Samstag, 21. September 2024

Buchrezension: Rachel Eliza Griffiths - Was ihr uns versprochen habt

Inhalt:

Die Schwestern Ezra und Cinthy Kindred wachsen wohlbehütet in Salt Point an der Ostküste der USA auf. Sie verbringen die Tage mit ihrer gemeinsamen besten Freundin Ruby, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass jemals etwas zwischen ihnen stehen könnte. Doch als im Sommer 1957 die Rufe nach Freiheit und Gleichberechtigung der Schwarzen Bevölkerung nach Salt Point dringen, verschiebt sich etwas in der Gemeinschaft. Denn plötzlich werden die Kindreds, eine der einzigen beiden Schwarzen Familien im Ort, von den anderen Bewohnern als Bedrohung angesehen. Ezra und Cinthy müssen all ihre Hoffnung und ihren Mut zusammennehmen, um sich dem Hass, der das ganze Land überflutet, entgegenzustellen. 

Rezension: 

Cinthy Kindred wächst zusammen mit ihrer älteren Schwester Ezra in dem kleinen Ort Salt Point in Maine auf. Neben den Junketts sind sie dort die einzige schwarze Familie. Die Mädchen sind mit Ruby Scaggs befreundet, die aus einer armen Familie stammt und damit ebenfalls eine Außenseiterin ist. 
Cinthy und Ezra gehen gemeinsam mit weißen Kindern zur Schule, wo auch ihr Vater als Lehrer arbeitet. Besonders Cinthy ist eine eifrige Schülerin, die gelernt hat, nicht aufzufallen. Als ihre Klassenlehrerin stirbt und eine neue Lehrerin an die Schule kommt und sich auch die Freundschaft zwischen Ezra und Ruby zu verändern beginnt, da die Mädchen in die Pubertät gekommen sind, verändert sich die Dynamik. Gleichzeitig kündigen sich Veränderungen im Land an, als die Rufe nach Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung endlich zu werden scheinen. 
Die Kindreds und Junketts werden plötzlich als Bedrohung wahrgenommen und sehen sich mit Hass und Vorurteilen konfrontiert. 

Die Geschichte ist tragisch und die Ungerechtigkeiten schier unerträglich. Sie wird überwiegend aus der Perspektive von Cinthy geschildert, es gibt jedoch auch Einblicke in das Leben von Ruby. Möglicherweise liegt es an der Kinderperspektive, weshalb ich mehrfach das Gefühl hatte, dass mir Details zur Geschichte fehlen, weil die Kinder selbst nicht alles verstehen, und mir deshalb das Verhalten der Charaktere oftmals nicht nachvollziehbar war. Die Freundschaft zwischen Ezra und Ruby sowie ihr Streit bleiben so unverständlich wie das Verhalten der neuen Lehrerin und Cinthys Großmutter, die plötzlich präsent war. Da helfen auch die einzelnen Rückblenden in die Vergangenheit wenig, um für die Familien- und Charakterentwicklung eine Erklärung zu finden. 

Der Roman zeigt eindrücklich, dass in Amerika im Jahr 1957 die Hautfarbe bestimmte, wie Personen wahrgenommen werden und welche Chancen sie im Leben haben. Das wird insbesondere durch den Gegensatz der Familien Kindred und Scaggs anschaulich demonstriert. Während Cinthy und Ezra in einem wohlbehüteten Elternhaus aufwachsen und es nicht an Liebe und Geborgenheit mangelt, lebt Ruby in einem Elternhaus voller Angst, Hass, Gewalt und ohne Moralvorstellungen. Dennoch wird diese Familie nicht so ausgegrenzt und argwöhnisch betrachtet, wie die Kindreds und Junketts. 

Die Bürgerrechtsbewegung bleibt in dem Roman komplett außen vor. Man erfährt nur von der Situation in Salt Point, wo es plötzlich zu Hass und Gewalt gegen die wenigen Schwarzen kommt, aber nicht, was sich in dem ganzen Land verändert und welche Verbesserungen es in Nord und Süd möglicherweise gibt und was dies auslöst. 

Für meinen Geschmack war mir der Gegensatz von Schwarz und Weiß als Gut und Böse zu stereotyp. Die Geschichte blieb mir zu oberflächlich und pauschal, zu plakativ dramatisch, brutal und von zu vielen Unglücken und Verlusten geprägt, die jeden Hoffnungsschimmer, den es zu dieser Zeit ja gerade für die schwarze Bevölkerung geben sollte, ausblendet oder zumindest für die Zukunft in Betracht zieht. Zu keinem Zeitpunkt konnte ich einen Zugang zu den Charakteren verspüren und empfand das Ende als zu abrupt.  

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