Samstag, 19. Dezember 2020

Buchrezension: Kate Morton - Die Tochter des Uhrmachers

Inhalt: 

Birchwood Manor 1862: Der talentierte Edward Radcliffe lädt Künstlerfreunde in sein Landhaus am Ufer der Themse ein. Doch der verheißungsvolle Sommer endet in einer Tragödie – eine Frau verschwindet, eine andere stirbt.
Über hundertfünfzig Jahre später entdeckt Elodie Winslow, eine junge Archivarin aus London, die Sepiafotografie einer atemberaubend schönen Frau und die Zeichnung eines Hauses an einer Flussbiegung. Warum kommt Elodie das Haus so bekannt vor? Und wird die faszinierende Frau auf dem Foto ihr Geheimnis jemals preisgeben? 

Rezension: 

Elodie Winslow arbeitet in einem Archiv in London und entdeckt im Sommer 2017 in einer Aktentasche, die durch einen Zufall gefunden wurde, die Fotografie einer jungen Frau und das Bild eines Hauses, das sie spontan an eine Geschichte erinnert, die ihre verstorbene Mutter, eine berühmte Cellistin, ihr als Kind erzählt hat. Elodie möchte herausfinden, wer die hübsche Frau auf dem Bild ist, bei der es sich vermutlich um die Muse des Malers Edward Radcliffe handelt, der das Haus gezeichnet hat, denn sie spürt, dass das Anwesen auch etwas mit ihrer eigenen Familie zu tun hat. Es ist eine Vermutung, in der sie sich bestätigt fühlt, als sie mit ihrem Onkel darüber spricht, der jedoch beharrlich schweigt.  

"Die Tochter des Uhrmachers" ist ein Roman, der auf mehreren Zeitebenen handelt, wobei die Gegenwart von Elodie handelt, die mit den Vorbereitungen für ihre Hochzeit beschäftigt sein sollte, sich stattdessen aber lieber in die Arbeit im Archiv stürzt, um den Zusammenhang zwischen dem Bild des Hauses und ihrer eigenen Familiengeschichte aufzudecken. 

In der Vergangenheit wird der Roman ab 1862 geschildert, wobei große Zeitsprünge erfolgen und zudem die Perspektiven in jedem Abschnitt wechseln. Ein roter Faden ist nur die Geisterstimme einer Frau, die in Birchwood Manor, dem gezeichneten Anwesen, spukt. 

In der Regel finde ich bei solchen zweigeteilten historischen Romanen die Vergangenheit interessanter und spannender als die Erzählstränge der Gegenwart, aber hier empfand ich die Vergangenheit so zusammengestückelt und lückenhaft und derart überladen von Personen aus deren Sicht die Geschichte weitergesponnen wird, dass ich immer wieder den Überblick verloren habe, wie diese Person mit denen in den Abschnitten davor zusammenhing. Durch den steten Wechsel ist es aus nicht gelungen, den Personen nahe zu kommen oder ihre Rolle in dem Roman zu erkennen. 
Dankbarer ist der Erzählstrang der Gegenwart, wobei der mir wiederum zu sehr konstruiert war und die geplante Hochzeit fehl am Platz wirkte. 

Ich fand den Roman in weiten Teilen zäh und langatmig. Während ich den Aufhänger um den Maler, seiner geheimnisvollen Muse, seiner verstorbenen Verlobten und den gestohlenen Edelstein ganz interessant fand und auch die Recherchen von Elodie diesbezüglich hätten spannend sein können, fand ich den elendlangen Mittelteil, bei dem der Bezug zu den Ereignissen 1862 und Elodies Suche in der Gegenwart viel zu weit weg war, ermüdend zu lesen. Einziger Bezugspunkt war Birchwood Manor als Landhaus des Künstlers Radcliffe, das im Laufe der Jahre Unterkunft für andere Personen bot und auch als Internat sowie zuletzt als Museum fungierte. 
Es ist ein Roman, durch den ich mich durchgequält habe und auf einen Aha-Effekt am Ende hoffte. Die Geschichte in der Vergangenheit war mir jedoch zu zusammenhanglos, distanziert und undurchschaubar und der Impuls, der die wesentlich kürzere Geschichte in der Gegenwart auslöste, zu weit hergeholt. 



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