Freitag, 26. April 2019

Buchrezension: Clare Furniss - Morgen ist heute schon vorbei

Inhalt:

Hatties Sommerferien verlaufen so gar nicht nach Plan. Alle ihre Freunde sind verreist, nur sie muss arbeiten und darf ihre kleinen Geschwister babysitten. Und außerdem hat sie gerade festgestellt, dass sie schwanger ist ... von ihrem besten Freund Reuben. Dann platzt Hatties exzentrische Großtante Gloria in ihr Leben, mit Vorliebe für Gin und Zigarillos – und einer Demenzdiagnose. Das ungleiche Paar begibt sich auf einen Roadtrip durch das sommerliche England mit dem Ziel, Glorias Vergangenheit noch einmal lebendig werden zu lassen, bevor die Erinnerungen für immer verblassen. Und um Hattie Zeit zu geben, eine Entscheidung zu treffen, die ihr ganzes Leben bestimmen kann. Denn Glorias Erinnerungen haben viel mehr mit Hatties Leben zu tun, als sie vermutet. 

Rezension: 

Hattie fühlt sich ein wenig von ihren Freunden im Stich gelassen. Ihr bester Freund Reuben reist durch Europa, um sich selbst zu finden und ihre beste Freundin Kate befindet sich mit ihrer eifersüchtigen Freundin Zoe im Urlaub in Edinburgh. 
Hatties Sommer wird aber dennoch alles andere als langweilig. Erst stellt sie fest, dass sie schwanger ist und dann lernt sie ihre Großtante Gloria kennen, die Tante ihres verstorbenen Vaters, von deren Existenz sie bisher nichts wusste. 
Gloria hat Alzheimer. Während ihrer Erinnerungen noch relativ klar sind, hat sie Probleme sich in der Gegenwart zu orientieren. Als sie erfährt, dass ihre Großnichte schwanger ist, spürt sie die Parallelen ihrer beider Leben. Hattie und Gloria begeben sich sodann auf einen Roadtrip durch England. Gloria, um ihre Erinnerungen weiterzugeben und Hattie, um zu einer Entscheidung zu finden, ob sie das Baby behalten möchte. 

"Morgen ist heute schon vorbei" ist ein Jugendbuch, hat allerdings zwei Erzählstränge, die durchaus für erwachsene Leser interessant sind, zumal Hattie für ihr Alter sehr reif ist. 
Sie trifft auf Gloria, die zunächst ablehnend und fast schon bösartig wirkt und sich erst für Hattie interessiert, als sie von deren Schwangerschaft erfährt. Die beiden fahren gemeinsam weg und wandeln in den Erinnerungen Glorias. In Rückblenden erfährt man allmählich was die ältere Dame in den 50er-/ 60er-Jahren durchmachen musste. Ihr fällt es nicht leicht, über ihre Vergangenheit zu sprechen, möchte jedoch auch, dass die Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten. 
Für den Leser eröffnen sich Parallelen, was die beiden Frauen miteinander verbindet, was vielmehr ist, als die reine Verwandtschaft. Glorias Erlebnisse in ihrer Jugend sind dramatisch und erschütternd und haben ihren weiteren Lebensweg und auch das Verhältnis zu ihrer Familie geprägt, so dass sich auch für Hattie erschließt, warum sie so lange nichts von diesem Teil der Familie wusste. 
Hattie schiebt die Entscheidung das Kind betreffend vor sich her, kann die Tatsache der Schwangerschaft nicht wirklich wahrhaben und hat bisher auch nur Gloria und ihrer besten Freundin Kate ihr Geheimnis anvertraut. Auf dem Roadtrip profitiert sie trotz Glorias geistigen Aussetzer von deren Lebenserfahrung und auch für den Leser sind in dem Roman viele kluge Sätze enthalten, die dem Buch Tiefgang verleihen. 

"Viele glauben, mutig zu sein bedeutet, sich vor nichts zu fürchten. Aber das stimmt nicht [...] Wie kann man mutig sein, wenn man sich nicht fürchtet? Sich zu fürchten, aber davon nicht aufhalten zu lassen, dass ist wahrer Mut." 

"Lass dich nur nicht von der Angst leiten, etwas falsch zu machen [...] Triff eine aktive Entscheidung, in dem Bewusstsein, was immer du wählst, ist das, was sich zu dieser Zeit richtig anfühlt. Du kannst dir keine Gedanken darüber machen, ob du die Dinge in der Zukunft vielleicht anders sehen wirst. Das weißt du nicht."

Die Coming-of-Age-Geschichte entwickelt sich zwar nur langsam, aber überraschende Wendungen geben dem Roman immer wieder neuen Schwung, so dass bis zum Schluss nicht absehbar ist, wie er letztlich endet.  

"Morgen ist heute schon vorbei" ist ein Roman über zwei Frauen unterschiedlicher Generationen, die sich annähern und gegenseitig zu Unterstützern werden. Es ist eine herzerwärmende Geschichte über Familie und Mutterschaft und über den Lebensanfang und das Lebensende. 
Durch ein nicht zu perfektes Happy End wird die Geschichte am Ende rund und glaubhaft.  



1 Kommentar: