Samstag, 24. Juni 2023

Buchrezension: Beate Sauer - Wunder gibt es immer wieder (Die Fernsehschwestern, Band 1)

Inhalt:

1953 bezaubert die Krönungszeremonie von Elizabeth II. die Menschen vor den Fernsehbildschirmen. Das neue Medium bietet einen Blick in die große weite Welt, wie es ihn nie zuvor gegeben hat. Auch die siebzehnjährige Eva Vordemfelde ist begeistert von der jungen Königin, von der frischen Brise einer neuen Zeit und der Aussicht auf ein aufregendes, unabhängiges Leben. Ihrem Vater passen diese Ambitionen überhaupt nicht. Ein junges Mädchen gehört nach Hause. Als Eva sich auch noch in den unkonventionellen Journalisten Paul verliebt, setzt ihr Vater alles daran, seine Tochter den konservativen Regeln zu unterwerfen, die er für richtig hält. Doch Eva lässt sich nicht unterkriegen. Und als sie die unglaubliche Chance erhält, bei der Kostümbildnerin der "Sissi"-Filme zu lernen, setzt sie alles daran, ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen. 

Rezension: 

Eva Vordemfelde träumt nach einem Blick hinter die Kulissen der Dreharbeiten von "Sissi" in Fuschl am See, wo sie bei einem Ferienaufenthalt bei ihrer Cousine zufällig als Statistin ausgewählt wurde, davon Kostümbildnerin zu werden. Sie näht schon länger selbst Kleider und entwirft für sich Kostüme. Im Jahr 1955 ist sie als 19-Jährige jedoch noch nicht volljährig und muss sich ihrem Vater Axel unterordnen, der ihr die Flausen aus dem Kopf treiben möchte. Er selbst arbeitet an seiner Karriere als Journalist und zieht nach einer Beförderung mit der ganzen Familie von München nach Bonn, wo er für Eva eine Anstellung als Sekretärin bei dem Fernsehsender NWDR in Köln erwirken kann. Dort lernt sie den linkspolitischen Hörfunkredakteur Paul Voss kennen und verliebt sich nach einer ersten Antipathie in ihn. Ihrem politisch konservativen Vater und strengem Patriarch der Familie ist auch diese Liebschaft ein Dorn im Auge. 
Eva lässt sich trotz aller Widrigkeiten und Rückschläge nicht unterkriegen, ihre Träume zu leben, denn sie möchte nicht einmal wie ihre Mutter Annemie enden, die ihre beruflichen Ambitionen für die Familie zurückstellte und nach der Rückkehr ihres Ehemanns aus Kriegsgefangenschaft ihre Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein verloren zu haben scheint. 

"Wunder gibt es immer wieder" ist der erste Band der dreiteiligen Reihe "Die Fernsehschwestern".
Der Roman versetzt die/ den Leser*in eindrücklich in die Nachkriegsjahre 1955/ 1956 in der noch jungen Bundesrepublik. Er ist überwiegend aus der Perspektive der selbstbewussten, modern denkenden und zumal etwas trotzköpfigen Eva geschrieben, die aus einer gut bürgerlichen Familie stammt und unverdrossen gegen ihren streng konservativen Vater aufbegehrt, der ihr Leben nach seinen Ansichten bestimmen möchte. Daneben gibt es Einblicke aus der Sicht der weiteren Familienmitglieder, insbesondere des Patriarchen, die der/ dem Leser*in so manchen Wissensvorsprung verschaffen.

Die Verhältnisse der damaligen Zeit werden anschaulich, lebendig und lebensecht beschrieben. Die Rollenbilder und Machtverhältnisse in der Familie sowie im Berufsleben können so wunderbar nachvollzogen werden. Auch die Orte, von München über Bonn und Köln sind so eindrücklich beschrieben, dass man Bilder vor Augen hat. Reale politische und gesellschaftliche Ereignisse fließen harmonisch in die fiktive Handlung ein. Die Autorin schafft es, dass Geschichte lebendig wird.

Die Charaktere sind facettenreich, wenn auch manchmal etwas stereotyp, agieren als Abbild der damaligen Zeit aber authentisch. Prominente Persönlichkeiten finden Erwähnung und ergänzen damit die Rahmenhandlung aus Politik, Film, Fernsehen und Hörfunk perfekt.
Die Geschichte zieht auch ohne größere Dramen in ihren Bann, ist abwechslungsreich und bietet beste Unterhaltung. Gespannt verfolgt man, wie Eva versucht ihren Träumen treu zu bleiben und diese auch zu leben.

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung "Morgen ist ein neuer Tag", der im Januar 2024 erscheint und Evas jüngere Zwillingsschwestern Franzi und Lilly Ende der 1960er-Jahre in den Fokus rückt. 

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