Eine junge Frau zu ihren Eltern, untere Mittelschicht im Londoner Vorort: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Ich heirate, die schlechte: Er ist Perser. Und übrigens: Er hat bereits zwei Frauen."
So beginnt ein provozierender Roman über Heimat, Kochen und die Faszination des Fremden… und eine Liebesgeschichte wie keine andere – für diese Zeit.
Rezension:
Nachdem Tracy Pringle ihre Arbeitsstelle als Kassiererin in einem Supermarkt verloren hat, erhält sie die Chance, als Kellnerin in einem persischen Restaurant zu arbeiten. Tracy ist schnell angetan von der Atmosphäre in dem Restaurant, von dem Inhaber Saaman Sahar und seiner Ehefrau Yvette. Sie bemüht sich und kennt bald die Speisekarte auswendig und versucht sich auch in Bezug auf das Land Iran und den Islam weiterzubilden. Saaman bewundert die junge Frau und ihren Eifer. Während ihrer Gespräche über den Islam und die persische Kultur kommen sich die beiden näher.
Als die beiden ihre Beziehung besiegeln und vor Gott heiraten möchten, regt sich Widerstand bei Tracys Eltern und auch Saamans Eltern sind mit der Beziehung zu der deutlich jüngeren Engländerin nicht einverstanden. Saaman ehelicht Tracy dennoch nach islamischem Recht. Tracy ist damit neben Yvette und Firouzeh Saamans dritte Ehefrau. Vor Allah darf Saaman bis zu vier Frauen haben, solange er sich gleich behandelt und da mit keiner standesamtlich verheiratet ist, verstößt er auch nicht gegen britisches Recht. Dennoch schaltet sich das Jugendamt ein, um zu prüfen, ob die vier Kinder unter der ungewöhnlichen Familienkonstellation leiden. Unterschwellig schwingt der Vorwurf eines Sittenverfalls mit, weshalb Saaman empört die Zusammenarbeit mit den Behörden verweigert und damit alles nur noch schlimmer macht.
"Englischer Harem" ist ein provokanter Titel für eine Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen unterschiedlicher Kultur. Durch Neugier, Faszination am Fremden und Bewunderung kommen sich der Perser Saaman Sahar und die Britin Tracy Pringle näher. Ihre Beziehung stößt jedoch auf wenig Verständnis, nachdem Saaman bereits mit zwei anderen Frauen verheiratet ist. Tatsächlich ist Saaman jedoch ein ehrenwerter Mann, der sich bereitwillig an die britischen Gesetze hält und der nur zu Tracy eine Liebesbeziehung pflegt. Erst- und Zweitfrau hat er vielmehr aus Fürsorgegründen geheiratet. Ihre beiden Familien sind dennoch misstrauisch und fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Auch die britischen Behörden unterziehen Saamans Haushalt nach einem anonymen Hinweis einer eingehenden Prüfung.
Die Geschichte ist abwechslungsreich und unterhaltsam geschildert, auch wenn sie vereinzelte Längen aufweist und sich in Bezug auf Saamans für Außenstehende irritierendes Zusammenleben mit drei Frauen widerholt. So ist vor allem der Beginn des Romans mit der Annäherung von Saaman und Tracy interessant, da man durch ihre Neugier selbst viele interessante Details über den Iran und den Islam erhält. Nachvollziehbar sind jedoch auch das Misstrauen von Familien und Behörden dargestellt, die keinen klaren Einblick in das familiäre Zusammenleben haben und auch nicht wirklich haben möchten. Vorurteile sind allgegenwärtig und auch die Angst vor dem Fremden, Intoleranz bis hin zu Rassismus werden deutlich.
Die Geschichte ist trotz des ernsten Hintergrunds humorvoll geschildert und treibt Klischees auf gewitzte Art und Weise an die Spitze. Dieser satirische Stil stimmt nachdenklich, wobei man in Betracht ziehen muss, dass die Geschichte Anfang der 2000er-Jahre handelt und ein derartiges Zusammenleben gegenwärtig weniger argwöhnisch betrachtet und eher als Patchwork-Familie bezeichnet werden würde.
Das Buch ist weniger eine romantische Liebesgeschichte als vielmehr ein Aufruf zu Toleranz und Respekt und dem Verzicht auf vorschnelle Verurteilungen von Umständen und Wertvorstellungen, die man nicht kennt oder versteht.
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