Kristin entdeckt beim Brötchenholen, dass ihr Mann eine Geliebte hat. Um Abstand zu gewinnen und sich zu sortieren, nimmt sie kurz entschlossen an dem Projekt „Gelebte Geschichte“ teil und zieht mit ihren zwei Töchtern für die Sommerferien ins Freilichtmuseum. Sechs Wochen leben wie im 18. Jahrhundert – Einschränkungen und harte Arbeit inklusive. Dafür kein Termindruck, kein Stress, kein Handy. Kristin gewinnt eine ganz neue Perspektive auf ihr Leben. Zudem sorgen ihre Mitbewohner:innen im Museum für emotionalen Tapetenwechsel und machen den historischen Alltag viel bunter als erwartet. Kristin lernt skurrile, aber auch sehr liebenswerte Menschen kennen und vor allem einen Mann, der ihr Herz höher schlagen lässt. Obwohl die Liebe nun wirklich nicht in Kristins Pläne passt.
Rezension:
Als Kristin herausfindet, dass ihr Ehemann Carsten eine Affäre hat, spricht sie ihn zunächst nicht darauf an. Der gemeinsame Sommerurlaub auf Rügen wird von Carsten aus vorgeblich beruflichen Gründen abgesagt. Kristin beschließt daraufhin, mit ihren Töchtern an einem "Living History"-Projekt teilzunehmen. Sechs Wochen werden sie in einem Freilichtmuseum in der Eifel auf einem Hof aus dem Jahr 1756 leben und auf jeglichen Komfort der Gegenwart verzichten. Kristin möchte sich in dieser Zeit Gedanken um ihre Ehe machen und eine Entscheidung treffen, wie es am Ende für sie und ihre Familie weitergehen wird.
Die drei schlüpfen in ihre Rollen und fühlen sich trotz der Anstrengungen unerwartet wohl. Mit den anderen Teilnehmern werden sie zu einer festen Gemeinschaft, lernen sich immer besser kennen und schließen Freundschaften.
Kristin lernt während ihres Aufenthalts zudem Max kennen. Dieser ist frisch von seiner Ehefrau getrennt, die ihn nach einer Affäre vor die Tür gesetzt hat. Kristin findet Max deshalb alles andere als sympathisch und projiziert ihre gesamte Wut von Carsten auf Max. Dabei merkt sie bald, dass ihr Herz ganz andere Meinung ist als ihr Verstand und kann sich der Anziehung von Max kaum erwehren.
"Liebe beginnt, wo Pläne enden" ist eine lebendige und unterhaltsame Geschichte mit einem ungewöhnlichen Setting. Es ist interessant zu lesen, wie die Teilnehmer des "Living History"-Projekts in ihre Rollen als Magd, Knecht, Bauernsohn oder Gutsherr schlüpfen und dass es ihnen gar nicht einmal so schwer fällt, auf die Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts zu verzichten und sich auf das Wesentliche zu besinnen.
Kristin wohnt neben ihren Töchtern mit sieben ihr bislang unbekannten Personen zusammen. Durch das gemeinsame Projekt und die Aufgaben, die sie zu bewältigen Haben, um im Alltag von 1756 zurecht zu kommen, schließen sich bald Freundschaften und die selbst zu Beginn unsympathisch wirkenden Teilnehmer werden nahbarer und zeigen ihre guten Seiten. Als verschworene Gemeinschaft wird auch gern geschummelt, die ein oder andere Flasche Wein getrunken oder ein heimlicher Ausflug nach Köln unternommen, was für Abwechslung sorgt.
Jeder Charakter macht für sich eine Entwicklung durch, die am Ende auch authentisch wirkt. Sie bewegen sich aus ihrem Schneckenhaus oder ihrer Komfortzone und nehmen von dem Aufenthalt etwas für die Zukunft mit.
Phasenweise hätte ich mir etwas mehr Ernsthaftigkeit gewünscht. Gerade am Anfang waren mir die Dialoge zu gewollt komisch, die Sprache zu derb und so manche spätere Anekdote zu albern. Auch fand ich es schade, dass die Charaktere so oberflächlich beschrieben blieben. Mir fehlten Erklärungen, warum sich der einzelne für eine Auszeit "back to the roots" entschieden hatte. Zudem lösten sich die Probleme der handelnden Figuren recht einfach ohne große Auseinandersetzungen.
"Liebe beginnt, wo Pläne enden" ist ein reiner Unterhaltungsroman mit einer schönen Idee als Rahmenhandlung, der undramatisch und ohne große Emotionen erzählt wird. Zu keinem Zeitpunkt ergibt sich das Gefühl, mit den Protagonisten zu leiden, ihre Probleme zu teilen oder auf ein Happy End zu hoffen. Auch wenn ich keine tiefgängige Geschichte erwartet hatte, hätte ich mir zumindest in Bezug auf Kristins persönliche Geschichte mehr Gefühlsregungen gewünscht.
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