Freitag, 2. Juni 2023

Buchrezension: Kristin Harmel - Ein Ort für unsere Träume

Inhalt:

New York 1939: Die junge Amerikanerin Ruby liebt das Leben und die Liebe. Als sie den Franzosen Marcel kennenlernt, ist es sofort um sie geschehen – überglücklich nimmt sie seinen Heiratsantrag an und zieht mit ihm nach Paris. Doch die Deutschen haben Frankreich besetzt, und die Lebensbedingungen sind schwierig. Auch Rubys Ehe verläuft kompliziert, denn Marcel scheint etwas vor ihr zu verbergen. Der einzige Halt für Ruby ist die Nachbarstochter Charlotte. Als Marcel den Krieg nicht überlebt, bricht für Ruby eine Welt zusammen. Bis eines Tages ein junger Mann vor ihrer Tür steht – eine Begegnung, die alles verändern wird. 

Rezension:

Die gebürtige Amerikanerin Ruby ist dem Franzosen Marcel Benoit verheiratet, dem sie vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nach Paris gefolgt ist. Nach einer leidenschaftlichen Anfangszeit ist Ruby bald ernüchtert über ihr Leben und zweifelt an der Liebe ihres Mannes, der etwas vor ihr zu verbergen scheint. Halt gibt ihr das jüdische Nachbarsmädchen Charlotte, die sich wie sie wie eine Außenseiterin fühlt.
Nachdem Marcel verhaftet und als Kollaborateur getötet wurde, entschließt sich Ruby trotz aller Gefahren dessen Tätigkeit für die Résistance fortzuführen. Dabei lernt sie den britischen Piloten Thomas kennen und schöpft Hoffnung, dass der Krieg nicht nur mit Tod, Gewalt und Leid verbunden ist.

"Ein Ort für unsere Träume" handelt vom Ausbruch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges und ist überwiegend aus den Perspektiven von Ruby und Charlotte geschildert, deren Sicht in einzelnen Kapiteln durch die des Piloten der RAF, ergänzt werden.
Während die aufgeweckte Charlotte früh gezwungen ist, erwachsen zu werden, zeigt Ruby nach dem Tod ihres Mannes, der sie unterschätzt und aus seinem Leben immer weiter ausgeschlossen hatte, wie viel Mut und Stärke in ihr steckt. Unter Einsatz ihres Lebens unterstützt sie die Résistance und ist auch bereit, Verantwortung für die Jüdin Charlotte zu übernehmen.

Die Geschichte bietet allen Leserinnen historischer Romane sicher keine neuen Erkenntnisse über den Zweiten Weltkrieg, den Kampf der Alliierten und die Unterstützung der Zivilbevölkerung im besetzen Frankreich, ist aber dennoch abwechslungsreich geschrieben, wobei statt Politik klar die Gefühle im Vordergrund stehen.
Freundschaft und Liebe, Menschlichkeit, Zusammenhalt, Mut und gegenseitige Unterstützung sind die Werte, die nicht nur durch das Verhalten der Hauptfiguren sondern auch durch die vielen kleinen Nebencharaktere, die alle ihren Beitrag im Kampf gegen die Deutschen und den Nationalsozialismus leisten, die eindringlich geschildert werden. Emotionen kommen dabei nicht zu kurz, denn die Schicksale der unschuldigen Menschen, die ihr Leben selbst für fremde Menschen in Gefahr bringen, bewegen und zeigen, dass es selbst in dunklen Zeiten Hoffnungsschimmer und Menschlichkeit gibt.
Die Geschichte, die historische Tatsachen mit Fiktion leicht verständlich vermischt, ist idealisiert und romantisch, denn vieles scheint zu leicht zu gelingen, die Charaktere haben immer wieder das Glück, drakonischen Strafen zu entgehen. Dennoch ist die Geschichte stimmig und ein unterhaltsamer Roman #gegendasVergessen, der zeitgeschichtlich jedoch nicht ins Detail geht und zugunsten der Emotionen und Charakterentwicklung ein wenig oberflächlich bleibt und nicht ganz ohne Kitsch auskommt.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen