Mittwoch, 11. September 2024

Buchrezension: Julie Courtney Sullivan - Die Frauen von Maine

Inhalt:

In ihrer Kindheit zieht es Jane Flanagan oft in das geheimnisumwitterte Haus, das einsam auf den Klippen von Maine steht. Als Erwachsene kehrt Jane in ihre Heimat zurück – nach einem schrecklichen Fehler, der ihre Ehe und ihren Beruf als Archivarin in Harvard bedroht. Erst ist sie skeptisch, als Genevieve, die neue Besitzerin des viktorianischen Hauses, sie bei den Nachforschungen zu dessen Geschichte um Hilfe bittet, doch dann erwacht ihr Spürsinn. Je tiefer sie gräbt, desto lebendiger werden die Frauen, die das Haus einst bewohnt haben, und mit ihnen ihre großen Sehnsüchte und Verluste. Und sie sind aufs Engste mit Janes eigener Vergangenheit verwoben – eine Entdeckung, die ihr Leben völlig verändert. „Die Frauen von Maine“ ist ein inspirierendes Buch über Mütter, Ehen, Freundschaften und Selbstfindung. Ein Roman über die Frauen, die vor uns kamen und mit denen wir über alle Zeiten hinweg verbunden sind. 

Rezension:

Jane Flanagan war seit ihrer Kindheit von dem viktorianischen Haus in Awadapquit über den Klippen Maines fasziniert. Als Jugendliche wurde das unbewohnte Anwesen zu ihrem Rückzugsort, das sie später auch ihrem Mann zeigte. Jane ist inzwischen Archivarin in Harvard und kehrt nach einem verheerenden Zwischenfall bei ihrer Arbeit in ihren Heimatort zurück. Die berufliche Zwangspause möchte sie nutzen, um das Haus ihrer vor einem Jahr verstorbenen Mutter auszuräumen.
In Awadapquit wird Jane von der neuen Eigentümerin des viktorianischen Hauses angesprochen, die mehr über das Haus und seine ehemaligen Bewohner erfahren möchte. Jane ist froh über die Ablenkung und beginnt zu recherchieren. Dabei wird sie auf bewegende Schicksale aufmerksam, die das Haus und seine Bewohner nicht zur Ruhe kommen lassen.

Im Mittelpunkt des Romans steht ein Mitte des 19. Jahrhunderts erbautes Haus in dem fiktiven Ort Awadapquit - übersetzt "Wo die herrlichen Klippen und das Meer sich begegnen". Durch Janes Nachforschungen offenbaren sich allmählich die Schicksale der Bewohner und die tragischen Ereignisse, die mit ihnen verbunden sind.
Jane, die sich auf eigentümliche Weise mit dem Haus verbunden fühlt, ist die Hauptfigur aus deren Perspektive die Geschichte geschildert ist. Daneben gibt es einzelne Kapitel aus Sicht der früheren Bewohnerinnen des Hauses, die gleichzeitig als Rückblenden mehr über die amerikanische Geschichte, die Kolonialisierung und die Pioniere der Neuengland-Staaten offenbaren.
Die Geschichte ist vielschichtig und komplex. Neben den persönlichen Hintergründen der Charaktere und vordergründig Janes Lebensweg und familiäre Bürde, spielt die Entwicklungsgeschichte Amerikas und der Umgang mit der indigenen Bevölkerung eine Rolle. Nicht immer sind die Zusammenhänge direkt erkennbar und die historischen Ausführungen zumal ein wenig trocken und theoretisch. Die persönlichen Schicksale der Frauen, die in dem viktorianischen Haus wohnten und dort mit tragischen Verlusten konfrontiert wurden, sind hingegen einfühlsam und bewegend geschildert.

Der wiederholt auftretende Aspekt des Spiritualismus ist zudem lebendig und unterhaltsam, auch wenn man Schwierigkeiten haben sollte, an Geister, Reinkarnation und Stimmen aus dem Jenseits zu glauben.

Durch Einsichten in die Leben der einzelnen Frauen, die stark und unabhängig agierten und ihrer Zeit zum Teil voraus waren, wird eindrücklich aufgezeigt, wie Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbunden sind und welches Erbe es zu bewahren gilt. Zudem berühren die Freundschaften und Verbindungen, die sich selbst zwischen ganz unterschiedlichen Frauen entwickeln und welche Solidarität und Kraft daraus entstehen kann.

Neben dem Haus und seinen Geheimnissen handelt der Roman von Generationentrauma, Alkoholismus, Trauer und Verlusten, von Mutterschaft, Schwesternbeziehungen, Freundschaft und Selbstfindung. Es ist ein atmosphärisches, sehnsuchtsvolles Buch mit vielen kleinen Geschichten, die alle durch das symbolträchtige Haus verbunden sind.

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