Die BWL-Studentin Anna und der Fotograf Max haben sich nicht gesucht, aber gefunden. Bei einem "Wahrheit oder Pflicht"-Spiel auf einer Party in Bamberg. Bald darauf sind sie scheinbar unzertrennlich. Die stets kontrollierte Anna und der eher spontane Max werden mitgerissen von der Flut ihrer Gefühle. Sind viel zusammen unterwegs. Max meist mit der Kamera. Tausend Bilder der Liebe. Doch plötzlich liegen die Träume von ihrer gemeinsamen Zukunft in Scherben, und Max steht allein im Herbstwind auf der Brücke über der Regnitz. Weil ausgerechnet ein Foto alles zerstört hat.
Rezension:
Auf einer Party lernen sich die pflichtbewusste BWL-Studentin Anna und der vor kurzem von München nach Bamberg gezogene Fotograf und Mitarbeiter einer Werbeagentur, Max, kennen. Sie verbringen den Abend gemeinsam mit dem Spiel "Wahrheit oder Pflicht" und verlieben sich nach mehreren anschließenden Treffen ineinander.
Während Max spontan und voller Ideen ist und Anna damit mitreißt, hat diese immer wieder Bedenken, ob Max der richtige Partner für sie ist. Sie ist festgefahren in ihren Gewohnheiten und bürdet sich selbst eine Vielzahl an Pflichten auf, möchte ihr Studium bestmöglich abschließen, in der Firma ihres Vaters Verantwortung übernehmen und die perfekte Tochter sein. Durch Max lernt sie eine neue Seite an sich kennen, die ihr Angst macht und sie innerlich zu zerreißen droht.
Der Klappentext klingt nach einer dramatischen Young Adult-Liebesgeschichte, bietet jedoch unerwartet so viel mehr. Die Geschichte handelt auf zwei Zeitebenen und schildert nicht nur die Romanze von Anna und Max in der Gegenwart in Bamberg, sondern auch eine scheinbar eigenständige Geschichte in der Vergangenheit, beginnend im Jahr 1989. Darin zieht die Galeristin Charlotte mit ihrem Ehemann Thomas aufs Land und wird in ein in ihren Augen spießiges Leben gedrängt, das ihr nicht behagt. Als Hausfrau und Mutter wechselt sie zwischen Über- und Unterforderung, der Dorfklatsch ist ihr zuwider. Mit dem Versuch, ein Stück ihrer Freiheit wiederzuerlangen und aus der Tristesse auszubrechen, beginnt sie ein gefährliches Spiel, bevor das Schicksal brutal zuschlägt.
Die Erzählebenen wechseln in kurzer Abfolge und sind empathisch aus unterschiedlichen Perspektiven der handelnden Personen geschildert. Es fällt leicht, sich in Anna und Charlotte hineinzuversetzen und in ihre Rollen, in die sie sich gedrängt fühlen. Ihre Hintergründe sind aufschlussreich, während es in Bezug auf Max und ein Unglück in seiner Familie zunächst nur vage Andeutungen gibt.
Vergangenheit als auch Gegenwart fesseln gleichermaßen, denn sowohl die noch junge Liebe von Anna und Max als auch die Ehe von Charlotte und Thomas bergen Konfliktpotenzial und sind brüchig.
Mindestens genauso spannend ist jedoch zu erfahren, was hinter dem traurigen Prolog steckt und in welchem Zusammenhang die beiden Erzählebenen stehen, denn weder die Namen noch die Handlungen geben unmittelbar Aufschluss und lassen den/ die Leser*in eigene Vermutungen anstellen. Die Tragödie, die die Protagonisten miteinander verbindet, ist dann so einschneidend, dass sie sich Jahre später noch, zerfressen von Trauer und Schuldgefühlen, selbst und ihrem Glück im Wege stehen.
"Wir zwei in diesem Augenblick" ist eine dramatische Geschichte, hinter der viel mehr Gefühl und Tiefgang steckt, als der Klappentext und das etwas kitschige Cover vermuten lassen. Die Geschichte ist einfühlsam und lebendig geschildert und erzeugt durch die Undurchschaubarkeit und die Geheimnisse, die die glaubwürdig und individuell gezeichneten Protagonisten bergen, eine Sogwirkung. Romantik, Drama, Vergangenheitsbewältigung und Selbstfindung sind die Themen, die auf beiden Erzählebenen auf ihre Art berühren und für einen spannenden und dynamischen Handlungsverlauf sorgen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen