Mittwoch, 17. April 2019

Buchrezension: Nikola Scott - Das Leuchten jenes Sommers

Inhalt:

Zwei Frauen, geboren in unterschiedlichen Jahrzehnten, durch ein Schicksal verbunden.
August 1939: Auf dem malerischen Anwesen Summerhill in Cornwall lebt die junge Maddy zurückgezogen von der Welt und dem drohenden Krieg. Als ihre geliebte Schwester Georgiana von einer langen Reise zurückkehrt, bringt sie ihren neuen Freund Victor mit. Maddy ist der düstere junge Mann auf Anhieb unsympathisch. Aber sie ahnt nicht, wie groß die Gefahr wirklich ist.
Siebzig Jahre später führt ein Auftrag die junge Fotografin Chloe nach Summerhill. Sie hat gerade erfahren, dass sie schwanger ist. Eigentlich eine freudige Nachricht, aber Chloes Gefühle sind gespalten. In Summerhill stößt sie auf ein Geheimnis, das Jahrzehnte zurückliegt und das die Kraft hat, ihr ganzes Leben auf den Kopf zu stellen.


Rezension: 

Madeleine, genannt Maddy, lebt mit 16 Jahren als Waise auf dem Anwesen Summerhill in Cornwall. Es ist August 1939, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, weshalb eine Stimmung der Angst und Unsicherheit herrscht. Zudem Zeitpunkt kommt Maddys lebenslustige ältere Schwester Georgiana von ihrem Aufenthalt auf dem Kontinent zurück und hat ihren neuen Freund Victor mitgebracht. Dieser wirkt weltgewandt und höflich, schmeichelt mit Komplimenten, aber dann kommt er Maddy zu nahe und sie empfindet ihn zunehmend als Bedrohung. 

Siebzig Jahre später gelangt Chloe durch einen Auftrag eines Verlegers nach Summerhill. Sie sol die Autorin Madeleine Hamilton fotografieren, die ein neues Buch herausbringen soll. Für Chloe ist die Begegnung mit der betagten Dame etwas ganz Besonderes, da sie als Kind eines ihrer Kinderbücher um den "grandiosen Fuchs Foxy" zu ihren Lieblingsbüchern zählte und bis heute die alte Ausgabe ihres Vaters von 1956 besitzt. 
Es ist der erste Auftrag, den Chloe seit Langem angenommen hat und für ihren Mann Aidan völlig unverständlich, schließlich muss sie seiner Ansicht nach nicht arbeiten. Er schränkt Chloe zunehmend ein, so dass sie sich auch nicht auf die von ihm lang ersehnte Schwangerschaft und das gemeinsame Kind freuen kann. 

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen und ist jeweils aus der Sicht einer der beiden jungen Frauen geschrieben, in der Vergangenheit unmittelbar aus der Ich-Perspektive von Maddy. Chloes Liebe zur Fotografie und die von Madeleine und ihrer Schwester geschriebenen Kinderbücher stellen die Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart her. Darüber hinaus gibt es noch weit mehr Parallelen, die es von Madeleine und Chloe zu entdecken gilt. So haben beide früh ihre Eltern verloren und stehen einem dominanten Mann gegenüber, der sie versucht einzuschüchtern und ihnen die Luft zum Atmen nimmt. Beide sind dabei in Situationen, in denen sie sich aus Angst oder Scham niemandem offenbaren können. Zwischen beiden entwickelt sich eine Freundschaft über die Generationen hinweg, bei der sich Madeleine mit ihrer Vergangenheit konfrontiert sieht und beiden die dunkle Seite der Liebe bewusst wird. 

Beide Erzählebenen fesseln, so dass man einerseits in einer Zeitebene verbleiben möchte, gleichzeitig aber neugierig ist, wie es in der Vergangenheit bzw. in der Gegenwart weitergeht. 
Die Schicksale von Maddy und Chloe berühren und sind zugleich spannend erzählt. Vor allem Maddy, die mit 16 Jahren mutiger und selbstbewusster als die 28-jährige Chloe ist, beeindruckt mit ihrer Geschichte, die vor dem Hintergrund des beginnenden Zweiten Weltkrieges noch dramatischer wirkt. Aber auch Chloe schöpft mit der Zeit Kraft und gibt sich ihrem Schicksal nicht mehr nur so hin. 

Es ist ein leiser erzählter Roman, der voller Empathie für die beiden Frauen geschrieben ist, die sich damit konfrontiert sehen, dass die Liebe sowohl ein Geschenk als auch eine Bürde sein kann. Es ist ein Roman über Geschwisterliebe, das enge Band der Familie, über Ängste und den Mut, für sich selbst einzustehen, aber auch über emotionale Abhängigkeit  und Obsession, der am Ende eine fesselnde Dynamik entwickelt. 
"Das Leuchten jenes Sommers" ist die perfekte Mischung aus (Familien-)drama und Spannungsroman, in der Vergangenheit und Gegenwart durch die Parallelen zwischen den beiden Protagonistinnen geschickt miteinander verbunden werden. 



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