Montag, 15. Februar 2021

Buchrezension: Christoffer Carlsson - Der Lügner und sein Henker

Inhalt:

Einen Tag vor Mittsommer wird Charles Levin, Leo Junkers langjähriger Mentor und Freund, in einem kleinen schwedischen Urlaubsort ermordet. Leo ist schockiert, reist an den Tatort, um bei der Lösung des Falls mitzuhelfen; schließlich kannte keiner Levin so gut wie er – denkt er zumindest. Doch schon bald stellt Leo fest, dass ihm sein Freund vieles verschwiegen hat: seine dubiosen Verbindungen zum Geheimdienst in den Achtzigerjahren und die Existenz einer Tochter, die schwer traumatisiert ist. Nach und nach setzt Leo die neuen Puzzleteile aus Levins Leben zusammen – und gerät dadurch selbst in größte Gefahr. 

Rezension: 

Am Tag vor dem schwedischen Mittsommerfest wird der inzwischen pensionierte Polizeibeamte Charles Levin von einem Freund tot in seinem Haus in Bruket aufgefunden. Er wurde mit einem Kopfschuss getötet, weshalb die Polizei vor Ort von Mord ausgeht. Bei den Ermittlungen soll die Polizei von der Kriminalpolizei aus Stockholm unterstützt werden. 
Als der Kriminalbeamte Leo Junker vom Tod seines ehemaligen Mentors erfährt, begibt er sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Bruket. Aufgrund seiner Tablettenabhängigkeit ist er derzeit vom Dienst beurlaubt, was er den Kollegen verschweigt und was im Chaos um die Mittsommerfeierlichkeiten untergeht. 
Am Tatort wurden alte Ermittlungsakten gefunden. Leo findet zudem noch einen versteckten Schlüssel, der zu einem Schließfach mit einem USB-Stick führt. Die darauf enthaltenen Dateien weisen ebenfalls Bezüge zu älteren Fällen auf, mit denen Levin im Laufe seiner Karriere beschäftigt war. 
Der Verdacht liegt nahe, dass Levins Tod offenbar gezielt herbeigeführt wurde, um ein Aufrollen alter Ermittlungsfälle zu verhindern. 

"Der Lügner und sein Henker" ist der dritte Fall der Krimireihe um den Ermittler Leo Junker. Ein Vorwissen aus den beiden anderen Büchern wird nicht zwingend benötigt, ist jedoch zum Verständnis der Zusammenhänge hilfreich. 
In dem dritten Fall spielt Junker allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Im Fokus steht sein ehemaliger Mentor Charles Levin, der zwar tot aufgefunden wird, aber durch Zeitsprünge in die Vergangenheit ab 1965 erfährt man Wesentliches über sein Privatleben und einen wichtigen Fall aus dem Jahr 1984, der aufgrund der Verbindungen zum Geheimdienst der Deutschen Demokratischen Republik äußerst heikel war. 
Für Leo Junker ist der Aufenthalt in der schwedischen Provinz allerdings auch delikat, denn er trifft dort unerwartet auf die Polizistin Tove Waltersson, deren Bruder Junker bei einem missglückten Polizeieinsatz erschossen hat (Verweis auf Band 1 der Krimireihe "Der Turm der toten Seelen"). 

"Der Lügner und sein Henker" ist ein solider Kriminalroman, der skandinavisch-düster ist und auch aufgrund der vielen traurigen, kaputten Figuren melancholisch anmutet. Die Spannung ist auf einem mittleren Niveau, da in der Gegenwart erahnt werden kann, dass der Mord an Levin mit seiner Tätigkeit als Ermittler in Zusammenhang stehen muss. 
Der Fall, mit dem Levin vor 30 Jahren beschäftigt war, wird in Rückblenden erzählt und handelt von politischen Verwicklungen, Organisierter Kriminalität und Spionage zur Zeit des Kalten Krieges. Zu Beginn verwirren die unchronologischen Zeitsprünge etwas, aber je mehr Puzzleteile sich aus den alten Fällen und den Privat- und Berufsleben von sowohl Levin als auch Junker zusammenfügen, desto klarer sieht man und desto interessanter erscheint letztlich die anfänglich verworrene Gemengelage aus Lügen, Verrat, Schuld und Sühne. 



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