Montag, 6. Juni 2022

Buchrezension: Isabelle Broom - Die Insel der Herzen

Inhalt:

Endloser Sonnenschein, weiße Strände und kristallklares Meer: Die meisten reisen nach das Hvar, um genau das zu finden. Nicht so Kate – sie fährt auf das kroatische Inselparadies um abzutauchen. Ihrem Leben dorthin zu entfliehen, wo niemand sie kennt, das ist ihr Plan nach dem Liebes-Aus mit ihrem Freund. Bis sie eine andere einsame Seele findet. Alex ist anders als die Männer, die Kate bisher kennt, und die Verbindung zwischen ihnen ist unmittelbar und tief. Kate öffnet sich Alex gegenüber wie nie zuvor. Doch nicht nur sie möchte unter der Sonne von Hvar ein Geheimnis verbergen. Und als sie beginnt, hinter die Fassade von Alex zu blicken, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Wahrheit sie einholt. 

Rezension: 

Nach einem missglückten Heiratsantrag, der auch noch im Internet viral ging, flüchtet die Britin Kate tief verletzt von ihrem langjährigen Freund James nach Kroatien, wo ihr Bruder Toby gerade dabei ist, eine Herberge zu eröffnen. Mit ihrer Abwesenheit möchte sie James aus der Reserve locken, den sie immer noch liebt. Während Kate auf James Reue und einen neuen Anfang mit ihm hofft, hilft sie Toby und seinem Lebensgefährten Filippo bei der Renovierung ihres Bed & Breakfast. Sie entdeckt dabei ihre Leidenschaft und ihr Talent für die Inneneinrichtung, was sich bald auf der kleinen Insel Hvar und dank ihres erfolgreichen Instagram-Accounts herumspricht. Bei ihren Arbeiten lernt sie den Schreiner Alex kennen, einen Briten, der ungebunden auf einem Boot vor Hvar lebt und wenig von sich Preis gibt. Kate fühlt sich von seiner geheimnisvollen und beruhigenden Art angezogen, obwohl sie immer noch an James hängt. Als dieser nach einigen Wochen tatsächlich wieder Interesse an Kate zeigt, muss sie sich entscheiden. 

Der Roman beginnt vielversprechend mit einem turbulenten Heiratsantrag, Peinlichkeit, Scham, Zurückgezogenheit und dem Aufbruch in ein anderes Land. Kate möchte nicht nur Abstand gewinnen, sie möchte vor allem James zeigen, dass er sie doch vermisst, wenn sie einmal weg ist. 
In Kroatien stürzt sich Kate in die Arbeit, kann sich damit recht gut ablenken, versinkt aber immer wieder in Selbstmitleid. Das ist auf die Dauer ermüdend, aber das sommerliche Inselfeeling hilft ein wenig über ihr sehnsuchtsvolles Wehklagen hinweg. 
Als sie den bärtigen Alex kennenlernt, fühlt sie sich direkt zu ihm hingezogen, wenn auch zunächst nur als guten Freund. Er ist der erste, dem sie ihre wahren Sorgen und den Grund der Trennung von James anvertrauen kann. Er selbst ist dagegen sehr zurückhaltend. Auch ihn scheint etwas zu bekümmern, über das er allerdings nicht spricht. Die Gründe für seinen Rückzug aus England und für sein einfaches Nomadenleben auf einem schäbigen Boot bleiben unklar. 

Die Handlung in Kroatien plätschert lange ereignislos ohne Höhen und Tiefen vor sich hin. Die Charaktere bleiben blass und unscheinbar. Nicht einmal für Kate, die nur sich und ihre Sorgen zu sehen scheint, kann man wirklich Sympathien entwickeln. Abgelenkt von Renovierungsarbeiten und Bootsausflügen schreitet die Handlung kaum voran. Kate hängt weiterhin an James, vertieft ihre Beziehung zu Alex, aber als es zu einer nicht unvorhergesehenen Wende kommt, reagiert sie plötzlich überraschend tough und legt ihre weinerliche Art ab - eine Entwicklung, die zu abrupt kommt und damit unglaubwürdig wirkt. Das Problem, das zwischen ihr und James steht, wird trotz Dramatik nur oberflächlich behandelt. Auch Alex Geheimnis, das überhaupt nicht zu seinem bisherigen Verhalten zu passen scheint, wird nicht nur unvermittelt aufgedeckt, sondern auch überhaupt nicht weiter vertieft. Dabei handelt es sich bei beiden Problemstellungen um schwerwiegende Themen, denen der Roman mehr Raum hätte geben können. So bleibt die Geschichte lieblos, simpel und schlicht langweilig. Darüber hinaus vermisste ich landeskundlich typische Beschreibungen, so dass der Roman auch auf jeder x-beliebigen Insel hätte spielen können.  

"Die Insel der Herzen" bietet eine sommerliche Auszeit in Kroatien mit einer Geschichte über zwei verletzte Seelen, die zusammen Heilung finden. Kates Entwicklung zu einem Neuanfang und ihre Entscheidung zwischen zwei Männern sind jedoch zäh und langweilig dargestellt. Der Roman ist in weiten Teilen vorhersehbar, während Alex Geheimnis nicht notwendigerweise lange im Dunkeln bleibt, um die Spannung künstlich zu erhöhen, die sich allein aus Kates Geschichte nicht ergeben hätte. 

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