Donnerstag, 15. April 2021

Buchrezension: Fredrik Backman - Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid

Inhalt:

Oma ist 77, Ärztin, Chaotin und treibt die Nachbarn in den Wahnsinn. Elsa ist 7, liebt Wikipedia und Superhelden und hat nur einen einzigen Freund: nämlich Oma. In Omas Märchen erlebt Elsa die aufregendsten Abenteuer. Bis Oma sie eines Tages auf die größte Suche ihres Lebens schickt – und zwar in der wirklichen Welt. 

Rezension: 

Elsa lebt zusammen mit ihrer schwangeren Mutter und deren neuen Freund in einem Neun-Parteienhaus. Nebenan wohnt Oma. Oma ist Elsas beste und einzige Freundin. Sie erzählt ihr fantastische Märchen aus dem Land-Fast-Noch-Wach, aber auch in der realen Welt erlebt sie mit Oma die tollsten Abenteuer. Denn Oma ist eine Superheldin, die sich von niemandem etwas sagen lässt, nicht einmal vor der Polizei hat die 77-Jährige Respekt. 
Als Oma Elsa bittet, Briefe an die Bewohner des Hauses zu verteilen, wird sie erstmals alleine auf eine nicht ganz einfache Mission geschickt. Jeder der Bewohner ist ein Sonderling und hat ein ganz eigenes Verhältnis zu Oma, von dem Elsa bisher nichts wusste. 

Der Roman ist aus der Perspektive der fast 8-jährigen Elsa geschrieben, die jedoch viel älter wirkt, als sie tatsächlich ist. Das mag an ihrer Intelligenz liegen oder dass sie so viel Zeit mit Oma verbringt, aber auf mich wirkte viel zu reif und verständig für eine Siebenjährige, sogar altklug und frech bei ihren Gesprächen mit Erwachsenen auf Augenhöhe. Auch Oma ist nicht unbedingt eine Sympathieträgerin. Sie ist eine Nörglerin, die sich rücksichtslos verhält und nur ihre Ansichten gelten lässt. Für Elsa ist Oma ein Vorbild, was dafür sorgt, dass Elsa von Gleichaltrigen argwöhnisch betrachtet und in der Schule schlimmen Mobbing ausgesetzt ist. 
Durch Omas Erzählungen und sehr ideenreiche Märchen kann Elsa in andere Welten eintauchen und den Alltag vergessen. Die Märchen dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern haben Mut machende, intelligente Botschaften. 
Durch Omas Briefe muss Elsa auf andere Menschen zugehen, weiß dabei aber nicht, was in den Briefen steht und wie die Menschen darauf reagieren werden. Offenbar möchte sich Oma am Ende ihres Lebens mit den Briefen bei anderen entschuldigen, was bei ihrer forschen Art nicht weiter verwundert. Elsa hat die Hoffnung, dass am Ende der Kette ein Brief von Oma an ihre Tochter wartet, um die beiden, die ein schwieriges Verhältnis zueinander hatten, miteinander zu versöhnen. 

Die Märchen sind für eine Siebenjährige lehrreich und haben Symbolcharakter, mir waren sie in der Häufigkeit und Länge für den Roman jedoch zu fantastisch und langatmig. Die Realität wird gar mit den Geschichten vermischt, so dass die Bewohner des Hauses, die die Briefe erhalten sollen, nicht mehr nur merkwürdig, sondern selbst etwas märchenhaft wirkten. Monster, Wors, Wolfsherz, Meeresengel - mir war das zu viel. Das sehr selbstständige Verhalten Elsas, ihr Umgang mit Fremden, ihr Denken und Handeln passte nicht zu einer "Fastachtjährigen" und ließen die Geschichte wenig wirken. Elsas belehrende Art strapaziert die Nerven und die Vorstellung, dass sie mit fünf oder sechs Jahren schon Briefe an den Weihnachtsmann geschrieben hat, um sich über den Kommerz des Weihnachtsfest zu beschweren, ist abwegig. 
Der etwas bemüht witzige Roman hat einfach nicht meinen Humor getroffen. Omas Art und Weise war doch sehr derbe. Polizisten mit Kacke bewerfen? Android-User sind alle blöd? Nicht lustig. 

Das Buch ist ein Hoch auf die Individualität und das Besondere. "Menschen, die ungewöhnlich sind, verändern die Welt".
Es ist ein Roman über Familie und Freundschaft, Zusammenhalt und die Toleranz für und Unterstützung von schwächeren Personen. Es hat eine schöne Botschaft, aber die Art der Erzählweise, Wiederholungen und Übertreibungen haben mir gar nicht gefallen. 

3 Kommentare:

  1. Liebe Lena,

    uiii, da bist du eine der Wenigen, für die das Buch ein Flop war! :-D Die meisten Leser*innen waren ganz begeistert. Ich kenne nur OVE vom Autor und das gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Hast du OVE schon gelesen?

    Vielleicht hast du Lust dieses Buch als Flop in meine #LinkPARTY April 2021 einzutragen. Ich habe mein Flop auch schon hinzugefügt. "Die Harpyie" konnte mich, entgegen vielen anderen positiven Meinungen, nicht überzeugen.

    GlG, monerl

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Lena

    Ich habe das Buch auf dem SuB. Hoffentlich kann es mich mehr begeistern. Aber ich kann deine Kritikpunkte gut verstehen. Ich mag so altkluge Kinder auch nicht besonders gerne. Ich denke jedoch auch, dass es an dem häufigen Umgang mit der Oma liegt.

    Liebe Grüße,
    Gisela

    Ich habe deinen Beitrag bei Monerl entdeckt.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Gisela,
      es ist immerhin ein Bestseller - also lass dich von meiner Kritik nicht abschrecken. Vielleicht sagt die der Schreibstil ja zu?! Am besten einfach reinlesen, wenn es dir von Anbeginn nicht gefallen würde, lohnt es sich in jedem Fall nicht weiter zu lesen.
      Mach dir einen schönen Sonntag!
      Liebe Grüße
      Lena

      Löschen