Samstag, 9. Juli 2022

Buchrezension: Carla Kaspari - Freizeit

Inhalt:

Hinter Franziska liegen zwei Jahre in Paris und eine auf erwachsene Art beendete Beziehung. In Sachen Selbstverwirklichung steht sie gut da – abgeschlossenes Studium, solides Einkommen, gesundes Sozialleben, untrügliches Stilempfinden – und doch scheint etwas zu fehlen.
Auf der Suche nach der verlorenen Leichtigkeit sitzt sie in Cafés, arbeitet Aufträge ab, treibt Sport und trifft ihre Freund:innen. Um sie herum prallen Lebensentwürfe aufeinander, Stadtflucht und reflektierter Drogenkonsum, authentische Social-Media-Profile und künstlich beschworene Zwischenmenschlichkeit. Franziska beobachtet die Ambivalenzen ihrer Gegenwart ungerührt und schreibt darüber aus sicherer Distanz in einem Romanmanuskript - bis ein unabgeschlossenes Kapitel sie mit großer Wucht einholt. 

Rezension:

Franziska Kummert ist 27 Jahre alt, hat Romanistik studiert und die letzten beiden Jahre davon in Paris verbracht. Nach dem Scheitern der Beziehung zu einem Franzosen ist sie zurück in Deutschland. Ihr Geld verdient sie mit dem Verfassen von Liedtexten für Rapper und arbeitet an ihrem ersten Roman, der stark vom Alltag ihrer Freunde inspiriert ist. In ihrer Freizeit lebt sie in den Tag hinein, sitzt in Cafés, trifft sich mit Freunden und wirkt alles andere als glücklich. 

Franziska ist eine junge Frau, die keinerlei Verantwortung trägt, die sich mit Social Media-Posts fremder Menschen von ihrem eigenen Leben ablenkt und sich nach zwei Jahren Abwesenheit von ihren Freunden, insbesondere ihrer ehemals besten Freundin Mina, entfremdet hat. Sie wünscht sich, dass alles so einfach wäre wie früher, wäre gern frei, leicht und unbeschwert. Sie denkt zurück an die Zeit während des Studiums, an Partys und Ausflüge mit ihren Freund:innen sowie an ihren Aufenthalt in Paris. 
Die Rückblenden erfolgen übergangslos und ohne Zeitangaben, so dass man immer wieder im Lesefluss unterbrochen wird. Auch in der Gegenwart werden die Episoden eher zusammenhanglos geschildert. Zudem fällt es schwer, sich in Franziska und ihre Gefühlswelt hineinzuversetzen. Es wird nicht ganz klar, warum sie sich so unsicher und traurig fühlt. Sie lässt sich treiben, weiß nicht so richtig, was sie will, fühlt sich einsam, will aber gleichzeitig allein sein. 
So ziellos wie Franziska durchs Leben irrt, erscheint auch der Roman. Es ist anstrengend, sich zu fragen, wohin die Geschichte eigentlich will. 
Die Fragmente aus Franziskas Leben sind nur in Teilen unterhaltsam. Da die gehaltvollen Themen wie Trennungen, Depression, Suizid oder Drogenkonsum nur gestreift und nicht vertieft werden, ist die Geschichte wenig spannend und bewegend. Weder die Protagonistin mit ihrer depressiven Stimmung noch das, was sie erlebt, rufen etwas hervor. Das Ende ist ein Aus ohne befriedigenden Schlusspunkt. So bleibt man etwas ratlos über eine Frau zurück, die auf einer Sinnsuche haltlos durch ein Leben watet, das sie nicht glücklich macht, während sie hilflos zusieht, wie Beziehungen scheitern und wie vergänglich und brüchig Freundschaften sein können.  

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