Mittwoch, 17. Februar 2021

Buchrezension: Sophie Edenberg - Fly, Baby, fly!

Inhalt:

Als Lea nach einem schweren Autounfall im Krankenhaus zu sich kommt, findet sie sich in einem wahrgewordenen Albtraum wieder. Ihre Erinnerungen an die letzten dreizehn Jahre sind verschwunden.
Bei ihrer Suche nach der eigenen Identität erfährt sie, dass sie ihre Jugendliebe Christopher geheiratet und mit ihm eine Tochter hat. Doch Christopher stößt sie von sich und drängt auf Scheidung. Wie es scheint, hat sie ihn und ihre Tochter vor Jahren verlassen und ihrer Heimatstadt Wien den Rücken gekehrt. Von Schuldgefühlen und Reue gepeinigt ist Lea fest entschlossen, die Liebe ihres Lebens zurückzugewinnen – komme was wolle.
Anna ist endlich mit ihrem Traummann zusammen. Alles, was zu ihrem vollkommenen Glück noch fehlt, ist ein gemeinsames Kind. Das Leben ihrer Träume scheint zum Greifen nah. Doch all das verändert sich schlagartig, als Lea, Christophers verschollene und bildschöne Ehefrau, unvermutet wieder auftaucht. 

Rezension: 

Nach einem Autounfall erwacht Lea Lamparta in einem Krankenhaus und kann sich aufgrund einer retrograden Amnesie nicht mehr an die letzten 13 Jahre ihres Lebens erinnern. Niemand hat sie bisher offenbar vermisst oder nach ihr gesucht. Ihr Vater lehnt den Kontakt zu ihr ab, weshalb sie sich hilfesuchend an ihre beste Freundin Isabella wendet. Diese nimmt sie bei sich auf, auch wenn sie seit Jahren keinen Kontakt mehr zueinander hatten. Mühevoll versucht Lea herauszufinden, was seit ihrem 18. Lebensjahr passiert ist und erfährt geschockt, dass sowohl ihr jüngerer Bruder Lorenz als auch ihre Mutter gestorben sind und dass sich ihr Ehemann Christopher von ihr scheiden lassen möchte. Ihn hatte sie vor drei Jahren Hals über Kopf verlassen und er ist inzwischen mit seiner besten Freundin Anna Wittmann liiert. Ein Lichtblick ist Leas neunjährige Tochter Felicitas, um die sich Anna die letzten Jahre liebevoll gekümmert hat, die ihre Mutter jedoch vorbehaltlos annimmt. 

Lea möchte all ihre Fehler wieder gutmachen und ihr altes Leben zurück. Sie liebt Christopher noch immer und möchte mit ihm wieder eine Familie sein. 
Anna hat den Tag gefürchtet, an dem Christophers reiche und wunderschöne Ehefrau wieder vor seiner Tür stehen könnte und hat Angst, alles zu verlieren. 
Christopher weiß Anna, mit der er seit der Schulzeit befreundet war, aufgrund ihrer Verlässlichkeit und Treue zu schätzen. Mit ihr führt er ein bequemes, sorgenfreies Leben. Lea ist die Mutter seines Kindes und seine erste große Liebe. Er liebte sie und ihre Verrücktheiten und spürt nach wie vor die Leidenschaft zwischen ihnen. 

"Fly, Baby, fly" ist eine dramatische Geschichte über eine junge Frau, die sich in einem Leben wiederfindet, in dem sie sich nicht wieder erkennt. Ihr fehlen alle Erinnerungen an die letzten Jahre, an all die Fehler, die sie begangen hat und mit denen sie die Menschen, die sie am meisten liebte, vor den Kopf gestoßen hat. Ihr sind aber auch die Erinnerungen an all die tragischen Ereignisse, die sie erleben musste, verloren gegangen und vermutlich der Grund für ihre Amnesie. 

Der Roman ist aus der Perspektive der drei Hauptfiguren geschrieben, wobei die beiden Frauen Lea und Anna den weitaus größeren Anteil haben, als Christopher. Dabei springt die Geschichte zwischen Vergangenheit, der Kindheit und Jugend von Anna und Lea, und der Gegenwart, seit der Rückkehr von Lea nach Wien. 

Es ist eine sehr emotionale Geschichte, bei der man sich in die Situation beider Frauen und ihrer Gefühlswelten sehr gut hineinversetzen kann. Während Anna bodenständig ist und aufgrund ihrer liebenswerten Art die Sympathien zunächst auf ihrer Seite hat, wirkt Lea gerade zu Beginn rücksichtslos und egoistisch. 

Für alle Beteiligten ist es eine angespannte Situation, denn Lea bereut ihre Fehler, an die sie sich nicht mehr erinnern kann und möchte Wiedergutmachung leisten. Damit würde das Leben von Anna jedoch in Scherben liegen. Die drei Jahre, in denen Lea weg war, haben Spuren hinterlassen und können nicht so einfach ausgelöscht werden. Auch ist schwierig einzuschätzen, inwieweit Leas Verhalten nur eine Momentaufnahme sein und sie zukünftig nicht wieder den Druck verspüren könnte, aus ihrem Leben auszubrechen. 

Auch wenn die Geschichte insbesondere bei der Zeichnung der Charaktere nicht ganz ohne Klischees auskommt, ist der Konflikt dieser ungewöhnlichen Dreiecksbeziehung nachvollziehbar, spannend und hochexplosiv aufgebaut. Bis zum Ende ist nicht vorhersehbar, für welchen Lebensweg sich jeder einzelne von ihnen entscheiden würde. Es ist ein hochemotionales Drama und keine reine Liebesgeschichte, denn im Fokus stehen die innere Zerrissenheit der Charaktere und die Suche Leas nach ihrer Identität und den verdrängten Erinnerungen, die ursächlich für das Dilemma sind. Es geht aber letztlich auch um Partnerschaft, um unterschiedliche Vorstellungen vom Leben, darum, wie viel Schmerz Liebe verursachen kann und ob am Ende Herz oder Verstand entscheidet. 



2 Kommentare:

  1. Liebe Lena,
    ich freue mich, dass dir das Buch gefallen hat, auch wenn du einen Stern abgezogen hast. Ich war immer hin und hergerissen, denn die Charaktere finde ich sehr gelungen, sehr authentisch. Die Entwicklung ist sehr gut beschrieben und ich könnte mir gut vorstellen, dass sich so eine Geschichte auch im echten Leben so abspielen würde.
    Ich bin jetzt sehr gespannt, was noch so alles von der Autorin kommt. :-) Deine Rezi werde ich sehr gerne bei mir verlinken.
    GlG, monerl

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    1. Liebe Monerl,
      mir hat auch am besten gefallen, wie sich die Charaktere weiterentwickelt haben - insbesondere auch dass Anna viel mutiger und selbstständiger geworden ist. Die beiden Frauen haben die Geschichte getragen, Christopher blieb dagegen blass. Das Ende fand ich dann so genau richtig und stimmig.

      Noch einmal vielen Dank für die zweite Chance für das Buch.
      Mach dir ein schönes Wochenende!
      Liebe Grüße
      Lena

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