Samstag, 25. März 2023

Buchrezension: Marie Reiners - Frauen, die Bärbel heißen

Inhalt:

Bärbel Böttcher, 54, ledig, keine Kinder, von Beruf Tierpräparatorin, lebt mit ihrer Mischlingshündin Frieda im Haus ihrer toten Eltern abgelegen am Rand einer Kleinstadt. Sie hat weder Familie noch Freunde, und das ist gut so, denn Bärbel ist Eigenbrötlerin aus Überzeugung. 
Als sie eines Morgens mit Frieda spazieren geht, findet sie im Wald einen Toten, dem ein Stock im Auge steckt. Nachdem Bärbel wohl oder übel die Polizei verständigt und ihre Aussage gemacht hat, ist sie froh, wieder zu Haus auf dem Sofa zu sitzen und ihrer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: Verkaufssendungen im Shoppingkanal schauen. 
Bis es an der Tür klingt. Was es sonst nie tut. Und vor Bärbel eine Frau steht, die behauptet, die Ehefrau des Opfers zu sein und die Bärbel im nächsten Moment wenig charmant mit einem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt hat. 
Dass das erst der Anfang allerlei sich überschlagender Ereignisse war, wird Bärbel schnell klar. Denn alsbald hat sie eine verletzte Schauspieler-Gattin (die Frau des Toten im Wald) im Keller, einen schnüffelnden Lokalreporter im Garten und unwillkommene Scherereien am Hals. Vorbei ist es mit dem beschaulichen Einsiedlerdasein, und Bärbel bleibt nichts anderes übrig, als sich auf die neue Situation einzulassen. 
Was Erfahrungen wie Enthüllungen ungeahnten Ausmaßes nach sich ziehen wird. 

Rezension: 

Bärbel Böttcher ist Mitte 50 und führt schon seit ihrer Jugend ein sehr zurückgezogenes Leben im Haus ihrer Eltern am Waldrand in der Nähe einer Kleinstadt. Einziger Kontakt bis auf den Briefboten ist Hündin Frieda. Bei einem ihrer morgendlichen Spaziergänge treffen sie auf die Leiche eines toten Schauspielers, dem ein ideales Wurfstöckchen im Auge steckt. Nach Kontaminierung des Tatorts und versehentlicher Beseitigung eines Beweismittels verständigt Bärbel die Polizei, bevor sie sich wieder ihren alltäglichen Shoppingsendungen widmet. Als plötzlich die Ehefrau des Toten vor Bärbels Haustür steht, gerät ihr eintöniges, aber für sie zufriedenstellendes Leben aus den Fugen. Bärbel, in der schon als Kind kriminelle Energie steckte, wird plötzlich selbst zur Täterin und befindet sich bald auf der Flucht vor Strafverfolgung, wobei es am Ende selbst für sie beruhigend ist, nicht mehr allein zu sein. 

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive der sehr eigenwilligen Bärbel erzählt, die nach dem Fund einer Leiche von einer absurden Situation in die nächste stolpert und auf ihre spezielle Art und Weise reagiert. Bärbel führt ein Leben am Rand der Gesellschaft, geht gerade einmal einkaufen, hat aber sonst nichts mit Menschen zu tun, so dass ihr der Umgang mit ihnen nachvollziehbar schwerfällt. Durch geschickte Rückblenden, wenn sich Bärbel in ihren Gedanken verliert, erfährt man zudem Details aus ihrer Vergangenheit, die ihren Charakter und ihr Verhalten erklären.

Die Handlung ist durch die sich überschlagendem Ereignisse kurzweilig und voll schwarzem Humors. Der Kriminalfall überrascht zudem durch ungeahnte Wendungen, die noch mehr Menschen mit krimineller Energie offenbaren und Bärbels Wege unerfreulich kreuzen.

Die Geschichte ist lebendig geschildert, allerdings wirkt sie mit den zahlreichen skurrilen Charakteren und Handlungen, die die plötzlich verzwickte Situation nur noch schlimmer macht, auch reichlich überzogen und gewollt witzig. Auch wenn Bärbel als Hauptfigur durchaus durchdacht ist und ihre Vergangenheit der Geschichte Tiefe gibt, bleibt die Offenbarung zu ihren Wurzeln unaufgeklärt, ein Anreiz für eine Fortsetzung, aber für diese Krimikömödie ohne Mehrwert. So wie man den zumal pietätlosen Humor mögen muss, darf man sich auch nicht an einem etwas unbefriedigend offenen Ende stören.

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