Mittwoch, 22. Januar 2020

Buchrezension: Tracey Garvis Graves - Annika Rose und die Logik der Liebe

Inhalt: 

Annika Rose war schon immer anders. Sie hat eine Autismus-Spektrum-Störung und findet ihre Mitmenschen meistens verwirrend, bisweilen sogar beängstigend. Selten kann sie das Verhalten der anderen richtig deuten, ständig sagt sie die falschen Dinge … Richtig wohl fühlt sich Annika nur umgeben von Büchern – und beim Schach-Spielen.
Im Schach-Klub ihrer Uni lernt sie eines Tages Jonathan kennen, der fasziniert ist von dieser in sich gekehrten und doch so ehrlichen und authentischen jungen Frau. Bald verbringen die beiden immer mehr Zeit miteinander, und es beginnt eine anrührend zärtliche, wenn auch nicht immer unproblematische Liebesgeschichte. Bis eine schreckliche Tragödie Annika und Jonathan auseinander treibt.
Zehn Jahre später gibt ihnen die Liebe eine zweite Chance – doch wird Annika den Mut haben, sie zu nützen?


Rezension: 

Im Sommer 2001 treffen sich Annika Rose und Jonathan Hoffman zufällig in Chicago in einem Supermarkt wieder. Die beiden waren zu College-Zeiten ein Paar und haben sich zehn Jahre nicht gesehen. Sie sind verunsichert, wie sie miteinander umgehen sollen, denn die Trennung auf Annikas Initiative ist nicht optimal verlaufen. Sie verabreden sich zu ersten Dates und merken schnell, dass sie immer noch Gefühle für einander haben. 
Ist es nach zehn Jahren zu spät für ein Happy End oder können sie die Probleme von damals lösen? 

Der Roman wird überwiegend aus der Perspektive von Annika, aber auch von Jonathan erzählt und wechselt dabei stetig zwischen der Vergangenheit in den Jahren 1991/ 1992 und August/ September 2001 ab. 
Annika leidet an einer Autismus-Spektrum-Störung und hat Zeit ihres Lebens Probleme gehabt, sich in eine Gemeinschaft einzufügen und das Verhalten von anderen Menschen richtig zu deuten und darauf zu reagieren. Als Kind wurde sie zu Hause unterrichtet und hat es erst mit Hilfe einer Kommilitonin, Janice, die zu ihrer besten ihrer besten Freundin wurde, geschafft, an der University of Illinois Fuß zu fassen. Über den Schachclub hat sie Jonathan kennengelernt, der von Anbeginn vorbehaltlos und rücksichtsvoll mit ihr umgegangen ist. 
Annika mag es, allein zu sein, leidet aber gleichzeitig unter ihrer Einsamkeit und seit der Trennung von Jonathan keine so innige Beziehung mehr gehabt. 

Jonathan ist der erste Mann, bei dem Annika so sein konnte, wie sie ist. Er bleibt für den Leser etwas unnahbar, aber man spürt, dass er Annika wirklich liebt. Mit einer Beziehung zu ihr geht er zwar viele Kompromisse ein und er hat auch einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, aber dennoch liebt er ihre Andersartigkeit und ihr gutes Herz. 

Annikas Autismusstörung beeinträchtigt zwar ihren Alltag, aber dennoch steht die Krankheit in dem Roman nicht so sehr im Zentrum, sondern vielmehr ihre Beziehung zu Jonathan - in Vergangenheit und Gegenwart. Mit dem Wechsel der Zeitebenen erkennt man zudem, dass Annika eine Entwicklung durchgemacht hat, in Therapie ist und Strategien entwickelt hat, um unbehelligt durchs Leben zu gehen. 
Es ist eine romantische Geschichte, die aufgrund von Annikas spezieller Art mit witzigen Momenten aufwartet, wenn sie andere Menschen unbewusst vor den Kopf stößt, indem sie sagt, was sie denkt, aber auch traurige Situationen hat, wenn Annika unter Tränen zusammenbricht und mit ihrer Erkrankung hadert. 
Die ernsthaften Momente geben der unterhaltsamen Geschichte Tiefgang. Spannung wird vor allem dadurch erzeugt, dass man als Leser lange nicht weiß, wie es 1992 zur Trennung von Annika und Jonathan gekommen ist und ob sie es schaffen, Fehler von damals zu vermeiden. 
Als man denkt, dass Ende sei klar, steigert sich die Dramatik ins Unermessliche, wodurch die Autorin erneut Unsicherheiten schafft, wie es mit Annika und Jonathan ausgehen mag. Dabei zeigt sie aber auch, wie stark Annika (frei nach Eleanor Roosevelt, "Frauen sind wie Teebeutel. Sie wissen nicht, wie stark sie sind, bis sie in heißes Wasser kommen".) geworden ist und dass sie es schafft, über sich hinauszuwachsen.    



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