Mittwoch, 22. Juni 2016

Buchrezension: Ka Hancock - Tanz auf Glas

Inhalt:

Vielleicht hätten Lucy Houston und Mickey Chandler sich nie verlieben dürfen. Und erst recht nicht heiraten. Denn beide haben ein schweres Schicksal zu tragen. Doch die Liebe geht ihre eigenen Wege, und so führen Lucy und Mickey eine ungewöhnliche, aber glückliche Ehe. Vor vielen Jahren haben sie sich das Versprechen gegeben, keine Kinder in ihre unsichere Welt zu setzen. Als Lucy plötzlich doch schwanger wird, steht nicht nur das Fundament ihrer Beziehung auf dem Prüfstand, sondern auch die Kraft ihrer Liebe.

Rezension:

Mit Anfang 20 verliebt sich Lucy in den acht Jahre älteren Mickey. Er ist Inhaber mehrerer Clubs und Bars in der Umgebung und steht abends als Comedian auch selbst auf der Bühne. Was die junge Lehramtsstudentin Lucy zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt, ist dass sie nur eine Seite von Mickey kennengelernt hat.

Das zufällige Wiedersehen der beiden findet in einem Krankenhaus statt. Lucy besucht ihre ältere Schwester Lily, die operiert worden ist. Die Frauen der Familie Houston sind in Bezug auf Krebserkrankungen erblich vorbelastet. Die Mutter ist dem Krebsleiden erlegen, als Lucy 17 Jahre alt war. Der Vater war zuvor bereits als Polizist bei einem Einsatz erschossen worden.
In der Krankenhaus-Cafeteria erfährt Lucy von Mickey, dass er zur Behandlung seiner bipolaren Störung in der Psychiatrie untergebracht ist. Durch die Neueinstellung seiner Medikamente ist er stabil und auf dem Weg der Besserung. Er ist sich jedoch bewusst, dass auch dieser nicht sein letzter Klinikaufenthalt gewesen sein wird. Mickey ist mit einer manisch-depressiven Mutter aufgewachsen, die sich in einer ihrer depressiven Phasen das Leben genommen hat.

Sowohl Lucy als auch Mickey haben schon viel in ihren jungen Leben erlitten und sind sich bewusst, dass eine Beziehung zueinander aufgrund der Erkrankung Mickeys nicht einfach sein wird. Dennoch beschließen sie, ihrer Liebe eine Chance zu geben und stellen, zusammen mit Mickeys Psychiater als Hilfe, schriftlich Regeln für ihre Beziehung auf. Auch wenn insbesondere Lucys älteste Schwester Priss sie vor einer Beziehung mit einem "Geisteskranken" warnt, heiraten die beiden wenige Jahre später. Lucy und Mickey lieben sich heiß und innig, aber trotz allem muss Mickey während ihrer Ehe einige Male stationär zur Behandlung in die Psychiatrie. Vor allem Lucys Krebserkrankung, fünf Jahre nach der Hochzeit, hatte Mickey den Boden unter den Füßen weggerissen.

Als Lucy bei einer Vorsorgeuntersuchung bei ihrer Frauenärztin erfährt, dass sie ungewollt schwanger ist, befindet sich Mickey erneut in der Klinik. Das Paar hatte sich in seinen Beziehungsregeln eigentlich darauf geeinigt aufgrund der Krebsgefahr in Lucys Familie und der psychischen Erkrankung Mickeys keine Kinder zu bekommen. Auch wenn Mickey mit der Situation zunächst überfordert ist, schaffen sie es nicht, die Regel einzuhalten und sich für eine Abtreibung zu entscheiden. Damit nimmt das Schicksal seinen Lauf...

Der Roman ist überwiegend aus der Sicht Lucys geschrieben, wobei am Anfang eines jeden Kapitels Mickey durch eine Art von Tagebucheinträge zu Wort kommt und man deshalb auch einen guten Einblick in sein komplexes Seelenleben erhält. "Tanz auf Glas" beschreibt die Beziehung von Lucy und Mickey als ein Tanz auf Glasscherben, wobei sie stets darum kämpfen, wieder festen Boden unter den Füßen zu erhalten.
Lucy hat trotz des frühen Verlusts ihrer Eltern ein starkes Familienband, auf das sie sich verlassen kann. Ihre beiden ungleichen Schwestern Priss und Lily sind ihr ein starker Halt und auch Freunde ihrer Eltern sind weiterhin als Ersatzmütter und -väter für sie da.

Das Buch ist traurig, aber gleichzeitig wunderschön und man ahnt es bereits sehr früh, dass es für Lucy und Mickey kein Happy End geben wird. Es beschreibt eine sehr emotionale Liebesgeschichte mit Tiefgang, bei der der Leser gar nicht anders kann, als mit den Protagonisten mitzuleiden. Ka Hancock ist Krankenschwester im Bereich der Psychiatrie und schafft es vermutlich deshalb, die Charaktere so authentisch und glaubhaft darzustellen. "Tanz auf Glas" ist eine mitreißende Geschichte über Liebe, Familie und Hoffnung, aber auch Angst, Wut und Schmerz, die zu Tränen rührt und keinen Leser kaltlässt.



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