mit den letzten Worten von Sterbenden befasst.

Targa soll Sandman "hautnah" kommen und ihn seiner Verbrechen überführen. Sie kommt ihm dann auch gefährlich nahe, da sie sich von seiner charismatischen Art ungewohnt angezogen fühlt.

Der Thriller ist in sehr viele kurze Kapitel untergliedert und besteht zusammengefasst aus zwei Handlungssträngen. Hauptsächlich dreht sich der Roman um die Morde von Sandman und die Ermittlungen der Polizei in Berlin. Parallel verläuft dazu - scheinbar unabhängig davon - eine Handlung auf einer nicht näher bezeichneten Gefängnisinsel, wo 66 Schwerverbrecher, darunter der behinderte Schmidt, inhaftiert sind.

Für mich waren es sehr lange zwei Geschichten, die nebeneinander verliefen, ohne dass ich mir eine Verbindung hätte vorstellen können. Durch die kurzen Kapitel, die oft nur zwischen zwei und fünf Seiten umfassen, ist der Lesefluss durch den ständigen Perspektivenwechsel erschwert.

Darüber hinaus kann der Thriller durch keine einnehmenden Charaktere punkten, in die man sich hätte hineinversetzen oder gar sympathisch finden könnte. Der Serienmörder wird sehr plakativ als Killer dargestellt, der Frauen bei ihrem Erstickungstod zusehen und dabei ihre letzten Worte einfangen möchte. Auch wenn er scheinbar jede Frau leicht um den Finger wickeln kann, bleibt er als Psychopath eher blass. Bei Targa wird ihre gefühllose, kaltherzige Art penetrant hervorgehoben, als intelligente Ermittlerin kann sie bei der Fallbearbeitung nicht überzeugen. Die Nebencharaktere, insbesondere die Frauen, sind allesamt geblendet von der Ausstrahlung von Sandman, naiv, dumm und wirkten wie unter Drogeneinfluss (was sie mitunter auch waren).

"Der Moment, bevor du stirbst" ist der Auftakt einer Krimiserie um die Ermittlerin Targa Hendricks des Autorenduos Barbara und Christian Schiller. Mir war die Handlung in weiten Teilen zu plump, die Charaktere zu eindimensional. Insbesondere die Ermittlerin Targa, die unter Zwangsstörungen und möglicherweise auch dem Aspergersyndrom leidet, konnte mich nicht überzeugen, weitere Teile der "Targa"-Serie zu lesen.
Für einen Thriller fehlte mir der Nervenkitzel, überraschende Wendungen und einen Aspekt, der mich fesselte, am Ball zu bleiben. Für ein Psychogramm waren mir die Charaktere zu einfältig.




Samstag, 8. Juli 2017

Buchrezension: Anna McPartlin - Weil du bei mir bist

Inhalt:

Emmas Leben ist einfach perfekt. Und seit sie mit John zusammenwohnt, scheint das Glück vollkommen. Aber dann passiert ein schrecklicher Unfall, und plötzlich ist Emma allein. Als wäre auch sie selbst gestorben, verkriecht sie sich im Schneckenhaus ihres Schmerzes. Doch dem sehen Emmas Freunde nicht lange tatenlos zu. Und irgendwie ist auch John immer noch für sie da. Bald wird Emma klar, dass sie von den Menschen, die sie liebt, gebraucht wird. Dass sie stark sein muss, wenn sie für andere da sein will. Und sie begreift, dass das Glück ganz nah sein kann, wenn man meint, es für immer verloren zu haben.

Rezension:

Emma und John sind das perfekte Paar. Sie kennen sich seit ihrer Jugend, wohnen zusammen in Dublin und haben einen engen gemeinsamen Freundeskreis. John ist gerade einmal 26 Jahre alt, als er nach einer feuchtfröhlichen "Erbschaftsparty" bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt. Emma macht sich Vorwürfe, weil John noch auf sie warten musste und kann es nicht fassen, dass John einfach nicht mehr da sein soll. 

In den nächsten Monaten durchlebt Emma alle Phasen der rauer und zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück. Auch ihr Freunde trauern um John - jeder auf seine Weise - aber sie versuchen dennoch, Emma dazu zu bewegen, wieder aktiv am Leben teilzunehmen. 

Das Leben geht für alle weiter und so findet Emmas beste Freundin Clodagh endlich in Tom ihren Mann fürs Leben, das Ehepaar Anne und Richard zieht nach Kerry, da Richard ein Leben auf dem Land bevorzugt. Johns bester Freund Seán versucht sich zunächst durch exzessiven Alkohol- und Drogenkonsum von Johns Tod abzulenken und stürzt sich dann in eine Reihe von Affären. Emmas Bruder Noel ist Priester mit einem starken Glauben, wird allerdings verunsichert, als er eine Frau kennenlernt und sich in sie verliebt. 

Emmas Freunde finden, dass auch sie wieder das Recht hat, sich zu verlieben und versuchen sie zu Blind Dates zu überreden. Ungefähr zehn Monate nach Johns Tod geht Emma wieder mehr aus sich heraus, geht aus und hat wieder Spaß, ohne dass sie wegen John ein schlechtes Gewissen hat. Und dann sieht sie auch Seán mit anderen Augen und eifersüchtig auf die Frauen, mit denen er sich trifft...

"Weil du bei mir bist" ist ein Roman der Autorin des Bestsellers "Die letzten Tage der Rabbit Hayes" und handelt auch wieder vom Verlust eines geliebten Menschen. Hier steht allerdings nicht das Abschiednehmen im Vordergrund, sondern die Trauerbewältigung und der Neubeginn nach dem Verlust einer großen Liebe. 

Als Leser begleitet man Emma durch die einzelnen Phasen der Trauer bis sie den Tod von John schließlich akzeptieren kann und bereit ist, ihr Leben ohne ihn fortzusetzen. Eine enorme Stütze ist ihr Freundeskreis, der zwar selbst trauert und in welchem jeder seine eigenen Probleme hat, der sie aber in tiefster Verzweiflung auffängt und sie darin bestärkt, ihr Glück zu finden. 

Emma und ihre Freunde, vor allem die schlagfertig Clodagh, aber auch die etwas zurückhaltende Anne und der geistreiche Noel sind sympathisch Charaktere, in die man sich gut hineinversetzen kann und die jeder für sich einen eigenen Roman wert gewesen wären. So bleibt die Geschichte für jeden Protagonisten einzeln betrachtet ein wenig an der Oberfläche, das Liebesleben von Emma von Beginn des Romans an vorhersehbar. 

Durch den angenehmen und unterhaltsamen Schreibstil aufgrund einiger witziger Dialoge ist "Weil du bei mir bist" leicht zu lesen, aber kein Roman, der sich von anderen Romanen um die Trauer eines geliebten Menschen abhebt und mir länger im Gedächtnis bleiben würde. 



Freitag, 7. Juli 2017

Buchrezension: Teresa Simon - Die Frauen der Rosenvilla

Inhalt:

Anna Kepler, Erbin einer alten Schokoladendynastie, hat gerade ihre zweite Chocolaterie in der Dresdner Altstadt eröffnet. Auch die Familienvilla hat Anna wieder in Familienbesitz gebracht. Als sie den legendären Rosengarten, der der Villa einst ihren Namen gab, neu anlegt, stößt sie auf eine alte Schatulle. Sie enthält das Tagebuch einer Frau, die vor hundert Jahren in der Villa gelebt hat. Doch Anna hat noch nie von dieser Emma gehört und begibt sich auf Spurensuche. Dabei stößt sie auf ein schicksalhaftes Familiengeheimnis...

Rezension:

Anna Kepler hat gerade ihre zweite Chocolaterie in Dresden eröffnet. Ihre Leidenschaft für Schokolade sowie die Entwicklung und Herstellung von Pralinen feinster Schokoladen hat sie von ihrem Großvater Kurt geerbt, der ihr auch die Villa im historischen Stadtteil Dresden-Blasewitz vermacht hat.
Auf dem Grundstück möchte sie in Gedenken an ihre Vorfahren wieder einen Rosengarten anlegen. Beim Pflanzen findet Anna in der Erde vergraben eine Schatulle mit einzelnen Schmuckstücken, einem Schal sowie lose Blätter von Tagebuchseiten. Es sind Aufzeichnungen von drei Generationen von Frauen, die in der "Rosenvilla" gelebt haben. Die Einträge beginnen 1892, erstrecken sich über die beiden Weltkriege und die Zeit des Nationalsozialismus bis hin zur sowjetisch besetzten Zone, der DDR und der Wiedervereinigung. Helene, Emma und Charlotte erzählen aus ihrem Leben, berichten insbesondere auch von den Problemen in ihren Ehen und den schwierigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen vor, während und nach der beiden Weltkriege.

Anna wird aus den Aufzeichnungen zunächst nicht ganz schlau, da sie die Frauen un ihren Bezug zur "Rosenvilla" sowie zu ihrem Großvater nicht einordnen kann, da es sich bei keiner der Frauen um eine Großmutter von ihr handelt. Durch die ehrlichen Tagebucheinträge werden nach und nach Familiengeheimnisse offenbar, die ihr die Generationen unmittelbar vor ihr verschwiegen.

Durch die Zeitsprünge und die vier Generationen der Frauen, die alle im Wechsel und nicht chronologisch zu Wort kommen, ist der Roman vor allem zu Beginn verwirrend zu lesen, bis man ein Gefühl für die Figuren bekommt und die Verwandtschaftsverhältnisse klarer werden.

"Die Frauen der Rosenvilla" ist eine Familiengeschichte, die sich über 100 Jahre erstreckt und in Dresden spielt, weshalb der Roman besonders schön für Leserinnen mit einem lokalen Bezug zu lesen ist. Da der Roman die Lebensgeschichte von vier Frauen behandelt, bleibt vieles nur an der Oberfläche und die Handlungen der Frauen nicht immer ganz nachvollziehbar. Auch wenn man Annas Leidenschaft für den Umgang mit Schokolade spürt, bleibt sie selbst unnahbar und die integrierte Liebesgeschichte mit Phil, den sie frisch kennenlernt wirkte etwas gewollt und wie als Bonus auf den Roman aufgesetzt.

Spannend bleibt zu verfolgen, wie Anna anhand der Tagebucheinträge und drängende Gespräche mit ihrem Vater ihre Familiengeschichte nachrecherchiert und lang gehütete Geheimnisse lüftet, weshalb ich den Roman besonders Frauen empfehlen kann, die Familienepen mit historischem Bezug mögen und ein Faible für Schokolade und das "Elbflorenz" haben.



Mittwoch, 5. Juli 2017

Buchrezension: Maria Dahvana Headley - Magonia

Inhalt:

Seit sie klein ist, leidet die 16-jährige Aza an einer seltsamen Lungenkrankheit, die ihr ein normales Leben unmöglich macht. Als sie eines Tages ein Schiff hoch in den Wolken erspäht, schiebt sie das Phänomen auf ihre akute Atemnot. Bis jemand auf dem Schiff ihren Namen ruft ...
Nur ein Mensch glaubt ihr diese Geschichte: ihr bester Freund Jason, der immer für sie da war, den sie vielleicht sogar liebt. Aber gerade als sie versucht, sich über die neuen tiefen Gefühle zu Jason klarzuwerden, überstürzen sich die Ereignisse. Aza meint zu ersticken – und findet sich plötzlich in Magonia wieder, dem Reich über den Wolken. Dort ist sie das erste Mal in ihrem Leben nicht mehr krank, sondern stark und magisch begabt. In dem heraufziehenden Kampf zwischen Magonia und Azas alter Heimat, der Erde, liegt das Schicksal aller mit einem Mal in Azas Händen...

Rezension:


Aza leidet seit ihrer Kindheit an einer Insuffizienz der Lungen. Sie ist dementsprechend körperlich unterentwickelt, klein und bläulich-blass und bezeichnet sich selbst als "Dauerpatient". Die Ärzte haben ihr bereits nach ihrer Geburt keine hohe Lebenserwartung in Aussicht gestellt, umso erstaunlicher ist, dass Aza inzwischen kurz vor ihrem 16. Geburtstag steht.

In der Schule steht sie mit ihrer Krankheit unweigerlich im Mittelpunkt, ist die seltsame Kranke, die unter Überwachung steht, damit bei einem etwaigen Zusammenbruch schnell reagiert werden kann. In Jason hat sie einen einzigen Freund, der ein hochintelligenter Nerd ist und als Kind eines homosexuellen Paares selbst als Außenseiter gilt.

Als Aza zum wiederholten Mal wegen ihrer Atemnot im Krankenhaus untersucht wird, wird festgestellt, dass sich in einem ihrer Lungenflügel eine Feder befindet, die sie eingeatmet haben muss. Wenig später stirbt sie nach einem weiteren Anfall, bei sie das Gefühl hat, dass ein Vogel in ihre Lunge eindringt, im Rettungswagen auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Notarzt, der mit einem Helikopter unterwegs war, ist unter mysteriösen Umständen kurz vor seinem Eintreffen abgestürzt.

Während auf der Erde Azas sterbliche Hülle begraben wird und nur Jason nicht an einen Tod seiner besten Freundin glauben kann, erwacht Aza in Magonia, auf einem Luftschiff, das ihre eigentliche Heimat sein soll. Die Kapitänin Zal wird ihr als ihre Mutter vorgestellt, sie selbst soll ihre Nachfolgerin sein, die Magonia vor dem Verhungern retten soll.

Die Vorgeschichte von "Magonia" ist authentisch und flüssig zu lesen. Aza und Jason sind liebenswürdige verschrobene Charaktere, beides Außenseiter, die sich gegenseitig Halt geben. Aza akzeptiert zwar ihre Krankheit und dass sie jederzeit mit einem Erstickungstod rechnen muss, ist aber genervt von ihrem Sonderstatus und den ständigen Untersuchungen und Krankenhausaufenthalten.

Nach ihrem Tod begeben wir un nach Magonia, eine Parallelwelt von vogelähnlichen Gestalten, zu denen auch Aza zählen soll. Die Beschreibung dieses fantastischen, magischen Ortes ist "abgehoben", sehr bunt und detailreich und erklärt so manches (Natur-)phänomen auf Erden, überstieg jedoch schon fast meine Vorstellungskraft. Hier muss man sich einlassen auf "Gewitterhaie", "Sturmwale", Gesänge von "Herzensvögeln" in der Lunge, Kämpfe mit Piraten in der Luft und Aza als Retterin von Magonia, die zu ihrem Schutz auf der Erde bei den "Drowners" aufgewachsen ist und nun zurückgeholt worden ist, um ihre Bestimmung zu erfüllen.

"Magonia" ist ein Jugendroman, eine Dystopie, die stellenweise wirklich verwirrend zu lesen ist und bei der man selbst viel Fantasie benötigt, um sich diese Parallelwelt der Vogelmenschen über dem "Unterhimmel" vorstellen zu können und zu verstehen.
Gut gefallen hat mir aber, dass Magonia nicht losgelöst von der Erde betrachtet wird. So sind die Bewohner Magonias von den Ressourcen der Erde abhängig, weshalb der Roman nicht nur eine fantastische Erzählung ist, sondern auch reale Bedrohungen oder Probleme wie den Unterschied zwischen Arm und Reich, Unterdrückung und Sklaverei sowie Umwelt- und Naturschutz thematisiert und Kritik an der Überheblichkeit des Menschen übt.

Auch wenn ab einem Drittel des Romans die Szenen in Magonia überwiegen, gibt es einzelne Kapitel aus sich von Jason, die den Leser wieder zurück auf die Erde bringen und welche seine Suche nach Aza beschreiben.

"Magonia" ist ein interessanter Jugendroman, der mich bis auf einzelne verwirrende Passagen, die dann etwas langatmig waren, gut unterhalten hat.
Mit "Aerie" ist in den USA bereits die Fortsetzung von "Magonia" erschienen, wobei ich noch unschlüssig bin, ob ich diesen Roman lesen werde. Für mich ist das Ende des Romans "Magonia" ein schlüssiger Abschluss gewesen, der nicht unbedingt einer Fortsetzung bedarf.

Montag, 3. Juli 2017

Buchrezension: Kelly Rimmer - So blau wie das funkelnde Meer

Inhalt:

Vor einem Jahr traf ich die Liebe meines Lebens. Für zwei Menschen, die nicht an die Liebe auf den ersten Blick glauben, kamen wir dem Ganzen doch sehr nah. Lilah McDonald, umwerfend schön, eigensinnig, stur und in vielen Dingen einfach so wundervoll, dass es Worte nicht beschreiben können. Sie half mir, ins Leben zurückzufinden. Meine Lilah, die mir so viel gab und doch ein Geheimnis vor mir hatte, denn sie wusste, dass mir die Wahrheit das Herz brechen würde. Mein Name ist Callum Roberts, und das ist unsere Geschichte.

Rezension:

Als Callum und Lilah sich auf der Fähre im Stadtteil Manly von Sydney begegnen, ist es - zumindest für Callum - Liebe auf den ersten Blick. Er ist fasziniert von der kleinen, selbstbewussten Frau, die ihn direkt angesprochen hat, als er irritiert ihre nackten Füße anstarrte. Sie verbringen sodann den Abend und die Nacht miteinander, doch am nächsten Morgen ist Lilah einfach verschwunden, ohne auch nur eine Handynummer hinterlassen zu haben. Callum ist enttäuscht, dass es für Lilah nur ein One-Night-Stand gewesen sein soll und findet bei einer Recherche nach ihr nur heraus, dass er nicht einmal ihren richtigen Namen kennt.

Zufällig begegnen sie sich in Callums Mittagspause wieder, so dass er auf ein weiteres gemeinsames Abendessen drängen kann. Nur zögerlich stimmt Lilah zu und auch aus diesem Abend wird nicht nur eine gemeinsame Nacht, sondern ein ganzes Wochenende, während dem sie sich näher kennenlernen.

Lilah ist Rechtsanwältin, die sich für den Umweltschutz stark macht und annähernd 16 Stunden am Tag arbeitet. Die überzeugte Veganerin lebt für ihren Beruf und ihr Engagement und ist ein völlig rast- und ruheloser Mensch. Sie gönnt sich keine Pause, statt auszuschlafen, geht sie morgens lieber joggen. Callum ist erstaunt über ihr Arbeitspensum und ihre lückenlose Freizeitgestaltung, macht bei ihren spontanen Ausflügen aber mit, um Zeit mit ihr zu verbringen, da sie ihn emotional auf Distanz hält. Lilah betont, dass sie nicht für eine Beziehung geeignet ist und sich auch nicht an Callum binden werde.

Callum nimmt ihre abweisende Art hin, ist überzeugt, dass er Lilah noch um stimmen werden kann und genießt solange die gemeinsame Zeit und seine Verliebtheit.
Was er nicht ahnt ist, dass Lilah sich nicht auf eine Liebe einlassen möchte, da sie weiß, dass ihnen mehr viel gemeinsame Zeit vergönnt sein wird.

"So blau wie das funkelnde Meer" - so beschreibt Callum Lilas Augen bei ihrer ersten Begegnung und genauso bildhaft und emotional setzt sich der Schreibstil der Autorin fort. Der Roman ist aus Sicht von Callum geschrieben und wird abwechselnd durch Tagebucheinträge von Lilah ergänzt.

Der Klappentext verrät es bereits, dass Lilah ein Geheimnis in sich trägt, dass nicht für ein Happy End dieser Liebesgeschichte spricht. Als Leser weiß man durch die Tagebucheinträge, dass Lilah Callum aus einem bestimmten Grund auf Distanz hält und nicht möchte, dass er sich zu sehr an sie bindet, auch wenn der Grund lange nicht konkret benannt wird.
Dennoch erahnt man die Tragödie, zu der es kommen wird und das Lilah Callum unweigerlich das Herz brechen wird, da sie nicht konsequent genug ist, sich von ihm fernzuhalten und sie selbst die Nähe zu ihm und die Liebesbeziehung genießt, die sie sich eigentlich verboten hat.

"So blau wie das funkelnde Meer" ist ein unbeschreiblich tragischer Roman, der zu Tränen rührt. Auch wenn sich die Geschichte nur auf zwei Protagonisten und den Zeitraum von wenigen Monaten beschränkt, wird der Roman zu keiner Zeit eintönig. Man spürt diese intensive Lebe, die so schnell wie ein Blitz zwischen den beiden eingeschlagen ist, bangt mit ihrem Schicksal mit und hat von Anfang an das ungute Gefühl, dass es zu keinem glücklichen Ende kommen wird.
Spannend bleibt zu erfahren, was Lilah verschweigt und ob sie so viel Vertrauen zu Callum gewinnen kann, dass sie sich ihm öffnet. Als Leser gibt man die Hoffnung nicht auf, dass sich trotz aller Vorzeichen noch ein Wunder ergibt und das unterschiedliche Paar die Chance auf eine gemeinsame Zukunft haben wird.

Das Debüt von Kelly Rimmer ist ein sehr gefühlvoller, trauriger Roman, der bewegt und den ich nicht weglegen konnte. Ich hoffe, dass wir von der Autorin bald mehr lesen können.


Samstag, 1. Juli 2017

Buchrezension: Guillaume Musso - Das Mädchen aus Brooklyn

Inhalt: 

Raphaël ist überglücklich, in wenigen Wochen wird er seine große Liebe Anna heiraten. Aber wieso weigert sie sich beharrlich, ihm von ihrer Vergangenheit zu erzählen? Während eines romantischen Wochenendes an der Côte d’Azur bringt Raphaël sie dazu, ihr Schweigen zu brechen. Was Anna dann offenbart, übersteigt alle seine Befürchtungen. Sie zeigt ihm das Foto dreier Leichen und gesteht: »Das habe ich getan.« Raphaël ist schockiert. Wer ist die Frau, in die er sich verliebt hat? Doch ehe Anna sich ihm erklären kann, verschwindet sie spurlos. Raphaël bittet seinen Freund Marc, einen ehemaligen Polizisten, um Hilfe. Gemeinsam setzen sie alles daran, seine Verlobte wiederzufinden – der Beginn einer dramatischen, atemlosen Suche nach der Wahrheit, die sie bis in die dunklen Straßen von Harlem und Brooklyn führt.

Rezension: 

Raphaël steht kurz davor seine Freundin Anna zu heiraten, ihn belastet allerdings, dass er fast nichts von ihrer Vergangenheit weiß. Während eines eigentlich romantischen Kurzurlaubs an der Côte d'Azur setzt er sie so unter Druck, dass sie ihr Geheimnis offenbart, dass sie aus Angst ihn zu verlieren, so lange gehütet hat. 
Sie zeigt ihm ein Foto mit drei verkohlten Leichen mit den Worten "Das habe ich getan". Völlig perplex verlässt Raphaël das Hotel und findet Anna nicht mehr vor, als er zurückkehrt. Er hatte ihr keine Chance gelassen, sich weiter zu erklären und nun reagiert sie auf seine Anrufe nicht. Auch in Paris bleibt Anna verschwunden. 

Zusammen mit dem pensionierten Ermittler Marc Caradec, Nachbar und guten Freund von Raphaël, beginnt er Nachforschungen und stellt schnell fest, dass Anna nicht diejenige ist, sie sie vorgab zu sein. 
Was ist in der Vergangenheit passiert, dass sie vor knapp zehn Jahren eine andere Identität angenommen hat?

"Das Mädchen aus Brooklyn" ist der erste Roman, den ich von dem Bestsellerautor Guillaume Musso gelesen habe und in welchem er seinem Schreibstil üblich, eine Liebesgeschichte mit Thrillerelementen verbindet. 

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Raphaël bzw. Marc geschrieben, so dass man auch als Leser lange im Unklaren über Anna und ihre Vergangenheit bleibt. Während sich Raphaël emotional bewegt auf die Suche nach seiner Verlobten begibt, lässt Marc als ehemaliger Polizist seine Verbindungen spielen, um an der Aufklärung ihres Verschwindens mitzuwirken. Die beiden begeben sich auf eine rätselhafte, verwirrende Suche, die sie von Paris bis nach New York führt. 
Einerseits ist es spannend zu erfahren, was in der Vergangenheit vorgefallen ist, dass dazu geführt hat, dass Anna eine andere Identität angenommen hat, noch rätselhafter ist allerdings, wo sic Anna aktuell befindet, ob sie aus freien Stücken untergetaucht ist oder ob ihr etwas zugestoßen sein könnte. 
Klar ist nur, durch Raphaëls Drängen und Annas Offenbarung wurde ein Stein ins Rollen gebracht, de die Dämonen der Vergangenheit nicht ruhen lässt. 

Der Spannungsbogen wird kontinuierlich aufrecht erhalten, in dem immer wieder neue Details über Annas Vergangenheit zutage kommen, deren einzelne Puzzlestücke langsam ein Bild ergeben. Stellenweise war es aber sehr abenteuerlich, wie Raphaël und Marc ihre Nachforschungen betreiben ohne die Polizei einzuschalten. 
Das Ende kam mir dann auch etwas zu schnell, hier hätte ich mir gerne noch ein paar Seiten mehr gewünscht, um das Rätsel um Anna umfassender aufzuklären.