Mittwoch, 24. August 2022

Buchrezension: Markus Zusak - Die Bücherdiebin

Inhalt:

Molching bei München. Hans und Rosa Hubermann nehmen die kleine Liesel Meminger bei sich auf – für eine bescheidene Beihilfe, die ihnen die ersten Kriegsjahre kaum erträglicher macht. Für Liesel jedoch bricht eine Zeit voller Hoffnung, voll schieren Glücks an – in dem Augenblick, als sie zu stehlen beginnt. Anfangs ist es nur ein Buch, das im Schnee liegen geblieben ist. Dann eines, das sie aus dem Feuer rettet.
Eine Diebin zu beherbergen, wäre halb so wild, sind die Zeiten doch ohnehin barbarischer denn je. Doch eines Tages betritt ein jüdischer Faustkämpfer die Küche der Hubermanns. 

Rezension: 

Im Januar 1939 kommt Liesel Meminger im Alter von neun Jahren zu Pflegeeltern in die Himmelstraße 33 nach Molching. Ihre Mutter wollte ihre Kinder beschützen, nachdem der Vater als Kommunist verschollen ist. Liesels Bruder überlebt die Zugfahrt nach Molching nicht und auf seiner Beerdigung stiehlt Liesel ihr erstes Buch, um sich damit an ihren Bruder und ihre Mutter zu erinnern. In Molching wird sie mit Zuckerbrot und Peitsche aufgenommen. Sie muss der strengen Mutter, die als Wäscherin arbeitet, helfen, wird dabei von ihr häufig rüde gescholten, aber doch von beiden Pflegeeltern innig geliebt. Ihr neuer Papa bringt ihr im Keller das Lesen bei, so dass Liesel versucht ist, weitere Bücher zu stehlen. 
1941 nehmen die Hubermanns einen Juden bei sich auf, dessen Vater sich Hans verpflichtet fühlt. Die Familie rückt durch ihr gemeinsames gefährliches Geheimnis noch näher zusammen, während sie versuchen, die Grausamkeiten des Krieges vor der Tür zu lassen. Und während des späteren Bombardements durch die Alliierten ist es Liesel, die durch das Vorlesen aus ihren gestohlen Büchern im Schutzkeller der Nachbarn Trost spendet. 

"Die Bücherdiebin" ist aus der Perspektive des Todes geschrieben, der die junge Liesel, die so früh ihren Bruder und ihre Eltern verloren hat, ins Herz geschlossen hat. Er beobachtet Liesel mit einem warmherzigen Blick während ihrer ersten Jahre in Molching. Der Tod wirkt dabei alles andere als beängstigend, auch wenn das Sterben aufgrund des Vernichtungskrieges allgegenwärtig ist und der Tod gut zu tun hat. 
Trotz aller Tragik und Ungerechtigkeit, die mit den Kriegsereignissen einhergehen, ist die Geschichte liebenswert statt trübsinnig. Aufgrund des Fokus auf Liesel, die zu Beginn erst neun Jahre alt ist, hat die Geschichte eine leicht naive Kindersicht und handelt nicht nur von Krieg und Zerstörung, sondern auch dem Alltag der Kinder in der damaligen Zeit. So verfolgt man einerseits gespannt, was Liesel und ihr Partner-in-Crime Rudi aushecken werden, als auch wie lange die Hubermanns es schaffen, den jungen Juden zu verstecken. 

Der Roman ist in mehrere Abschnitte untergliedert, die stichwortartig auf das nachfolgende Geschehen vorbereiten. Der Tod greift der Handlung dabei zumal voraus, macht sie damit aber nicht weniger spannend, schließlich sei der Weg und nicht das Ziel entscheidend. 

"Die Bücherdiebin" ist ein bezauberndes Buch über die Macht der Worte, die Halt geben können, über Freundschaft, Familie, Zusammenhalt und ganz viel Menschlichkeit in dunklen Zeiten, das nicht nur durch die kreative Erzählperspektive, sondern durch zahlreiche originelle Charaktere überzeugt. Für mich ist es eine All-Age-Geschichte, die sowohl als Jugendbuch als auch Erwachsenenlektüre geeignet ist und nicht umsonst mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde.    

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