Samstag, 18. Dezember 2021

Buchrezension: Sarah Hogle - Ist für immer nicht viel schlimmer?

Inhalt:

Eigentlich hat Naomi alles – einen Job in einem charmanten Tante-Emma-Laden, ein Traumhaus und Nicholas, ihren gut aussehenden Verlobten. Es könnte alles so schön sein, wäre da nicht die Hochzeit. Die Hochzeit, die jedes Budget zu sprengen droht. Die Hochzeit, die ihre übergriffige Schwiegermutter zur eigenen Party umfunktioniert. Die Hochzeit, in der sie ausgerechnet ihn heiraten muss: Nicholas, der sich seit der Verlobung wie ein rücksichtsloser Vollidiot benimmt! Naomi würde sich am liebsten aus dem Staub machen, doch wer die Hochzeit platzen lässt, bleibt auch auf den Kosten sitzen! Da hilft nur eines: Nicholas das Leben zur Hölle machen und dafür sorgen, dass er zuerst das Handtuch wirft. Dumm nur, dass Nicholas wohl dieselbe Idee gehabt zu haben scheint. 

Rezension: 

Naomi bekommt wenige Monate vor ihrer geplanten Hochzeit Bedenken, ob sie ihren Verlobten Nicholas noch heiraten möchte. Die Hochzeitsvorbereitungen hat die Schwiegermutter in spe an sich gerissen, so dass weder Nicholas noch Naomi große Einflussmöglichkeiten bleiben. Darüber hinaus findet Naomi, dass Nicholas sich viel zu sehr von seiner Mutter einnehmen lässt und ihr im Gegensatz dazu zu wenig Aufmerksamkeit schenkt. Als sie zu der Überzeugung kommt, Nicholas maximal noch "vierzig Prozent" zu lieben, versucht sie die Hochzeit zu sabotieren, indem sie sich so schlecht benimmt, dass Nicholas nur die Möglichkeit bleibt, die Hochzeit abzusagen. Selbst möchte sie sich die Blöße nicht geben und auch nicht mit den bereits getätigten Ausgaben belastet werden. 
Naomi und Nicholas schikanieren sich gegenseitig und inszenieren einen regelrechten Rosenkrieg, bis sie merken, dass es doch noch Dinge gibt, die sie beide vereinen. 

"Ist für immer nicht viel schlimmer?" ist ein Liebesroman der anderen Art. Naomi und Nicholas stehen vor ihrer Hochzeit, aber auf dem Weg vom Kennenlernen bis zur Verlobung und den Hochzeitsvorbereitungen ist die Liebe erloschen oder zumindest auf der Strecke geblieben. Insbesondere Naomi, aus deren Sicht der Roman geschildert ist, fühlt sich ungeliebt und ungerecht behandelt. Dies ist zunächst auch nachvollziehbar, da es sich bei Nicholas auf den ersten Blick tatsächlich um ein Muttersöhnchen handelt, der sich nicht von seinem Elternhaus abnabeln kann. 
Im weiteren Verlauf wandelt sich das Bild. Naomi agiert derart kindisch und entwickelt sich zu einem kleinen Monster, so dass die Sympathien unweigerlich zu Nicholas wechseln, der besonnener und erwachsener agiert und dem offensichtlich etwas an der Beziehung zu Naomi zu liegen scheint. 

Die Geschichte ist überspitzt dargestellt. Naomi und Nicholas provozieren sich gegenseitig und machen sich das Leben schwer, so dass man kaum nachvollziehen kann, warum sie sich jemals verlobten. Die Reibereien und Schlagabtauschs sind witzig, ermüden jedoch ein wenig im Verlauf der Erzählung. Eine Trennung könnte eigentlich so einfach sein, bis ist es zu einer unerwarteten Wendung kommt, die doch noch Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft macht. Dieser Wechsel, der dem Roman eine 180 °-Wendung gibt, kommt jedoch so abrupt, und ohne nachvollziehbare Gründe, dass der Verlauf der Geschichte nicht mehr glaubhaft ist. Die Protagonisten agieren auch nach ihrer Einsicht übertrieben, eine Aussprache oder vernünftige Kommunikation findet nicht statt - weder zwischen Naomi und Nicholas, noch zwischen dem Paar und den Eltern bzw. Schwiegereltern.  

Turbulent, voller Sarkasmus und wenig romantisch beginnt diese Liebesgeschichte, bevor sie an Originalität verliert und im letzten Drittel des Romans arg seicht wird und sich zu vorhersehbar entwickelt. Die Protagonistin, die sich selbst als Opfer sieht, ist keine Sympathieträgerin oder gar eine Identifikationsfigur, was den Roman schwerfällig macht und am Verhalten von Nicholas zweifeln lässt. Die Geschichte stellt rein auf Unterhaltung und einen fragwürdigen Humor ab und lässt dabei an Tiefgang und Glaubwürdigkeit vermissen. 

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