Freitag, 1. Juli 2022

Buchrezension: Emily Henry - Kein Sommer ohne dich

Inhalt:

Eigentlich hat die abenteuerlustige Poppy in New York alles, was sie sich schon immer gewünscht hat. Wirklich glücklich war sie trotzdem seit jenem Sommer-Urlaub vor zwei Jahren nicht mehr, als sie zum letzten Mal mit ihrem besten Freund Alex verreist ist. Seitdem haben sie nicht mal mehr miteinander gesprochen. Also fasst Poppy sich ein Herz und bittet Alex, noch einmal mit ihr in Urlaub zu fahren, um über alles zu reden. Wie durch ein Wunder sagt er zu. Jetzt darf nur diese eine Wahrheit nicht zur Sprache kommen, die seit zehn Jahren still und heimlich im Zentrum ihrer scheinbar perfekten Freundschaft steht. 

Rezension: 

Poppy und Alex haben sich vor zwölf Jahren am College kennengelernt und waren sich auf den ersten Blick nicht wirklich sympathisch. Erst ein Jahr später lernen sie sich auf einer gemeinsamen Autofahrt in ihre Heimatstadt besser kennen und merken, dass sie trotz der vielen Unterschiede - Alex ist strukturiert, ruhig und besonnen und verkriecht sich am liebsten in Bücher, während Poppy quirlig, unternehmungslustig, spontan und rastlos ist - miteinander Spaß haben können. Ab diesem Zeitpunkt verbringen sie jedes Jahr gemeinsam einen einwöchigen Sommerurlaub, selbst als Poppy ihr Hobby zum Beruf gemacht hat und nicht nur auf Social Media als Reisebloggerin erfolgreich ist, sondern auch für ein renommiertes Reisemagazin in New York City arbeitet. 
In einem Urlaub in Kroatien geht plötzlich alles schief, was Auslöser für die Funkstille zwischen den ehemals besten Freunden ist. Zwei Jahre später kontaktiert Poppy Alex, um noch einmal gemeinsam wegzufahren, denn sie hat in den letzten Monaten festgestellt, dass sie nur zusammen mit Alex wirklich glücklich war und mit ihrem jetzigen Leben nicht mehr zufrieden ist. 
Gemeinsam fahren sie nach Palm Springs - Poppys Gelegenheit alles wieder gut zu machen und ihren besten Freund zurückzugewinnen. 

Der Roman wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart und dabei chronologisch zwischen den erlebten Sommerurlauben und der gemeinsamen Woche in der Gegenwart, die die beiden Freunde wieder näher bringen soll. Die Kapitel in der Vergangenheit schildern Episoden aus den gemeinsamen Auszeiten, die Poppy und Alex an verschiedene Orte auf der ganzen Welt geführt haben. Gleichbleibend spürbar ist dabei, dass die beiden komplett gegensätzlich sind, sich dadurch jedoch ergänzen und trotz aller Unterschiede auf einer Wellenlänge liegen. Die Schilderungen bis zum alles verändernden Urlaub in Kroatien sind etwas gleichförmig monoton und weitgehend dialoglastig. Weder die gemeinsamen Erlebnisse noch die Urlaubsorte sorgen für Bilder vor den Augen und hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. 

Je mehr Jahre vergehen desto klarer wird, dass die beiden mehr als nur Freundschaft verbindet. Sie halten sich jedoch mit ihren Gefühlen zurück, haben offenbar Angst durch eine Beziehung ihre Freundschaft zu zerstören. So fiebert man auf den Urlaub in Kroatien hin und was dort zwischen Poppy und Alex vorgefallen sein mag, das so fatal war, dass der Kontakt zwischen beiden abgebrochen ist. Der Aufenthalt in Palm Springs erscheint dabei als Chance, reinen Tisch zu machen und eine endgültige Entscheidung zu treffen, wie die beiden in Zukunft miteinander umgehen werden und welche Art der Beziehung sie miteinander führen wollen. Poppy scheint bereit zu sein, sesshaft zu werden, während Alex durch seine zurückhaltende Art wenig durchschaubar ist. Poppys Verlustangst ist allgegenwärtig, weshalb der Urlaub sehr angespannt beginnt. 

"Kein Sommer ohne dich" fängt schwungvoll mit witzigen Dialogen zwischen Poppy und Alex an und erweckt damit den Eindruck einer unterhaltsamen und leichten Sommerlektüre, bei der man zwei Freunde gemeinsam auf Reisen begleitet. Durch die Situation in der Gegenwart schleicht sich jedoch etwas Wehmut ein, denn Poppy ist spürbar unglücklich. 
Die Urlaubsreisen sind wenig bildhaft und beschränken sich im Wesentlichen auf die Kabbeleien zwischen besten Freunden. Auf platonischer Ebene scheinen Poppy und Alex perfekt zu harmonieren, aber romantische Gefühle konnte man nur sehr zögerlich und spät feststellen. Es ist eine Geschichte um verpasste Chancen und widerstreitende Gefühle, wobei nicht ganz nachvollziehbar ist, warum Poppy und Alex ihr Verhältnis so unnötig kompliziert machen. Ein jahrelanges Schweigen über Gefühle mündet am Ende in einer Tirade aus Liebesbekundungen, die auf mich eher abschreckend wirkte. 

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