Samstag, 2. Juli 2022

Buchrezension: Jade Beer - Das verlorene Kleid

Inhalt:

London 2017. Lucille liebt niemanden mehr als ihre Großmutter. Als diese sie um einen Gefallen bittet, findet Lucille sich im Zug nach Paris wieder. Sie soll ein Dior-Kleid von unschätzbarem Wert aufspüren. Granny Sylvie hat es Jahrzehnte zuvor in der Stadt der Liebe getragen. Bei der Suche stößt Lucille in einem Pariser Apartment auf eine Frage, die ihr ganzes Leben verändern könnte. 
Paris 1952. Das Nachkriegsfrankreich ist glamourös, und Alice ist mittendrin. Sehen und gesehen werden. Darum dreht sich alles im Leben der jungen Frau des englischen Botschafters – doch sie spürt, dass da noch mehr sein müsste. Ihr Ehemann überschüttet sie mit Juwelen und Dior-Kleidern, doch seine Liebe zu ihr scheint erkaltet. Als ein neues Gesicht in Alice’ Salon auftaucht, folgt sie ihrem einsamen Herzen – ungeachtet aller Konsequenzen. 

Rezension: 

Lucille hat im Gegensatz zu ihrer Mutter eine enge Bindung zu ihrer Großmutter Sylvie. Als diese sie bittet, nach Paris zu fahren, um ein Kleid von Dior, das sie verliehen hatte, zurückzuholen, macht sich Lucille ungeachtet ihrer beruflichen Verpflichtungen auf den Weg. Dort erfährt sie, dass ihrer Großmutter acht Kleider gehören, von denen zwei verschwunden sind. Zu den Kleidern gehören Karten, die beschreiben, zu welchen Gelegenheiten eine unbekannte Frau mit den Initialen AA die Kleider getragen hat. Lucille wird neugierig auf eine tragische Liebe aus dem Jahr 1953, die dahinter steckt und wie diese mit ihrer Großmutter zusammenhängen mag.

"Das verlorene Kleid" handelt auf zwei Zeitebenen im Jahr 2017 und 1953. In der Gegenwart gilt es ein Geheimnis der Großmutter um Couture-Roben von Christian Dior zu lüften, während die Vergangenheit sich um Alice Ainsley dreht, der es in ihrer Ehe mit einem britischen Diplomaten nicht an materiellen Dingen mangelt, die jedoch emotional von ihrem Mann vernachlässigt und betrogen fühlt. Auf einem Empfang lernt sie einen Mann kennen, der sie beachtet und in ihr die Vorstellung eines anderen, freien Lebens hervorruft. Sie sehnt sich nach Liebe, Familie und Geborgenheit, ist jedoch gefangen in einer unglücklich Ehe.

Die Geschichte ist bildhaft beschrieben. Sehr anschaulich kann man Lucilles, aber auch Alices Wege durch Paris verfolgen und mit ihnen gemeinsam bekannte Orte und Sehenswürdigkeiten aufsuchen. Dabei bleibt lange undurchschaubar, wie die beiden Zeitebenen zusammenhängen und was es mit der Verbindung der Großmutter mit den Dior-Kleidern auf sich hat.
Die Liebesgeschichte in der Vergangenheit ist sehnsuchtsvoll und romantisch. Man bangt mit Alice, ob sie den Mut aufbringen wird, aus ihrem goldenen Käfig auszubrechen oder ob ihre Liebe tragisch enden wird. Die Liebesgeschichte der Gegenwart ist weit weniger emotional, fügt sich jedoch gut in die Geschichte ein, wobei das schwierige Verhältnis zwischen Mutter und Tochter interessanter erscheint.

"Das verlorene Kleid" führt die/ den Leser*in eindrucksvoll nach Paris und erzählt eine berührende Liebes- sowie eine spannende, konfliktbehafte Familiengeschichte, die dabei die perfekte Balance aus Tragik und Optimismus hält. Es ist eine Geschichte über eine verbotene Liebe, Freundschaft und familiäre Bindungen, die Vergangenheit und Gegenwart kreativ mit dem Mysterium um die Dior-Roben verbindet. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen