Mittwoch, 1. Dezember 2021

Buchrezension: Hazel Prior - Miss Veronica und das Wunder der Pinguine

Inhalt:


Die 86-jährige Veronica McCreedy lebt entfremdet von ihrer Familie in einem großen Anwesen an der schottischen Küste. In letzter Zeit fragt sich die rüstige alte Dame oft, was sie noch mit ihrem Leben – und ihrem Vermögen – anfangen soll. Als sie eines Abends im Fernsehen eine Sendung über eine Kolonie bedrohter Adeliepinguine in der Antarktis sieht, ist Veronica zutiefst beeindruckt und fasst einen tollkühnen Plan: Sie wird den Pinguinen in der Antarktis einen Besuch abstatten. Und Veronica wird sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen, auch nicht von dem Forscherteam, bei dem sie sich einzuquartieren gedenkt. 

Rezension: 

Veronica McCreedy ist 86 Jahre alt und lebt allein auf ihrem großen Anwesen in Schottland. Kontakt hat sie fast ausschließlich zu ihrer Haushaltshilfe Eileen. Als diese beim Aufräumen eine verschlossene Kiste findet, beginnt Veronica in Erinnerungen zu schwelgen, die ihr bis heute wehtun. Sie beginnt zu recherchieren und findet überraschend heraus, dass ihr verstorbener Sohn, zu dem sie keinen Kontakt hatte, einen Sohn hat. Der Besuch bei Enkel Patrick ist jedoch ernüchternd. Sie ist enttäuscht von dem schmuddeligen, einfältigen jungen Mann mit dem einfachen Gemüt, der offenbar auch noch Drogen nimmt. 
Als dann auch noch Veronicas übliches Fernsehprogramm geändert wird und sie eine mehrteilige Dokumentation über Adeliepinguine sieht, die sie fasziniert, beschließt die rüstige alte Dame kurzerhand ihr Vermögen zu nutzen und die Forschungseinrichtung in der Antarktis zu besuchen. 

Veronica McCreedy ist eine schrullige ältere Dame, die, geprägt von erschütternden Ereignissen in der Vergangenheit, ihrem Mitmenschen grundsätzlich misstrauisch gegenübersteht und diese von oben herab behandelt. Durch ein großzügiges Vermögen kann sie sich diese Marotten leisten und sich damit auch in die Forschungseinrichtung in der Antarktis "einkaufen", obwohl das Forschungsteam alles andere als begeistert von dem ungebetenen Besuch ist. Miss McCreedy zeigt sich zäh und überrascht damit die Biowissenschaftler. Sie selbst verliebt sich regelrecht in die putzigen Pinguine und nimmt sich entgegen allem Forschergeist einem Waisenpinguin an und päppelt diesen auf. 

Der Roman liest sich wie ein modernes Wintermärchen, denn der Aufenthalt bei den Pinguinen bewirkt tatsächlich eine Art Wunder. Veronica McCreedy beginnt sich zu öffnen, wird nahbarer und auch das Forscherteam kann der Abwechslung durch die forsche, rüstige Dame und ihr Ziehkind Pip etwas abgewinnen. Tagebucheinträge, die mehr über Veronicas Vergangenheit offenbaren, sorgen für Verständnis für ihre ungemütliche, eingebildete Art. 

Durch den Besuch am anderen Ende der Welt kann Veronica darüber hinaus auch ihr familiäres Leben neu ordnen und schafft es sogar, ihrem Enkel eine zweite Chance zu geben. Vergangenheitsbewältigung, Reue und Vergebung sind Themen, die der Reise den tieferen Hintergrund geben. 

Die Beschreibung der Lebenswelt in der Antarktis, des glitzernden Schnees, es einfachen Lebens in der Forschungseinrichtung und des Verhaltens der Pinguine ist so bildhaft, dass man sich selbst an diesen exotischen, von Kälte und Eis geprägten, Ort versetzen kann. Es ist nachvollziehbar, dass die Wissenschaftler, aber auch Veronica von den Pinguinen fasziniert sind. Die Beschreibung der Forschungsarbeit an sich bleibt dabei etwas vage und oberflächlich, so dass nicht ganz klar wird, was die Forscher bis auf das Zählen und Wiegen der Pinguine betreiben und bezwecken. Nichtsdestotrotz kommt die Botschaft für Artenschutz und die Sorge um den Klimawandel beim Leser an und macht nachdenklich über den eigenen ökologischen Fußabdruck.  

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