Freitag, 7. Dezember 2018

Buchrezension: Sina Beerwald - Hauptsache, der Baum brennt

Inhalt:

Was sagt man einem rauschebärtigen Herrn, der sich als Weihnachtsmann vorstellt – der echte, vom Nordpol, natürlich? Sarah Christkind gibt ihm die Nummer des sozialpsychiatrischen Dienstes. Sie hat nämlich gerade genug eigene Probleme mit ihrer Familie: einen fremdverliebten Mann und zwei pubertierende Kinder, unter anderem.

Doch der Weihnachtsmann ist hartnäckig und außerdem ziemlich verzweifelt: Er befürchtet, versehentlich das Christkind umgebracht zu haben. Und weil er sich weder mit Autos, noch mit Ampeln oder Geldautomaten auszukennen scheint, steht Sarah eine äußerst turbulente Adventszeit bevor. Denn der Weihnachtsmann will sie zum neuen Christkind erklären. Als wäre Weihnachten nicht ohnehin schon stressig genug!


Rezension:

Sarah Christkind ist von Beruf Psychotherapeutin, Mutter von zwei Kindern und gerade frisch getrennt von ihrem Ehemann Oliver. Am 2. Dezember staunt sie nicht schlecht, als ein Mann vor ihrer Tür in München steht und steif und fest behauptet, der Weihnachtsmann zu sein. Er sucht Ersatz für das Christkind, das er versehentlich mit seinem Rentierschlitten überfahren hat und meint, in Sarah fündig geworden zu sein. Diese schwankt zwischen Mitgefühl und Genervtsein und geht von einer psychischen Störung des Mannes aus. Sie kümmert sich notgedrungen um ihren Patienten, der hartnäckig bleibt und einfach nicht von ihrer Seite weichen will. 

Für Sarah, die noch verletzt von der Trennung ihres Mannes ist, der sich eine jüngere Freundin zugelegt hat, und als Mutter zweier pubertierender Kinder ohnehin gestresst ist, beginnt damit eine turbulente Adventszeit, in welcher sie von dem - zugegebenermaßen äußerst attraktiven - Weihnachtsmann in eine absurde und peinliche Situation zur nächsten gerät.

"Hauptsache, der Baum brennt" ist, wie der Titel bereits erahnen lässt, ein amüsanter Weihnachtsroman. Der Humor ist allerdings eher flach, die Witze nach meinem Geschmack  etwas lahm bis frivol. So öffnet sich der Weihnachtsmann ohne Hose auf dem Weihnachtsmarkt auf die Frage einer Passantin nach seinem Sack den Mantel oder spricht von Penissen am Würstchenstand. 
Bei Sarah in der Wohnung stellt sich der Weihnachtsmann wenig geschickt an, macht ein Feuer in der Badewanne oder wäscht das Geschirr in der Waschmaschine. 
Auch wenn ich keinen tiefgängigen Roman erwartet hatte und man über den ein oder anderen Logikfehler hinweg sehen kann (warum trägt der Weihnachtsmann im Dezember sein Sommeroutfit? Warum sucht er nicht zunächst nach dem echten Christkind?), hätte ich mir ein paar weniger Albernheiten gewünscht. 

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive von Sarah geschrieben, so dass man sich in ihre stressige Situation gut hineinfühlen kann. Sie spricht vom Weihnachtsmann nur als ihr "Problem", sieht ihn dann als Patienten, verguckt sich aber auch in sein gutes Aussehen. Gleichzeitig weint sie ihrem Ehemann hinterher und spielt mit dem Weihnachtsmann, um Oliver eifersüchtig zu machen. 

Durch die detaillierten Beschreibungen fühlt man sich unmittelbar in die von Situationskomik gespickten Szenen in die bayerische Hauptstadt zur Vorweihnachtszeit versetzt. Der Roman liest sich stellenweise wie ein touristischer Streifzug durch München. 
Trotz der stimmungsvollen Schilderungen wollte bei mir jedoch keine Weihnachtsstimmung aufkommen. Dafür war die Einstellung Sarahs zu negativ. Darüber hinaus empfand ich die Figur des Weihnachtsmann als zwiespältig. Einerseits agierte er völlig weltfremd, andererseits war dann aber auch wieder zu sehr Mensch, insbesondere in Bezug auf die Annäherung zu Sarah. 

Im letzten Drittel des Romans ändert sich die Stimmung und ist nicht mehr so betont lustig. Vielmehr steht nun eine Botschaft von Liebe und Vergebung und der Wert der Familie im Vordergrund, was wiederum passend zu Weihnachten ist, aber nur in aller Kürze ausgeführt wird. 

"Hauptsache, der Baum brennt" bietet kurzweilige Unterhaltung zur Vorweihnachtszeit und ist vor allem für diejenigen zu empfehlen, die nach einem Weihnachtsbuch abseits der typischen romantischen Wintergeschichten suchen und die stellenweise klamaukartige Geschichte mit einem Augenzwinkern lesen können. 


 

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