Samstag, 25. Juni 2022

Buchrezension: Eva Almstädt - Akte Nordsee: Am dunklen Wasser (Fentje Jacobsen und Niklas John ermitteln, Band 1)

Inhalt:

Fentje Jacobsen entspricht nicht dem klassischen Bild einer Rechtsanwältin. Sie betreibt ihre Kanzlei vom Bauernhof ihrer Großeltern in Nordfriesland aus. Dort rauben ihr die beginnende Demenz der Oma, eine renitente 14-jährige Nichte und der leichtsinnige Bruder den letzten Nerv. Als Fentje beauftragt wird, einen jungen Mann zu vertreten, der des Mordes an seiner Freundin verdächtigt wird, stößt sie auf einen alten, sehr ähnlichen Fall. Fast zeitgleich verschwinden zwei Schülerinnen aus einem nahe gelegenen Internat. Bei ihren Nachforschungen lernt sie den weltgewandten, ehrgeizigen Journalisten Niklas John kennen. Trotz unterschiedlicher Ziele beginnen sie gemeinsam zu ermitteln. 

Rezension:

Fentje Jacobsen lebt auf dem Hof ihrer Großeltern, die eine Schaffarm an der Nordsee betreiben. Fentje unterstützt sie und hat sich dort eine kleine Anwaltskanzlei aufgebaut. Bislang hat die junge Rechtsanwältin Mandanten mit Bagatelldelikten verteidigt. Das ändert sich, als sie eines morgens Tobias Asmus auf ihrer Schafweide findet, der dort mit Erinnerungslücken aufgewacht ist. Als Fentje ihn zu seinem Auto bringt, das er bei seiner Freundin abgestellt hatte, finden sie die Leiche von Sabrina Dierks, erhängt an einer Kastanie. Tobias gerät als ihr Freund unter dringenden Tatverdacht und wird engagiert Fentje zu seiner Verteidigung. Diese glaubt im Gegensatz zur Polizei an seine Unschuld und versucht, einen alternativen Täter zu finden. Dabei trifft sie auf den Journalisten Niklas John, der eine Story wittert. Als die Polizei ein mögliches Motiv für den Mord an Sabrina Dierks durch Tobias Asmus präsentiert und eine Verbindung zu zwei verschwundenen Schülerinnen von Sabrina herstellt, gerät Fentje zunehmend unter Druck. Nach anfänglichen Reibereien mit Niklas arbeitet sie mit dem selbstbewussten Journalisten zusammen, um Tobias' Unschuld zu beweisen. 

"Akte Nordsee - Am dunklen Wasser" ist der Auftaktband einer neuen Buchreihe der Bestsellerautorin Eva Almstädt, der die/ den Leser*in weg von der Ostsee hin an die Nordsee führt. Zentrale Figur der Krimireihe ist kein(e) polizeiliche(r) Ermittler(in), sondern eine Rechtsanwältin, die erstmalig als Strafverteidigerin agiert. 

Der Roman ist aus wechselnden Perspektiven geschildert, wobei diese sich nicht kapitelweise zwischen den beiden Hauptfiguren Fentje und Niklas abwechseln, sondern auch innerhalb der Kapitel abschnittsweise weitere Nebencharaktere involvieren. Daraus ergeben sich immer mehr Anhaltspunkte, dass es sich bei dem Mord an der Lehrerein nicht um eine Beziehungstat handelt, sondern weit mehr dahinter steckt. 
Während Fentje auf Empathie setzt und auf der Suche nach der Wahrheit ist, um die Tat aufzuklären und ihren Mandanten zu entlasten, geht Niklas als investigativer Journalist forscher vor und scheint dabei insbesondere die nächste Schlagzeile im Blick zu haben. Sie laufen sich bei ihren eigenen Recherchen immer wieder über den Weg und merken, dass sie den Fall besser gemeinsam vorgehen und legen dabei ihre Antipathien ab. 
Die Ermittlungen der Polizei bleiben im Dunkeln, wobei offensichtlich ist, dass dort nicht "in alle Richtungen" ermittelt wird, sondern der Lebensgefährte gemäß der Statistiken als Täter bereits feststeht.  

Die tote Lehrerin, die verschwundenen Schülerinnen, das Projekt des Pastors - es werden reichlich falsche Fährten gelegt, was den Fallkomplex schier undurchschaubar macht. Ob dabei tatsächlich ein Ermittlerteam aus Anwältin und Journalist gewiefter sein kann, als Polizei und Staatsanwaltschaft, sei dahingestellt. Der Küstenkrimi sorgt zwar nicht für Nervenkitzel, entwickelt jedoch eine solide Grundspannung und ist durch so manche amüsante Szene auf dem Hof der Großeltern unterhaltsam und leicht zu lesen. Das Motiv des Täters und die Auflösung des Falls, die sich im letzten Drittel in die Länge zieht, empfand ich im Vergleich zum spannenden Einstieg in den Roman als enttäuschend. Die vielen falschen Fährten wirkten damit völlig überflüssig. Auch das am Ende doch sehr forsche und selbstgefällige Auftreten von Fentje und Niklas bei ihren eigenwilligen Ermittlungen empfand ich als ein wenig abenteuerlich und nicht wirklich glaubhaft. 
Nichtsdestotrotz fand ich Fentje und ihre kleine Kanzlei auf der Schaffarm sympathisch, so dass ich der Buchreihe mit einem spannenderen Fall noch eine Chance geben würde. 

1 Kommentar:

  1. Schade, dass es Dich nicht so gut unterhalten konnte. Ich habe es mir bereits zwei Mal angehört und bin sehr begeistert. ☺

    Liebe Grüße - Lenchen ♥

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