Samstag, 20. Februar 2021

Buchrezension: David Safier - 28 Tage lang

Inhalt:

Warschau 1943: Die sechzehnjährige Mira schmuggelt Lebensmittel, um im Warschauer Ghetto zu überleben. Als sie erfährt, dass die gesamte Ghettobevölkerung umgebracht werden soll, schließt sich Mira dem Widerstand an. Der kann der übermächtigen SS länger trotzen als vermutet. Viel länger. Ganze 28 Tage.
28 Tage, in denen Mira Momente von Verrat, Leid und Glück erlebt.
28 Tage, in denen sie sich entscheiden muss, wem ihr Herz gehört.
28 Tage, um ein ganzes Leben zu leben.
28 Tage, um eine Legende zu werden.

Rezension: 

1942 lebt die 16-jährige Jüdin Mira im Warschauer Ghetto und schmuggelt Lebensmittel, um sich, ihre Mutter und ihre jüngere Schwester Hannah zu ernähren. Ihr Vater hat sich vor der Deportation das Leben genommen, ihr Bruder Simon arbeitet bei der Judenpolizei. Beide empfindet sie als Verräter. 
Als sich die Lage im Warschauer Ghetto zuspitzt und die Deutschen beginnen, die jüdische Bevölkerung weiter in den Osten "umzusiedeln", schließt sich Mira, die vor lauter Hoffnungslosigkeit empfindet, nichts mehr zu verlieren zu haben, der jüdischen Widerstandsorganisation ŻOB an. 

"28 Tage lang" wird aus der Perspektive der 16-jährigen Mira geschildert, die einerseits mutig, aber andererseits auch kopflos und naiv agiert. Schon während ihrer Schmuggeltätigkeit bringt sie sich laufend in Gefahr, hat jedoch immer wieder aufs Neue Glück, nicht von der SS erwischt zu werden. Auch ihre Träume von Liebe und Tanzen und einer Sehnsucht nach New York wirken kindlich. Das Buch würde ich deshalb eher als Jugendbuch einordnen, als einen Roman. 
Aufgrund der eindringlichen Thematik und der wirklich erschütternden Schilderungen über Hunger, Leid, Angst und Gewalt ist es jedoch auch für Erwachsene ein relevantes Buch über den Holocaust und #GegendasVergessen. 
Mir war der Roman zu wenig bildhaft geschrieben, das jüdische Ghetto wurde für mich nicht lebendig und vorstellbar, auch die Charaktere wirkten blutleer. Die Geschichte verliert sich häufig in der Gedankenwelt von Mira. Auch wenn man das als Flucht vor der schrecklichen Realität nachvollziehen kann, hatte die Geschichte damit, gerade bis zum Anschluss Miras an den Widerstand, immer wieder ihre Längen. 
Phasenweise vermittelte der Roman zudem eine sehr einseitige Botschaft hinsichtlich der Frage von Anstand und Moral. Man erhielt die Vorstellung, dass nur der unbedingte Kampf gegen die herrschenden Zustände und die Gefährdung des eigenen Lebens als integer galt. 

Dagegen fehlte mir ein Gefühl für die Atmosphäre im Warschauer Ghetto, da die Schilderungen des Alltags arg an der Oberfläche blieben. Die junge Mira, die mehr Glück als Verstand hat, konnte mich als Heldin nur bedingt überzeugen, taugt jedoch als Identifikationsfigur für jugendliche Leser*innen.  

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