Mittwoch, 29. März 2023

Buchrezension: Stephanie Schuster - Glückstöchter: Einfach leben (Glückstöchter, Band 1)

Inhalt:

München, 1976: Minze, Vanille und Rosenholz … Für Eva ist die Welt voller Gerüche – und diese sind für sie die Basis aller Gefühle. Besonders Pflanzen und deren heilende Wirkung begeistern sie. Ein Pharmazie-Studium scheint genau das Richtige für Eva zu sein, und sie stürzt sich voller Neugier in das wilde, freie Schwabinger Studentenleben. Doch dann findet Eva etwas heraus, das ihre ganze Welt infrage stellt. 
Gut Dreisonnenquell im Voralpenland 1910: Wenn Anna Lindenblüten pflückt, die zartgrünen Blätter des Frauenmantels sammelt oder ganz einfach mit den Händen in der Erde arbeitet, fühlt sie sich frei. Als Tochter des bekannten Botanikers Christoph von Quast, möchte sie die Geschicke des Guts weiterführen und die Pflanzenzucht übernehmen. Doch als ihr Vater wieder heiratet, muss sie erfahren, dass sie in seinen Zukunftsplänen nicht auftaucht. 

Rezension: 

Eva Klein wächst in einem Vorort von München auf, wo ihre Eltern einen Friseursalon haben. Sie hat eine Begabung für Gerüchte, interessiert sich für Pflanzen und ihre heilende Wirkung, weshalb sie selbst Cremes herstellt, in einer Apotheke einen Nebenjob hat und Pharmazie in München studiert. Ihr bisher so ruhiges, unaufgeregtes Leben als strebsame Studentin und fleißige Tochter gerät ins Wanken, als sie bei einem Dachbodenfund ein Familiengeheimnis lüftet. Eva zieht aus und stürzt sich in ein freieres, unkonventionelles Leben in der Stadt, wo sie schnell Anschluss findet.
Einige Jahrzehnte zuvor lebt Anna zusammen mit ihrem Vater, dem Botaniker Christoph von Quast auf Gut Dreisonnenquell, einem ehemaligen Kloster, wo sie sich der Pflanzenzucht widmen und die aufwendige Herstellung von Seide als Pioniere in Deutschland umsetzen möchten. Als ihr Vater ihr eine neue Frau in seinem Leben vorstellt und sie wenig später heiratet, fühlt sich Anna überrumpelt und hintergangen. Der plötzliche Tod des Vaters sorgt dafür, dass Anna das Gut verlässt und auf sich alleingestellt ein neues Leben beginnen muss. 

"Glückstöchter - Einfach leben" ist der erste Band einer Trilogie um die beiden jungen Frauen Eva und Anna, die in unterschiedlichen Zeiten durch unvorhergesehene Ereignisse gezwungen sind, neue Wege zu gehen. 

Der Schreibstil ist bildhaft und anschaulich und mit viel Liebe zum Detail. Besonders die Welt der Pflanzen und Düfte, die Natur als schützenswerte Ressource, wird inhaltlich mit der Geschichte verbunden. 
Es ist erstaunlich, dass sich die Menschen bereits Anfang des 20. Jahrhunderts Gedanken um fleischfreie Ernährung gemacht haben und sich schon bewusst über die negativen Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt waren. In den 1970er-Jahren wird der Gedanke noch nachhaltiger und radikaler fortgeführt. Vegetarische Ernährung, ökologischer Anbau, Nachhaltig und Anti-AKW-Bewegungen sind in aller Munde. 

Während es die Autorin insofern schafft, den Zeitgeist besonders unter dem Aspekt Natur und Umwelt lebendig einzufangen, ist die Entwicklung der Lebensgeschichten von Eva und Anna vergleichsweise zäh. Als Trilogie angelegt, ist sehr deutlich zu erahnen, dass sich die Autorin noch Ideen für die Nachfolgebände offen lässt und die/ den Leser*in deshalb mit so einigen offenen Fragen zurücklässt. Die Verbindung zwischen Eva und Anna lässt sich zwar erahnen, andere Details wie Fragen der Herkunft bleiben jedoch verborgen. 
Weiterhin fiel es mir schwer, mich in Eva und Anna hineinzuversetzen. Beide Frauen waren mir nicht wirklich sympathisch, da ich viele ihre Entscheidungen als zu überstürzt und kopflos empfand und ich ihre Handlungen nicht nachvollziehen konnte. Beide fliehen vor Problemen statt sie zu lüften und haben keine Skrupel damit, Brücken abzubrechen. Vielleicht ist das mutig und emanzipiert, vielleicht aber auch einfach eine Trotzreaktion. Die weiteren Charaktere blieben blass und bestenfalls klischeehaft als böse Stiefmutter oder Öko-Kiffer-Hippie-Studenten. 
Bis auf wenige Höhen und Tiefen plätschert die Handlung recht ereignislos dahin. Evas und Annas Lebensgeschichten, die in Band 1 noch so oberflächlich blieben, konnten mich trotz des Muts für Veränderungen und dem Wunsch nach persönlicher Freiheit und Unabhängigkeit nicht fesseln. Positiv bleibt zu resümieren, dass noch viel Potenzial für Band 2 und 3 bleibt, die im Frühjahr und Herbst 2024 erscheinen. 

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