Mittwoch, 4. September 2024

Buchrezension: Hillary Yablon - Nicht zu alt für diesen Scheiß

Inhalt:

Was tut man, wenn man seinen langjährigen Ehemann mit der unsympathischen Nachbarin in mehr als eindeutiger Situation erwischt? Sylvia weiß die Antwort: Man nimmt die Krise als Chance und bricht zusammen mit der besten Freundin nach New York auf. Ein Neustart ist eindeutig überfällig! Und wenn man als gestandene Frau mit erwachsener Tochter nicht alt genug ist, endlich einmal an sich selbst zu denken, wann dann bitte? Tapfer meistert sie jede noch so große oder kleine Schwierigkeit und schafft es sogar, einen Traumjob als Hochzeitsplanerin an Land zu ziehen. Doch Ehemann und Tochter möchten sie nicht so einfach ziehen lassen. Außerdem gibt es da noch die mehr als heikle Frage: Schafft Sylvia in New York auch den Neuanfang in Sachen Liebe? 

Rezension: 

Sylvia wohnt seit Kurzem in einer Seniorenwohnanlage mit ihrem Ehemann Louis in Florida. Als sie diesen in flagranti mit einer Nachbarin im Bett erwischt und er ihr infolgedessen gesteht, dass sie aufgrund einer finanziellen Fehlentscheidung bankrott sind, verlässt Silvia kurzerhand ihren Mann. Nach einem Zwischenstopp bei ihrer Tochter in Connecticut, die ihre Mutter überzeugen möchte, sich vernünftigerweise mit Louis zu versöhnen, bricht Sylvia mit ihrer besten Freundin Evie an der Seite nach New York auf. Mit 63 Jahren fühlt sich Sylvia nicht zu alt für einen Neuanfang, sucht sich Wohnung und Job, um wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Louis legt ihr weiterhin Steine in den Weg, aber Sylvia gibt sich kämpferisch und vielleicht ist sie auch wieder bereit für eine neue Liebe. 

"Nicht zu alt für diesen Scheiß" ist - wie der launige Titel schon suggeriert - ein humorvoller Roman über eine lebensältere Lady, die plötzlich vor den Trümmern ihrer Ehe steht, das Beste daraus macht und ihren Träumen folgt, auch wenn Außenstehende dies als lächerlich und unvernünftig abtun (würden). 
Sylvia hat nicht vor, sich in einer Seniorenanlage mit einem Mann zu arrangieren, der nicht nur eine Affäre hat, sondern ihre ganze Altersvorsorge verzockt hat und ist mutig genug, aus dem bisher goldenen Käfig auszubrechen.  

Es ist ein Roman über zweite Chancen, der lebendig und turbulent erzählt ist und schon in der prekären Anfangssituation im ehelichen Schlafzimmer zu dritt für Lacher sorgt. 
Auch wenn die Geschichte aus Sicht einer Ü60-Jährigen verfasst ist, ist der Roman auch für jüngere LeserInnen geeignet, denn Sylvias Situation ist auf viele Lebenslagen übertragbar. Prüde sollte man allerdings nicht sein, denn Sylvias Libido inklusive Dick-Pics ihres älteren Lovers finden Erwähnung. Ganz erst zu nehmen sind diese Szenen vielleicht nicht, aber den Humor muss man mögen wie die überzeichneten Figuren der High Society. 

Die Geschichte entwickelt sich nicht weiter überraschend und geht nicht sonderlich in die Tiefe, aber das ist auch nicht der Anspruch des Romans. Es ist eine humorvolle Lektüre mit einer sympathischen, resoluten Heldin, die als ältere Lady in der Berufswelt und in Liebesdingen mit ihrem ganz speziellen Charme punkten kann. Daneben geht es um die Verbindungen zwischen Müttern und Töchtern und mitunter schwierigen Familienverhältnissen. 
Der Roman zeigt, dass es nie zu spät ist, seinen Träumen zu folgen und vor allem, unbeirrt seinen eigenen Weg zu gehen. 

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