Montag, 31. Juli 2017

Buchrezension: Andrew Kaufmann - Geborene Freaks

Inhalt:

Die Freaks waren immer schon ein bisschen merkwürdig, aber niemand ahnt, dass sie von ihrer eigenen Großmutter verflucht wurden. Eigentlich hatte Oma nur vorgehabt, jedem ihrer Enkelkinder bei der Geburt eine spezielle Gabe mit auf den Weg zu geben. Diese »Geschenke« ihrer Großmutter stellen sich jedoch bald als Flüche heraus, die das Leben der jungen Freaks ruinieren. Als Großmutter im Sterben liegt, hat sie einen letzten Wunsch: Ihre Enkelin Angie soll ihr helfen, alle Geschwister in ihrem Krankenhauszimmer zu versammeln, um das Geheimnis um die gutgemeinten Flüche zu lüften...

Rezension:

Durch einen Ablesefehler von Frenk in Freak umbenannt, war die Familie Freak seit der Einwanderung von England nach Kanada von jeher anders als die Durchschnittsfamilie. Kurz vor ihrem Tod eröffnet Großmutter Annie Freak ihrer jüngsten Enkelin Angie, dass sie Angie und ihre vier Geschwister zur Geburt jeweils mit einer gut gemeinten Eigenschaft ausgestattet hat, die sich als "Flegen" (Fluch + Segen) herausgestellt hat. Oma Freak möchte dies rückgängig machen und bittet deshalb Angie, bis zu ihrem Tod in knapp zwei Wochen die Geschwister bei ihr am Krankenbett zu versammeln. Die hochschwangere Angie ist skeptisch, wird von ihrer Großmutter aber derart unter Druck gesetzt, dass sie dieser glaubt. Knapp einem Flugzeugabsturz entkommen, macht sie sich auf den Weg, ihre Geschwister einzusammeln, die in Kanada bzw. dem fiktiven Königreich Uplifta verstreut leben und zu denen sie zum Teil seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. 

Angies Fluch ist, dass sie jedem verzeihen muss, was sich vor allem negativ auf ihr Liebesleben auswirkt. Männer nehmen sie nicht wirklich ernst und betrügen sie, das sie ihnen ohnehin vergeben wird. Schwester Lucy hat einen ausgeprägten Orientierungssinn, Abba verliert  nie die Hoffnung, Richard wittert jegliche Gefahr für sch und Kent ist eine Kämpfernatur - alles Eigenschaften, die eigentlich positiv sind und hilfreich sein sollten, das Leben der Geschwister bislang allerdings stark beeinträchtigt und negativ beeinflusst haben. 
Lucy hat Angst sich zu verlieren und stürzt sich von einem Sexabenteuer ins nächstem um sie emotional nicht binden zu müssen, Abba lebt als Königin von Uplifta in ihrem rosa Schloss in einer eigenen Traumwelt, Richard scheut jedes Risiko und kann deshalb keine Beziehungen aufbauen und Kent neigt zu gewalttätigen Ausbrüchen. 

Der Roman ist ein Roadtrip, auf dem der Leser die Familienmitglieder der Freaks mit all ihren unterschiedlichen Spleens kennenlernt. Dabei erfährt man in Rückblenden einiges über die Kindheit der fünf Geschwister und ihre Eltern. Während Mutter Nicola nach dem Tod ihres Ehemanns jeglichen Bezug zur Realität verloren zu haben scheint und in einem Pflegeheim die Vorstellung lebt, Friseurin zu sein, wurde die Leiche von Papa Freak nach einem Unfall mit seinem geliebten Maserati nie gefunden. 
Die Geschwister waren seit diesem tragischen Ereignis auf sich allein gestellt und umso schöner ist es zu lesen, dass sich die fünf durch die gemeinsame Reise zur Oma wieder annähern. 

"Geborene Freaks" ist so liebenswürdig absurd geschrieben, dass man als Leser zwischen Kopfschütteln und Lachanfällen schwankt und unweigerlich weiterlesen muss. Es ist nicht nur eine Abfolge skurriler Situationen aufgrund der exzentrischen, schrulligen Charaktere, sondern eine Art modernes Märchen mit einer tiefer gehenden Botschaft über die Notwendigkeit des Zusammenhalts innerhalb der Familie und Geschwisterliebe, die nicht mit dem Ende der Kindheit aufhört sowie mit der Erkenntnis, dass man auch auf seltsame Weise glücklich sein kann. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen