Montag, 5. Februar 2024

Buchrezension: Stephanie Schuster - Glückstöchter: Einfach lieben (Glückstöchter, Band 2)

Inhalt:

In den bayerischen Alpen 1911: Auf einer abgeschiedenen Alm, umgeben von grünen Weiden und wild wachsenden Pflanzen, ist Anna auf sich allein gestellt. Mit ihrem botanischen Wissen und ihrer Töpferkunst versucht sie sich ein neues Leben aufzubauen. Allerdings ist sie den Widrigkeiten der Natur ausgeliefert.
München, Ende der bunten 1970er Jahre: Eva führt ein unkonventionelles Leben in einer grünen WG. Sie und ihre Freunde planen etwas besonderes: Sie wollen einen der ersten Bioläden eröffnen. Doch die Frage nach ihrer wahren Herkunft beschäftigt Eva weiterhin, und dann wird ihr Leben gleich mehrfach auf den Kopf gestellt. 

Rezension: 

Anna von Quast ist auf der Tonkaalm, einem Familienbesitz, der seit mehreren Jahren unbewohnt ist, angekommen. Oben in den Bergen und weitab von den nächsten Nachbarn möchte sie ein neues, unabhängiges Leben beginnen. Zwischen Gemüsebeet und Töpferscheibe ist Anna in ihrem Element, aber auch unweigerlich den Unwägbarkeiten von Natur und Witterung ausgesetzt.
Eva fühlt sich wohl in ihrer WG in München, arbeitet in einer Apotheke und setzt ihr Studium fort. Sie vermisst ihre Freundin Maja, die nach Indien gegangen ist, hat aber in Mitbewohner Milo einen Ersatz gefunden. Sie hadert noch immer damit, als Adoptivkind nicht ihre Herkunft zu kennen, ist selbst schwanger und unsicher über die Vaterschaft. Ihr Interesse für Naturkosmetik ist ungebrochen und auch die Müsliproduktion findet auf dem Wochenmarkt Anklang. Der Traum von einem Naturkostladen zusammen mit ihren Mitbewohnern rückt in greifbare Nähe. 

"Glückstöchter - Einfach lieben" ist die Fortsetzung von "Glückstöchter - Einfach leben", der erste Band der Dilogie, der noch viele Fragen offen ließ. 

Wer Band 1 mochte, wird Band 2 lieben. Wer seine Problem mit dem ersten Teil hatte, wird auch im zweiten Teil Kritikpunkte haben.

Mit über 600 Seiten ist "Glückstöchter - einfach leben" sehr lang, was spekulieren lässt, ob eine ursprünglich als Trilogie (mit "Glückstöchter - einfach träumen") angedachte Reihe gekürzt wurde und der Roman am Ende arg gerafft wirkt.

Der Roman handelt wie schon in Band von der Liebe zur Natur und dem Leben im Einklang mit ihr. Das wird auf beiden Zeitebenen sehr anschaulich und lebendig geschildert. Hierbei wird viel Wissen über Pflanzen und deren Wirkung, über Naturkosmetik und Naturheilkunde in die Handlung miteingebaut. Die Familiengeschichte, die Verbindung zwischen Anna und Eva sowie die Umstände für die Adoption geraten im Vergleich zu langen Schilderungen über das Anlegen von Beeten oder vielen nebensächlichen Details, die einfach nur den Rahmen ausschmücken, aber keinen Mehrwert haben, zu kurz. 

Anna und Eva machen keine wesentliche Entwicklung durch. Anna bleibt die liebenswertere Hauptfigur, während Eva eher polarisiert.

Der Roman hat zwar einzelne dramatische Episoden, ist für seine Länge aber viel zu wenig ereignisreich. Dabei werden einige interessante Themen angesprochen und Impulse gesetzt, jedoch nicht vertieft dargestellt. Anti-AKW, Frauenrechte, Straßenproteste, Nationalsozialismus und Entnazifizierung verbleiben bei deren Erwähnung. Insgesamt fehlt es der Geschichte an Spannung - nicht einmal die Suche nach Evas Wurzeln kann fesseln, da sie lange nur halbherzig erfolgt und am Ende weitgehend per Epilog im Schnelldurchlauf abgearbeitet und was vergangen ist, erklärt wird. Die Erläuterungen darin sind jedoch nicht alle schlüssig und lassen immer noch Fragen offen. 
Ärgerlich sind in dem Roman zudem wenig realistische Zufälle und auffallend viele Fehler - von kleineren Ungenauigkeiten wie Schwiegermutter statt Stiefmutter bis zu gravierenden Schnitzern wie ein falsches Geburtsdatum oder eine Tote, die wieder lebendig wird.


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