Freitag, 31. Januar 2020

Buchrezension: Sylvia Deloy - Das Glück ist zum Greifen da

Inhalt:

Aus und vorbei, der Job bei einem hippen Kölner Start-Up ist in letzter Minute geplatzt und damit Anas Chance, in Deutschland bleiben zu können. Der Vater ihrer Zwillinge ist unauffindbar, er tourt derweil als Hornist irgendwo durch die Weltgeschichte. An willigen Helfern fehlt es nicht, alle wollen, dass Ana und ihre Kinder bleiben. Nicht zuletzt der Musiklehrer der talentierten Zwillinge, der Ana mit seinem Optimismus zur Weißglut treibt. Bis sie erkennt: Auch auf Traumtänzer ist Verlass. 

Rezension:

Ana ist Serbin, Mutter zweier Söhne und lebt seit über zehn Jahren bereits in Köln. Sie hat nur eine befristete Duldung, die nicht mehr verlängert wird, als sie nach ihrem Design-Studium arbeitslos ist. Ihr und ihren Kindern droht die Ausweisung, da der Vater der Zwillinge, ein Hornist, der von einem Engagement zum nächsten tingelt, derzeit unauffindbar ist und Anas inzwischen 77 Bewerbungen alle ohne Erfolg waren. 
Ihre Nachbarn und Freunde sind auf Anas Seite, versuchen sie zu motivieren und ihr nicht zuletzt mit einer Petition zu verhelfen, einen Aufenthaltstitel für sie und ihre kleine Familie zu erlangen. In brenzligen Situation ist besonders Peter, Nachbar und Musiklehrer der Zwillinge, für Ana und ihre Kinder da. 

Der Roman spielt in meiner Wahlheimat Köln, was mir aufgrund des Lokalokolorits gut gefallen hat. Es werden viele Ort erwähnt, so dass man mit der Umgebung direkt vertraut ist und sich mit Ana und ihrer Nachbarschaft wohl fühlt. Ana ist zudem eine sympathische junge Frau, die als Serbin in Deutschland voll integriert ist und sich mit viel Engagement für die Gemeinschaft einsetzt. Sie kümmert sich nicht nur um ihre Kinder und Freunde, sondern hilft auch ihren (älteren) Nachbarn im Alltag und bei auftretenden Pannen. 

In Anas trubeligem Alltag gerät die drohende Ausweisung fast schon in den Hintergrund. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie Ana neben ihren Aufgaben und Verpflichtungen von einkaufen über Kuchen backen, Kinder abholen bis hin zum Fertigen von Kostümen für das Musical überhaupt Zeit für eine feste Arbeit haben sollte. Für mein Empfinden kümmerte sie sich auch zu wenig um die Erlangung eines festen Aufenthaltstitels. Schon dass sie als Alleinerziehende auf den Unterhalt für die Zwillinge zu verzichten scheint, macht stutzig. 
Ana ist wirklich nett, aber leider auch ein Charakter ohne Ecken und Kanten. Der ganze Roman ist voll gepackt mit Gutmenschen, so dass man nicht einmal dem Sachbearbeiter in der Ausländerbehörde oder Udo als Vater der Zwillinge böse sein kann. So kommt auch während des gesamten Romans kaum Spannung auf, da man als Leser nie wirklich das Gefühl hat, dass Ana gezwungen werden könnte, Deutschland zu verlassen. 
Die Liebesgeschichte nimmt nicht allzu viel Raum ein, ist vorhersehbar und wenig emotional. 
Es ist ein Roman über Freundschaft und Solidarität, über ein Veedel, das mehr als nur nachbarschaftlich zusammenlebt und in dem sich jeder einzelne auf eine Gemeinschaft verlassen kann, die Halt gibt. 
Das Buch liest sich unbeschwert, ist eine sommerlich-leichte Lektüre, die man ohne große Ansprüche zwischendurch gut lesen kann, ist aber eben auch nicht mehr als nur nett. 





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen