Montag, 20. Januar 2020

Buchrezension: JP Delaney - The Girl Before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot.

Inhalt: 

Nach einem Schicksalsschlag braucht Jane dringend einen Neuanfang. Daher überlegt sie nicht lange, als sie die Möglichkeit bekommt, in ein hochmodernes Haus in einem schicken Londoner Viertel einzuziehen. Sie kann ihr Glück kaum fassen, als sie dann auch noch den charismatischen Besitzer und Architekten des Hauses kennenlernt. Er scheint sich zu ihr hingezogen zu fühlen. Doch bald erfährt Jane, dass ihre Vormieterin im Haus verstarb – und ihr erschreckend ähnlich sah. Als sie versucht, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, erlebt sie unwissentlich das Gleiche wie die Frau vor ihr: Sie lebt und liebt wie sie. Sie vertraut den gleichen Menschen. Und sie nähert sich der gleichen Gefahr. 

Rezension:

Nach einer Totgeburt fängt Jane von vorn an, wechselt ihren Beruf und zieht um. Über eine Maklerin hat sie ein hochtechnisiertes Haus in London gefunden, dessen Architekt gleichzeitig der Vermieter ist. Edward Monkford hat große Ansprüche an Bewohner des Hauses und ca. 200 Regeln aufgestellt, die es zu beachten gilt. Das System "Housekeeper" sorgt dafür, dass diese beachtet werden, anderweitig werden Funktionen wie beispielsweise warmes Wasser deaktiviert. Jane fühlt sich von dem perfektionistischen Architekt angezogen und beginnt eine Affäre mit ihm. Als sie dann jedoch herausfindet, dass die Vormieterin, Emma, ihr optisch ähnelte und in dem Haus ums Leben kam und dass auch die Ehefrau von Edward ein Typ wie sie war und noch in der Bauphase des Hauses gestorben ist, wird Jane stutzig und beginnt zu Edward und Emma zu recherchieren. Dabei fühlt sie sich zunehmend durch das Haus, das mit ihr zu spielen scheint, bedroht. 

Der Roman ist in kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Perspektive von Emma ("damals") bzw. Jane ("heute") geschrieben. Beide Handlungen haben Parallelen, so dass die Zeitebenen und Frauenschicksale geschickt mit einander verknüpft werden. Jane und Emma haben jeweils ein Trauma zu verarbeiten und erhalten das Privileg, in dem modernen Smarthome zu wohnen. Beide beginnen eine Affäre mit dem undurchsichtigen Edward, der zwanghaft an seinen Prinzipien festhält. Wer gegen seine Regeln verstößt, wird ausgemustert. 
Sowohl die beiden Hauptcharaktere Jane und Emma als auch die wenigen Nebencharaktere wie Edward oder Emmas Lebensgefährte Simon sind ambivalent dargestellt. Opfer und Täter wechseln stetig, was die Geschichte zunächst undurchschaubar macht. Auch den beiden Frauen kann man als Leser nicht vertrauen, während die Wohnsituation ein beklemmendes Gefühl auslöst. 

Lügen, die im Laufe des Romans aufgedeckt werden, werfen ein ganz anderes Bild auf die Charaktere. Ihre manipulative Art und mehrere Wendungen der Geschichte sorgen für Spannung. Auch wenn das Ende im Vergleich zum Rest des Romans etwas einfach gestaltet ist und vor dem Hintergrund des hochtechnisierten Hauses nicht ganz zu überzeugen mag und der Autor mit Janes Schicksal moralische und ethische Fragen aufwirft, die nicht dazu passten, ist "The Girl before" ein solider Psychothriller. 



2 Kommentare:

  1. Liebe Lena,
    ich freue mich, dass dich der Roman im Großen und Ganzen überzeugen konnte! Schade, dass das Ende nicht ganz so rund ist, wie erhofft. Aber 4 Sterne ist insgesamt noch ein sehr gutes Buch.

    Hast du zufällig auch "Das Scherbenhaus" von Susanne Kliem gelesen? Es scheint ähnlich zu sein, thematisch jedenfalls, was das intelligente Haus angeht. Das Buch hatte ich damals verschlungen und war vom Ende sehr, sehr enttäuscht. Die Auflösung konnte mich leider so gar nicht überzeugen. WEnn du magst, HIER ist meine Rezi.
    GlG, monerl

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    1. Ja, er war nicht perfekt, konnte mich im Großen und Ganzen aber gut unterhalten. Das "Scherbenhaus" von Susanne Kliem habe ich auch schon gelesen. Interessanterweise ging es mir so wie dir. Mich konnte der Thriller nicht so ganz überzeugen. Er hat deshalb auch einen Stern weniger bekommen. Hier kannst du meine Rezension nachlesen https://lenasbuecherlounge.blogspot.com/2018/07/buchrezension-susanne-kliem-das.html.

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