Mittwoch, 20. Februar 2019

Buchrezension: Marissa Stapley - Ein Leben lang lieben

Inhalt:

Jeden Sommer verbringen Helen und ihre drei Töchter zusammen ein Wochenende in einer Hütte am See. Alle vier suchen ihre eigene Antwort auf die Frage: Wie kann man ein Leben lang lieben? Die unkonventionelle Helen hat nie geglaubt, einen Mann zu brauchen. Ihre ganze Liebe galt immer ihren Töchtern. Die Jüngste, Liane, dagegen sehnt sich nach einer stabilen Beziehung. Doch der Mann, den sie liebt, ist nicht frei. Ihre Schwester Ilsa wiederum fühlt sich in ihrer Ehe gefangen und spielt immer wieder mit dem Feuer. Nur Fiona ist glücklich verheiratet. Überraschend sagt sie jedoch das Wochenende in letzter Minute ab. Sie hat etwas erfahren, das ihr wohlgeordnetes Leben erschüttert. Und auch Helen steht vor einer Entscheidung, denn sie hat sich - gegen jede Erwartung - verliebt. 

Rezension: 

Helen und ihre drei Töchter treffen sich einmal jährlich in einem Sommerhaus am See abseits von Toronto. Helen ist 64 Jahre alt, ein Alt-Hippie und eine Sängerin, die ihre größten Erfolge in den 1970er-Jahren hatte und drei Töchter von drei verschiedenen Männern zur Welt gebracht hat. 
Fiona ist die Älteste, die lange nicht wusste, wer ihr Vater ist un noch heute unter seiner Gleichgültigkeit leidet. Sie ist verheiratet und hat drei Söhne, aber dennoch ist sie nicht glücklich. Als sie dann auch noch ein Geheimnis aus der Vergangenheit ihres Mannes erfährt, reagiert sie unerbittlich und wirft ihn aus dem gemeinsamen Haus. Sie ist so verbittert, dass sie in diesem Jahr nicht einmal in das Sommerhaus fährt. 
Ilsa ist die zweite Tochter, die bereits zum zweiten Mal verheiratet ist und zwei Kinder hat. Sie ist Künstlerin, die derzeit in einer Schaffenskrise steckt und die Leidenschaft in ihrer Ehe vermisst. Sehr zum Missfallen ihrer älteren Schwester, die hohe moralische Ansprüche hat, flirtet sie unverhohlen mit anderen Männern und ist auch bereit, einen Schritt weiter zu gehen. 
Die Jüngste, Liane, trennt sich hingegen nach dem Wochenende am See von ihrem Freund Adam, da sie erkennt, dass er nicht der Richtige für sie ist. Sie sehnt sich nach einer engen, stabilen Beziehung und verliebt sich tatsächlich neu. 
Mutter Helen dagegen möchte sich an keinen Mann binden und sträubt sich weiterhin gegen eine Heirat mit ihrem derzeitigen Lebensgefährten. 

Der Roman wird abwechselnd aus den Perspektiven der unterschiedlichen Frauen erzählt, die alle Probleme mit ihren Beziehungen haben und an einem Scheideweg stehen. Die Charaktere sind schwierig und gerade zu Beginn keine Sympathieträger. Sie wirken grundsätzlich unzufrieden mit ihren Leben, sind verbittert, unglücklich und/ oder einsam. Geprägt von der Erziehung der Mutter und ihren losen und wechselnden Verhältnissen zu Männern, haben die drei Töchter massive Probleme, sich selbst fest an einen Mann zu binden und alle Höhen und Tiefen einer Beziehung in Kauf zu nehmen und für ihr Glück zu kämpfen. 

Ich empfand diese geballten Beziehungsprobleme für einen Roman zu viel und zunächst frustrierend zu lesen. Zudem wurden noch weitere problembehaftete Nebencharaktere in einzelnen Kapiteln in den Fokus gerückt, die jedoch nur von Helen und ihren Töchtern ablenkten, ohne die Handlung weiterzubringen. Über weite Strecken ist der Roman deprimierend, da die Frauen sich ausschließlich mit sich selbst und mit den negativen Aspekten einer Beziehung befassen und einsam und allein gedanklich ihre Probleme wälzen. 
Ein Lichtblick ist dann aber die Liebe Lianes zu ihrem neuen Partner, weil sie bereit ist, für die Beziehung Kompromisse einzugehen. Und auch wenn ich mir von dem Roman ein größeres Zusammengehörigkeitsgefühl der Schwestern untereinander und innige Mutter-Tochter-Beziehungen erwartet hatte, wurde der Roman ab der zweiten Hälfte, als die Schwestern versuchten, sich gegenseitig zu helfen und auch die Mutter endlich ihrem Wunsch nachkam, ihre Töchter glücklich zu sehen, weniger schwermütig. 

Alle Frauen entwickelten sich durch die Umbrüche in ihren Leben charakterlich weiter. Helen wird bewusst, welche Auswirkungen ihr Verhalten in der Vergangenheit auf ihre Töchter hatte und wie sehr sie durch ihr unkonventionelles Leben geprägt wurden. Fiona akzeptiert, dass dass Leben nicht perfekt sein muss und dass kein Mensch ohne Fehler ist. Isla fokussiert sich stärker auf ihre Kunst statt das Glück in einer Partnerschaft zu suchen. Liane lernt, im Moment zu leben und den Augenblick zu genießen, ohne ängstlich darüber nachzudenken, was später sein könnte. 
Der Roman zeigt, was für eine Anstrengung es bedeutet, "ein Leben lang [ein und denselben Partner zu] lieben", gerade wenn Erfahrungen der Vergangenheit, hohe Ansprüche an sich selbst und andere, Unsicherheit, mangelnde Kompromissbereitschaft oder ein starker Freiheitsdrang schier unüberwindbare Hürden errichten. 
Gut gefallen hat mir das symbolhafte, hoffnungsvolle Ende, dass selbst Zerbrochenes, das nicht funktioniert hatte, auf andere Art und Weise wieder zusammengesetzt werden kann und dass in diesem Roman zur Abwechslung nicht die Männer die Buhmänner in Beziehungskrisen sind. 



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