Sonntag, 11. April 2021

Buchrezension: Clare Empson - Eines Tages für immer

Inhalt:

2000: Nach außen hin wirkt Lukes Leben perfekt – wäre da nicht eine Frage, die ihn seit Kindertagen umtreibt: Wer ist seine leibliche Mutter? Als er nach langer Suche schließlich vor dem Anwesen der Malerin Alice steht, ahnt er nicht, dass deren tragische Geschichte nicht nur bei ihm alte Wunden aufreißen wird.
1972: Eigentlich sollte es nur ein ausgelassener Konzertbesuch werden, doch als die 19-jährige Kunststudentin Alice das erste Mal auf Jacob Earl trifft, ist es um sie geschehen. Der Sänger der Band Disciples ist nicht nur unglaublich talentiert und gut aussehend, ihn umgibt auch etwas Geheimnisvolles, dem Alice sich nicht entziehen kann. Aus einer stürmischen Affäre wird bald ein gemeinsames Leben, doch Alice’ Familie und Freunde sind gegen eine Verbindung der beiden. Jacob sei zu ungestüm, zu wankelmütig und würde sie für seine Karriere im Stich lassen. Entgegen aller Widerstände versuchen Alice und Jacob zusammenzuhalten. Aber manchmal sind selbst die größten Hindernisse nichts gegen das, was das Schicksal für einen vorgesehen hat. 

Rezension:

Luke ist 27 Jahre alt und hat gerade seine leibliche Mutter Alice gefunden, die ihn als Baby zur Adoption frei geben musste. Er möchte Alice kennenlernen, endlich mehr über seine Wurzeln erfahren und verstehen, was dazu geführt hat, dass Alice ihn nicht großziehen konnte. Für Alice sind die Erinnerungen auch nach fast 30 Jahren noch so schmerzhaft, dass sie gegenüber ihrem Sohn nicht offen sein kann. Stattdessen stürzt sie sich in die Betreuung des Enkels, Lukes und Hannahs neugeborenen Sohn. Die beiden sind froh, eine zuverlässige Tagesmutter gefunden zu haben, die sich so liebevoll um Samuel kümmert. Für Luke reißen damit wieder alte Wunden auf, denn er fühlt sich von seiner Mutter vernachlässigt und reagiert eifersüchtig als Alice Samuel mehr Interesse entgegenbringt als ihm selbst. 

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen und schildert in der Gegenwart im Jahr 2000 die erste Begegnung von Luke und Alice und die Folgen, die sich daraus für sie und ihre Familie ergeben. Jedes zweite Kapitel ist eine Rückblende in die Vergangenheit, die Jahre ab 1972, die aus der Perspektive der damals 19-jährigen Alice geschildert sind. Sie ist eine Kunststudentin, die ihrem tyrannischen Vater imponieren möchte. Durch einen Auftrag zur Gestaltung eines Albumcovers lernt sie den Leadsänger Jake der aufstrebenden Band Disciples kennen und verliebt sich in ihn. Wenn sie Zweifel an ihrem Können hat, bestärkt er sie und auch sie wird zu seiner Muse. Die beiden erleben eine alles überwältigende Liebe, doch da ist eine tiefe Dunkelheit in Jake. Alice möchte ihn vor seinen seelischen Abgründen retten, doch die Depression ist ein Teil von ihm, er benötigt sie für seine Kreativität. 

Während zu Beginn in beiden Erzählsträngen Liebe, Glück und Harmonie vorherrschend sind, ahnt man bald, dass sich jeweils eine Katastrophe anbahnt. In der Vergangenheit sind es die Sorgen Alice um ihren geliebten Jake, der psychisch labil ist und kurz vor dem Durchbruch mit seiner Band steht. Er trinkt immer mehr Alkohol und hat Angst um ihn, insbesondere als er mit seiner Band auf Europatournee geht und sie die Kontrolle über ihn verliert. 
In der Gegenwart sind es die Geheimnisse, die zwischen Luke und Alice stehen und eine Mutter-Sohn-Bindung verhindern. Alice holt mit ihrem Enkel nach, was sie mit ihrem Sohn verpasst hat. Luke ist enttäuscht über die Distanz und ihr mangelndes Interesse an ihm und fragt sich, was Alice ihm verschweigt. 
Die Adoption war für beide traumatisch. Auch wenn es Luke als Kind bei seinen Adoptiveltern an nichts mangelte, fühlte er sich nicht zugehörig. Alice ist nie über seinen Verlust hinweggekommen und hat bis in die Gegenwart Schuldgefühle. Fraglich ist deshalb, ob die Begründung, ein Kind nicht in Armut großziehen zu wollen der wahre Grund für die Adoption war. 

Es ist ein Roman über eine Suche nach Identität und die eigenen Wurzeln, der sehr berührend und zudem spannend geschildert ist. Es ist ein Familiendrama, das sich in der Gegenwart phasenweise wie ein Psychothriller liest. Interessant ist auch der Aufbau des Romans, der in der Vergangenheit die Trennung einer Familie und in der Gegenwart eine Familienzusammenführung beschreibt. 
"Eines Tages für immer" ist eine perfekte Mischung aus Emotionen und Spannung. Lukes und Alices Geschichte ist faszinierend, voller spannender Wendungen und einem Auf und Ab an Gefühlen. Die Autorin schafft es durch den Perspektivwechsel und den Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit, den Charakteren Leben einzuhauchen und ihnen Tiefe und Verletzlichkeit zu verleihen, die man spüren kann. 

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