Donnerstag, 25. März 2021

Buchrezension: Nicola Karlsson - Ungehorsam

Inhalt:

Die fünfzehnjährige Lara ist verschwunden. Als die Polizei abwiegelt, macht sich ihre Mutter Rebekka selbst auf die Suche. Sie stößt auf eine Gruppe junger Aktivistinnen, denen die friedlichen Klimaproteste im Land nicht weit genug gehen. Alles deutet darauf hin, dass Lara bei ihnen ist, um für mehr soziale Verantwortung zu kämpfen – und dass ihnen jedes Mittel recht ist.
Mitreißend, klar und mit großer Empathie erzählt Nicola Karlsson vom Ringen einer Mutter um das Vertrauen ihrer Tochter und von einer Generation, die bereit ist, zur Rettung ihrer Zukunft Grenzen zu überschreiten. 

Rezension: 

Als die fünfzehnjährige Lara spurlos verschwindet, macht sich ihre Mutter Rebekka auf eigene Faust auf die Suche nach ihrer Tochter, nachdem sie von der Berliner Polizei keine Unterstützung erhält. Ein fehlender Rucksack sowie eine Isomatte deuten darauf hin, dass Lara freiwillig abgehauen ist, schließlich hatten sich die Streitigkeiten mit ihrer Mutter gehäuft. 
Bei ihren Nachforschungen findet Rebekka heraus, dass sich Lara militanten Klimaschützern angeschlossen hat und sich vermutlich bei einer Gruppe von Aktivistinnen versteckt hält. Doch selbst als Rebekka es schafft, sich der Gruppe anzunähern und eine Freundin von Lara kennenlernt, findet sie den Aufenthaltsort ihrer Tochter nicht heraus. Durch den Kontakt zu der Gruppe und einem Aufkommen von Verständnis für das Ziel, für das sie kämpfen, reflektiert Rebekka ihr Verhalten gegenüber ihrer Tochter und bereut, wie wenig Mühe sie sich gegeben hat, Verständnis für deren Ängste um die drohende Klimakatastrophe aufgebracht zu haben. Auf ihrer Suche kommt sie Lara damit zumindest mental näher. 

Der Roman beginnt mit der Sorge einer Mutter um ihre verschwundene Tochter. Dabei wird die Entfremdung der beiden deutlich, denn Rebekka hat keine Ahnung, mit welchen Freunden sich Lara umgeben hat und eine falsche Erwartungshaltung an den Tag gelegt, indem die Schule und ein gutes Abitur wichtiger waren, als ein Engagement für Umwelt- und Tierschutz. 
Bei der Suche nach Lara rückt der Fokus des Romans bald auf die die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen, auf den Klimawandel und die Angst um die Zukunft des Planeten. Die junge Generation geht erschrocken von den Bränden in Brandenburg auf die Straße, um ein Zeichen zu setzen und durch einen friedlichen Protest, Menschen zum Nachdenken und Umdenken zu bewegen und von den Politikern Maßnahmen statt alleiniges Lamentieren zu fordern. Rebekka ist plötzlich mittendrin - nicht bei den friedlich Protestierenden sondern bei einer Gruppe extremer Klimaschützer, die in den Medien bereits als Ökoterroristen bezeichnet werden. Sie schüren durch Gewalt Ängste, um Aufmerksamkeit für ihre Sache zu erlangen. 

"Ungehorsam" ist das Verhalten der Extremisten. Ihr Ziel  - die Rettung des Planeten - ist für uns alle relevant und ohne Frage bedeutungsvoll und unterstützenswert. Ihre Aktionen, bei denen unschuldige Menschen gefährdet werden, sind es dagegen nicht. 
Der Roman dreht sich um die Entfremdung der Generationen von einander, aber auch um die Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt. Er handelt vom Loslassen können und zeigt auf, dass es ausreichend sein kann, seinen Kindern den Weg zu ebnen, sie letztlich aber ihren eigenen Weg gehen zu lassen. 
Es ist ein aktueller, aufwühlender Roman, der zum Nachdenken anregt und die Umweltzerstörung anprangert. Er zeigt dabei, wie weit Menschen für ihre Ideale gehen und dass im Kleinen und im Großen ein Umdenken geschehen muss, um die Generationen nicht weiter auseinanderdriften zu lassen und Maßnahmen zu ergreifen, damit die Generation Z noch eine Zukunft hat, die erstrebenswert ist. Eine derart massive Vorgehensweise, wie sie in dem Roman beschrieben ist, kann nicht die Lösung sein. 
Während die Umweltthematik und die damit verbundene Gewalt eindringlich dargestellt sind, hatte ich mir die Suche nach Lara spannender vorgestellt. Sie als Person, ihre Motivation, Wut und/ oder Verzweiflung, die sie dazu veranlasst haben, ihr Elternhaus klammheimlich zu verlassen, bleiben etwas außen vor. 

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