Mittwoch, 28. Februar 2024

Buchrezension: Nikki Marmery - Mein Name ist Lilith

Inhalt:

Lilith und Adam leben gemeinsam im Garten Eden. Als Adam verlangt, dass Lilith als seine Frau seinem Willen gehorchen soll, weigert sie sich - und wird aus dem Paradies vertrieben. Zornig sieht Lilith, wie Gott Eva erschafft, die Frau, die nur Unterordnung kennt. Denn Lilith erinnert sich noch an Asherah, die einst mächtige Ur-Göttin. Doch sie ist verschwunden. Zusammen mit dem Erzengel Samael bricht Lilith auf, die Göttin zu finden und die Frauen aus der Unsichtbarkeit zurück ins Licht der wahren Geschichte zu führen. 

Rezension: 

Lilith ist die erste Frau von Adam im Garten Eden. Die beiden leben in Harmonie bis Adam neue Ideen entwickelt und verlangt, dass sich Lilith ihm unterordnen soll und sie sich weigert. Wenig später ist Eva an seiner Seite und Lilith ist entsetzt, dass diese sich gefügig als Adams Gehilfin bezeichnen lässt. Von Jahwe erfährt Lilith keine Unterstützung und macht sich zusammen mit dem gefallenen Engel Samael auf dem Weg, um ihre Mutter, die Ur-Göttin Asherah zu finden. Lilith möchte das Gleichgewicht zwischen Mann und Frau wiederherstellen und für Gerechtigkeit sorgen.
Über 6.000 Jahre hinweg muss Lilith immer wieder mit ansehen, wie Frauen unterdrückt und ihre Leben lassen müssen, um im Sinne Gottes für Nachkommen zu sorgen.

Lilith wird in der Bibel nur an einer Stelle erwähnt. Ihre Figur entstammt vielmehr der hebräischen Mythologie in ihrer Darstellung als Dämonin.

"Mein Name ist Lilith" gibt ihr eine Stimme. Aus Liliths Sicht wird die Schöpfungsgeschichte etwas anders erzählt. Ihre Darstellung ist nicht nur feministisch, sondern auch blasphemisch und würde von einem bibelfesten, gläubigen Christen sicher nicht gutgeheißen. Jahwe ist nicht der einzige und schon gar kein gütiger Gott, Männer sind grundsätzlich hohl und gewalttätig. Biblische Figuren wie Adam oder Noah erscheinen als einfältige Idioten und auch Frauen wie Eva sind so lange dümmlich, bis sie von Lilith profitieren, die vom Baum der Erkenntnis genascht hat. Der Abschnitt um Maryam (Maria Magdalena) liest sich hingegen versöhnlicher und lässt das Ansinnen Jeshuas (Jesus) in einem positiven Licht erscheinen. 

Ihre Geschichte ist lebendig und abenteuerlich, eine mutige Reise einer ambitionierten, modern denkenden Frau. Ihr Anliegen ist aus weiblicher Sicht verständlich und eine legitime Auflehnung gegen das Patriarchat. Sehr eindringlich wird beschrieben, wie Frauen als bedrohlich, als Verführerinnen, Sünderinnen und Dämonen wahrgenommen werden. 

Lilith wird göttlich und überlebt Tausende Jahre, was vom Beginn der Menschheit über die Antike, das römische Reich bis in die Neuzeit führt. Die einzelnen Abschnitte, die Begegnungen mit bekannten Figuren aus dem Alten und dem Neuen Testament schildern, sind mitunter langatmig, da gebetsmühlenartig die immer gleichen Inhalte im Kampf für Gerechtigkeit und Harmonie gepredigt werden. Die Kämpfe zwischen Göttern und den männlichen Nachkommen Liliths, die nach Macht streben und das Verharren Liliths in Passivität auf ihrer Suche nach ihrer Prophetin kann nicht durchgängig fesseln. 

"Mein Name ist Lilith" ist ein kämpferisches Buch über die jahrtausendealte Unterdrückung der Frau und wie Männer Religion und Glaube dahingehend deuten, ihnen die Frauen Untertan zu machen und als reine Gefäße für die Fortpflanzung zu gebrauchen. Lilith setzt sich zur Wehr und begibt sich auf die andauernde Mission, das Unrecht beginnend im Garten Eden zu berichtigen und die Geschichte zu verändern. 
Das Buch trifft damit den Nerv der Zeit und weckt Emotionen, für Lilith als tragische Figur, die so viele Verluste ertragen muss und macht wütend für die ungerechtfertigten Hierarchien, die von Männlichkeit dominiert werden, die in Kriege führen und zur Ausbeutung der Erde beitragen.  
Das Ende stimmt versöhnlich, überwindet die Feindseligkeit zwischen Männern und Frauen und lässt von einer besseren Welt träumen. 

In einem Anhang finden sich Erklärungen der Autorin zu den erwähnten Figuren, die den Roman abrunden, so dass zum Verständnis kein Wissen aus Bibel oder Mythologie zwingend nötig ist. 

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