Montag, 14. Dezember 2020

Buchrezension: David Nicholls - Sweet Sorrow

Inhalt: 

Charlie Lewis hält sich für den durchschnittlichsten Typen überhaupt. Bis er Fran Fisher trifft. Sie ist selbstbewusst, redet klug über Musik und Bücher, nur ihretwegen schließt Charlie sich der wahrscheinlich uncoolsten Theatergruppe Englands an. Bei den Proben zu Romeo und Julia verlieben sie sich ineinander, und einen Sommer lang sieht es so aus, als würde ihre Liebe ewig halten. Fast zwanzig Jahre später ist Charlie im Begriff, seine Freundin Niamh zu heiraten, als er zu einem Ehemaligentreffen der Theatergruppe eingeladen wird. Was wohl aus Fran geworden ist? Ein großer Roman über den einen Sommer, der alles verändert. 

Rezension: 

Charlie Lewis ist sechzehn Jahre alt, als seine Eltern sich trennen und seine Mutter mit seiner jüngeren Schwester Billie zu ihrem neuen Lebensgefährten zieht. Charlie bleibt gegen seinen Willen bei seinem Vater, der seit dem Konkurs seines Plattenladens depressiv ist und sich nach dem Auszug seiner Frau noch weiter zurückgezogen hat. Im Sommer nach seinem Schulabschluss sind die Aussichten auf einen Collegeplatz schlecht und Charlie nimmt auch aufgrund der finanziellen Lage stundenweise einen Job in einer Tankstelle an. Den Rest seiner Freizeit kann er nicht in dem traurigen Haus bei seinem Vater verbringen, hängt stattdessen draußen herum, wo ihm zufällig Fran Fisher begegnet. Diese probt gerade mit ihrer Theatergruppe. Charlie ist fasziniert von Fran und um sie wiederzusehen, schließt er sich widerwillig der Gruppe an und übernimmt die Rolle des Benvolio in Shakespeares "Romeo und Julia". 
Zwanzig Jahre später steht Charlie kurz vor seiner Hochzeit mit Niamh, als diese ihn immer wieder nach seiner ersten Liebe fragt. 

Aufgrund des Klappentextes bin ich davon ausgegangen, dass das Buch von dem erwachsenen Charlie handelt, der zweifelt, ob es die richtige Entscheidung ist, seine Verlobte zu heiraten, als er an seine erste Liebe zurückdenkt. Tatsächlich handelt das Buch aber von dem jugendlichen Charlie, der nach der Schule in den Tag hineinlebt, enttäuscht von der Trennung seiner Eltern ist und aufgrund der prekären finanziellen Situation die Kunden der Tankstelle betrügt. Als er Fran kennenlernt, ist er nur noch auf sie fixiert und nimmt an den Theaterproben teil, um sie zu sehen. Diese Anbahnung zieht sich so unfassbar lange über 300 Seiten hinweg, dass ich mehrfach geneigt war, das Buch abzubrechen. Nicht nur, weil Charlies hilflose Verliebtheit so langatmig in Szene gesetzt wurde, sondern weil auch keinerlei Romantik oder Emotionen spürbar waren. Ihre Beziehung dauert weder lang, noch ist sie intensiv, sondern eine banale Teenagerliebe, was die Geschichte in der Gegenwart schon fast absurd macht. 
Sie spielte aber ohnehin fast keine Rolle und wurde auf wenigen Seiten auf kurze Dialoge zwischen Charlie und Niamh beschränkt, die beide fremd blieben. Wie sich die beiden kennenlernten und warum Niamh wiederholt nach Charlies erster Liebe fragt, erschließt sich nicht. 

"Sweet Sorrow" habe ich mehr als Jugendbuch über einen Loser empfunden, der am Ende doch noch die Kurve kriegt, aber keine erwachsene Liebesgeschichte mit einer Entscheidung zwischen zwei Frauen, wie ich sie eigentlich erwartet hatte. Wer sich also darauf einlässt, ein Buch über die Probleme eines Heranwachsenden zu lesen und dabei keinen Wert auf große Gefühle legt, wird an "Sweet Sorrow" Gefallen finden. 



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