Sonntag, 12. September 2021

Buchrezension: Judith Merchant - Schweig!

Inhalt:

Eigentlich muss Esther ihr Weihnachtsfest mit Ehemann und Kindern in der Stadt vorbereiten: einkaufen, Tanne besorgen – es wäre genug zu tun. Doch ihre Schwester Sue, die seit ihrer Scheidung völlig allein in einem riesigen Haus tief im Wald lebt, geht ihr nicht aus dem Kopf. Und so setzt sie sich ins Auto und fährt los. Aber nur um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist und ob Sue zumindest ihre Tabletten nimmt. In die Stadt einladen kann sie sie nicht. Denn was, wenn sie wieder durchdreht – wie letztes Jahr? Am Haus im Wald angekommen, stellt Esther fest, dass Sue sie loswerden will. Was hat sie zu verbergen? Ein Schneesturm setzt ein. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit kommen die Schwestern ins Gespräch, und kein Stein bleibt auf dem anderen – bis eine der beiden zum Messer greift. Während der Schnee alles verdeckt und jedes Geräusch erstickt. 

Rezension: 

Am Tag vor Heiligabend fährt Esther zu ihrer Schwester, um sie zu besuchen und ihr ein Geschenk zu bringen. Sie macht sich Sorgen um Sue, die sie liebevoll "Schnecke" nennt und die seit ihrer Scheidung ganz allein in einem großen Haus im Wald wohnt. Sie möchte sie überreden, Weihnachten bei ihrer und ihrer Familie zu verbringen, auch wenn dies letztes Jahr in einem Desaster endete. 
Sue ist gewohnt abweisend und sichtbar genervt von ihrer überfürsorglichen Schwester. Sie möchte sie am liebsten so schnell wie möglich wieder loswerden, doch Esther ist hartnäckig und dann steht plötzlich auch noch ihr Ehemann Martin vor der Tür, der sich einerseits Sorgen um seine Frau macht, andererseits aber ihrem Druck und Heile-Welt-Gehabe kaum noch standhalten kann. 

"Schweig!" ist ein Psychothriller, bei dem nichts so ist, wie es scheint. Hat man zu Beginn das Gefühl, die familiäre Konstellation durchschaut zu haben, wird man bald eines besseren belehrt. Die Handlung des Romans ist räumlich auf die Villa im Wald und Esthers Zuhause sowie die drei Protagonisten beschränkt. Es herrscht alles andere als eine besinnliche Weihnachtsstimmung so kurz vor Heiligabend. Die Schwestern liefern sich einen Schlagabtausch und machen sich gegenseitig Vorwürfe, die bis in die Kindheit zurückreichen. Dabei ist es interessant zu sehen, wie sich die Wahrheit dehnt und welcher Perspektive man Glauben schenken darf. Durch Martins ergänzende Sicht und die des kleinen Mädchens wird klar, was in der Familie im Argen liegt. 
Die Stimmung in der Villa ist bedrohlich und es ist spürbar, dass es die ungesunde Beziehung zwischen den beiden Schwestern in diesem Jahr eine Katastrophe auslösen wird. 
Es ist eine dramatische Familiengeschichte, die spannend inszeniert ist, durch authentische Charaktere überzeugt und rein durch die Dialoge und vergiftete Stimmung Nervenkitzel verursacht. 

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