Freitag, 10. September 2021

Buchrezension: Sofia Lundberg - Der Weg nach Hause

Inhalt:

Es ist Sommer auf Gotland. Viola, die seit jeher auf der Insel lebt, verbringt glückliche Tage umgeben von ihren Töchtern, Enkeln und Urenkeln. Doch ein Anruf aus Paris stellt ihr Leben auf den Kopf. Jahrzehntelang hat sie die Stimme ihrer besten Freundin nicht gehört und jetzt teilt Lilly ihr mit, dass sie sterben wird. Viola steht unter Schock. Denn mit einem Mal sind sie wieder da – die längst verdrängten Erinnerungen an die Vertraute aus Kindertagen. Kurzerhand beschließt Viola nach Paris zu reisen, um Lilly zu suchen. Denn sie weiß, dass sie keinen Frieden finden wird, ehe sie nicht erfährt, warum Lilly damals ohne ein Wort verschwand. 

Rezension:

Am 12. August 2019 erhält die 80-jährige Viola auf Gotland einen Anruf von ihrer ehemals besten Freundin Lily. Diese verabschiedet sich in kurzen Worten von ihr, da sie sterben werde. Seit mehreren Jahrzehnten hatten die beiden keinen Kontakt mehr zu einander. Lilly hatte Schweden zusammen mit ihrem Bruder Alvin in den 1960er-Jahren verlassen und hat in Frankreich Karriere als Jazzsängerin gemacht, während Viola heiratete und Mutter zweier Töchter geworden und inzwischen sogar Uroma ist. 
Viola hat Lilly all die Jahre vermisst und nicht verstanden, warum der Kontakt so abrupt abgebrochen ist. Sie hofft, dass es noch nicht zu spät ist und beschließt nach Paris zu reisen, um Lilly noch einmal zu sehen. 

Der Roman handelt rückblickend von den frühen 1950er- bis in die späten 1960er-Jahre und schildert die Kindheit, Jugend und die ersten Schritte der Karriere von Lilly. Dabei wird in jedem Jahr jeweils der 12. August beschrieben, der für Lilly eine besondere Bedeutung hat. Auch in der Gegenwart wird nur der Verlauf diese Tages im Jahr 2019 geschildert. 

Während die Jahre der Kindheit noch detailreich erzählt werden und deutlich zu spüren ist, welche enge Freundinnen Viola und Lilly doch sind, sind die Jahre danach nur noch fragmenthaft. Das Geheimnis, das die beiden Freundinnen trennte, ist für den Leser leicht zu durchschauen, was dem Roman die Dramatik und Spannung nimmt. Auch wenn man als Leser ahnt, warum sich Lilly nach Frankreich abschottet und nie wieder nach Schweden zurückkehrte, ist nicht wirklich nachvollziehbar, warum sie damit die innige Freundschaft zerstörte und erst im hohen Alter den Mut aufbrachte, die Wahrheit zu sagen. Der Zeitpunkt für ihre Reue scheint rein willkürlich gewählt. 

Der Roman enthält viele berührende Momente. Die Lebenswege der beiden Frauen empfand ich jedoch als zu knapp umrissen, was dem Ein-Tages-Erzählstil geschuldet ist. Auch ihre Verhaltensweisen konnte ich nicht immer nachvollziehen, weshalb es der Geschichte für mich an Glaubwürdigkeit fehlte. 
Die beiden Romane "Das rote Adressbuch" und "Ein halbes Herz" von Sofia Lundberg konnten mich dagegen mehr überzeugen. 

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